MISSION weltweit – Ausgaben 2018

darum geht’s Kanada 10 Wir genießen die Gespräche und das gute Essen. Plötzlich gesteht eine der Frauen, dass sie sich nicht traut, an den anderen Gästen vorbei zur Toilette zu gehen. Mitfühlend stimmen die anderen ein. Es sei schon schlimm gewesen, von der Eingangstür durch die wartenden Gäste zu unserem Tisch amEnde des Raums zu gehen. Ich trauemeinen Ohren nicht. Vor mir sitzen vier attraktive, gepflegte Frauen und sind sich einig: „Schlimm, wenn man so vielen Blicken ausgesetzt ist!“ Gute Gespräche folgen. Jede erklärt, wie unwohl sie sich manchmal fühlt und wie gerne sie einzelne Körperteile mit den anderen am Tisch tauschen würde. Natürlich kenne ich solche Gedanken, welche Frau kennt sie nicht? Als wir nach Jahren in einem afrikanischen Dorf in die kanadische Großstadt kamen, hatte ich mich ab und zu unsicher gefühlt und zu diesen Frauen aufgeblickt. Und jetzt stelle ich verblüfft fest, dass auch sie nicht immer voll Selbstvertrauen sind! Von Beruf: gesehen werden Eine der Freundinnen ist Schauspielerin. Die enge Freundschaft mit ihr genieße ich besonders, und ich bete oft, dass Gott in ihrer Familie wirkt. Kim hat in vielen Städten der Welt gelebt und gearbeitet, darunter in London, Los Angeles und New York. Sie verdient ihr Geld damit, gesehen zu werden. Und sie will in der Pizzeria nicht gesehen werden? „Viele Schauspieler, die ich kenne, sind eigentlich ziemlich schüchtern“, erklärt sie mir bei anderer Gelegenheit. „Sie fühlen sich nicht besonders wohl, wenn sie als ‚sie selbst‘ in der Öffentlichkeit sind.“ Missverständnisse gäbe es viele, fährt Kim fort. Zum Beispiel, dass Schauspieler nur auf Aufmerksamkeit aus seien. Das treffe zwar manchmal zu. Viele sähen es aber einfach als befriedigend an, sich tief in eine Rolle hineinzuversetzen und sie zum Leben zu erwecken. Sie selbst habe bei Liveaufführungen im Musicaltheater „Energie, Leben und Menschlichkeit“ mit dem Publikum teilen können und das als „heilig“ empfunden. Kim weiter: „Für manche Leute ist es schwer, eine Schauspielerin ernst zu nehmen. Das ist schade. Es gibt Leute in meiner Familie, die meine Intelligenz unterschätzen, weil mein Leben von außen betrachtet vielleicht albern für sie aussieht. Oder vielleicht unterstelle ich ihnen das nur?“ Im Beruf: nehmen, was sich bietet Je mehr ich über die nüchterne Realität der Filmbranche erfahre, desto logischer erscheint mir, dass auch im Rampenlicht der Unterhaltungsbranche Zufriedenheit und Glück nicht leichter zu haben sind als anderswo. „Ich war noch nie in der Lage, mir eine Rolle aussuchen zu können. Nur die ganz großen Stars können sich Projekte aussuchen, der Rest versucht nur, seinen Lebensunterhalt zu verdienen“, erfahre ich. Um eine Rolle zu bekommen, ist das Antreten bei zahlreichen Castings nötig – eine große Herausforderung an das Selbstwertgefühl. „Zum ersten Mal bekam ich Zweifel an meinem Beruf, als ich nach Los Angeles gezogen war und dort Fuß fassen wollte. Ich investierte viel und bekam nicht viel zurück. Es war entmutigend. Ich merkte, wie es meine ganze Persönlichkeit zu beeinflussen begann, diese ständige Zurückweisung.“ Wegen des Berufs: nagende Zweifel Bin ich gut genug? Geht es nur um mein Aussehen? Was ist mit der Konkurrenz? Manche Daniel und Rita Mattmüller haben vier Kinder, leiten seit 2012 das Vorbereitungsprogramm für Missionare in Kanada und sind verantwortlich für das Auslandssemester der Interkulturellen Theologischen Akademie (ITA). Daniel ist Werkzeugmacher und war nach der Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission einige Jahre EC-Jugendreferent. Rita ist Realschullehrerin. Von 2003 bis 2011 waren sie Missionare in Malawi. Fassade oder ungeschminkt? endlich haben wir dieses treffen hingekriegt! gut gelaunt quetschen wir uns auf die eckbank einer beliebten pizzeria in toronto. Fünf mütter – verschieden in Lebenslauf und persönlichkeit und doch gute Freundinnen.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=