MISSION weltweit – Ausgaben 2018

www.liebenzell.org MISSION Ungeschminkt und ohne Maske Mit Sonderbeitrag von Esther Kenntner Japan: Ich hasste die Blicke der anderen! Spanien: Die unsichtbare Schale Bangladesch: Ich dachte, ich trüge keine Masken AUSGABE 1/2 – JANUAR / FEBRUAR 2018

2 14 10 darum geht’s 4 Ungeschminkt und ohne Maske Martin Auch 5 Japan: ich hasste die Blicke der anderen! Lothar Sommer 6 Spanien: die unsichtbare schale Tabea Köhler 8 Bangladesch: ich dachte, ich trüge keine masken Anne Strauß 10 Kanada: Fassade oder ungeschminkt? Rita Mattmüller 12 Burundi: Jacques und seine zwei gesichter Alexander Biskup 13 Sambia: Fassade, Frust und Vorbild Benjamin und Deborah Wagner 14 Malawi: Wenn masken fallen Tobias und Sarah Müller sOnderBeitrag 18 Masken – hoffentlich sieht mich (k)einer Esther Kenntner impuLs 3 Ich bin ein Liebenzeller! Johannes Luithle ratLOs 21 Ratlose Mission!? LieBenZeLLer missiOn aKtueLL 17 Aha-Erlebnis am Äquator 22 Darf ich vorstellen: Teens in Mission, impact 27 Malawi: Radio Lilanguka ist auf Sendung 27 Ecuador: Im Traum gewarnt 27 Danke für Ihre Hilfe! 28 Malawi: Wiedersehen nicht erst im Himmel 28 Deutschland: Christus für Afghanen und Araber ihL und ita KOnKret 24 Neue Studenten an der IHL 25 Aktuelles von der ITA persÖnLiChes 23 neue missionare vorgestellt 26 missionare unterwegs 26 Familiennachrichten das empFehLen Wir 16 Buchtipps und neuerscheinungen 26 medien der Liebenzeller mission 29 tipps und termine 31 tV-programm Januar/Februar Was maChen eigentLiCh … 32 … Fritz und Sieglinde Urschitz? 31 impressum das erwartet mich 6 Titelbild: Kreativ geschmückter Mann in Niksek/Papua-Neuguinea. Die Menschen in dieser Region südlich des Sepik werden von der Außenwelt kaum wahrgenommen. Foto: Gerhard Stamm Schönheit beginnt in dem Moment, in dem du selbst entscheidest, du selbst zu sein! Make-up oder Maske bedeutet nicht, perfekt auszusehen. Es geht darum, die eigene Individualität und Schönheit zu unterstreichen. Sarah Vangelis ist verheiratet, hat drei Kinder und ist selbstständige Visagistin Als „Königskinder“ haben wir eine neue Identität, die Frieden und Gottvertrauen schenkt. Mit jeder noch so liebgewonnenen und gut funktionierenden Maske verstecken wir geliebte und perfekte Ebenbildlichkeit Gottes. Philemon Klein studiert theologie/ soziale arbeit an der ihL Zum Thema dieser

missiOn weltweit 1–2/2018 18 Die meisten von Ihnen kennen Bad Liebenzell vom Missionsberg her. Viele kommen zu den Missionsfesten angefahren und haben sicherlich nur eines im Blick: Auf ins liebe Zelt. Andere kennen Bad Liebenzell vom Baden her. Das Heilbad lädt ein zum Schwimmen und Saunieren. Zum Ruhen und Flanieren. Ein Heilbad gegen Rheuma, Erschöpfung und Gefäßkrankheiten. Rein ins Wasser und reingewaschen wieder raus. Krank sich reinlegen und gesund wieder aufstehen. So wünschen wir uns das Heilwasser. Und wem die äußere Anwendung zu wenig ist, kann sich noch am Heilbrunnen bedienen. Flasche um Flasche abgefüllt mit bestem Wasser aus der Region. Der langjährige Chef von Mineralbrunnen Bad Liebenzell war überzeugt: „Sei heller, trink Liebenzeller.“ Und tatsächlich: Die Flaschenproduktion hat sich unter dem hellen Kopf in den 1970er- und 1980er-Jahren vervielfacht. Bad Liebenzell steht für Heilwasser. Ob Wasser zum Baden oder zum Trinken. Es wirkt heilsam und erquickend. Deshalb ist Bad Liebenzell der perfekte Standort für eine Mission. Wir haben hier eine Heilquelle, die richtig sprudelt. Sie versorgt Studierende, Mitarbeiter und viele Menschen, die tagtäglich auf den Missionsberg und ins Monbachtal kommen. Das Heilwasser fließt vom Heiland her. Der Gekreuzigte ist unser Brunnen. Wie erfrischend! Wie heilsam! Liebenzell und Heilbrunnen. Das gehört zusammen. Quellen und Brunnen haben die Eigenschaft, dass sie fließen. Deshalb wird das Wasser abgefüllt. Rund 45 Millionen Füllungen im Jahr verlassen Bad Liebenzell und erfreuen Menschen in der näheren und weiteren Umgebung. Wie viele Füllungen Lebenswasser wohl jedes Jahr aus Liebenzell in alle Welt fließen? Ich weiß es nicht. Aber wenn Sie die neue Ausgabe von „Mission weltweit“ durchblättern, sehen und lesen Sie von Menschen, bei denen das Heilwasser angekommen ist. Ich komme gerne nach Liebenzell. Zum Heilbad. Zur Heilquelle. Zum Heiland. Ihr Johannes Luithle, Pfarrer ich bin ein Liebenzeller! 3 ab dem 1. Januar ist das so. ich habe dann meine Zelte, zumindest mein arbeitszelt, in Bad Liebenzell aufgeschlagen. aKtueLLe inFOs O im Internet unter: www.liebenzell.org O in der wöchentlichen Gebetsmail (bitte anfordern): www.liebenzell.org/ gebetsanliegen O vomBand abhören: telefon 07052 17-111 O in der LM-App „meine mission“ unter www.liebenzell.org/app spenden Liebenzeller mission sparkasse pforzheim Calw iBan: de27 666500850003 3002 34 BiC: pZhsde 66 die Liebenzeller mission ist als gemeinnützig anerkannt. spenden, schenkungen und Vermächtnisse müssen nicht versteuert werden. Bitte vermerken sie den beim artikel angegebenenSpendencode auf ihrer Überweisung, wenn sie diese arbeit unterstützen möchten. herzlichen dank! Mithelfen: SPENDENCODE 1440-32 Mithelfen: SPENDENCODE 1440-32 Impuls

