MISSION weltweit – Ausgaben 2018

5 mission weltweit 3–4/2018 DeutsCHlanD Darum GeHt’s Fotos: PriVat, oasE-tEam Da saß sie nun vor mir. Neben ihr lagen einige A4-Seiten, dicht von Hand beschrieben. Nicci hatte Lieder gedichtet über Kinder, über Leid, ihre Rechte, ein Musik-Schauspielprojekt. Eine talentierte junge Frau! – Der Abend wurde lang, wir erzählten uns viel. Nicci hatte es nicht leicht gehabt: Ihre Mutter hatte sie als Baby mit viel Mühe über Stunden gefüttert, weil der Schluckreflex nur sehr schwach war. Weil sie sehr klein und zart war, war sie körperlich nicht so entwickelt wie Kinder in ihrem Alter. Deshalb wurde sie in Kindergarten und Schule von den Lehrern ausgegrenzt und von den Kindern gemobbt. Eisern kämpfte die Mutter für sie auf Ämtern und bei Lehrern, die sie als geistig behindert eingestuft hatten. So kam es, dass Nicci kaum Freunde hatte, was ihr sehr weh tat. Meistens war sie zu Hause, weil sie sich dort sicher fühlte. Sie ist kreativ und verbrachte Stunden und Tage mit Malen und Basteln. Zeitweise waren Haustiere ihre guten Freunde. Nicci beendete ihre Mittlere Reife und machte eine kaufmännische Ausbildung. Ihren Traumberuf Erzieherin konnte sie nicht lernen, weil die zuständige Person auf dem Arbeitsamt meinte, sie sei dafür körperlich nicht stark genug. Nicci liebt Menschen, hatte aber kaum gleichaltrige Freunde. Aber sie wollte kämpfen, für Kinder und ihre Rechte. Und nun war sie also bei uns gelandet, weil ihr die Mitarbeiter im Jugendclub des Viertels erzählten, dass wir ihr vielleicht helfen könnten, ihre Lieder zu singen. Sie kam regelmäßig, schloss Freundschaft mit den FSJ-lern und entdeckte ihre Sehnsucht nach Gott. Sie liebte es, mit den Kindern in der Oase zu arbeiten, gestaltete unser Schaufenster und war schließlich überall mit dabei. Irgendwann gab sie ihr Leben Jesus, und wir konnten sie im Reitbahnsee taufen. Jahrelang hat sie bei uns mitgearbeitet. „Ich lerne bei euch so viele Menschen kennen!“, erzählte sie mir einmal ganz begeistert. Wie wertvoll Freunde für uns alle sind, wurde mir dadurch ganz neu bewusst. „Das, was ihr macht, möchte ich auch machen“, sagte mir Nicci eines Tages. Und Gott hatte deutlich zu ihr gesprochen: „Nicci, ich brauche dich!“ Das gab ihr Mut. Sie bat das Arbeitsamt um Unterstützung für eine weitere Ausbildung. Erst als Aaron, unser Sozialarbeiter, dort deutlich machte, wie wichtig ihr dies war, konnte sie sich bewerben. Sie bekam eine Zusage von einer kleinen Missionsschule. Das war genau das Richtige für sie. Ihr Mut, ihr Ehrgeiz, ihr Durchhaltevermögen, die großartige Hilfe der Menschen um sie herum und die unendliche Gnade Gottes in ihrem Leben ließ sie in dieser Zeit wachsen, reifen und heilen. Und Nicci hat eine Stelle bekommen! Vor einigen Monaten schrieb sie – nachdem sie sich zunächst für ein Praktikum beworben, aber eine enttäuschende Absage bekommen hatte: „Etwas Großes für eine kleine Frau: Zusage für das Praktikum als Gemeindepädagogin in der Naumburger Gemeinde!“ Dort ist sie seit September. Sie macht ihre Sache gut. Im Sommer wird sie für ihren Dienst ordiniert. Schon immer hatte Gott Nicci im Blick. Wir sind sehr dankbar und beten um Kraft, Bewahrung und ganz viel Segen für sie. Elisabeth Walter-Fischer ● Elisabeth walter-Fischer arbeitet seit 2003 in neubrandenburg/mecklenburg und gründet mit dem team der „oase im reitbahnviertel“ eine Gemeinde. sie war in erster Ehe mit missionar Jakob Walter verheiratet und lebte mit ihm und ihren drei kindern von 1979 bis 2000 in Papua-neuguinea. Jakob starb 2008 nach schwerer krankheit. Elisabeth blieb in neubrandenburg und lernte hier den ebenfalls verwitweten ehrenamtlichen mitarbeiter herbert Fischer aus heilbronn kennen. Die beiden heirateten 2015. Mithelfen: sPEnDEncoDE 164-32 Deutschland kleine nicci, starke Frau es muss 2009 gewesen sein, als ich sie das erste mal sah: nicci, eine zierliche, sehr kleine junge Frau, etwa 24 Jahre alt. man konnte sie leicht auf sechzehn schätzen. ich hatte sie nach Hause eingeladen, weil ich nicht da gewesen war, als sie uns in der oase besuchte. Nicci als Teenager und, vor der Bibelschulausbildung, mit dem Oase-Team

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