MISSION weltweit – Ausgaben 2018

14 DARUM GEHT’S MALAWI Wenn man so abgestempelt wird, fragt man sich: Ist das, was wir in Malawi tun, überhaupt wichtig und gewollt – oder sind wir geduldete Kulturzerstörer? Ist dieser Vorwurf säkular gedacht – oder teilen auch Christen in Deutschland diese Ansicht? Sind wir Missionare wirklich dort, wo Menschen Unterstützung brauchen – oder stehen wir auf dem Abstellgleis? Stellt man Kritikern die Gegenfrage: „Was macht ein Missionar eigentlich?“, kommen die meisten ins Stottern. „Naja, der arbeitet dort und zerstört eben die Kultur!“ Oft kommt auch nicht mehr als vorgefertigte Antworten und Verallgemeinerungen von „Afrika-Experten“, die wissen, wie Afrika vorwärtskommen kann, aber selbst noch nie afrikanischen Boden betreten haben … Ja, ich bin ein Kulturzerstörer. Denn von Safaris im Sonnenuntergang, im Wasser tollenden Elefanten, Friede, Freude, Maisbrei und LagerfeuerRomantik ist das eigentliche Malawi weit entfernt. Das wirkliche Leben in einemDorf: ausbleibender Regen, schlechte Ernten, Hunger, Angst, Not, mangelnde medizinische Versorgung, schlechte Schulbildung. Hilft man in diesen Bereichen, zerstört man auch Kultur, denn dadurch gehen die Menschen viel seltener zum Zauberdoktor oder zu rituellen Unterweisungen – zwei wesentliche Ursachen dafür, dass viele Malawier in Furcht leben. Klären wir auf, dann wird weniger Geld für okkulte Praktiken, übernatürliche Schutzzauber und Verfluchungen ausgegeben – und mehr Mittel stehen für Familie, Essen und Bildung zur Verfügung. Und durch eine bessere Schulbildung beginnen Menschen zu verstehen; sie stellen Fragen, reflektieren und ändern im besten Fall ihre Sicht der Dinge. Und was machen wir in Malawi – außer Kultur zerstören? Wir leben dort. Wir teilen Leben, Zeit, Geld, Medizin und Wissen mit unseren Mitarbeitern und Studenten, mit Freunden und Nachbarn. Doch „bringt es das wirklich“? Ja. Und doch nur ein Stück weit. Die Menschen schätzen unseren Aus gutem Grund „Kulturzerstörer“ „Sie sind doch auch so ein Kulturzerstörer!“ Solche Sätze werden einem in Deutschland schon mal an den Kopf geworfen, wenn man erzählt, dass man in Malawi als Missionar arbeitet. Leben teilen in Malawi: Mirjam Berger mit Dorfbewohnern

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