4 darum geht‘s und Arbeitswirklichkeit. Was wir seither taten und glaubten, war weitgehend akzeptiert. Weil das aber immer weniger zum neuen Anstrich einer neuen Zeit gehört, sind wir herausgefordert. ● Lassen wir unsere Identität in Christus nicht von der Schminke der Gleichmacherei übertünchen. ● Lassen Sie uns miteinander ungeschminkt zu dem stehen, was der Lüge und dem Betrug Satans entgegensteht. ● Lassen Sie uns miteinander mutig sein und die Gute Nachricht von Jesus allen Menschen in Weisheit und Liebe ungeschminkt weitergeben. Die Berichte auf den folgenden Seiten und den Sonderbeitrag von Esther Kenntner werden Sie mit Schmunzeln, Kopfschütteln oder – wenn Sie sich selbst wiederfinden – mit innerer Zustimmung und Betroffenheit lesen. Ehrlichkeit bewirkt Anklage und Befreiung, und manchmal liegt beides sehr nah beieinander. Die Aufgabe des Evangeliums ist es, zur Wahrheit zu helfen. Dabei ist Jesus selbst die Wahrheit (Johannes 14,6), und sein Markenzeichen ist die Barmherzigkeit (Matthäus 9,13). Mit ihm können wir sehr gut und am besten „ungeschminkt“ leben. Gerne möchten wir Ihnen die Jahreslosung* aus Offenbarung 21,6 zusprechen: „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle lebendigen Wassers umsonst.“ Mit dieser Verheißung können wir mutig in ein neues Jahr gehen. Wir wünschen Ihnen die Gewissheit und Erfahrung dieser Zusage Gottes. Herzliche Grüße vom Missionsberg Ihr Martin Auch, Missionsdirektor Interessant ist diese Beobachtung auch aus interkultureller Sicht. Die Artikel aus aller Welt zeigen, dass es zwar unterschiedliche kulturelle Ausprägungen gibt. Aber Menschen aus allen Kulturen ziehen es im Konfliktfall vor, sich zu verbergen. Das erinnert an unsere Ureltern. Als sie im Garten Eden gegen Gottes Anweisung handelten, schämten sie sich und wollten nicht zu ihrem Versagen stehen: „Und Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes des HERRN zwischen den Bäumen im Garten.“ 1. Mose 3,8 Das Versteckspiel gehört seit dem Sündenfall, diesem einschneidenden Ereignis, zu unserem Abwehr- und Vermeidungsmechanismus. Die Trennung von Gott bewirkt, dass wir uns Wahrheit, Transparenz und Offenheit zwar wünschen, aber darum kämpfen müssen. Durch den trennenden Graben stehen wir grundsätzlich auf der falschen Seite. Der Sund wird zur Sünde. Das gehört zu unserem Menschsein. Es betrifft alle. Überall. Unser Hang, Masken zu tragen, hat seinen Ursprung in der tiefen inneren Krise der Menschheit: Sie ist von Gott getrennt! In der westlichen Welt wird es schwerer, für die Wahrheit der Bibel einzustehen. Christliche Werte, die seit vielen Epochen unsere Gesellschaft prägten, werden systematisch demontiert. Für Christen und christliche Gemeinden bewirkt das eine neue Lebens- Verstecken und täuschen – warum haben wir menschen einen grundsätzlichen hang dazu? Warum ist diese neigung stärker, als offen und klar zu dem zu stehen, was sache ist? ungeschminkt und ohne maske * Auf Wunsch senden wir Ihnen ein Poster mit der Jahreslosung 2018 für Ihre Gemeinderäume und für Ihr Zuhause. Hinweise dazu finden Sie auf Seite 26.

5 Japan darum geht’s missiOn weltweit 1–2/2018 FOTOS: PRIVAT Als er Kind und Jugendlicher war, gab es kaum Ausländer in der Gegend. Samuel hasste es, deshalb täglich auf der Straße angestarrt zu werden! Er wollte nicht anders sein. Er wollte einfach so sein wie alle anderen. Und um nicht länger angestarrt zu werden, setzte Samuel immer öfter eine Maske auf. Keine aus Stoff oder Holz – seine Maske bestand daraus, die Leute mit bösen Blicken anzuschauen. Dazu wählte er einen Lebensstil, der ihn nach außen noch härter und gefährlicher wirken ließ. Aber hinter dieser Maske hatte er keine Hoffnung. Als Jugendlicher schloss er sich einer Motorradbande an. Er begann zu stehlen und geriet oft in Schwierigkeiten. Der Höhepunkt – oder soll man Tiefpunkt sagen? – war erreicht, als er mit 18 Jahren zusammen mit einem Freund in einem gestohlenen Auto wohnte. Ohne Führerschein und ohne Perspektive zogen sie umher. Während dieser Jahre haben seine Eltern nicht aufgehört, für ihn zu beten. Um Samuel vor sich selbst zu schützen, beteten sie, dass die Polizei ihn erwischt und einsperrt. Gott hat dieses Gebet erhört. Nachdem Samuel siebenmal geschnappt wordenwar, musste er für ein Jahr ins Gefängnis. Seine Eltern besuchten ihn jeden Monat. Sie versicherten ihm, dass sie ihn niemals aufgeben würden. Ganz egal, wie sein Leben weitergehen würde. Immer wäre er ihr geliebter Sohn. Wende im Knast In diesem Moment konnte Samuel Gottes bedingungslose Liebe sehen, und er begann zu verstehen, was der Tod Jesu am Kreuz für ihn persönlich bedeutet. Noch in dieser Nacht erlaubte er Jesus, hinter seine Masken zu schauen, und er bat ihn, sein Leben zu verändern. Das war der Beginn seiner Beziehung zu Gott und eines neuen Lebens. Nachdem er aus dem Gefängnis entlassen worden war, änderte sich sein Leben nicht schlagartig zum Guten. Er arbeitete tagsüber als Hilfsarbeiter auf einer Baustelle und holte abends seinen Schulabschluss nach. Noch immer war er voll krimineller Energie. Aber Schritt für Schritt führte ihn Gott auf den rechten Weg. Samuel lernte mehr und mehr, ihm zu vertrauen. Er entdeckte in der Bibel, wie sehr sich sein Vater im Himmel freut, wenn jemand zu ihm umkehrt: „Aber jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen; denn dieser hier, dein Bruder, war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden.“ Lukas 15,32 Als Samuel begann, ohne Masken vor Gott zu stehen, fühlte er sich genau wie dieser Sohn, der tot, aber nun wieder lebendig war. Heute ist Samuel in unserer Gemeinde für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig. Hier steht er eher in der Gefahr, sich hinter einer „frommen Maske“ zu verstecken. Aber mit seinem fröhlichen Gesicht ist er ein großes Vorbild dafür, dass man ungeschminkt vor Gott stehen und vor ihm seine Masken ablegen kann. Lothar Sommer ● Lothar und Tabea Sommer haben zwei Kinder, leben seit 2008 in Japan und arbeiten in einer Gemeinde in Yokohama-Hongodai. Dort sind sie vor allem in der Jugendarbeit eingesetzt und möchten auch Wege zu den Menschen finden, die noch keinen Kontakt zur Gemeinde haben. Lothar war vor seiner Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission Krankenpfleger. Tabea ist Groß- und Außenhandelskauffrau sowie Heilerziehungspflegerin. menschen, die in der Öffentlichkeit einenMundschutz tragen, gehören zum alltäglichen Bild in Japan. Jährlich werden bis zu 4,4 milliarden gesichtsmasken verkauft, meist zum schutz vor Keimen. Viele nutzen die maske vor allem, um ihr gesicht zu verstecken. Längst sind die masken zu einem modeartikel geworden, den es mittlerweile in allen erdenklichen Farben und mustern gibt. Mithelfen: SPENDENCODE 1340-32 Japan „ich hasste die Blicke der anderen!“ das war, kurz zusammengefasst, der grund, warum samuel auf die schiefe Bahn geraten ist. als sohn eines japanischen pastors und einer französischen mutter sind er und seine geschwister sogenannte „half“, halb Japaner, halb ausländer. Samuel früher … … und heute

