MISSION weltweit – Ausgaben 2018

23 mission weltweit 3–4/2018 PersÖnliCHes nachruf aus Japan „Hallo, lieber Peter, ich fürchte, ich muss dir für Montag einen Korb geben. Zuerst schien es, als ob es mit meiner Erkältung besser werden würde – dann wurde mein Asthma stärker und ich bekam im Aufzug einen Zusammenbruch. Bin seit gestern fast nur im Bett … Sehe mich zur Ruhe gezwungen, werde voraussichtlich erst am Montag zum Arzt gehen …“ Mit dieser Nachricht meldete sich Gerd Strauß für die Sitzung am darauffolgenden Montag ab. Dass er uns schon vier Stunden später verlassen würde, war und ist noch immer unfassbar! Verschiedene Charaktere und Gabenvielfalt bereichern unser Japan-Team – und nun ist eine riesige Lücke entstanden! Keiner war so kontaktfreudig wie Gerd. Egal, ob Schüler, Sumokämpfer oder buddhistischer Priester, mit allen kam er schnell ins Gespräch. Das Anliegen seines HERRN – Gott will, dass allen geholfen werde, dass sie die rettende Botschaft von Jesus hören – war auch Gerds Passion. Seine Einsatz- und Hilfsbereitschaft war vorbildhaft, ob er nun bei Predigtdiensten aushalf oder praktisch zupackte. Seine originellen Ideen und deren Umsetzung kannten fast keine Grenzen. Ob es die Hüpfburg aus Deutschland war, seine ungewöhnlichen Krawatten, mit denen er sich den „Feind“ Krawatte zum Freund machte, oder die ganz persönlichen, anerkennenden Geschenke, mit denen er uns bedachte. Die immer wieder neuen Ideen, die Gerd uns eifrig nahebrachte, haben öfters unseren Rahmen und unsere Vorstellungskraft gesprengt. Gerd fehlt uns als Freund, Mitverkündiger der besten Botschaft und als Impulsgeber, und wir vermissen ihn sehr! Teamleiter Peter Schlotz für alle Japan-Missionare nachruf für einen kollegen und Freund „Den Gerd möchte ich zu gerne mal wieder treffen, mich einfach mit ihm unterhalten und über seine Arbeit in Japan hören“, sagte ich kürzlich zu meiner Frau Brigitte. Das ist die andere Seite des Missionarslebens: Manchen Freunden begegnet man nur sehr selten, denn Heimataufenthalte sind nicht synchron aufeinander abgestimmt. Gerd und ich konnten uns etliche Jahre nicht mehr sehen. Und nun erreichte uns die schockierende und traurige Nachricht! So jung muss er seine Familie zurücklassen. Wenn mich das traurig belastet, wie viel mehr seine liebe Frau Heike und die Kinder. Ihnen meine herzlichste Anteilnahme. Gerd ist nicht mehr unter uns, er ist bei JESUS. Er hat das Ziel erreicht. Er hat Glauben gehalten (2. Timotheus 4,7). Er war seiner göttlichen Berufung treu bis ans Ende. Nach seiner Verheißung hat Jesus ihn aufgenommen und er empfängt den unvergänglichen Preis. Wir sind noch hier, kämpfen und mühen uns, sind niedergeschlagen oder getröstet, aber halten an der Hoffnung fest, die wir in Jesus haben. „Einmal werd‘ ich Jesus sehn und dann werde ich verstehen, was ich bisher nicht verstand!“ So haben wir im Teenkreis und EC-Jugendbund zusammen gesungen, als ich im Praktikum im Nördlinger Ries war. Ich kam oft ins Haus seiner Eltern, kannte die Geschwister. Wir hatten einander schnell ins Herz geschlossen. Ich liebte Gerds direktes Wesen, seine offene Art, seine Leidenschaft, für Jesus zu leben und für ihn zu arbeiten. Andere junge Männer hatten Motorräder und Girls im Kopf, Gerd brannte für Jesus. Er half mir, einer Jugendbündlerin ein Ständchen zum Geburtstag zu blasen. Er war dabei, als sie in die Missionsarbeit gerufen wurde durch das Losungswort dieses Tages. Er erfuhr später, dass sie und ich heiraten und freute sich mit. Später bewarb sich Gerd am Theologischen Seminar. Es war so unwahrscheinlich, dass gerade er nach Liebenzell ging. Wollte er nicht Pioniermissionar in Oberbayern werden? Meine Brigitte und er waren zeitgleich auf dem Missionsberg und konnten sich eine Ermutigung und Hilfe sein. Meine zusammengebastelte Grammatik half auch ihm, den Griechisch-Unterricht zu meistern. Dann war Gerd dabei, als wir am Flughafen in Stuttgart auf das Missionsfeld verabschiedet wurden. Ich werde nie vergessen: Er verkaufte seinen gebrauchten Mercedes und bezahlte dafür unsere Flugtickets. So war Gerd! Als die Nachricht kam, Gerd habe den Ruf in die Missionsarbeit nach Japan bekommen, warf es uns fast um. Er, der sich schon von Englisch abgemeldet hatte, wollte nach Japan und die schwere Sprache lernen! Doch es war Gottes Auftrag für ihn, und niemand hätte den standfesten Rieser einfach so umgestimmt. Nun ist er aus dem Land seiner Berufung direkt in den Himmel gegangen. Warum schon jetzt? Gott weiß es, wir verstehen es nicht. Gott kann es sich erlauben und er darf es, denn er ist unser himmlischer Vater. Wer wird die Aufgabe in der Ernte in Japan übernehmen? Wer wird den Ruf Jesu hören und die Menschen ohne Gott, die dort leben, mehr lieben als eigene Pläne, Familie und Freunde? Wir wollen uns von Gerds Leben, seinem Glauben, seiner Hingabe und seinem Feuer anstecken lassen. Gerhard Stamm, Aviamp/Papua-Neuguinea Fotos: FamiliE straUss, hErrmann stamm

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