MISSION weltweit – Ausgaben 2018

11 kanada darum geht’s mission weltweit 1–2/2018 FoToS: RiTA MATTMüLLER, KiM Zweifel und Fragen nagen an Schauspielern. Der große Durchbruch wird oft nur knapp verpasst. Bis heute bedauert Kim, dass sie zu spät erfuhr, dass der berühmte Regisseur Steven Spielberg vergeblich versucht hatte, sie aufzuspüren, nachdem er sie im Fernsehen gesehen hatte. Schlimmer jedoch ist für sie, dass zu bestimmten Zeiten Depressionen den Blick auf die eigenen Begabungen verzerrt hatten und sie das Gesangsstudium vorzeitig abbrach. Erst Jahre später brachte diese Gabe ihr und anderen wieder viel Freude, als sie im Musical „Mamma mia“ die Rolle der Mutter spielte und sang. Für einen Alltag mit acht Vorstellungen pro Woche, während daheim ein Baby auf die Mama wartet, würde sie sich trotzdem nicht noch einmal entscheiden. Für den Beruf: die dicke Maske In guten wie in schlechten Zeiten ist Attraktivität in dieser Branche Pflicht. Natürlichkeit ist keine Option. „Makeup ist wie Kleidung, eine weitere Schicht, die zum dargestellten Charakter passen muss. Darüber streiten Schauspieler manchmal mit Maskenbildnern.“ Im Fernsehen sei „kein Makeup“ in Wirklichkeit sehr viel natürlich aussehende Schminke. Auf die Frage, welche Rolle der Glaube in ihrem Leben spielt, erhalte ich eine nachdenkliche Antwort: „Ich wünschte, ich hätte mehr Glauben gehabt, als ich jung war. Ich habe immer versucht, mehr zu glauben und bekam immer mehr Angst. Ich fühlte mich so sehr unter Druck, Leistung zu bringen, weil ich eine Frau bin. Ich verstand nicht, dass das nicht alles von mir selbst abhing. Meine Berufswahl hat es erschwert, Glauben zu haben. Das war ein täglicher Kampf. Ich habe mir auch nicht oft Rat und Wegweisung geholt. Ich habe nicht auf ältere, erfahrenere Menschen gehört. Und ich war sehr misstrauisch. Weil ich dachte, ich hätte über alles selbst die Kontrolle. Jetzt habe ich mehr Glauben und auch mehr Vertrauen in die Menschen um mich herum. Aber das habe ich nicht in meinem Beruf gelernt, das lerne ich in den Schwierigkeiten, die ich als Mutter habe.“ Schluss mit der Fassade! Auch außerhalb ihrer Arbeitswelt bleibt die Frage: Wie wird sie als Schauspielerin gesehen und beurteilt? Dass ihre Kinder auf die Idee kommen könnten, auch daheim seien manche Reaktionen nur gespielt, findet sie erschreckend. Deshalb achtet sie darauf, dass ihr Leben zwar ihre Arbeit als Schauspielerin beeinflussen kann, umgekehrt aber im Privatleben nie Schauspiel eingesetzt wird. Denn sonst, so meint sie, „wäre ich doch total verlogen!“ Ich habe lange über Kims Bericht nachgedacht und frage mich: Ist auch uns eine gut aussehende Fassade, die wir vor Mitchristen aufbauen, manchmalwichtiger als ein ehrlicher Austausch? Dabei kommen wir uns doch „ungeschminkt“ erst wirklich nahe! Rita Mattmüller l Toronto ist mit drei millionen einwohnern (mit vorstädten fünf millionen) die größte stadt kanadas. aufgrund steuerlicher vorzüge, einer guten infrastruktur und bestens ausgestatteten Filmstudios nutzen auch amerikanische Produktionen den standort, um hier zu drehen. Zahlreiche einwohner torontos arbeiten für die unterhaltungsindustrie oder in der medienbranche. „Denn es ist nicht so, wie ein Mensch es sieht: ein Mensch sieht, was vor Augen ist: der Herr aber sieht das Herz an.“ 1. samuel 16,7b ob positiv oder negativ: vorurteile sollen uns nicht davon abhalten, anderen menschen offen und mit der liebe gottes zu begegnen. Kim mit Aaron Mattmüller. Das Ferienhaus von Kims Familie ist der einzige Ort, an dem sie sich auch mal ungeschminkt zeigt. Mithelfen: SPEnDEncoDE 1110-32 Kanada Die Wirkung von Make-up und Maske wird von Schauspielern auch mit Selfies überprüft (oben). Gestylt für den Fototermin (links). Dundas Square, Toronto. Die große Filmindustrie und die vielen Medienschaffenden haben der Stadt den Spitznamen „Hollywood Nord“ eingebracht. FoToS: RiTA MATTMüLLER, KiM

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