MISSION weltweit – Ausgaben 2018

15 eCuadOr darum geht’s missiOn weltweit 7–8/2018 FotoS: HeIKo erNDWeIN Beschönigend gesagt: Bei uns hat Streit in vielen Fällen eine reinigende Wirkung. Er ist eine Form von Kommunikation. Aber wir müssen sehr aufpassen, dass dabei keine Verletzungen zurückbleiben. Was in Ecuador anders ist In unserem Missionsland Ecuador wird mit Streit und Konflikten oft anders umgegangen. Blanca erzählte uns, dass sie zu Hause ihren Geldbeutel nicht offen herumliegen lassen würde. Ihr Ehemann würde ihr sonst das Geld aus der Börse nehmen. Sie würde ihm nicht vertrauen. Zu Hause! Ehemann! Ob sie schon mal mit ihm darüber gesprochen hätte? Nein, hätte sie nicht. Das würde sie auch nicht. Sie wolle sich lieber von ihm trennen. Wie tief müssen ihre Verletzungen gewesen sein! Nicht einmal Streiten war mehr möglich. Konflikte sind hier allgegenwärtig, aber sie laufen eher verdeckt und unterschwellig ab. Man redet nicht miteinander. Man redet eher über jemanden, als mit jemandem. Dabei werden Verletzungen auf beiden Seiten in Kauf genommen. Man ist eher bereit, eine Beziehung aufzugeben, als über das eigentliche Problem zu sprechen. Was tun? Wie können wir als Jesus-Leute mit einem Konflikt oder Streit umgehen und auch im Konflikt ein Zeichen setzen? An erster Stelle müssen wir uns immer bewusst machen, dass wir in allem (auch im Streit – oder spätestens kurz danach) alles daransetzen, Gott zu verherrlichen! Das haben wir im Streit vielleicht nicht getan. Eher hat ein (böses) Wort das andere ergeben. Wir haben uns nichts geschenkt. Wir haben es dem anderen mit gleicher Münze heimgezahlt. Kurz gesagt: Wir bezahlen Sünde mit Sünde. Deswegen müssen wir zuerst Gott um Vergebung bitten. Das heißt zweitens, dass ich versuche, meine eigene Schuld im Konflikt zu verstehen und auch in Worte zu fassen. Ein Freund sagte es mal so: „Auch wenn du nur 30 Prozent der Schuld an dem Konflikt hast, dann musst du für deine 30 Prozent 100 Prozent Verantwortung übernehmen.“ Das ist die Sache mit dem Splitter und dem Balken im Auge, die Jesus in Matthäus 7,1–15 erwähnt. Wenn wir die ersten beiden Punkte befolgt haben, versuchen wir deshalb drittens, einen Schritt auf den anderen zuzugehen. Das kostet vielleicht Überwindung und ich muss über meinen eigenen Schatten springen, aber einer muss den Anfang machen. Das heißt aber auch, dass ich bereit bin, zuzuhören, was der andere mir zu sagen hat. Auch das kann hart sein. Dann erst bitte ich ihn oder sie um Vergebung. Die Bereinigung des Konfliktes, die Versöhnung sollte immer unser Ziel sein. Auch bei uns. So viele Entscheidungen stehen gerade wieder an. Oft ist die Stimmung angespannt. Aber wir sagen uns immer wieder (halb im Spaß und halb im Ernst), dass wir schon jetzt einen Termin für ein Versöhnungsfest in Deutschland einplanen müssen. Denn auch nach den dunkleren Zeiten kommt wieder die Sonne heraus. Gott sei Dank! Heiko und Simone Erndwein l Heiko und Simone Erndwein leben seit 2006 in ecuador und kehren Mitte juli mit ihren vier Söhnen nach Deutschland zurück. Sie arbeiteten unter QuichuaIndianern in den vielen Dörfern um cotacachi. Dazu gehörte die missionarische Arbeit unter Kindern, jugendlichen und erwachsenen, theologischer Unterricht und Schulungen. Heiko absolvierte nach dem Abitur die Ausbildung am theologischen Seminar der Liebenzeller Mission. Simone ist Heilerziehungspflegerin und gemeindediakonin. In den nächsten Monaten ist Heiko erndwein im reisedienst und berichtet aus ecuador. Koffer mit Konfliktpotenzial Quichua-Frau mit ihren Kindern Mithelfen: SPeNDeNcoDe 1640-32 ecuador

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