6 darum geht’s spanien Der Mann schaut mich erstaunt an: „Das ist mein Lebensmotto. Letztendlich steht doch jeder allein vor Gott. Es ist egal, wer wie über mich denkt oder was ich mache, am Schluss muss ich es doch mit Gott ausmachen und vor ihm verantworten.“ Ich bin platt. Wie viel Wahrheit darin steckt! Wir sprechen über Religionen, Terrorismus und Authentizität. Abschließend darf ich ihm sogar das Evangelium erklären und ihn in die Gemeinde einladen. Danach konnte ich nur lächelnd den Kopf schütteln, wie aus dem Abwimmeln ein interessantes, offenes Gespräch wurde! Dieser Mann hat etwas Grundlegendes verstanden: Wir können zu Gott so kommen, wie wir sind. Vor ihm müssen wir uns weder verstellen noch Masken aufsetzen aus Angst, nicht akzeptiert oder verletzt zu werden. Er hat uns geschaffen und liebt uns. In Spanien bewegt uns dieses Thema sehr, da viele Spanier diese Wahrheit entweder noch nicht kennen oder sich davor verschließen. Eigentlich ist es in unserem Ort sehr schwierig, mit Menschen sofort über den Glauben zu sprechen. Viele brauchen Jahre, bis sie sich öffnen und ganz ehrlich sagen, was sie glauben. Einige Ausnahmen durften wir jedoch schon erleben! Mit unserer Nachbarin haben wir zum Beispiel eine gute Beziehung – manchmal lassen wir beide Wohnungstüren offen, damit wir mehr Leben tei- len können und sie sich nicht so einsam fühlt. Eines Tages sagte sie zu Daniel: „Weißt du, wenn ich eine Frage über Gott habe, dann gehe ich nicht zum Priester, sondern zu dir, weil ich sehe, dass ihr euren Glauben wirklich lebt!“ Spanier können sich modisch ganz schön „in Schale werfen“, und manchmal kommt es mir so vor, als hätten die Menschen hier auch eine unsichtbare Schale angelegt, die sie nur zu Hause im vertrauten Kontext ablegen. In ihrer Familie können sie wirklich so sein, wie sie sind. Nach außen hin müssen sie gesellschaftlich ein gutes Bild abgeben, Fehler oder Negatives wird vertuscht oder beschönigt. Durch die fast 40-jährige Diktatur unter Franco sind die Spanier von Misstrauen geprägt. Jeman- den zu sich nach Hause einzuladen, ist etwas sehr Besonderes und Persönliches. Daher spielt sich das Leben auch auf der Straße ab: Man trifft sich in einem Café, mit den Kindern auf dem Spielplatz, eben auf ganz „neutralem“ Boden. Ihr werdet niemals zum engen Kreis gehören Peñíscola ist ein kleines weißes Dorf auf einer Halbinsel, umringt von einer dicken Stadtmauer und gekrönt von einer alten Templerburg. Eine herrliche Ansicht! Daher wimmelt es hier im Sommer nur so von Touristen. Eine sechs Kilometer lange Hotelkette verbindet Peñíscola mit Daniel und Tabea Köhler leben seit 2015 in Peñíscola an der Costa Azahar und arbeiten dort in einer Gemeindegründung mit. Sie haben eine Tochter. Daniel ist Krankenpfleger von Beruf und hat die Interkulturelle Theologische Akademie (ITA) in Bad Liebenzell absolviert. Tabea ist Sozialarbeiterin und Gemeindepädagogin. Sie ist in Chile aufgewachsen, wo ihre Eltern als Missionare arbeiten. Die unsichtbare Schale „Was bedeutet dein Tattoo?“, frage ich den Mann, der mir eine Versicherung an der Haustür andrehen will. Während er nach den Unterlagen kramt, sehe ich auf seinem Unterarm die Tätowierung. Ganz groß steht da: „Allein mit Gott“. Peñíscola liegt traumhaft am Mittelmeer.

7 missiOn weltweit 1–2/2018 spanien darum geht’s dem Nachbarort, und die Einwohnerzahl verzwanzigfacht sich im Sommer. „Schau dir unser Dorf an“, sagte unser Freund, „wir haben eine Mauer um uns herum.“ Als wir ihn fragten, wie denn ein „Peñiscolaner“ so denkt, meinte er metaphorisch: „Wir lassen hier keinen so schnell rein. Ihr werdet niemals zum engen Kreis dazugehören. Auch nicht nach 20 Jahren. Aber eure Tochter wird wahrscheinlich als Peñiscolanerin eines Tages dazugehören.“ Puh. Das sitzt! Im Winter wird das Dorf vernachlässigt, denn es lebt für und von den Touristen. Einen Monat vor Saisonbeginn werden jedes Jahr viele der weißen Häuser neu gestrichen und auf Vordermann gebracht. Die geschlossenen Hotels erwachen wieder und bekommen eine Grundreinigung. Die Straßen werden verbessert, und die ganze Stadt glänzt wieder in ihrer vollen Pracht. Eine wunderschöne Kulisse. Eine Kommunalpolitikerin meinte: „Unser Dorf lebt vom Schein. Was man nicht sieht, wird nicht repariert.“ Wie recht sie doch hat! Die Bewohner des Dorfes leiden darunter. Für sie gibt es kein tolles Feuerwerk an Silvester, für sie gibt es fast keine kulturellen Angebote in der Stadthalle, für sie werden nicht die Straßen repariert. Die Einwohner wachsen in einer Scheinstadt auf: Sie wissen, wie es den unterbezahlten und ausgebeuteten Arbeitern im Sommer geht. Sie wissen, wie unheimlich die leeren Hotels im Winter wirken. Sie sehen, wie wenig die Politik für sie übrig hat. Ohne Liebe werden wir nichts erreichen Wie können wir als Missionare diesen Menschen Gottes Liebe weitergeben? In einem Dorf, das eine sichtbare und unsichtbare Mauer um sich gebaut hat; mit Einwohnern, die sich von den Touristen abgrenzen wollen; in einer Gesellschaft, die noch Mauern der Diktatur im Kopf hat und Vergebung nicht kennt. Das ist für uns natürlich erst einmal gewöhnungsbedürftig und missionarisch eine Herausforderung. Letztes Jahr hat mich vor allem dieser Bibelvers begleitet und mich daran erinnert, dass ich nicht hinter die Kulissen, Mauern und Fassaden blicken kann – dass es aber einer tut: „Der Mensch sieht, was vor Augen ist. Der Herr aber sieht das Herz an.“ 1. Samuel 16,7b Daher nahmen wir uns gezielt Zeit, für das Dorf und die Menschen zu beten. Wir möchten uns von Gottes Liebe füllen lassen, um sie weiterzugeben. Ohne Liebe für die Menschen werden wir hier nichts erreichen. Ich bin überzeugt davon, dass Jesus die Mauern durchbrechen kann und wir mit Gebet, Geduld und Echtheit ihr Vertrauen gewinnen können. Weder Ziegel sammeln noch Mauern bauen Was wir den Spaniern erklären wollen, trifft uns erst einmal selbst: Wenn wir anfangen, selbst Ziegel anzusammeln und eine Mauer aufzubauen, können wir nicht erwarten, dass sie ihre abbauen. Ich kann so leicht eine Mauer bauen mit meiner Bitterkeit, Frustration und Verletzung. Dann ziehe ich mich zurück und werde gleichgültig und kalt. Genau hier greift Gottes Wahrheit ein und erinnert mich daran, Vergebung über Menschen und Situationen auszusprechen. Gottes Gnade und Jesu Vergebung müssen erst einmal durch mich hindurchsickern, bevor ich davon weitersagen kann. Ist es nicht ein Privileg, von der wunderbaren, freimachenden Botschaft Christi zu erzählen? Er befreite sein Volk aus der Sklaverei, er befreit uns von der Sünde, er kann Mauern zum Einstürzen bringen. Diesen Gott predigen wir – diese Wahrheit wollen wir vermitteln: Er ist ein Gott, der dich kennt. Der dich erdacht hat. Der dein Leben ganz verändern will. Gott macht frei von falschen Denkweisen, heilt die zerbrochene Identität und schenkt uns neues Leben. Tabea Köhler ● In Schale geworfen: Spanierin in traditioneller Kleidung bei einem Umzug. Peñíscolas Kehrseite: schmutzige Fassaden FOTOS: TABEA KÖHLER Mithelfen: SPENDENCODE 1780-32 Spanien

