MISSION weltweit – Ausgaben 2018

nicht an, als sähen wir uns zum ersten Mal, denn der Herr, der unseren Bund geschlossen, was wir in Wahrheit glauben dürfen, verband unsere Herzen, noch ehe wir uns kannten, in inniger Liebe.“ Schon am Tag vor der Hochzeit bat sie, eine Mädchenschule eröffnen zu dürfen. Mit 14 Mädchen fing sie an, bald waren es mehr als 30. Nach kurzer Zeit konnte sie sich mit den Leuten unterhalten und gewann das Vertrauen der Dorffrauen. Dann kamen die Schwierigkeiten: Reisen des Mannes, während denen sie allein war. Reibereien und Streitereien im Missionarskreis. Schwierigkeiten mit westindischen Ansiedlern. Kritik vom Komitee in Basel. Eine Erkrankung des Ehemannes, die ihn an den Rand des Grabes brachte. Schließlich während der ersten Schwangerschaft eine Erkrankung, bei der sie zehn Tage bewusstlos war. In den nächsten Jahren wurden die Nöte nicht weniger. Und doch blieb sie. Sie war nicht nur Diakonin, sie war „Mutter für alles“. Ihre eigenen sechs Kinder durfte sie allerdings nur in den ersten Jahren … versorgen, dann kamen sie nach Basel.13 Viele andere Missionarsfrauen starben bei der Geburt ihrer Kinder oder mussten eines nach dem anderen ins Grab legen. Nicht selten auch den eigenen Mann oder, wenn sie wieder heirateten, mehrere Männer. Im Jahr 1841 rief der Basler Missionsinspektor Hoffmann zur Gründung von Frauenvereinen zur Aussendung von unverheirateten Lehrerinnen auf das Missionsfeld auf. Erst 1857 konnte Luise Ellwanger, eine Lehrerin aus Württemberg, nach Indien ausgesandt werden, wo sie im Dienst der englischen Church Missionary Society stand. Ein Blick nach England und Amerika Hier waren Frauen von Anfang an als Ehefrauen in die Mission hineingenommen. Als William Carey, allgemein bekannt als der „Vater der neuzeitlichen evangelischen Mission“, 1793 als erster Missionar von England nach Indien ausreiste, zwang er seine Frau mitzugehen. Sein fester Ruf, wie immer man ihn versteht, war so etwas wie ein Eckstein der Missionsbewegung. Aber sie hatte weder Ruf noch Lust, ihm nach Indien zu folgen, doch um die Familie nicht zu zerreißen, willigte sie schließlich unter Druck ein. Als 1794 der fünfjährige Peter starb, verkraftete sie das nicht und erkrankte nervlich und psychisch so stark, dass sie nur in einem verschlossenen Zimmer sein konnte. Er saß im Nachbarzimmer an der Bibelübersetzung. Nach dreizehnjähriger psychischer Erkrankung starb sie.14 Allgemein kann man sagen, dass die Ehefrauen viel mehr unter den Schwierigkeiten des Missionsfeldes litten als die Missionare. Zu Einsamkeit, Verlust der Kinder und Krankheit kamen die Beschwerden von Schwangerschaft und Geburt. Ein Missionar in China begrub sieben Frauen. Viele andere hatten wenigstens dreimal geheiratet, auch William Carey und Adoniram Judson. Letzterer reiste als erster Missionar am 19. Februar 1812 von Danvers, Massachusetts, in Nordamerika aus. Zwei Wochen zuvor hatte er Ann Hasseltine geheiratet. Sie folgte ihrem Mann nicht, weil sie verheiratet waren, sondern weil sie ihren eigenen Ruf von Gott hatte. Die Ehe war für sie etwas Irdisches. Sie betrachtete sich selbst als Missionarin, die sich vor Gott zu diesem Dienst verpflichtet wusste. Ihr Ziel war es, Frauen in Myanmar zum Glauben an Jesus zu führen. Sehr schnell lernte sie die Sprache, übertraf dabei ihren Mann, u. a. weil sie durch die Haushaltsgeschäfte in ständigem Verkehr mit Burmesen stand. Als sie erfuhr, wie schlecht thailändische Gefangene in Rangoon behandelt wurden, erlernte sie die Thaisprache, übersetzte für sie Katechismus und Matthäus-Evangelium und bewegte den deutschen Missionar Karl Gützlaff, 1828 die Mission in Bangkok aufzunehmen. Zudem war sie eine begabte Autorin, die fortwährend Berichte in die Heimat sandte, um den Missionsgeist zu wecken. Sie erlebte viele Nöte, die das Leben im unwirtlichen Klima Burmas mit sich brachte, gebar zwei Kinder, die starben, bis sie selbst ihnen nach 14 Jahren im Land ins Grab folgte.15 Die Missionsbewegung erfasst vor allem in den USA und England bald auch ledige Frauen, was von „weitreichender Bedeutung für den Missionsbetrieb“ werden sollte. „Miss Cooke“ eröffnete als erste ledige Frau 1822 die erste Mädchenschule in Kalkutta, um die Welt der Mädchen und Frauen Asiens für das Evangelium zu erreichen. Das war der Anfang der heute „ausgedehnte(n) Frauenmission unter dem anfangs ganz unzugänglichen weiblichen Geschlecht.“16 Doch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Frauenmission durch die Gründung von Frauenmissionsgesellschaften in der Heimat wie durch Aussendung lediger Frauen richtig Fahrt auf. Helen B. Montgomery gibt einen ersten Überblick:17 „1861 gab es eine einzige alleinstehende Missionarin auf dem Missionsfeld, Miss Marton in Burma; 1909 20 weiterdenken >> sonderbeitrag von helmuth egelkraut Schwester Charlotte Hoff zu Pferd in China Schwester Hilde Thiem auf Yap/Mikronesien Motorisiert auf Palau: Schwester Ingelore Lengning Single-Missionarinnen und Schwestern an den Kliniken in Mallikbari und Shantikutir/Bangladesch 13 Karl Rennstich, „Missionare der Basler Mission,“ in Ruth A. Tucker, Bis an die Enden der Erde, Metzingen 1996, 222–230. 14 Tucker, Guardians, 15–17. 15 Ebd. 15–27; eine gut lesbare Biographie dazu gibt es von Hilde Lorch, Die goldene Nadel über Rangoon, Wuppertal 1960. 16 Kähler, Geschichte, 270f. 17 Dies., Western Women in Eastern Lands, New York, 1910, passim. Sie war eine der einflussreichsten Vertreterinnen der Frauenmission in den USA. S. Helen Barrett Montgomery, Wikipedia, 8.1.2018.

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