MISSION weltweit – Ausgaben 2018

15 mission weltweit 11–12/2018 interkulturelle teams deutschland darum geht’s ten, sondern im gesamten Ansatz der Religion. Es ist von grundlegender Bedeutung, die Position zu kennen, auf der man steht. Jedoch bleiben Gemeindeglieder auch nach solchen Abenden weiterhin in einem Dilemma. Sie wurden noch mehr bestätigt in ihrer kritischen Haltung, und die innere Distanz zu Muslimen ist allen missionarischen Appellen zum Trotz weiter gewachsen – und sei es nicht einmal mutwillig, sondern einfach aus einem Staunen über die Unterschiede heraus. Über statt mit Wir haben gelernt, ÜBER Muslime oder höchstens ZU ihnen zu sprechen, nicht aber unbedingt MIT ihnen. Unser Zugang ist das Beurteilen, nicht die Menschen selbst. Gemeindeinitiativen mit Bezug zu Muslimen kommen allermeist nur zustande, wenn diese hilfsbedürftig ankommen wie momentan die Flüchtlinge. Ansonsten wächst die Distanz ungebrochen weiter, und auch nach 70 Jahren jüngerer Migrationsgeschichte haben wir noch kaum zu einer Art und Weise der gemeinsamen Begegnung gefunden. Ich sitze mit einigen jungen Muslimen im Kreis und wir reden über den Glauben. Ich merke, wie ungewohnt es für sie ist, dass ein Christ mit ihnen teilt, was ihm aus der Bibel wichtig geworden ist. Sie sind eher gewohnt, bestätigt zu werden auf ihrem muslimischen Weg, insbesondere natürlich durch die Familie und ihre Glaubensgemeinschaft – aber auch vonseiten der Gesellschaft durch ihre tolerante Gleichgültigkeit. Es ist so wichtig für diese jungen Leute, dass sie einen anderen Blickwinkel mitbekommen – und das von jemandem, der sie ernst nimmt und respektiert. Und dass sie dabei selbst erzählen können, wofür sie stehen. „Christen mögen uns nicht!“ Sie fühlen sich schon genug in einer Art Opferrolle: Der Islam würde oft nicht realistisch dargestellt und stünde in den Medien zu sehr in einem negativen Licht. Es geht nicht an ihnen vorbei, dass ein Teil der Gesellschaft ihre Religion eher kritisch sieht. Herauskommt aber keine konstruktive Debatte, von beiden Seiten nicht. Sondern ein Gefühl der Verletztheit bei Muslimen und ein noch stärkeres Festhalten an der eigenen Religion. Wie mir schon ein junger Muslim sagte: „Christen mögen uns nicht.“ Ein neuer Blickwinkel erschließt sich ihnen nicht unbedingt durch Kritik: Immer, wenn es in unseren Gesprächen in diese Richtung ging, resultierte daraus eine Abwehrhaltung, Verneinung oder Gegenkritik. Im Grunde ist es ja etwas Menschliches: Wer lässt sich schon gerne kritisieren, dazu den Glauben seiner Gemeinschaft, auf den sie doch so stolz ist? Die besten Gespräche hatte ich dann, wenn ich über den Halt und die Geborgenheit in Gott gesprochen habe, die mir Jesus gibt. Islamkritiker hingegen wurden belächelt oder lösten Ärger aus. Der Staub, den sie aufwirbelten, verlief im Nirgendwo oder geriet in die Zahnräder des gemeinsamen Glaubensgesprächs. entscheidend ist die Botschaft von Jesus Entscheidend für einen Muslim oder eine Muslima ist daher nicht, wie viel Kritik er/sie über seinen/ihren Glauben hört oder wie plausibel diese vorgetragen wurde. Entscheidend ist, dass er/sie dem Licht Gottes in Jesus begegnet. Erst diese Begegnung wird einen anderen Blick auf die eigene Religion ermöglichen. Ich sage damit nicht, dass wir auf Kritik zu verzichten hätten. Muslime reden und diskutieren (nicht selbstkritisch, sondern erklärend) durchaus gern über den Glauben, wenn sie Achtung und Respekt bei uns vorfinden. Auch sie hätten dann eine ganze Palette von Anfragen an unseren Glauben. Sich dessen bewusst zu werden ist ein wichtiger und heilsamer Prozess für beide Seiten. Das verbindet. Und mir wird bewusst, dass nicht meine Argumente den Ausschlag geben können, sondern allein, dass sie den Glanz und die Wahrheit von Jesus Christus entdecken. Sein Weg zu ihnen verläuft durch unsere Liebe. Christian ● Die besten Gespräche hatte ich dann, wenn ich über den halt und die Geborgenheit in Gott gesprochen habe, die mir Jesus gibt. Raum für rituelle Waschungen in einer Moschee FoTo: iSToCKphoTo/FERhAT MATT mithelfen: SpENDENCoDE 1060-32 interkulturelle Teams

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=