MISSION weltweit – Ausgaben 2018

waren es 4710, davon 1948 aus den Vereinigten Staaten. 1861 gab es in unserem Land eine einzige Missionsgesellschaft für Frauen. 1910 waren es 44. Damals belief sich die Zahl der Unterstützer auf ein paar Hundert. Heute (1910) sind es mindestens zwei Millionen. Angefangen hatte es mit einer Lehrerin, doch in unserem Jubiläumsjahr (1910) gab es 800 Lehrerinnen, 140 Ärztinnen, 380 Evangelistinnen, 79 Krankenschwestern, 5783 Bibellehrerinnen und einheimische Helferinnen. Von den insgesamt 2100 Schulen sind 260 Internats- und Höhere Schulen. Es gibt 75 Krankenhäuser und 78 Apotheken. Dazu machten sie die Bibelübersetzung zu ihrer besonderen Aufgabe und bauten unter schwierigsten Umständen Pioniermissionen auf. Herbert Kane bemerkt: Je schwieriger und gefährlicher die Arbeit, desto höher der Prozentsatz der daran beteiligten Frauen.18 Was bewegte alleinstehende Frauen, die Sicherheit ihrer Familie zu verlassen, um Entbehrungen, Einsamkeit und Opfer auf sich zu nehmen? Sie wussten sich von Gott in den Dienst des Evangeliums berufen, aber die Kirche verwehrte es ihnen. FlorenceNightingale schrieb: „Ich hätte ihr (der Kirche) meinen Kopf, meine Hand und mein Herz (gegeben). Aber sie wollte mich nicht.“ Auf dem Missionsfeld gab es die Möglichkeit, Jesus zu dienen. In einigen Gegenden der Welt ist es allein demWirken der Frauen zu verdanken, dass das Evangelium jahrhundertealte kulturelle und religiöse Barrieren durchbrach. Dabei waren ledige Frauen frei von familiären Verpflichtungen. So urteilt ein baptistischer Missionssekretär: „Ich schätze, dass eine ledige Frau in China so viel wert ist wie zwei verheiratete Männer.“ Es ist typisch für die deutsche Haltung, wenn Kähler das als Übertreibung abtut19 und bedauert, dass die Praxis, Frauen als Evangelistinnen zu verwenden, von England und Amerika ausgeht und in Deutschland eindringt.20 Anfänge in deutschland In Wirklichkeit kamen entscheidende Anstöße von einem deutschen Missionar, Karl Gützlaff (1803-1851). Er kam aus der am 1.2.1800 gegründeten Missionsschule von Väterchen Jänicke in Berlin. Schon bei seinem Einsatz in Java, Nordsumatra und Thailand arbeitete er unter Chinesen, lernte ihre Sprache, trug ihre Kleidung und einen chinesischen Namen, wurde den Chinesen ein Chinese und begann mit der Bibelübersetzung. Er war überzeugt, dass nur Chinesen China erreichen können, dass in allen Provinzen Evangelisten sein müssen und dass China nur mit dem Einsatz von Frauen zu erreichen sei, weil sie das religiöse Leben prägen. Diese Überzeugungen, mit denen er seiner Zeit weit voraus war, trug er bei seinem einzigen Europaurlaub 1849 vor.21 So wurde er Großvater der China-Inland-Mission und Urgroßvater der Liebenzeller Mission, denn Hudson Taylor übernahm diese Grundsätze bei der Gründung der China Inland Mission (1865): § 7: Ehefrauen zählen als Missionare und haben die gleichen Möglichkeiten wie Männer. § 8: Ledige Frauen haben dieselben Möglichkeiten wie Männer, im selbstständigen evangelistischen Pionierdienst zu arbeiten. Als man Taylor bei der Konferenz der Chinamissionen in Shanghai über den Einsatz der Frauen im Landesinneren zur Rechenschaft zog, antwortete er: Die Tatsachen zeigen, dass Frauen in China weniger angegriffen werden, dass sie leidensbereiter sind und länger aushalten und dass bei ihnen einheimische Leiter schneller heranreifen als bei Männern, da sie zwar lehren und evangelisieren, aber nicht die Kirchenleitung übernehmen. Taylor sagte bei einem Vortrag am 7.4.1893 in Deutschland: „Große Scharen von Schwestern sind noch nötiger als Männer. Der Grund ist der, dass die Frauen nicht zusammenkommen können wie die Männer, sie müssen in ihren Häusern oder in kleinen Gruppen besucht werden … [und das ist Männern unmöglich].“ Die Liebenzeller Mission hat als deutscher Zweig der CIM deshalb von Anfang an auch unverheiratete Frauen aufgenommen und ausgesandt. Das war übrigens der Ursprung der Liebenzeller Schwesternschaft. Fragen heute Im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert entstand auch in Deutschland eine Anzahl von Frauenmissionen. Heute ist es nahezu normal, dass ledige Frauen in die Mission zu einer Vielzahl von Diensten ausgesandt werden. Die äußeren Gefahren mögen weniger geworden sein, doch Schwierigkeiten sind geblieben. Missionarinnen sind auch Frauen. Wie andere Frauen sehnen sie sich nach Ehe, Kindern und Familie, aber es gibt nahezu keine Gelegenheit, einen Mann kennenzulernen. Bis vor Jahren war die Vergütung für alleinstehende Frauen niedriger und damit auch die Altersversorgung. Ich traf Missionarinnen in Thailand, die trotz hohen Alters nicht in die Heimat zurückkonnten, weil die Rente nicht zum Leben gereicht hätte. Dabei gilt auch für Missionarinnen der Grundsatz: „Jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert“ (Mt 10,10) und „Die das Evangelium verkündigen, sollen sich auch vom Evangelium nähren“ (1Kor 9,14). Oft sollen sie auch noch, weil sie alleinstehend sind, für die alten Eltern da sein. Deshalb bedarf es in den Missionsleitungen verantwortlicher Personen, die dafür eintreten, dass Frauen in der Mission so vergütet werden, dass sie nicht nur leben können, sondern auch im Alter versorgt sind. Die Frauen in der Mission leisten viel, opfern viel, leiden viel. Deshalb ist es Pflicht der sendenden Gemeinde, ihnen die Lasten abzunehmen, die man abnehmen kann.22 Es ist gut, dass heute die meisten Missionswerke, von denen viele mehr Frauen als Männer aussenden, nach angemessenen Lösungen suchen. dr. Helmuth Egelkraut, geb. 1938. Dipl.ing. landbau (FH). theologische ausbildung am seminar der liebenzeller mission. Weiteres studium in boston und Princeton, usa. missionar in Papuaneuguinea. Pfarrer der evangelischen landeskirche in Württemberg. Dekan i. r., Professor für biblische theologie und mission, Columbia international university, usa. Vielseitige Veröffentlichungen. Foto: christoPh kiEss 21 wEitErdEnkEn >> sonDerbeitraG Von HelmutH eGelkraut Carolin Wälde, mit der Familie im Missionseinsatz in Wewak 18 Ebd. 19 Ders., Evangelische Missionslehre, Band 2, Gotha 1894, 227. 20 Ders., Geschichte, 109. 21 Karl Rennstich, aaO., 169. 22 Ausführlicher in Helmuth Egelkraut, „Lebenshaltung und Lebensgestaltung des Verkündigers,“ Der Reichsgottesarbeiter 82 (1987), 75-83.82.

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