8 darum geht’s BangLadesCh Mit Verena Tschauner in Dhaka spontan hätte ich mich als jemanden beschrieben, der authentisch ist. und zwar so sehr, dass mein herz nicht nur auf der Zunge liegt, sondern sich auf meinem gesicht widerspiegelt. doch ich musste schmerzlich lernen, wie wichtig es ist, vor sich selbst, vor gott und dann auch vor menschen authentisch zu leben – sozusagen „ungeschminkt“. Mitte 2015 wurde ich psychisch krank. Erschöpfungsdepression oder Burn-out war die Diagnose. Eine leere Batterie ist wohl das Bild, das die Situation für mich sehr gut beschreibt, auch wenn die Emotionen und die Verzweiflung schwer in Worte zu fassen sind. Noch nie war ich so am Boden, noch nie war die Dunkelheit so präsent, spürbar und bedrückend. Dieses „Tal“ wünsche ich keinem! Um bei dem Bild von der Maske zu bleiben: Ich hatte eine ganze Auswahl davon – nur war mir das nicht bewusst. Hier drei Masken, die ich zu tragen versuch(t)e: Die Maske des guten Christen Im Alter von elf Jahren entschied ich mich bei einer Jugendkonferenz auf der Insel Manus in Papua-Neuguinea bewusst für ein Leben mit Jesus Christus. Ich hatte nie Zweifel daran, dass Jesus DER Weg, DIE Wahrheit und DAS Leben ist. Mein tiefer Wunsch, IHM von ganzem Herzen nachzufolgen und ihm zu dienen, war aufrichtig. Doch rückblickend sehe ich, dass ich über Jahre hinweg unbewusst versuchte, mir Gottes Liebe und Anerkennung zu verdienen. Ich setzte mich in der Gemeinde ein, wo und wie ich konnte. Ich fühlte mich gut dabei, „so viel“ für Jesus zu tun. Letztlich erlernte ich auch den Beruf der Krankenschwester, um in die Auslandsmission zu gehen, meines Erachtens die äußerste Form des aufopferungsvollen Dienens. Mithelfen: SPENDENCODE 1400-32 Bangladesch Denn nur durch seine unverdiente Güte seid ihr vom Tod errettet worden. Ihr habt sie erfahren, weil ihr an Jesus Christus glaubt. Aber selbst dieser Glaube ist ein Geschenk Gottes und nicht euer eigenes Werk. Durch eigene Leistungen kann man bei Gott nichts erreichen: deshalb kann sich niemand etwas auf seine guten Taten einbilden.“ EPHESER 2,8–9 Mit Silas unterwegs im Boot In Shantikutir während der Anfangszeit in Bangladesch ich dachte, ich trüge keine masken

9 BangLadesCh darum geht’s missiOn weltweit 1–2/2018 Zoobesuch mit Silas und Emma während des verlängerten Heimataufenthaltes FOTOS: SAMUEL UND ANNE STRAUSS; MASKEN: ATELIERARNOLD/CCVISION Die Maske der guten Mutter Ich dachte, es sei das Natürlichste der Welt, Mutter zu sein. Seit Eva gibt es sie, die Mütter. Und so wie Kinder geboren werden, so würde das mit dem Muttersein schon laufen. Ich würde wunderschöne, intelligente Kinder haben, die sich zu benehmen wissen und einen tollen Charakter haben. Das Lob würde mir beziehungsweise uns als Eltern gelten. Dass unsere Kinder nicht als Musterkinder auf die Welt kamen, erklärt sich von selbst. Ich war ständig (und bin manchmal noch) darum bemüht, das Bild der perfekten Familie, der Musterkinder und Mustermutter zu wahren. Diese Maske drohte mir oft abzufallen, und ich hatte große Angst, dass andere sehen, wie die wirkliche Mutter unter der Maske war: die, die ihre Kinder nicht „im Griff“ hat und meistens mit der Erziehung überfordert ist. Was hat sich verändert? Durch die erlebte Tiefe hat Gott mir alle meine Kraft, Masken aufzusetzen, genommen. Es ist ein schlimmes Gefühl, wenn man nichts mehr leisten und nichts mehr „darstellen“ kann! Aber das Erstaunlichste war, dass ich mich in dieser „Nutzlosigkeit“ wie nie zuvor von Gott angenommen und geliebt fühlte. Ich habe verstanden und weiß nicht nur mit dem Kopf, dass es Gott in erster Linie um Beziehung geht. Es ist schwer zu begreifen, wie sehr ER sich nach uns sehnt! Die Bibel spricht davon, dass er sich nach uns sehnt, wie zwei Verliebte sich nacheinander sehnen! Er will nicht einer sein, demman sonntags eine Stunde widmet, vielleicht auch eineinhalb StundenHauskreis. Er möchte präsent sein – jeden Tag, immer – und helfen, raten, sich mitfreuen, mittrauern – alles! Hin und wieder kommt es vor, dass ich doch wieder nach meinen Masken greife. Doch dann erinnere ich mich daran, dass ich „ungeschminkt“ sein darf. Ich versuche, mir jeden Tag Zeit mit Jesus einzuräumen, seine Wahrheiten zu verinnerlichen, damit ich sie den Lügen, die der Feind mir ständig einzuflüstern versucht, entgegenhalten kann. Anne Strauß ● Samuel und Anne Strauß sind im August 2004 zum ersten Mal nach Bangladesch ausgereist. Zu ihren Aufgaben gehören seit 2012 die Teamleitung, Administration, Verkündigung, Vertretung der Mission bei den Partnerorganisationen und Aufbau von Leiterschaft. Ihre drei Kinder besuchen eine englischsprachige Schule in Dhaka. Daneben unterrichtet Anne sie im Fach Deutsch. Samuel ist in Kanada aufgewachsen, hat dort Naturwissenschaften studiert und dann die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission absolviert. Anne ist in Papua-Neuguinea geboren und aufgewachsen und ist Krankenschwester von Beruf. „Effektiver Dienst und wirkliches Leben entsteht aus der innigen Gemeinschaft mit Jesus. Niemals wird sie aus unserer (frommen) hektischen Geschäftigkeit heraus erwachsen.“ DEE BRESTIN (ÜBERSETZUNG: A. STRAUSS) „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ 2. KORINTHER 3,17 „Er hat ja nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle hergegeben. Wird uns dann zusammen mit seinem Sohn nicht auch alles andere geschenkt werden?“ RÖMER 8,32 Die Maske der idealen Missionarsfrau Diese Maske „bastelte“ ich mir aus dem zusammen, was ich bei anderen Missionarsfrauen sah. Die eine Frau unterrichtet Religion in Schulen, nebenbei hält sie Kinder- und Frauenstunden, obendrein unterrichtet sie ihre Kinder selbst. Eine andere findet ihre Berufung in einem Projekt. Wieder eine andere predigt regelmäßig. Die Vierte erteilt Backkurse und erreicht dadurch Frauen. Bei noch einer anderen kommen Menschen zum Glauben. Was ich nicht merkte: Das, was andere tun oder sind, wurde mir zur Maske, weil ich neidisch kopierte und etwas zu sein versuchte, was ich nicht war. Es war super anstrengend, weil ich die Kriterien nicht zu erfüllen schien, und das trieb mich in die Verzweiflung. Wo war ich mit meinen Gaben? Was sind überhaupt meine Gaben? Wie kann ich Gott dienen, Zahlen aufweisen und gute Berichte in die Heimat schicken?

