MISSION weltweit – Ausgaben 2018

13 mission weltweit 3–4/2018 russlanD Darum GeHt’s Links: Vera heiratet einen Pastor. Darunter: Starke, treue Frauen Unten: Natalja – eine Mutter für viele Mitarbeiterinnen mit Herz Hühner und Hahnhennen Neulich wurde Uta von der Pförtnerin unseres Hochhauses angesprochen. „Man merkt, dass Sie nicht von hier sind!“ Utas Hoffnung, als „eine von hier“ gesehen zu werden, schwand. Woran man das denn erkennen würde? „Wissen Sie, Sie sind ein ganz normales Huhn und nicht eine solche Hahnhenne wie die anderen!“ Utas Verwirrung nahm zu. Die Frau erklärte voller Hingabe den Unterschied zwischen Hühnern und Hahnhennen. Erstere seien selten hier. Letztere würden nochnichtmal zumMüllplatz gehen „ohne künstlichen Hahnenkamm und aufgeplusterte, bunte Schwanzfedern“ (aufgetakelt). „Die wollen alle was darstellen, was sie nicht sind, anstatt einfach ganz normale Hühner zu sein.“ Starke (harte) Frauen sind in unserem jetzigen Umfeld sehr verbreitet. Dabei geht es nicht darum,dasssieinwidrigenUmständenihren„Mann“ zu stehen haben, sondern um Darstellung von Macht, um Stolz und Karriere. Sie wollen stark wirken, auch wenn sie schwach sind. Ein großes Problem in unserem Dienst hier ist, dass nach außen gezeigte Härte und Unnahbarkeit es uns oft unmöglich machen, Kontakte zu knüpfen. Vier Frauen aus vier Ländern In Deutschland besuchte ich eine über 90-jährige Frau im Altenheim. Sie hatte ein erstaunliches Gedächtnis und erzählte mir irgendwann, dass ein Mitbewohner sie gefragt hatte: „Bist du nicht die, die uns vor über 70 Jahren zu Hitlers Zeiten im Wald christliche und biblische Geschichten vorgelesen hat?“ Ja, sie hatte damals denMut aufgebracht, „alternative Kinderstunden“ zu halten, damit Kinder in dieser dunklen Zeit von Jesus erfuhren und geprägt wurden. Starkes Mädel! In Zentralasien sind wir natalja begegnet. Sie führte uns in das Leben in der ehemaligen Sowjetunion ein. Ich kam als Pastor in ihre Propstei. Sie hatte Papiere, um nach Deutschland auszureisen, tat es aber nicht. Sie hatte Gott versprochen, bis zur Rente im Land zu bleiben und IHM zu dienen. Wie kaum jemand anderes hatte sich Natalja um den kirchlichen Nachwuchs gekümmert. Die, die sie gefördert hatte, begegneten ihr später mit Undank und Stolz. In allen Schwierigkeiten wurde sie nicht bitter, nur älter. Als wir Vera kennenlernten, war sie Teenager und wurde von ihrer Schwester in die Gemeinde mitgeschleift. Vera stellte Jesus ihr Leben zur Verfügung. Wir ermutigten sie immer wieder, auf eine Bibelschule zu gehen. „Das werde ich nicht, weil ich nicht reden kann. Und ich werde auch nie aufs Dorf ziehen“, sagte sie oft. Jahre später zogen wir in ein anderes Land. Vera zog uns nach. Kurz darauf gab sie ihren alten Beschluss auf und besuchte eine Bibelschule. In einem Land, in dem es schwierig ist, als alleinstehende Frau zu leben, wurde sie oft gefragt: „Warum heiratest du nicht? In deinem Alter sind alle schon verheiratet!“ Doch jedes Mal erwiderte Vera: „Nein, ich will Jesus dienen! Vielleicht schickt ER noch jemanden. Sonst bleibe ich allein.“ Wenige Tage vor unserer damaligen Rückkehr nach Deutschland war ihre Hochzeit. Ihr Mann ist Pastor. Gemeinsam bauen sie Gemeinde in einem Dorf. Sie ließen sich senden und dürfen gerade ganz stark erleben, wie Gott Gehorsam und Hingabe segnet. Larissas Mutter, Lehrerin in der ehemaligen Sowjetunion, bat um einen freien Tag zur Taufe ihrer kleinen Tochter. Ohne Probleme wurde er genehmigt. Voller Freude feierten sie das Fest. Als sie am nächsten Tag wieder in die Schule kam, wurde ihr mitgeteilt, dass sie ab sofort für immer frei hätte – entlassen. Doch Gott hat sie nicht verlassen und wunderbar durchs Leben geführt. Was für ein Zeugnis war sie in aller Stille und Demut, mitten in Verfolgung und Erniedrigung! Wie viele mutige Frauen haben solche Zeichen der Existenz Gottes gesetzt! Viele unscheinbare Frauen sind es, die oft in großer Schwäche, geplagt von Krankheiten und Sorgen, ihren Alltag meistern. Sie leben in bewundernswerter Stärke den Dienst, zu dem Jesus sie berufen hat. Ihr seid spitze, ihr mutigen Frauen! Gott segne euch auf eurem weiteren Weg! Raikin Dürr (der mit seiner schwachen, einzigartig starken Frau absolut glücklich ist) ●

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