MISSION weltweit – Ausgaben 2018

15 mission weltweit 1–2/2018 malawi darum geht’s Zunächst hatte ihre Absicht sehr geistlich geklungen. Wir hatten dennoch Rückfragen, denn an einer Bibelschule mangelt es in der Regel nicht an reifen Christen und Pastoren, die für die Frau hätten beten können. Doch sie wollten unbedingt eine Woche aussetzen, um an jenem „speziellen Gottesdienst“ teilzunehmen. Nach dem Gespräch kam heraus, dass es den beiden nicht um einen Gottesdienst ging – sie wollten im Heimatdorf traditionelle Hilfe beim Zauberdoktor in Anspruch nehmen. Sie ließen aber davon ab und nahmen seelsorgerliche Beratung im ChisomoZentrum an. Die Frau wurde wieder ganz gesund, und sie beendeten gemeinsam die theologischhandwerkliche Ausbildung. Masken in der ehe Auch im persönlichen Leben werden Masken getragen. Das kommt auf dieser Welt ganz unterschiedlich zum Ausdruck. Hier in Malawi haben wir erlebt, wie Masken Ehen stören und auch zerstören können. Um nicht aus dem Rahmen zu fallen, tut man, was kulturell von einem in der jeweiligen Rolle erwartet wird. Dann wird es zumindest von außen als „gut“ angesehen. Aber was in den einzelnen Menschen vorgeht, was sie denken und fühlen und welche Bedürfnisse sie haben, spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle. Und gerade daran scheitern viele Ehen. Es wird wenig über die Beziehung, ihre Herausforderungen und Konflikte gesprochen. Deshalb bieten wir im Dorfentwicklungsprojekt Ubwenzi Eheseminare an. Viele Paare profitieren davon, ihr gemeinsames Leben verändert sich. Ehen, die kurz vor dem Aus standen, wurden wieder auf ein gutes Fundament gestellt. Auch in der Ehe von Herrn und Frau Peter* ist Vergebung geschehen. Herr Peter war unzufrieden und klagte: „Meine Kleidung wird weder rechtzeitig noch gründlich gewaschen. Und ihr Essen schmeckt nicht.“ Sie wiederum beschwerte sich: „Er kümmert sich nicht um seine häuslichen Pflichten. Außerdem bekomme ich nicht genug Geld, um Seife und Mais zu kaufen. Wie soll ich so meiner Hausarbeit nachkommen?“ Außerdem hatte Frau Peter mitbekommen, dass er sich gerne mit anderen Frauen vergnügte. Jeder hatte die Enttäuschung über den anderen in sich hineingefressen, es wurde nicht gemeinsam darüber gesprochen. Nach außen hin schien alles gut zu sein, vieles wurde unter den Teppich gekehrt. Beide trugen ihre Masken, machten guteMiene zumbösen Spiel. Jeder lebte sein eigenes Leben. Frau Peter machte sich viele Gedanken und dachte sogar an Selbstmord. Sollte ihr Mann doch sehen, wie er sich und die Kinder versorgt. Doch dann suchte Frau Peter Hilfe beim Pastor ihrer Gemeinde, der durch seine Beratung helfen konnte und beide zu einem Eheseminar hier in Ubwenzi einlud. Fehler wurden zugegeben, Vergebung praktiziert. Beide arbeiten nun gemeinsam an ihrer Ehe und vieles hat sich geändert. Inzwischen haben sie bei einem weiteren Eheseminar von ihren Erfahrungen berichtet undbezeugt:WennMasken fallen, kann Vergebung geschehen und Neues entstehen. ich selbst sein Was macht es mit mir, wenn ich mich ein Leben lang verbiege? Es muss zunächst nicht mal schlimm sein. Man muss ja nicht alles im Leben preisgeben. Das SichVerstellen kann aber auch fatale Folgen haben, wenn deshalb Beziehungen zerbrechen und Vertrauen zerstört wird. David sagt in Psalm 139, dass Gott mich durch und durch kennt. Bevor ich das Licht der Welt erblickte, hat Gott mich wunderbar erdacht. Das ist eine geniale Botschaft. Wenn ich dieses Fundament in meinem Leben habe und deshalb selbstbewusst lebe, dann können meine Masken fallen. Und ich kann echte Wertschätzung erfahren, weil sie eine Gabe Gottes ist. Es ist unser Wunsch, dass auch viele Menschen in Malawi diese Gabe für sich erkennen und dass dieses Gottesgeschenk Beziehungsbrüchen vorbeugt und Versöhnung schafft. Tobias und Sarah Müller l Malawi gehört zu den zehn ärmsten ländern der erde. armut, analphabetismus, aids und malaria bringen die größten sozialen Probleme. david livingstone brachte im 19. Jahrhundert gottes wort ins land. heute sind 65 Prozent der menschen Christen, doch viele sind namenschristen oder leben auf dem dorf, wo sie wenig biblisches wissen von kaum ausgebildeten dorfpastoren bekommen. man geht sonntags in die kirche, unter der woche zum Zauberdoktor und lebt in einer atmosphäre der angst. * Name geändert Links: In schlechten Jahren leiden viele Malawier in den Monaten vor der neuen Ernte an Hunger. Hier wird die Maisverteilung an Bedürftige organisiert. Unten: In den Dörfern ist es üblich, dass Männer und Frauen getrennt sitzen, nicht nur im Gottesdienst. Diese Kirche hat Wände und ein Dach aus Gräsern, Bambus und Holz. Mithelfen: SPEnDEncoDE 1673-32 Malawi Traditionelle Begrüßung mit der linken Hand am Unterarm FoToS: ELKE PFRoMMER

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