darum geht’s Kanada 10 Wir genießen die Gespräche und das gute Essen. Plötzlich gesteht eine der Frauen, dass sie sich nicht traut, an den anderen Gästen vorbei zur Toilette zu gehen. Mitfühlend stimmen die anderen ein. Es sei schon schlimm gewesen, von der Eingangstür durch die wartenden Gäste zu unserem Tisch amEnde des Raums zu gehen. Ich trauemeinen Ohren nicht. Vor mir sitzen vier attraktive, gepflegte Frauen und sind sich einig: „Schlimm, wenn man so vielen Blicken ausgesetzt ist!“ Gute Gespräche folgen. Jede erklärt, wie unwohl sie sich manchmal fühlt und wie gerne sie einzelne Körperteile mit den anderen am Tisch tauschen würde. Natürlich kenne ich solche Gedanken, welche Frau kennt sie nicht? Als wir nach Jahren in einem afrikanischen Dorf in die kanadische Großstadt kamen, hatte ich mich ab und zu unsicher gefühlt und zu diesen Frauen aufgeblickt. Und jetzt stelle ich verblüfft fest, dass auch sie nicht immer voll Selbstvertrauen sind! Von Beruf: gesehen werden Eine der Freundinnen ist Schauspielerin. Die enge Freundschaft mit ihr genieße ich besonders, und ich bete oft, dass Gott in ihrer Familie wirkt. Kim hat in vielen Städten der Welt gelebt und gearbeitet, darunter in London, Los Angeles und New York. Sie verdient ihr Geld damit, gesehen zu werden. Und sie will in der Pizzeria nicht gesehen werden? „Viele Schauspieler, die ich kenne, sind eigentlich ziemlich schüchtern“, erklärt sie mir bei anderer Gelegenheit. „Sie fühlen sich nicht besonders wohl, wenn sie als ‚sie selbst‘ in der Öffentlichkeit sind.“ Missverständnisse gäbe es viele, fährt Kim fort. Zum Beispiel, dass Schauspieler nur auf Aufmerksamkeit aus seien. Das treffe zwar manchmal zu. Viele sähen es aber einfach als befriedigend an, sich tief in eine Rolle hineinzuversetzen und sie zum Leben zu erwecken. Sie selbst habe bei Liveaufführungen im Musicaltheater „Energie, Leben und Menschlichkeit“ mit dem Publikum teilen können und das als „heilig“ empfunden. Kim weiter: „Für manche Leute ist es schwer, eine Schauspielerin ernst zu nehmen. Das ist schade. Es gibt Leute in meiner Familie, die meine Intelligenz unterschätzen, weil mein Leben von außen betrachtet vielleicht albern für sie aussieht. Oder vielleicht unterstelle ich ihnen das nur?“ Im Beruf: nehmen, was sich bietet Je mehr ich über die nüchterne Realität der Filmbranche erfahre, desto logischer erscheint mir, dass auch im Rampenlicht der Unterhaltungsbranche Zufriedenheit und Glück nicht leichter zu haben sind als anderswo. „Ich war noch nie in der Lage, mir eine Rolle aussuchen zu können. Nur die ganz großen Stars können sich Projekte aussuchen, der Rest versucht nur, seinen Lebensunterhalt zu verdienen“, erfahre ich. Um eine Rolle zu bekommen, ist das Antreten bei zahlreichen Castings nötig – eine große Herausforderung an das Selbstwertgefühl. „Zum ersten Mal bekam ich Zweifel an meinem Beruf, als ich nach Los Angeles gezogen war und dort Fuß fassen wollte. Ich investierte viel und bekam nicht viel zurück. Es war entmutigend. Ich merkte, wie es meine ganze Persönlichkeit zu beeinflussen begann, diese ständige Zurückweisung.“ Wegen des Berufs: nagende Zweifel Bin ich gut genug? Geht es nur um mein Aussehen? Was ist mit der Konkurrenz? Manche Daniel und Rita Mattmüller haben vier Kinder, leiten seit 2012 das Vorbereitungsprogramm für Missionare in Kanada und sind verantwortlich für das Auslandssemester der Interkulturellen Theologischen Akademie (ITA). Daniel ist Werkzeugmacher und war nach der Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission einige Jahre EC-Jugendreferent. Rita ist Realschullehrerin. Von 2003 bis 2011 waren sie Missionare in Malawi. Fassade oder ungeschminkt? endlich haben wir dieses treffen hingekriegt! gut gelaunt quetschen wir uns auf die eckbank einer beliebten pizzeria in toronto. Fünf mütter – verschieden in Lebenslauf und persönlichkeit und doch gute Freundinnen.

11 kanada darum geht’s mission weltweit 1–2/2018 FoToS: RiTA MATTMüLLER, KiM Zweifel und Fragen nagen an Schauspielern. Der große Durchbruch wird oft nur knapp verpasst. Bis heute bedauert Kim, dass sie zu spät erfuhr, dass der berühmte Regisseur Steven Spielberg vergeblich versucht hatte, sie aufzuspüren, nachdem er sie im Fernsehen gesehen hatte. Schlimmer jedoch ist für sie, dass zu bestimmten Zeiten Depressionen den Blick auf die eigenen Begabungen verzerrt hatten und sie das Gesangsstudium vorzeitig abbrach. Erst Jahre später brachte diese Gabe ihr und anderen wieder viel Freude, als sie im Musical „Mamma mia“ die Rolle der Mutter spielte und sang. Für einen Alltag mit acht Vorstellungen pro Woche, während daheim ein Baby auf die Mama wartet, würde sie sich trotzdem nicht noch einmal entscheiden. Für den Beruf: die dicke Maske In guten wie in schlechten Zeiten ist Attraktivität in dieser Branche Pflicht. Natürlichkeit ist keine Option. „Makeup ist wie Kleidung, eine weitere Schicht, die zum dargestellten Charakter passen muss. Darüber streiten Schauspieler manchmal mit Maskenbildnern.“ Im Fernsehen sei „kein Makeup“ in Wirklichkeit sehr viel natürlich aussehende Schminke. Auf die Frage, welche Rolle der Glaube in ihrem Leben spielt, erhalte ich eine nachdenkliche Antwort: „Ich wünschte, ich hätte mehr Glauben gehabt, als ich jung war. Ich habe immer versucht, mehr zu glauben und bekam immer mehr Angst. Ich fühlte mich so sehr unter Druck, Leistung zu bringen, weil ich eine Frau bin. Ich verstand nicht, dass das nicht alles von mir selbst abhing. Meine Berufswahl hat es erschwert, Glauben zu haben. Das war ein täglicher Kampf. Ich habe mir auch nicht oft Rat und Wegweisung geholt. Ich habe nicht auf ältere, erfahrenere Menschen gehört. Und ich war sehr misstrauisch. Weil ich dachte, ich hätte über alles selbst die Kontrolle. Jetzt habe ich mehr Glauben und auch mehr Vertrauen in die Menschen um mich herum. Aber das habe ich nicht in meinem Beruf gelernt, das lerne ich in den Schwierigkeiten, die ich als Mutter habe.“ Schluss mit der Fassade! Auch außerhalb ihrer Arbeitswelt bleibt die Frage: Wie wird sie als Schauspielerin gesehen und beurteilt? Dass ihre Kinder auf die Idee kommen könnten, auch daheim seien manche Reaktionen nur gespielt, findet sie erschreckend. Deshalb achtet sie darauf, dass ihr Leben zwar ihre Arbeit als Schauspielerin beeinflussen kann, umgekehrt aber im Privatleben nie Schauspiel eingesetzt wird. Denn sonst, so meint sie, „wäre ich doch total verlogen!“ Ich habe lange über Kims Bericht nachgedacht und frage mich: Ist auch uns eine gut aussehende Fassade, die wir vor Mitchristen aufbauen, manchmalwichtiger als ein ehrlicher Austausch? Dabei kommen wir uns doch „ungeschminkt“ erst wirklich nahe! Rita Mattmüller l Toronto ist mit drei millionen einwohnern (mit vorstädten fünf millionen) die größte stadt kanadas. aufgrund steuerlicher vorzüge, einer guten infrastruktur und bestens ausgestatteten Filmstudios nutzen auch amerikanische Produktionen den standort, um hier zu drehen. Zahlreiche einwohner torontos arbeiten für die unterhaltungsindustrie oder in der medienbranche. „Denn es ist nicht so, wie ein Mensch es sieht: ein Mensch sieht, was vor Augen ist: der Herr aber sieht das Herz an.“ 1. samuel 16,7b ob positiv oder negativ: vorurteile sollen uns nicht davon abhalten, anderen menschen offen und mit der liebe gottes zu begegnen. Kim mit Aaron Mattmüller. Das Ferienhaus von Kims Familie ist der einzige Ort, an dem sie sich auch mal ungeschminkt zeigt. Mithelfen: SPEnDEncoDE 1110-32 Kanada Die Wirkung von Make-up und Maske wird von Schauspielern auch mit Selfies überprüft (oben). Gestylt für den Fototermin (links). Dundas Square, Toronto. Die große Filmindustrie und die vielen Medienschaffenden haben der Stadt den Spitznamen „Hollywood Nord“ eingebracht. FoToS: RiTA MATTMüLLER, KiM

