MISSION weltweit – Ausgaben 2018

14 darum geht’s malawi Für Malawier ist es eine schlimme Erfahrung, das Gesicht zu verlieren, und auch deshalb setzt man Masken auf. Wir machen unterschiedliche Erfahrungen: Mal kann man darüber lachen, aber manchmal verursacht die Maskerade auch Verletzungen. Die gleichen Gesichter Vor einigen Jahren machten wir ein Gemeindepraktikum bei einem malawischen Pastor. Unter der Woche besuchten wir seine Gemeindemitglieder zu Hause, sonntags waren wir in den Gemeinden des Bezirks. Stolz zeigte uns der Pastor seine Gemeinden, für die er verantwortlich ist. Tobias durfte dort oft predigen. Damals waren wir noch im Sprachstudium und hatten nur wenige Predigten in Chichewa vorbereitet. So reisten wir mit „der einen Predigt“ von Kirche zu Kirche. Überall platzten sie aus den Nähten, und wir waren verblüfft. Nach zwei, drei Gottesdiensten hatten wir den Eindruck, den einen oder anderen Besucher zu kennen. Erst im Nachhinein dämmerte uns, dass der Pastor jeden Sonntag den ganzen Kirchenbezirk in die jeweilige Gemeinde eingeladen hatte, in der wir gerade waren. In den ganzen Praktikumswochen hatte es nur in der einen Gemeinde einen Gottesdienst gegeben, in die wir eingeladen waren! Dem Pastor war wichtig, uns volle Gemeinden zu präsentieren. Rückblickend war es eine hilfreiche Erfahrung, und mit jenem Pastor haben wir heute noch eine gute Beziehung. Wir haben viel von ihm gelernt. Er hat uns kulturelle Verhaltensweisen erklärt und uns sprachlich herausgefordert. Mittlerweile können wir mit ihm über die „vollen Kirchen“ lachen. Der „spezielle Gottesdienst“ Eine schmerzhafte Erfahrung machten wir, als wir ein Jahr für die Bibelschule Chisomo verantwortlich waren. Eines Tages wies uns einer der 15 Studenten darauf hin, dass sich seine Frau schon seit Wochen nicht wohlfühlen würde. Wir versuchten, dem Paar zunächst medizinisch zu helfen. Doch nach wenigen Tagen stand das junge Ehepaar wieder vor unserer Tür. Sie meinten, dass sie gerne nach Hause gehen würden, um dort an einem „speziellen Gottesdienst“ teilzunehmen. Gemeinsam mit einem einheimischen Mitarbeiter saßen wir zusammen und unterhielten uns über ihr Vorhaben. Tobias und Sarah Müller leben seit August 2011 in Malawi. Seit September 2014 sind sie Mitarbeiter im Dorfentwicklungsprojekt Ubwenzi. Zu ihren Aufgaben gehören die Leitung und die theologische Schulung. Tobias ist Elektroinstallateur, hat die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission absolviert und war danach Gemeinschaftspastor mit Schwerpunkt Jugendarbeit im Raum Herrenberg. Sarah ist Jugend- und Heimerzieherin von Beruf. Die beiden haben einen Sohn und eine Tochter. Wenn Masken fallen Menschen tragen Masken – in Beziehungen, im Glauben und in anderen Lebensbereichen. Sie wollen geliebt sein und Wertschätzung erfahren. Deshalb zeigen sie ihre guten Seiten, und das ist zunächst nicht nur schlecht. Aber wenn Menschen Masken tragen und sich in ihrem Sein verändern, dann kann es verheerend sein. Es kann Beziehungen gefährden, stören und letztlich sogar zerstören. Durch Eheseminare im Projekt Ubwenzi wächst Wertschätzung. Das zeigt sich auch daran, dass die Männer ihren Frauen die Hände auf die Schultern legen … Foto: Tobias Müller

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