MISSION weltweit – Ausgaben 2018

7 mission weltweit 11–12/2018 bangladesch darum geht’s … und ihre Folgen Sie haben richtig vermutet: Amitas Adoptivkind ist das Baby, von dem Schusmita sagte, es vermittelt zu haben. Probol wurde zufällig Augenzeuge der Übergabe und hatte im Spaß bemerkt: „Was für ein schönes Baby! Hey, das hat ja deine Gesichtszüge, Schusmita. Das könnte fast dein Kind sein.“ Daraufhin war Schusmita explodiert und hatte ihn bedroht, so etwas auf keinen Fall zu wiederholen. In den folgenden Tagen liefern Kollegen weitere belastende Informationen: Schusmita sei in den letzten Monaten nur bei Dunkelheit aus dem Haus gegangen. Manche meinen, sie hätte sehr zugenommen. Was ist wahr an all den Spekulationen und Gerüchten? Die Schulleitung muss eingreifen und entscheidet, dass Schusmita nicht länger auf dem Gelände wohnen kann. Sie besucht uns mit ihrer Tante, klagt ihr Leid und bittet um Fürsprache bei der Schulleitung. Wo soll sie als alleinstehende junge Frau hin? Wer würde sie noch heiraten wollen? Sie beteuert zigmal, dass ihre Gutmütigkeit für eine falsche Beschuldigung missbraucht wurde. Ihre Tante ist sehr besorgt um ihren eigenen Ruf und bestätigt die Geschichte – Schusmita wohnt ja schließlich unter ihrem Dach. am besten heraushalten!? Im Gespräch stellen wir uns bewusst in die Gegenwart Gottes und fragen Schusmita: „Bist du die Mutter des Kindes?“ Sie versichert erneut, dass sie nur als Vermittlerin fungierte und nicht Wolfgang und Dorothea Stauß sind seit 1996 Missionare in Bangladesch und arbeiten am College für christliche Theologie (CCTB), einer der wichtigsten Ausbildungsstätten für die christliche Minderheit. Wolfgang ist Dozent, Dorothea unterstützt die Bibliothek und arbeitet unter Kindern. Nach dem Abitur war Wolfgang am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission, dann prediger im Liebenzeller Gemeinschaftsverband. Dorothea ist als Missionarskind in papua-Neuguinea aufgewachsen und Krankenschwester. Sie haben fünf Kinder, die in Deutschland studieren oder in Thailand die Deutsche Schule besuchen. Welchen Sinn haben Tabus? als sozialer mechanismus und stillschweigende Übereinkunft schützen sie das autoritätsgefüge. so müssen entscheidungen nicht ständig begründet werden, denn autorität wird nicht in frage gestellt. dies blockiert aber letztlich korrektur „von unten“. Gottes Wort hat konkrete Vorschläge, was man im Konfliktfall tun kann: ● respektvoll kommunizieren und das Wohl des anderen im blick haben ● liebevoll die Wahrheit suchen und sagen ● einem freund ist nicht gedient, wenn man ihm die Worte um den mund schmiert, die er gerne hört ● die augen öffnen für die sichtweise des anderen. Mütter und Kinder einer Hochzeitsgesellschaft Junge Menschen in Bangladesch FoToS: WoLFGANG uND DoRoThEA STAuSS die Mutter sei. Können wir ihr glauben? Blockiert ihre Scham ein Schuldeingeständnis? Als ich das Thema in der Schulleitung ansprechen will, merke ich schnell, dass man sich aus solchen sensiblen Angelegenheiten am besten heraushält. Es ist tabu, weiter nach der Wahrheit zu forschen, denn es könnten Gefühle verletzt werden und die Beziehung belasten. Unter dem Deckmantel der Mehrdeutigkeit kann man das Gesicht wahren und wieder im Alltagsgeschehen untertauchen. Die Entscheidung, dass Schusmita unverzüglich ausziehen soll, bleibt zwar bestehen, wird aber nicht durchgesetzt. Und auch Probol darf bleiben. Amita, die Adoptivmutter, wird gemieden. Man wirft ihr vor, dass sie wisse, dass Schusmita die wahre Mutter sei. Amita beteuert, dass sie nicht Bescheid wüsste und hüllt sich über alles Weitere in Schweigen. Sie hatte nicht gedacht, dass die Adoption eines kleinen Babys so viele finanzielle und soziale Belastungen mit sich bringen könnte. Für sie ist ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Unter ihrer liebenden Fürsorge gedeiht das Kind – und sieht von Tag zu Tag Schusmita ähnlicher ... Ich frage mich, was wohl das Beste für das Kind und alle Beteiligten ist. Auch an unserer Schule erschwert die unterdrückte Wahrheit eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Inwieweit werden die ungeklärten Verhältnisse Entscheidungen in der Zukunft negativ beeinflussen? Gottes Wort stellt fest: „… die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Johannes 8,32b) Wolfgang Stauß ● mithelfen: SpENDENCoDE 1400-32 Bangladesch

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