12 darum geht’s Burundi Jacques geht in die Kirche, er singt in einem Chor und ist ein „ganz normaler“ burundischer Christ. Zumindest am Sonntag. Zu Hause ist er ganz anders. Er raucht Kette und trinkt Alkohol. Beides ist bei Christen in Burundi verpönt. Jacques lebt zwei Leben: Das des netten Christen in der Kirche und sein wahres Ich. Er erzählt davon, weil er will, dass viele Menschen hören, wie groß Jesus ist und dass ER uns verändern will. Alexander und Tabea Biskup leben mit ihren drei Kindern in Burundi. 2010 reisten sie zum ersten Mal aus. Sie begleiten die Gemeinde- und Jugendarbeit unserer Partnerkirche, schulen Mitarbeiter und unterrichten an der Bibelschule in Muramvya. Alex ist zudem seit 2016 Teamleiter. Er absolvierte nach dem Abitur die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission. Tabea ist Erzieherin und Gemeindepädagogin von Beruf. Jacques und seine zwei gesichter neulich war ich im gespräch mit einem talentierten mitarbeiter, der mehrere Jugendhauskreise leitet. er erzählte mir von Jacques*, dieser wiederum berichtete mir aus seinem leben. es berührt und fasziniert mich, wie die Begegnung mit Jesus masken herunternimmt und ein leben verändert. Singen, beten und gemeinsames Bibellesen bei einer Freizeit in Buta. Die Jugendlichen möchten Jesus ähnlicher werden, aber die Umsetzung ist kulturell oder familiär bedingt nicht einfach. Außerdem fehlen Vorbilder. Ich heiße Jacques. Mit sieben Jahren wurde ich in der Anglikanischen Kirche in Bujumbura getauft. Seit ich klein bin, weiß ich, dass es einen Gott gibt, der über allem ist. Das hat mir meine Familie und die Sonntagsschule beigebracht. Zuerst sang ich im Kinderchor, später im Schülerchor der Kirche. Wenn man mich in der Kirche erlebt hat, hätte man meinen können, dass ich im Glauben gewachsen bin. Aber Gott allein weiß, wie weit weg ich in Wirklichkeit von ihm war. Bereits mit 13 Jahren habe ich Alkohol probiert, mit 15 kam der Tabak dazu. Von einem Tag auf den nächsten war ich nahezu besessen davon, vor allem von Zigaretten. Während der ganzen Zeit habe ich an den Gottesdiensten teilgenommen; wenn Prüfungen anstanden oder ich krank wurde, ging ich sogar drei- bis viermal pro Woche in die Kirche. Aber die Abhängigkeit von Nikotin hat mich freudlos gemacht, vor allem zu Hause bei meiner Tante, bei der ich lebe, weil ich Waise bin. Aber auch in der Schule kamen Krisen, vor allem am Schuljahresende, wenn es Noten gab. Meine Abhängigkeit war immer größer als die Vernunft! Doch dann habe ich im Jahr 2015 gemerkt, dass Gott mit mir reden möchte. Durch meine Bindungen verdrängte ich das immer wieder. Schließlich kam der 20. Februar 2016, ein Samstag. Ich erzählte einem Christen aus meiner Gemeinde offen von meinem geistlichen Leben. Ich war ehrlich in allem, und wir beteten gemeinsam. Ich bat Gott darum, dass er mich von diesem Zwang befreit, damit ich wirklich wissen kann, dass er mich gerettet hat und ich in ihm neugeboren bin. Mein Herz wurde offen, und ich nahm Jesus in mein Leben auf. Hoffnungsvoll und befreit ging ich nach Hause. Um sicherzugehen, habe ich am nächsten Morgen eine Zigarette angezündet. Doch diesmal schmeckte sie sehr, sehr bitter! Ich war so glücklich, denn das war für mich die Bestätigung, dass wir einen großen Retter haben! Zehn Jahre bin ich Kettenraucher gewesen und habe keine zwei Tage ohne Zigaretten ausgehalten. Nicht einmal dann, wenn ich krank war. Und jetzt kann ich es lautstark weitersagen, dass Gott mich gerettet und aus den Fängen des Bösen befreit hat. Jacques geht nun zu Menschen am Rande der Gesellschaft, erzählt ihnen aus seinem Leben und wie er zu Jesus gefunden hat. Seine Botschaft ist: Wenn Jesus mich retten konnte, dann kann er das auch bei dir tun! Alexander Biskup l Mithelfen: SPEnDEncoDE 1620-32 Burundi FoToS: ALEXAnDER BiSKUP * Name geändert

13 samBia darum geht’s mission weltweit 1–2/2018 FoToS: BEnJAMin UnD DEBoRA wAGnER Die Uhr zeigt 10 Uhr. Ich (Benjamin) erwarte keine Pünktlichkeit. Es wird 10:30 Uhr, dann 11 Uhr. Ab 12 Uhr gehe ich nicht mehr davon aus, dass Keagan tatsächlich zur verabredeten SprachhelferStunde erscheint. Dieser Ablauf wiederholt sich in ähnlicher Weise zwei weitere Tage. – Später erfahre ich, dass Keagan von seiner Cousine ziemlich „eingespannt“ wurde und nicht von zu Hause weg konnte. Es stellt sich heraus, dass er schon im Vorfeld wusste, dass er mir nicht zur Verfügung stehen kann. Er wollte mir aber keinen Gefallen abschlagen und gab es deshalb nicht zu. Solche Situationen sind keine Seltenheit bei uns in Sambia. Oft werden Versprechen gegeben, obwohl sie wissentlich nicht eingehalten werden können. Denn keiner will „sein Gesicht verlieren“. Meistens endet es unsererseits in Frustration, Misstrauen oder Stress, weil man sich spontan nach einer Alternative umsehen muss. Wenn wir Einheimische um Hilfe oder einen Gefallen bitten, hören wir kaum ein Nein und meistens sogar das Versprechen: „Ich kümmere mich sofort darum.“ Obwohl ihm oder ihr vermutlich von vornherein bewusst ist, dass man die Hilfe entweder nicht anbieten kann oder momentan keine Zeit dafür hat. Trotzdem möchte man die Fassade uns gegenüber wahren und sagt deshalb zu. Auch die folgende Situation ist ein Beispiel dafür und hat uns stutzig gemacht hat: Debora gestaltet jeden Samstag gemeinsam mit zwei Nachbarinnen eine Kinderstunde. Die Frauen waren motiviert und engagiert dabei. Eine der Helferinnen verreiste für einige Monate. Dann fiel auch Debora für zwei Samstage aus. Später hörten wir, dass beide Male keine Kinderstunde stattgefunden hatte. Debora wollte dann die nächste Veranstaltung mit der Nachbarin planen. Doch sie kam nicht. So ging Debora am Freitag vor der Kinderstunde auf sie zu, um das Programm zu besprechen. Daraufhin meinte die Frau, dass sie jetzt samstags einen Job hätte und nicht mehr mitarbeiten könne. Wir waren traurig, dass sie uns nicht informiert hatte. Aber die Begebenheit zeigte uns wieder, wie schwer es Sambiern fällt, verbindlich und offen zu sein. Sie konfrontieren uns nicht selbst mit einer Tatsache – offenbar ist es ihnen lieber, wenn man die Wahrheit durch andere oder durch Eigenrecherche herausbekommt. Wir mit unserem westlichen Hintergrund werten Direktheit, Offenheit und Verbindlichkeit als Tugenden und sind sie gewohnt. Sambier bewerten es anders: Sie fürchten sehr, dass jemand hinter die Fassade sehen kann. Wir möchten uns von Gott gebrauchen lassen und Vorbild sein in puncto Ehrlichkeit und einen authentischen Lebensstil vorleben. Allerdings müssen wir Gott darum bitten, dass wir keine „fromme Maske“ aufziehen, sondern nach seinen Maßstäben leben. Mit einem „UngeschminktunsereWahrheitSagen“ schlagen wir eher Türen zu, als dass wir Menschen helfen können, in Wort und Tat als Christen zu leben. Benjamin und Debora Wagner l Benjamin und Debora wagner leben mit ihrem Sohn Levi seit oktober 2016 in Sambia. nach Abschluss des Sprach- und Kulturtrainings begann ihre Mitarbeit im Projekt „Hilfe zum Leben“ in Mushili. Seit Sommer 2017 ist Benjamin Projektverantwortlicher. Debora hält Kinderstunden in Mushili und unterrichtet benachteiligte Kinder in einem waisenhaus. Benjamin hat nach einer Ausbildung und Tätigkeit als Bankkaufmann die theologische Ausbildung in Bad Liebenzell absolviert. Debora ist Rechtsanwaltsfachangestellte. Beide haben ihre Berufung in den Missionsdienst bei Auslandseinsätzen in Afrika erlebt. Mushili ist eine stadtrandsiedlung von ndola im kupfergürtel sambias. sie hat 80.000 einwohner und unter allen townships im land den höchsten anteil an kindern und Jugendlichen. viele einwohner sind hiv-positiv. mehr: www.liebenzell.org/ mushili Fassade, Frust und vorbild „hallo keagan, kommst du morgen zum Bemba-lernen?“ – „klar, ich komme. versprochen!“ – „okay, dann um 10 uhr?“ – „Ja, das passt gut. Bis dann!“ Benjamin mit seinem Sprachhelfer bei dessen Taufe. Links: Debora in der Kinderstunde Mithelfen: SPEnDEncoDE 1458-32 Sambia

