MISSION weltweit – Ausgaben 2018

darum geht’s papua-neuguinea 8 Nach außen hin vielleicht. Aber weil sie Menschen sind und es auch bei ihnen Konflikte und Unstimmigkeiten gibt, fressen manche alles „schön fromm“ in sich hinein, bis es auf die Nerven oder den Magen schlägt. Oder der Vulkan ausbricht wie bei der jungen Frau hier im Hochland von Neuguinea. Sie hatte einen Mann mit einem etwas schwierigen Charakter geheiratet. Er hatte so seine Ideen. Sie ihre. Aber die schluckte sie als brave Christenfrau hinunter. Bis schließlich der Kropf voll war und der Kragen platzte. Und so kam eines Tages ein junges Mädchen aus ihrer Verwandtschaft aufgeregt zu meiner Frau gelaufen. „Papamama i fait!“ Die Eltern schlagen sich, oder wörtlich übersetzt: sind in eine Schlacht verwickelt. „Komm schnell und hilf!“ Brigitte ließ alles stehen und liegen und rannte aufs „Schlachtfeld“. Die junge Frau ließ Teller und Tassen fliegen. Als Brigitte eintrat, war gerade der gefüllte Reistopf unterwegs Richtung Ehemann. Der saß auf einem Stuhl, hielt das Baby auf dem Schoß und wich dem Geschoss geschickt aus. Es schlug an der Wand auf, und der Inhalt verbreitete sich wie Granatsplitter im ganzen Raum. Brigitte packte die junge Frau und zerrte sie aus dem Haus. Dabei redete sie beruhigend auf sie ein. Kocht aber erst einmal der Kessel, dann kühlt er nur schwer ab. Vor dem Haus ließ die Ehefrau weiter ihren Zorn an ihrem uneinsichtigen Mann aus, indem sie Steine aufs Wellblechdach warf. Nur langsam kam sie wieder zur Vernunft. Dann begann die Aufarbeitung „Warum hast du das gemacht?“ Bis heute kann ich mir die heftige Reaktion der ansonsten sanftmütigen und geduldigen Frau nicht erklären. „Ich hatte einfach einmal genug!“ Es waren alles angestauteKleinigkeiten. „Warumredet ihr nichtmiteinander?“,wollte Brigittewissen. Ja, warum?Werden soKonflikte gelöst?Hier reden Ehepaare nicht miteinander, man schweigt, frisst alles in sich hinein, und irgendwann hat auch der geduldigste Mensch genug und explodiert. Nun kam der Ehemann an die Reihe: „Warum bist du nicht ausgerastet und hast zugeschlagen?“ Das wäre die normale Reaktion bei fast allen Hochländern hier auf der Station und verständlich gewesen. „Ich hab es bei euch anders gesehen.“ Der Mann hatte zwei Jahre zusammen mit uns im Haus gelebt. Brigitte und ich sind auch nicht immer einer Meinung. Aber Fetzen müssen deshalb noch lange nicht fliegen. Immerhin, unser Mitbewohner hatte aus unseren Fehlern etwas Vernünftiges gelernt. Das Problem des Hochland-Ehepaares wurde recht schnell behoben. Hätte er, der Pastor und Gemeindeleiter, zugeschlagen, wie das ein genervter Ehemann hier im Normalfall tut (Frauen haben nicht das Recht dazu), hätte ihn der Kirchenvorstand sicher vom Dienst beurlaubt. Wir sind nicht immer Vorbilder Einmal trat ich meinem Mitarbeiter Robert gewaltig „auf den Zeh“. Vor dem versammelten Leitungskreis warf er mir daraufhin einiges an den Kopf. Es war kein Reistopf, aber die Vorwürfe trafen besser. Ich sagte nichts, dachte ein hähnchen und ein schweinchen dürfen Christen streiten? dürfen Fetzen fliegen? moment mal – von Christen ist die rede! die machen so etwas nicht! Eigentlich sind wir harmlos …

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