MISSION weltweit – Ausgaben 2018

7 SAMBIA DARUM GEHT’S MISSION weltweit 9–10/2018 Bei uns in Sambia geht es nicht um technischen Schnickschnack, sondern um Menschen, die an einfachsten Krankheiten und Entzündungen sterben, weil eine grundlegende medizinische Versorgung fehlt. Für Christen ist gelebte Nächstenliebe eine natürliche Reaktion. Wenn ich einen Rettungsring habe und zuschaue, wie ein anderer ertrinkt, dann ist mein Verhalten grausam und sadistisch. Jesus hat mich gerettet! Ich weiß davon, weil vor Hunderten von Jahren Menschen die gute Nachricht nach Europa brachten. Ich weiß es aber auch, weil sich junge und alte Christen an meinem Heimatort engagiert und mir nicht nur meine Eltern von Jesus erzählt haben. Das ist für mich eine Verpflichtung, anderen ebenfalls von der Rettung und Hoffnung weiterzusagen, die ich durch Jesus habe. Veränderungen dauern In Sambia haben schon viele Menschen von Jesus gehört, aber es braucht wohl mehr als wenige Generationen Missionsarbeit. Veränderungen in einer Kultur gehen nur an der Oberfläche schnell – die Werte und Überzeugungen der Menschen verändern sich nicht einfach so innerhalb von wenigen Jahren. Ich sehe es als eine wesentliche Aufgabe von Missionaren, Menschen in diesem Prozess langfristig zu begleiten und zu ermutigen. Denn einheimische Christen leben gegen ihre eigene Kultur. Das ist anstrengend, und sie erleben viel Anfechtung und Ernüchterung. Ein Diakon kam auf mich zu und meinte: „Ich höre auf. Ich will nicht mehr als Diakon in der Gemeinde mitarbeiten.“ Ich war total überrascht, dies von einem der treuesten Mitarbeiter zu hören. Aber er erklärte: „Seit ich mitarbeite, erlebe ich es immer öfter, dass sich Menschen gegen mich stellen. Sie erzählen Geschichten, die gar nicht wahr sind, und machen mir damit das Leben schwer. Ich arbeite weiterhin mit, aber nicht mehr als Leiter.“ Ein geistlicher Kampf Obwohl ich ihn verstehen konnte und seine „Lösung“ scheinbar ein guter Weg wäre, habe ich versucht zu erklären: „Widerstand ist nichts Außergewöhnliches. Im Krieg werden die gefährlichsten Gegner unter Feuer genommen. Auf einen toten Soldaten wird nicht mehr geschossen. Der Teufel hat kein Problem damit, wenn wir sonntags in die Kirche gehen und dann die ganze Woche über nichts von unserem Glauben zu sehen ist. Aber wenn wir aktiv werden, wenn wir unsere Angst und Schuld bei Jesus abgeben, wenn wir anderen davon weitererzählen, dann gefällt ihm das gar nicht, und er versucht auf alle mögliche Weise, uns davon abzubringen.“ Mein abschließender Rat war: „Bitte, bleib dabei. Lass uns miteinander beten, und such dir andere Christen, die auch mit dir beten. Und dann lass uns sehen, was Gott macht.“ Er hat sich dann doch umstimmen lassen. Die Gemeinde hat gemerkt, dass Gott in diesem Mann am Wirken war. Er wurde zu einer Stütze für seinen Pastor. Gott gebraucht ihn auf vielerlei Art bis heute. Auch seine Familie zeigt den Menschen in ihrem Umfeld, welche praktischen Auswirkungen gelebter Glaube hat. Ein einheimischer Christ ist für Sambier eine viel größere Herausforderung, weil er einer von ihnen ist. Sie erkennen an ihm, dass der Glaube keine „weiße Religion“ ist, sondern dass der Heilige Geist auch das Leben der Menschen in Sambia nachhaltig verändert. Doch es braucht den Mut der Einzelnen und Menschen, die ihnen zur Seite stehen. Mission: ein Vorrecht! Mission will Hoffnung bringen. Wir dürfen davon reden, dass Jesus für unsere Schuld bezahlt hat, dass er unsere Schande auf sich genommen hat, dass wir mit ihm an unserer Seite keine Angst mehr haben müssen. Missionar zu sein ist für mich ein unglaubliches Vorrecht – immer auch angefochten, immer auch mit Versagen und Niederlagen, aber immer auch in dem Wissen: Ich „arbeite“ für den, mit dem und durch den, der alle Fäden in seiner Hand hält. Aber Missionsarbeit fängt in unseren Familien und unserer Nachbarschaft an, dazu muss man nicht nach Sambia gehen. Jeder an dem Platz, an den Jesus ihn gestellt hat, jeder als ein Teil des großen Ganzen. Hans-Peter Hertler l Hans-Peter und Britta Hertler sind mit ihren drei Kindern zurzeit im Heimataufenthalt. Seit 2009 engagieren sie sich in der Schulung von ehrenamtlichen Gemeindeleitern. Ende des Jahres kehren sie zum dritten Term nach Sambia zurück. Beide absolvierten die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission. Zuvor arbeitete Hans-Peter als Bankkaufmann und Layouter. Britta sammelte nach dem Abitur erste Missionserfahrungen in Bolivien. Der traditionelle Glaube basiert auf der Angst vor unsichtbaren Mächten. Tabus (verbotene Handlungen) regeln das soziale Miteinander. Tabus werden genutzt, um die eigene Position zu stärken oder die Kultur zu bewahren. Vor allem Dorfbewohner, Häuptlinge, traditionelle Heiler etc. fordern, dass sie eingehalten werden und drohen mit Konsequenzen für den Fall, dass man sie nicht beachtet. Schicksalsschlägen wird immer eine Ursache zugeschrieben: l Gibt es bei einer Geburt Komplikationen und stirbt das Baby, wird das als sicheres Indiz für eheliche Untreue des Mannes gewertet. l Hat ein Farmer eine besonders gute Ernte, nimmt man an, dass er durch Zauber Fruchtbarkeit von den Nachbarfeldern gestohlen hat. Mithelfen: SPENDENCODE 1440-32 Sambia FOTOS: HANS–PETER HERTLER „

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