14 darum geht’s malawi Für Malawier ist es eine schlimme Erfahrung, das Gesicht zu verlieren, und auch deshalb setzt man Masken auf. Wir machen unterschiedliche Erfahrungen: Mal kann man darüber lachen, aber manchmal verursacht die Maskerade auch Verletzungen. Die gleichen Gesichter Vor einigen Jahren machten wir ein Gemeindepraktikum bei einem malawischen Pastor. Unter der Woche besuchten wir seine Gemeindemitglieder zu Hause, sonntags waren wir in den Gemeinden des Bezirks. Stolz zeigte uns der Pastor seine Gemeinden, für die er verantwortlich ist. Tobias durfte dort oft predigen. Damals waren wir noch im Sprachstudium und hatten nur wenige Predigten in Chichewa vorbereitet. So reisten wir mit „der einen Predigt“ von Kirche zu Kirche. Überall platzten sie aus den Nähten, und wir waren verblüfft. Nach zwei, drei Gottesdiensten hatten wir den Eindruck, den einen oder anderen Besucher zu kennen. Erst im Nachhinein dämmerte uns, dass der Pastor jeden Sonntag den ganzen Kirchenbezirk in die jeweilige Gemeinde eingeladen hatte, in der wir gerade waren. In den ganzen Praktikumswochen hatte es nur in der einen Gemeinde einen Gottesdienst gegeben, in die wir eingeladen waren! Dem Pastor war wichtig, uns volle Gemeinden zu präsentieren. Rückblickend war es eine hilfreiche Erfahrung, und mit jenem Pastor haben wir heute noch eine gute Beziehung. Wir haben viel von ihm gelernt. Er hat uns kulturelle Verhaltensweisen erklärt und uns sprachlich herausgefordert. Mittlerweile können wir mit ihm über die „vollen Kirchen“ lachen. Der „spezielle Gottesdienst“ Eine schmerzhafte Erfahrung machten wir, als wir ein Jahr für die Bibelschule Chisomo verantwortlich waren. Eines Tages wies uns einer der 15 Studenten darauf hin, dass sich seine Frau schon seit Wochen nicht wohlfühlen würde. Wir versuchten, dem Paar zunächst medizinisch zu helfen. Doch nach wenigen Tagen stand das junge Ehepaar wieder vor unserer Tür. Sie meinten, dass sie gerne nach Hause gehen würden, um dort an einem „speziellen Gottesdienst“ teilzunehmen. Gemeinsam mit einem einheimischen Mitarbeiter saßen wir zusammen und unterhielten uns über ihr Vorhaben. Tobias und Sarah Müller leben seit August 2011 in Malawi. Seit September 2014 sind sie Mitarbeiter im Dorfentwicklungsprojekt Ubwenzi. Zu ihren Aufgaben gehören die Leitung und die theologische Schulung. Tobias ist Elektroinstallateur, hat die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission absolviert und war danach Gemeinschaftspastor mit Schwerpunkt Jugendarbeit im Raum Herrenberg. Sarah ist Jugend- und Heimerzieherin von Beruf. Die beiden haben einen Sohn und eine Tochter. Wenn Masken fallen Menschen tragen Masken – in Beziehungen, im Glauben und in anderen Lebensbereichen. Sie wollen geliebt sein und Wertschätzung erfahren. Deshalb zeigen sie ihre guten Seiten, und das ist zunächst nicht nur schlecht. Aber wenn Menschen Masken tragen und sich in ihrem Sein verändern, dann kann es verheerend sein. Es kann Beziehungen gefährden, stören und letztlich sogar zerstören. Durch Eheseminare im Projekt Ubwenzi wächst Wertschätzung. Das zeigt sich auch daran, dass die Männer ihren Frauen die Hände auf die Schultern legen … Foto: Tobias Müller

15 mission weltweit 1–2/2018 malawi darum geht’s Zunächst hatte ihre Absicht sehr geistlich geklungen. Wir hatten dennoch Rückfragen, denn an einer Bibelschule mangelt es in der Regel nicht an reifen Christen und Pastoren, die für die Frau hätten beten können. Doch sie wollten unbedingt eine Woche aussetzen, um an jenem „speziellen Gottesdienst“ teilzunehmen. Nach dem Gespräch kam heraus, dass es den beiden nicht um einen Gottesdienst ging – sie wollten im Heimatdorf traditionelle Hilfe beim Zauberdoktor in Anspruch nehmen. Sie ließen aber davon ab und nahmen seelsorgerliche Beratung im ChisomoZentrum an. Die Frau wurde wieder ganz gesund, und sie beendeten gemeinsam die theologischhandwerkliche Ausbildung. Masken in der ehe Auch im persönlichen Leben werden Masken getragen. Das kommt auf dieser Welt ganz unterschiedlich zum Ausdruck. Hier in Malawi haben wir erlebt, wie Masken Ehen stören und auch zerstören können. Um nicht aus dem Rahmen zu fallen, tut man, was kulturell von einem in der jeweiligen Rolle erwartet wird. Dann wird es zumindest von außen als „gut“ angesehen. Aber was in den einzelnen Menschen vorgeht, was sie denken und fühlen und welche Bedürfnisse sie haben, spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle. Und gerade daran scheitern viele Ehen. Es wird wenig über die Beziehung, ihre Herausforderungen und Konflikte gesprochen. Deshalb bieten wir im Dorfentwicklungsprojekt Ubwenzi Eheseminare an. Viele Paare profitieren davon, ihr gemeinsames Leben verändert sich. Ehen, die kurz vor dem Aus standen, wurden wieder auf ein gutes Fundament gestellt. Auch in der Ehe von Herrn und Frau Peter* ist Vergebung geschehen. Herr Peter war unzufrieden und klagte: „Meine Kleidung wird weder rechtzeitig noch gründlich gewaschen. Und ihr Essen schmeckt nicht.“ Sie wiederum beschwerte sich: „Er kümmert sich nicht um seine häuslichen Pflichten. Außerdem bekomme ich nicht genug Geld, um Seife und Mais zu kaufen. Wie soll ich so meiner Hausarbeit nachkommen?“ Außerdem hatte Frau Peter mitbekommen, dass er sich gerne mit anderen Frauen vergnügte. Jeder hatte die Enttäuschung über den anderen in sich hineingefressen, es wurde nicht gemeinsam darüber gesprochen. Nach außen hin schien alles gut zu sein, vieles wurde unter den Teppich gekehrt. Beide trugen ihre Masken, machten guteMiene zumbösen Spiel. Jeder lebte sein eigenes Leben. Frau Peter machte sich viele Gedanken und dachte sogar an Selbstmord. Sollte ihr Mann doch sehen, wie er sich und die Kinder versorgt. Doch dann suchte Frau Peter Hilfe beim Pastor ihrer Gemeinde, der durch seine Beratung helfen konnte und beide zu einem Eheseminar hier in Ubwenzi einlud. Fehler wurden zugegeben, Vergebung praktiziert. Beide arbeiten nun gemeinsam an ihrer Ehe und vieles hat sich geändert. Inzwischen haben sie bei einem weiteren Eheseminar von ihren Erfahrungen berichtet undbezeugt:WennMasken fallen, kann Vergebung geschehen und Neues entstehen. ich selbst sein Was macht es mit mir, wenn ich mich ein Leben lang verbiege? Es muss zunächst nicht mal schlimm sein. Man muss ja nicht alles im Leben preisgeben. Das SichVerstellen kann aber auch fatale Folgen haben, wenn deshalb Beziehungen zerbrechen und Vertrauen zerstört wird. David sagt in Psalm 139, dass Gott mich durch und durch kennt. Bevor ich das Licht der Welt erblickte, hat Gott mich wunderbar erdacht. Das ist eine geniale Botschaft. Wenn ich dieses Fundament in meinem Leben habe und deshalb selbstbewusst lebe, dann können meine Masken fallen. Und ich kann echte Wertschätzung erfahren, weil sie eine Gabe Gottes ist. Es ist unser Wunsch, dass auch viele Menschen in Malawi diese Gabe für sich erkennen und dass dieses Gottesgeschenk Beziehungsbrüchen vorbeugt und Versöhnung schafft. Tobias und Sarah Müller l Malawi gehört zu den zehn ärmsten ländern der erde. armut, analphabetismus, aids und malaria bringen die größten sozialen Probleme. david livingstone brachte im 19. Jahrhundert gottes wort ins land. heute sind 65 Prozent der menschen Christen, doch viele sind namenschristen oder leben auf dem dorf, wo sie wenig biblisches wissen von kaum ausgebildeten dorfpastoren bekommen. man geht sonntags in die kirche, unter der woche zum Zauberdoktor und lebt in einer atmosphäre der angst. * Name geändert Links: In schlechten Jahren leiden viele Malawier in den Monaten vor der neuen Ernte an Hunger. Hier wird die Maisverteilung an Bedürftige organisiert. Unten: In den Dörfern ist es üblich, dass Männer und Frauen getrennt sitzen, nicht nur im Gottesdienst. Diese Kirche hat Wände und ein Dach aus Gräsern, Bambus und Holz. Mithelfen: SPEnDEncoDE 1673-32 Malawi Traditionelle Begrüßung mit der linken Hand am Unterarm FoToS: ELKE PFRoMMER

