MISSION weltweit – Ausgaben 2018

mission weltweit 3–4/2018 PaPua-neuGuinea Darum GeHt’s 11 Kinder. Sie opferte nicht nur ihre Zeit für sie, sondern auch das bei uns verdiente Geld. Sie investierte in ihre Neffen und Nichten. Kulturell gesehen müssen sie dann einmal „als Rentenversicherung“ für Antire sorgen. An den Wochenenden hielt sie Kindergottesdienst und lernte neue Helfer an. Ihr war und ist es ein Anliegen, dass Kinder schon früh von Jesus hören und viele Bibelverse auswendig lernen. Denn für sie selbst ist das ein großer Schatz. In Schwierigkeiten, in Trauer (ihre Eltern und auch einige Geschwister sind mittlerweile schon gestorben), in Krankheit und Not kann sie sich daran festhalten. Ihr Lieblingsvers steht in 1. Petrus 5,7: „Alle eure Sorgen werft auf IHN, denn ER sorgt für euch.“ Antire hatte die Familie ihrer Schwester 20 Jahre lang versorgt, als der Schwager wieder heiratete und Antire von heute auf morgen vor die Tür setzte. „Ich brauche dich jetzt nicht mehr“, war seine knappe Information. Schnell packte sie ihre Tasche, vieles ließ sie zurück. Sie fand Unterschlupf im Gästehaus der Bibelübersetzer, wo sie inzwischen arbeitete. Doch sie empfand keinen Hass auf ihren Schwager, hegte keine Rachegedanken oder den Wunsch, vor Gericht Ansprüche einzuklagen. All das würden viele hier tun. Doch Antire überlässt es Gott. Seit einiger Zeit arbeitet sie wieder einen Tag in der Woche bei uns. Sie ist eine Mitarbeiterin im Team und kein „Hausmädchen“, und sie genießt die Gemeinschaft mit Christen. Wie lange sie in ihrem jetzigen Heim bei einer jungen Pastorenfamilie wohnen kann, weiß sie nicht. Nur eines ist für Antire sicher: „Gott, der mich bisher versorgt hat, tut es auch weiter.“ Welch ein Vertrauen! Ich bin tief beeindruckt von ihrer Haltung und ihrem Glauben. Eine starke Seele Kann man Antire als „starke Frau“ bezeichnen? Lässt sie sich nicht zu viel gefallen? In Neuguinea wurde in ihrer Kindheit und Jugendzeit die Stärke einer Frau immer in körperlicher Stärke gemessen. Eine kraftvolle Frau bedeutete, dass größere Felder bestellt werden können. Es bedeutete eine bessere Chance, viele Kinder zu haben. Von daher wäre Antire auf jeden Fall eine „gute Partie“ gewesen. Dass sie sich entschied, Single zu bleiben, war für ihre Generation unerhört – und das ist es bis heute. Ein Mädchen aus dem Busch, das zur Ausbildung weggeht? Unglaublich! Die meisten Dschungelkinder vergehen schon beim Gedanken daran vor Angst. Und die Eltern so im Stich lassen! Wenn sie keinen Brautpreis für die Tochter bekommen, bedeutet das womöglich, kein Brautgeld für einen der Brüder zu haben. Außerdem entfallen für die Familie wichtige „Knoten“ im Netzwerk von Beziehungen. Und wer soll später die alten Eltern versorgen? Jemand, der wirklich darauf vertraut, dass ihn Gott versorgt – ohne soziales Netz(werk) und doppelten Boden? Man kann vieles hinterfragen. Doch es ist wahr: Dieses Modell, dieser Lebensstil, wird in der Bibel vorgestellt. Jesus setzt andere Maßstäbe, so zum Beispiel in Matthäus 5,5: „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.“ Um das in der Praxis zu leben, muss man stark sein! Stärke zeigt sich auch darin, immer im Schatten der scheinbar Großen zu stehen, die im Rampenlicht sind, von denen Jesus aber deutlich sagt, dass sie ihre Belohnung schon im Voraus haben. Sein Vater dagegen sieht das, was unbemerkt bleibt, wo sich eine(r) wirklich dran gibt, um Gott und anderen zu „dienen“. Einfach stark! Elisabeth Bredow ● was unsere kinder an Antire schätzten? amelie, inzwischen verheiratet und mutter von drei kindern: „Wenn ich an antire denke, dann fällt mir ihre liebevolle Gelassenheit ein. ob sie schuhe putzte, stundenlang meine Haare flocht oder in der küche half – sie schien immer zufrieden bei ihren unterschiedlichsten arbeiten. in dem ständigen strom von wechselnden besuchern, Gästen und mitarbeitern auf der missionsstation war antire in meiner kindheit eine wunderbare konstante. sie war über viele Jahre immer da und schien kaum zu altern.“ und doppelten boden Fotos: rEnÉ BrEDoW Bilder von links: Kathi Pross, Elisabeth und Antire (von links) versorgen die Mitarbeiter von „shape life“, einem Projekt in den sozialen Brennpunkten von Port Moresby. Antire bei der Küchenarbeit Links die Pastorenfamilie, bei der Antire inzwischen ein Zuhause gefunden hat. David mit seiner Mutter beim Fernschulunterricht und zehn Jahre später mit Antire.

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