MISSION weltweit – Ausgaben 2018

19 das empFehlen Wir missiOn weltweit 7–8/2018 Ehekonflikte sind ein heikles Thema. Wer gibt nach und wer setzt sich durch? Klar ist, dass es beim Ehestreit immer eine Lösung geben muss, wenn das Zusammenleben auch weiterhin möglich sein soll. Aber wie man Pattsituationen klärt, dafür gibt es keinen allgemeingültigen Lösungsweg. Manchmal ist es der Kompromiss, manchmal auch, dass einer nachgibt. Demokratische Beschlüsse sind eher schwierig, da es im Streitfall immer fifty-fifty steht. Es macht auch keinen Sinn, darauf zu verweisen, dass sich der eine beim letzten Mal durchgesetzt hat und jetzt der andere drankommt. In Abrahams Ehekonflikt schaltet sich Gott ein: „Alles, was Sara dir gesagt hat, dem gehorche“ (1. Mose 21,12). Gut, wenn uns im Streitfall Gottes Wort trifft. Nicht, dass Gottes Wort unsere eigene Position bestärkt. Vielmehr will Gott uns durch sein Wort kritisch hinterfragen. Denn Gottes Wort ist ein Richter (ein Kritiker!) der Gedanken und Sinne (Hebräer 4,12). Abraham wurde durch Gottes Wort korrigiert. Er ließ sich auf den göttlich bestätigten Vorschlag von Sara ein und machte sich ihn zu eigen. Er sagte nicht wie damals, als Sara den Vorschlag mit der Leihmutter machte: „Tu mit ihr, wie dir‘s gefällt“ (1. Mose 16,6). Jetzt wurde er selbst aktiv und legte Hand an. Früh am Morgen stand er auf, richtete Wasser und Brot und schickte so Hagar fort (vgl. 1. Mose 21,14). Streitfeld Familie Lot war längst ausgezogen und selbstständig geworden. Seinen Lebensmittelpunkt hatte er in die pulsierende Stadt Sodom verlagert, wo fast alles möglich schien, auch das Unmögliche. Und eine dieser Unmöglichkeiten war Krieg. Bei einer großen Schlacht verloren die Krieger Sodoms, und so wurde Lot mit vielen anderen Einwohnern gefangen weggeführt. Als nun Abraham hörte, dass Lot gefangen war, sagte er dem Boten: „Na, das geschieht ihm recht. Schließlich hat er sich für diesen Weg entschieden. Soll er sehen, wie er damit klar kommt.“ Das ist die nichtbiblische Variante. Trennung wird zementiert. Wir schauen vom Berg ins Tal und sagen uns: „Die Suppe, die er sich eingebrockt hat, kann er selbst auslöffeln. Ich werde ihm nicht helfen.“ Abraham ging einen anderen Weg: „Als nun Abram hörte, dass Lot gefangen war, wappnete er seine 318 Knechte und jagte ihnen nach“ (vgl. 1. Mose 14,14). Jetzt wird gestritten, was das Zeug hält. Für die Gerechtigkeit anderer wird gekämpft – ohne Wenn und Aber. Abraham setzt alles dafür ein, seinen Neffen Lot zu befreien. So sehen Traumfamilien aus! Da hat sich Lot längst abgelöst von seinem Ziehvater Abraham, um seine eigenen Wege zu gehen. Doch als Abraham von Lot in der Not hört, muss er helfen. Er jagt den Feinden – noch besser: Er jagt der Gerechtigkeit nach. Die natürliche Familie, aber auch die geistliche Familie (Gemeinde) bleibt lebendig, wenn Menschen für die Gerechtigkeit anderer kämpfen. Dabei geht es nicht darum, eigene Vorteile zu sichern, sondern darum, dass sich die Wahrheit durchsetzt und dem zerstörerischen Streit Einhalt geboten wird. Es gibt genügend bekannte Tipps und Tricks zur Konfliktlösung. Zum Beispiel nicht hintenherum, sondern mit dem Betroffenen selbst reden. Keine Vorwürfe in den Raum stellen, sondern „IchBotschaften“ vermitteln. Den anderen ausreden lassen und sich bemühen, ihn zu verstehen usw. Streitkategorien Neben diesen Hilfestellungen muss aber auch Klarheit herrschen, in welcher „Streitkategorie“ ich mich befinde. In der elterlichen Erziehung mag es Situationen geben, wo wir strikt durchgreifen, um der Wahrheit willen. Dann gibt es wieder Konstellationen, wo wir miteinander Kompromisse suchen oder wo wir nachgeben und unsere eigenen Wünsche hintenanstellen. Auch im gemeindlichen Kontext gilt es herauszufinden, wo Klarheit und Kompromisslosigkeit angesagt ist und wann es gilt, zu verhandeln oder nachzugeben. Einige Beispiele sollen die unterschiedlichen Streitkategorien beleuchten. a) Streit um die Wahrheit In Judäa gab es nur wenige Jahre nach der Ausgießung des Heiligen Geistes Streit darüber, ob die körperliche Beschneidung bei Männern vollzogen werden muss, wenn sie zum Glauben an Jesus gefunden haben. Es wurde lange gestritten (Apostelgeschichte 15,7), bis dann endlich ein einmütiger Beschluss gefasst werden konnte, der wegweisend war für die Entwicklung der Gemeinde bis heute. WEitErDEnKEn >> sOnderBeitrag VOn JOhann s uithle FotoS: AteLIer ArNoLD / ANDreAS BecK

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