MISSION weltweit – Ausgaben 2018

Gottes Wahrheit zu glauben, kann uns manchmal auch zerreißen: zu wissen, er hört uns – und gleichzeitig zu erleben, dass er uns (scheinbar) nicht erhört. Pete Greig setzt sich in seinem Buch „Offline – Warum antwortest du nicht, Gott?“ sehr gut mit dieser Zerrissenheit auseinander und gibt hilfreiche Tipps, wie man damit umgehen kann. Erhört: sofort Eine der schönsten Geschichten in Bezug auf Gebetserhörungen steht in Apostelgeschichte 12. Petrus ist im Gefängnis, und die Gemeinde betet für ihn. Auf wundersame Weise kommt Petrus noch in derselben Nacht frei, und die Gemeinde kann es zunächst gar nicht glauben, sodass sie ihn erst einmal vor der Tür stehen lässt. Wie oft geht es auch uns so? Wir beten und dann sind wir völlig überrascht, wenn Gott unser Gebet tatsächlich erhört. Augenzwinkernd sagte einmal eine Frau: „Beten ist gefährlich – Gott könnte es ja erhören.“ Nicht zuletzt deshalb dürfen und sollen wir bitten, als hätten wir schon, worum wir beten (1. Johannes 5,15). Erhört: später Manchmal dauert es allerdings auch etwas länger. In Matthäus 15 wird die Geschichte einer Frau erzählt, die Jesus dreimal um die Heilung ihrer Tochter bat, bevor sie bekam, was sie sich so sehr wünschte. Lina Stahl betete elf Jahre lang für den »feuerspeienden Berg« in Liebenzell, bevor Heinrich Coerper mit seinen Mitarbeitern in Liebenzell ankam, um dort die Arbeit, die in Hamburg begonnen hatte, weiterzuführen. Georg Müller betete ganze 63 Jahre, dass sein bester Freund Jesus kennenlernt. Erst auf Müllers eigener Beerdigung war endlich der Zeitpunkt der Erhörung gekommen. In dem Buch „Der kniende Christ“ heißt es dazu: „Wir dürfen gewiss sein, dass Gott uns nicht dreiundsechzig Jahre beten lässt, um uns dann mit ‚NEIN‘ zu antworten!“2 Es gilt also: Gott erhört Gebet, und wenn wir über Jahre das tiefe Bedürfnis (eine „Gebetslast“) haben, für eine Sache zu beten, dann dürfen wir uns sicher sein: Gott wird dieses Gebet erhören. Erhört: anders Manchmal kommt es aber anders, als wir es uns vorgestellt haben. Das hat auch Paulus schon erlebt.3 Er wollte in die Provinz Asia. Doch der Heilige Geist verwehrte es ihm. Dann wollte er nach Bithynien. Doch der Heilige Geist verwehrte es ihm. Dann hatte Paulus einen Traum: Er sah einen Mann aus Makedonien, der ihn bat, zu ihnen zu kommen. So sehen Gottes Wege manchmal anders aus. Im Rückblick haben sie für uns nicht immer Sinn. Aber ob wir es verstehen oder nicht: Seine Wege mit uns sind gute Wege. Wie bete ich richtig? Wenn man sich die unterschiedlichen Gebetsverheißungen in der Bibel anschaut, dann stößt man schnell auf „Bedingungen“, an die eine Gebetserhörung geknüpft ist. Da wird beispielsweise der Glaube als Voraussetzung genannt (Markus 11,24 / Jakobus 5,15) oder dass wir nach seinem Willen (1. Johannes 5,14) und in Jesu Namen (Johannes 14,14) beten sollen. Schnell können solche Bibelstellen einen in tiefe Krisen stürzen, wenn man keine Gebetserhörung erlebt. Hatte ich dann zu wenig Glauben? Oder habe ich nicht die richtige Formulierung benutzt? Im Griechischen ist das Wort für „glauben“ dasselbe wie für „vertrauen“. Vertrauen kann ich jedoch nur jemandem, den ich kenne. Auch den Willen eines anderen kann ich nur dann kennen, wenn ich die Person selbst kenne. Und wenn ich sie kenne, dann kann ich auch in ihrem Namen Dinge erbitten. Es geht also nicht um richtige Formulierungen, sondern um Beziehung. Und damit sind wir beim tiefsten Wesen des Gebetes. Ole Hallesby sagt: „Beten ist: Jesus einlassen.“4 Wenn ich also Jesus die Tür geöffnet habe, dann eröffnet ihm das die Möglichkeit, mir zu zeigen, was auf seinem Herzen ist und damit auch, wie und was ich beten soll. Muss ich überhaupt beten? Gott weiß doch eh schon alles. Das ist natürlich richtig. Aber wenn wir davon ausgehen, dass Beten Beziehung leben mit Gott ist, dürfte die Antwort ziemlich schnell klar sein. Es geht eben um mehr als darum, „Bestellungen abzuschicken“ und „auf die Lieferung zu warten“. In der Bibel gehört das Gespräch mit Gott ganz selbstverständlich zum Menschsein dazu. Adam unterhielt sich im Garten Eden mit Gott. Abraham, Mose und auch die Propheten waren immer wieder im Gespräch mit Gott. Die Psalmen sind ein Buch voller Gebete. Im Leben von Jesus spielte das Gebet eine große Rolle, und die Briefe im Neuen Testament sind voll von Bitten und Aufforderungen zum Gebet. Da geht es um persönliche Anliegen, die wir vor Gott bringen dürfen (Philipper 4,6) oder um das Gebet für an- dere, die uns am Herzen liegen (2. Timotheus 1,3), und auch das Gebet für Mission war schon damals selbstverständlich (Apostelgeschichte 4,29f). Viele der Briefe von damals enthalten ähnliche Bitten wie die Rundbriefe unserer heutigen Missionare. So bittet Paulus in Kolosser 4,3f: „Betet gleichzeitig auch für uns, dass Gott uns eine Tür für das Wort öffnet. (…) Betet auch, dass ich es anderen so enthüllen kann, wie mein Verkündigungsauftrag es erfordert.“ Jesus bittet seine Jünger darum, zu beten, dass Gott Arbeiter in die Ernte schickt (Lukas 10,2), und Paulus fordert dazu auf, für alle Menschen zu beten – besonders für die Regierenden und für die Machthaber. Ziel dieses Gebetes ist, dass das Evangelium sich ausbreiten kann, damit allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1. Timotheus 2,1-4). Wir haben einen großen Gott, also lasst uns Großes von ihm erwarten und erbitten. Gott will, dass wir beten, er will, dass wir staunen über ihn und seine Größe und er will, dass wir durch unser Gebet Teil seiner Geschichte mit den Menschen und der Welt werden. l Britta Greiff ist Jugendreferentin und arbeitet seit 2012 bei Teens in Mission, dem jugendmissionarischen Bereich der Liebenzeller Mission. Dort liegen ihre Schwerpunkte im Bereich Evangelisation und Gebet. So ist Britta unter anderem für den YouPC verantwortlich. Außerdem ist sie Mitgründerin des Gebetshauses in Bad Liebenzell. Sie liebt es, Zeit in der Gegenwart Gottes zu verbringen. Foto: marc schwips 21 weiterdenken >> sonderbeitrag von britta greiff 2 Der kniende Christ, Autor unbekannt, S. 89. 3 Apostelgeschichte 16,6–9 4 Vom Beten, Eine kleine Schule des Gebets, Ole Hallesby, S. 7 Es geht eben um mehr als darum, „Bestellungen abzuschicken“ und „auf die Lieferung zu warten“. Fotos: elke pfrommer, vivien schmitt

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