MISSION weltweit – Ausgaben 2018

25 missiOn weltweit 7–8/2018 ratlOs mission – die bessere entwicklungshilfe? Manchmal spüre ich bei Missionsleuten die etwas unreflektierte Annahme, dass Mission der sogenannten Entwicklungshilfe sowieso überlegen sei. Als Beweis dieser These werden dann Namen einschlägiger Entwicklungsorganisationen als abschreckende Beispiele aufgezählt. Säkulare Menschen wiederum denken bei Mission meist an das Überstülpen eigener Glaubensvorstellungen in einer unethischen Art und Weise. Könnte es sein, dass wir in dieser Frage etwa Äpfel mit Birnen vergleichen? Es erscheint mir hilfreich, hier einen kleinen Exkurs in das Thema Entwicklungshilfe zu unternehmen. Die moderne Entwicklungspolitik entstand in der nachkolonialen Zeit im Kontext des Kalten Krieges. Der Westen war durch das Wirtich bereise beim schreiben dieses Beitrags gerade ein land, in dem missionare und mission positiv gesehen werden. dies ist in deutschland nicht unbedingt der Fall, und die eingangsfrage ist deshalb hier ein thema. Brunnenbohrung im Dorfentwicklungsprojekt Ubwenzi in Malawi. Praktische Hilfe, Ausbildung für Kinder, Evangelisation und Schulung gehören hier zusammen. FotoS: vroNI UrScHItZ schaftswunder in eine fortschrittsgläubige Euphorie verfallen. Die Amerikaner waren kurz davor, den ersten Menschen auf den Mond zu stellen. Gleichzeitig versuchte sowohl der Westen als auch der Ostblock, seinen Einfluss in den ehemaligen Kolonien ideologisch auszubauen. Weltweite Ungleichheiten der verschiedenen Länder traten deutlich hervor. In seiner Rede bei der Gründung der NATO spricht der amerikanische Präsident Truman von einer moralischen Verpflichtung der reichen Länder, „rückständige“ Länder mit Hilfe des technologischen Fortschritts auf den gleichen Stand zu bringen. Dies sei nicht zuletzt aus sicherheitspolitischem Eigeninteresse notwendig. Hier zeigt sich also, dass Entwicklungshilfe ein Instrument war, politische und wirtschaftliche Interessen zu verfolgen. Etwa zeitgleich kam in der Missionswissenschaft eine Debatte auf, in der über das richtige Verhältnis von Wort und Tat gestritten und gerungen wurde. Dies wurde unter anderem von einer zunehmenden Liberalisierung der Theologie und der Angst vor linken Einflüssen angetrieben. „Suppe, Seife, Seelenheil“, das Motto der Heilsarmee, drückt aus, was in den Anfängen der evangelikalen Bewegung eine Einheit bildete, nämlich dass l das Evangelium uns wieder in das rechte Verhältnis zu Gott zurückbringen möchte, l diese Wirklichkeit dann auch eine Auswirkung schon im Diesseits hat und l wir uns als Christen dafür ganz natürlich einsetzen sollen. Stattdessen wurde nach meinem Geschmack zu viel darüber gestritten, ob Suppe oder Seelenheil nun wichtiger sei, während eine leidende Welt vor die Hunde ging. Gestern Abend hatte ich die Möglichkeit, mich mit Mitarbeitern einer Initiative zu unterhalten, die über Jahre christliche Kinderprogramme in Slums durchführte. Es ist ermutigend zu sehen, dass Gottes Wort Auswirkungen im Leben dieser Kinder hat. Sie freuen sich sichtlich auf die wöchentlich stattfindende Kinderstunde. Aber es ist auch klar, dass es nach dieser Oasenzeit wieder zurück in ein Umfeld geht, in dem Erwachsene Süchten verfallen sind, Streit und Gewalt zur Tagesordnung gehören und sich Perspektivlosigkeit breit macht. Einer der einheimischen Mitarbeiter sagte einen denkwürdigen Satz, der mich zum Nachdenken bringt: „Was sollen wir tun, um den Nöten dieser Menschen in den Slums zu begegnen? Wir wissen nicht einmal, aus welchen Verhältnissen diese Kinder kommen. Ich glaube, unsere Kinderstunden sind nur ein Anfang.“ l der autor schult und berät Organisationen in europa, asien und afrika, die in der internationalen zusammenarbeit tätig sind. dies schließt auch sensible regionen mit ein. sein name ist der redaktion bekannt.

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