MISSION weltweit – Ausgaben 2018

9 BangLadesCh darum geht’s missiOn weltweit 1–2/2018 Zoobesuch mit Silas und Emma während des verlängerten Heimataufenthaltes FOTOS: SAMUEL UND ANNE STRAUSS; MASKEN: ATELIERARNOLD/CCVISION Die Maske der guten Mutter Ich dachte, es sei das Natürlichste der Welt, Mutter zu sein. Seit Eva gibt es sie, die Mütter. Und so wie Kinder geboren werden, so würde das mit dem Muttersein schon laufen. Ich würde wunderschöne, intelligente Kinder haben, die sich zu benehmen wissen und einen tollen Charakter haben. Das Lob würde mir beziehungsweise uns als Eltern gelten. Dass unsere Kinder nicht als Musterkinder auf die Welt kamen, erklärt sich von selbst. Ich war ständig (und bin manchmal noch) darum bemüht, das Bild der perfekten Familie, der Musterkinder und Mustermutter zu wahren. Diese Maske drohte mir oft abzufallen, und ich hatte große Angst, dass andere sehen, wie die wirkliche Mutter unter der Maske war: die, die ihre Kinder nicht „im Griff“ hat und meistens mit der Erziehung überfordert ist. Was hat sich verändert? Durch die erlebte Tiefe hat Gott mir alle meine Kraft, Masken aufzusetzen, genommen. Es ist ein schlimmes Gefühl, wenn man nichts mehr leisten und nichts mehr „darstellen“ kann! Aber das Erstaunlichste war, dass ich mich in dieser „Nutzlosigkeit“ wie nie zuvor von Gott angenommen und geliebt fühlte. Ich habe verstanden und weiß nicht nur mit dem Kopf, dass es Gott in erster Linie um Beziehung geht. Es ist schwer zu begreifen, wie sehr ER sich nach uns sehnt! Die Bibel spricht davon, dass er sich nach uns sehnt, wie zwei Verliebte sich nacheinander sehnen! Er will nicht einer sein, demman sonntags eine Stunde widmet, vielleicht auch eineinhalb StundenHauskreis. Er möchte präsent sein – jeden Tag, immer – und helfen, raten, sich mitfreuen, mittrauern – alles! Hin und wieder kommt es vor, dass ich doch wieder nach meinen Masken greife. Doch dann erinnere ich mich daran, dass ich „ungeschminkt“ sein darf. Ich versuche, mir jeden Tag Zeit mit Jesus einzuräumen, seine Wahrheiten zu verinnerlichen, damit ich sie den Lügen, die der Feind mir ständig einzuflüstern versucht, entgegenhalten kann. Anne Strauß ● Samuel und Anne Strauß sind im August 2004 zum ersten Mal nach Bangladesch ausgereist. Zu ihren Aufgaben gehören seit 2012 die Teamleitung, Administration, Verkündigung, Vertretung der Mission bei den Partnerorganisationen und Aufbau von Leiterschaft. Ihre drei Kinder besuchen eine englischsprachige Schule in Dhaka. Daneben unterrichtet Anne sie im Fach Deutsch. Samuel ist in Kanada aufgewachsen, hat dort Naturwissenschaften studiert und dann die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission absolviert. Anne ist in Papua-Neuguinea geboren und aufgewachsen und ist Krankenschwester von Beruf. „Effektiver Dienst und wirkliches Leben entsteht aus der innigen Gemeinschaft mit Jesus. Niemals wird sie aus unserer (frommen) hektischen Geschäftigkeit heraus erwachsen.“ DEE BRESTIN (ÜBERSETZUNG: A. STRAUSS) „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ 2. KORINTHER 3,17 „Er hat ja nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle hergegeben. Wird uns dann zusammen mit seinem Sohn nicht auch alles andere geschenkt werden?“ RÖMER 8,32 Die Maske der idealen Missionarsfrau Diese Maske „bastelte“ ich mir aus dem zusammen, was ich bei anderen Missionarsfrauen sah. Die eine Frau unterrichtet Religion in Schulen, nebenbei hält sie Kinder- und Frauenstunden, obendrein unterrichtet sie ihre Kinder selbst. Eine andere findet ihre Berufung in einem Projekt. Wieder eine andere predigt regelmäßig. Die Vierte erteilt Backkurse und erreicht dadurch Frauen. Bei noch einer anderen kommen Menschen zum Glauben. Was ich nicht merkte: Das, was andere tun oder sind, wurde mir zur Maske, weil ich neidisch kopierte und etwas zu sein versuchte, was ich nicht war. Es war super anstrengend, weil ich die Kriterien nicht zu erfüllen schien, und das trieb mich in die Verzweiflung. Wo war ich mit meinen Gaben? Was sind überhaupt meine Gaben? Wie kann ich Gott dienen, Zahlen aufweisen und gute Berichte in die Heimat schicken?

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