MISSION weltweit – Ausgaben 2018

13 ecuador darum geht’s mission weltweit 11–12/2018 schon sterilisieren ließ oder ob das bald ansteht. Die Mutter einer Bekannten erklärte mir am Telefon, dass ihre Tochter gerade nicht zu erreichen sei, weil sie nach der Sterilisation noch für einen Tag zur Überwachung im Krankenhaus sei. Und eine Missionarskollegin wurde von einer Bäckereiverkäuferin gefragt, ob sie sich denn jetzt, nach der Geburt des vierten Kindes, endlich habe sterilisieren lassen ... Andere Ehepaare informieren uns sehr genau über ihre Familienplanung: „Der Arzt meinte, dass jetzt der beste Zeitpunkt wäre, schwanger zu werden. Also probieren wir es jetzt.“ Oder wir hören: „Wir wollen noch ein Kind, aber noch nicht sofort, so ungefähr in drei Monaten soll es losgehen.“ Der wunde Punkt: es verläuft nicht wunschgemäß Wenn Themen wie Kinderplanung offen kommuniziert werden oder direkt nachgefragt wird, kann das schmerzhaft sein – wenn eben nicht alles nach Plan und Wunsch verläuft. Aus diesem Grund stelle ich die oben genannten Fragen auch nur den Frauen, die schon mindestens ein Kind haben – oder wenn ich das Gefühl habe, dass für sie die Fragestellung in Ordnung ist und keinen wunden Punkt trifft. Was mich jedoch überrascht: Auch mit Verlust und Schmerz wird offener als bei uns umgegangen. So erzählte uns ein Pärchen von ihrem Kinderwunsch und der aktuellen Fehlgeburt. Andere erklärten uns sehr genau, dass sie sich noch absolut nicht vorstellen können, Kinder zu haben. Und neulich luden wir ein Ehepaar zum Frühstück ein. Nur den Mann kannten wir von früher. Im Gespräch erzählte die Frau von ihrer Kinderlosigkeit und wie sie darunter leidet. Sie bat uns, deshalb für sie zu beten. Diese Offenheit beim ersten Treffen und wegen eines so schmerzvollen Themas überraschte mich sehr positiv. Im deutschen Kontext sind diese Beispiele eher Gesprächstabus oder NurguteFreundeThemen. Zu Recht. Es handelt sich um sensible und intime Lebensbereiche. Viele Fragen oder direkte Aussagen hier in Ecuador haben mich deshalb immer wieder verblüfft, überrascht, getroffen oder auch irritiert. Trotz allem sehe ich die positive Seite, wenn mit Themen wie Kinderwunsch und Familienplanung offen umgegangen wird. Auch wenn es meinetwegen nicht im ersten Small Talk Gespräch sein müsste. Wenn ich zum Beispiel nach „dem Jungen“ gefragt werde, ist es einerseits herausfordernd für mich, denn an sich hätte ich gerne noch mehr Kinder; aber aus gesundheitlichen Gründen ist das in meinem Fall leider nicht empfehlenswert. Andererseits ist es ebenso eine Möglichkeit, auf unsere Dankbarkeit Gott gegenüber hinzuweisen und meistens tue ich das anhand der Namen: Noemi bedeutet Freude, Mattea heißt Geschenk Gottes. Beides sind unsere Töchter: Freude und ein Geschenk von Gott. Offenheit macht verletzlich und ist nicht immer leicht, aber sie öffnet auch neue Türen, Gesprächsmöglichkeiten und gibt Tiefgang in Freundschaften und Beziehungen. Deshalb lohnt es sich, im Alltag zu überlegen, welche Gesprächstabus man in welcher Situation sein lassen könnte, um dadurch zu mehr Tiefgang und Vertrauen in einer Beziehung zu gelangen. Es braucht ja nicht gleich die Eingangsfrage zu diesem Artikel sein, die Sie der neuen Nachbarin im Erstgespräch stellen … Donata Schiller ● andreas und Donata Schiller leben seit August 2012 in Ecuador. Sie haben zwei Töchter. Andreas hat nach einer handwerklichen Ausbildung zum Bäcker Soziale Arbeit studiert, Donata ist Veranstaltungsmanagerin. Beide leiteten die impactJahresteams in Ecuador und arbeiten nun überwiegend unter Studenten in der universitätsstadt Yachay sowie in ibarra und Quito. die Kinderzahl in ecuador hat mit der ethnie zu tun. für viele spanischsprachige städter (überwiegend mestizen, die aus verbindungen der spanischen eroberer mit der andenbevölkerung hervorgingen, oder Weiße), sind zwei kinder das ideal. liebenzeller missionare arbeiten auch unter indigenen wie Quichua und awa sowie unter afroecuadorianern („negritos“). alle diese ethnien haben in der regel mehr kinder. mithelfen: SpENDENCoDE 1640-32 Ecuador Donata Schiller im Gespräch mit einer schwangeren Freundin Bild unten: Noemi und Matthea Schiller auf 5000 Meter Höhe auf dem Chimborazo, inaktiver Vulkan und höchster Berg Ecuadors FoTo: MARiBY FoTo: ANDREAS SChiLLER

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