16 das emPFehlen wir Christoph schrodt wüstenglaube aus verborgenen Quellen leben 240 Seiten, 15,95 € SCM R. Brockhaus Auch als eBook erhältlich: 12,99 € es wäre so schön – ein leben ohne entbehrung, enttäuschung, Frust und verlust! verspricht nicht der christliche glaube ein leben im segen gottes? auf jeden Fall! doch Christoph schrodt räumt mit falschen erwartungen auf: schwierigkeiten und versuchungen gehören zum leben dazu – auch bei Christen. ausgehend von der wüstenerfahrung Jesu zeigt er, wie sie einen widerstandsfähigen glauben entwickeln, der sie auch in den krisen des lebens trägt. geistliche Übungen helfen ihnen dabei; sie sind wie Quellen, die sie erfrischen und ihnen neue kraft geben. arne kopfermann Mitten aus dem Leben wenn ein sturm deine welt aus den angeln hebt 270 Seiten, 15,– € GerthMedien Auch als eBook erhältlich: 11,99 € durch einen autounfall verlieren anja und arne kopfermann ihre 10-jährige tochter sara. der Bericht geht unter die haut. er erzählt vom unterschiedlichen umgang mit der trauer, dem aufgeben von falschen glaubensvorstellungen und dem ringen mit gott. aber auch vom Festhalten an der liebe gegen alle widerstände und von ewiger hoffnung. ein Buch für alle, die angesichts eigener verlusterfahrungen verzweifelt resignierend, aber auch hoffnungsvoll kämpfend den weg zurück ins leben suchen – und für die, die solche menschen begleiten. Buchtipps zum thema und neuerscheinungen Yassir eric Hass gelernt, Liebe erfahren vom islamisten zum Brückenbauer 224 Seiten, 18,– € Adeo aufgewachsen im nordsudan, findet Yassir eric – der von kindesbeinen an darauf getrimmt wurde, für allah zu kämpfen und ungläubige zu verachten – beim versuch, seinen zum Christentum konvertierten onkel wieder auf den „rechten Pfad“ des islam zu lenken, selbst zum glauben an Jesus. er muss fliehen und wird in seiner heimat für tot erklärt. in deutschland beginnt er ein neues leben. hier lernt er werte wie Freiheit und gleichberechtigung schätzen, die er früher verachtete. sein Credo: es braucht einen längst überfälligen, kritischen dialog der kulturen und religionen. „wir müssen konflikte offen benennen und lösen, nur so ist ein friedliches miteinander möglich.“ armin Jans TieF:Denker 144 impulse für glaub:würdige menschen 164 Seiten, 14,99 € cap-books leben ist veränderung – und weiterentwicklung ist nicht möglich ohne nachdenken. armin Jans liefert mit „tieF:denker“ 144 mehrwert-impulse zum eintauchen in die vielfalt des lebens. nichts oberflächliches, nichts Pauschales, nichts lebensfremdes. impulse mit tief:gang, gespickt mit anregern und aufregern. tiefsinnige ansätze für das wirklich wichtige des lebens. eine Fundgrube der lebensweisheit und menschenkenntnis. ein Buch für menschen, die ihr persönliches Potenzial weiter entwickeln wollen. damit leben und Beziehungen noch besser gelingen. Jede seite ist leicht zu lesen, regt zum weiterdenken an und hat Platz für notizen. vielfältig, lebensnah, präzise. Christoph Zehendner So viel Leben gönn ich mir vom guten umgang mit mir selbst 96 Seiten, 14,95 € Inkl. CD mit Liedern von C. Zehendner Brendow-Verlag klar, als Christen sollen (und wollen) wir den nächsten lieben. aber oft vergessen wir, dass zum gebot der nächstenliebe noch etwas anderes gehört: „liebe deinen nächsten … wie dich selbst!“ allzu häufig geht der zweite teil der aufforderung Jesu zwischen Familie, Beruf und gemeinde verloren. autor und liedermacher Christoph Zehendner ermutigt in sieben kurzen kapiteln dazu, sich selbst nicht aus den augen zu verlieren: ein passender lebensrhythmus, gute Freunde, inspirationsquellen, die uns aus dem gewohnten ausbrechen lassen, sowie ein guter draht „nach oben“ sind wichtig, damit unser leben nicht nur funktioniert, sondern Freude und erfüllung bereitet. magnus malm Gott braucht keine Helden ihm dienen – und dabei echt sein 271 Seiten, 14,95 € SCM R. Brockhaus Auch als eBook erhältlich: 11,99 € der mut machende klassiker von magnus malm. der autor und seelsorger macht uns klar: gott braucht keine frommen helden! aus dieser einsicht entsteht der weg zu einem erfüllten glauben, der fruchtbar ist. denn oft kommt es bei engagierten mitgliedern in kirchen und gemeinden zu einem überfordernden Berufungsverständnis. das ergebnis sind ausgebrannte Christen, die sich mit leeren herzen kraftlos durch den alltag kämpfen. malm zeigt, wie es gelingen kann, verantwortung zu übernehmen und doch bei sich selbst zu sein, schwächen und Fehler zuzugeben und trotzdem autorität zu haben, für andere da zu sein und dabei nicht selbst geistlich zu verhungern! Bitte bestellen Sie bei der Buchhandlung der Liebenzeller Mission im SCM Shop Liobastraße 8 · 75378 Bad Liebenzell · Telefon: 07052 17-163 · Fax: 07052 17-170 E-Mail: kontakt@buchhandlung-liebenzell.de · www.buchhandlung-liebenzell.de

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