MISSION weltweit – Ausgaben 2018

27 SCHWESTERN KONKRET Schon als Kind wollte Irmgard Wieland Lehrerin werden, doch wegen ihres verkürzten Beines sollte sie einen sitzenden Beruf ausüben. Unter Tränen entschied sie sich, Verwaltungsbeamtin zu werden – und wider Erwarten gefiel es ihr. FOTOS: PRIVAT Im Hauskreis lernte Schwester Irmgard eine junge Koreanerin kennen. Ein Herz für Frauen aus Asien Während der Ausbildung besuchte die Sulzbacherin erstmals eine Freizeit des EC („Entschieden für Christus“). Obwohl sie dachte, sie hätte nichts getan, wofür jemand den Tod verdient hätte, wurde der 19-Jährigen dort klar: „Jesus musste auch für meine Sünde sterben.“ Das war der Startschuss für ihr Leben mit Jesus. Und dieser offenbarte sich ihr bald: Verwundert stellte Irmgard eines Tages fest, dass ihre Knochenmarkvereiterung zum Stillstand gekommen war, und so fragte sie sich: „Soll ich doch noch Lehrerin werden?“ Da sich nichts auftat, arbeitete sie weiter in ihrem Beruf und engagierte sich in der Kinder- und Jugendarbeit ihrer Gemeinde. Irgendwann wurde sie von der Herausforderung überrascht, Liebenzeller Schwester zu werden. Dies ließ sie zwei Jahre nicht los, bis sie mit Mitte 20 als Bibelschülerin auf den Missionsberg kam und in die Schwesternschaft eintrat. Nach ihrem Abschluss wurde sie von der Leitung gebeten, Theologie in Tübingen zu studieren, um später an der Bibelschule zu unterrichten. „So sollte ich doch noch Lehrerin werden. Da habe ich wieder erfahren, dass Gott Wünsche erfüllt – auch auf Umwegen.“ Das Studium prägte sie. Nicht nur, weil sie viel Neues im Umgang mit der Bibel lernte und sich mit anderen Ansichten auseinandersetzen musste, sondern auch wegen der Kontakte, die sie knüpfte. Als Schwester Irmgard eine japanische Studentin zum Gottesdienst einlud, sagte diese: „Seit neun Jahren lebe ich in Deutschland, und nie hat mich jemand in eine Gemeinde eingeladen.“ Diese Worte gingen der Schwester zu Herzen und waren ein Anstoß, mehr mit asiatischen Frauen ins Gespräch zu kommen. Asien interessierte sie sowieso schon immer. Wie Gott Wünsche erfüllt Als sie nach dem Studium auf den Missionsberg zurückkehrte, sagte sie zu Gott: „Herr, du weißt, hier sind keine Asiatinnen, aber du weißt auch um meinen Wunsch.“ Bereits zwei Tage später begegnete sie vor der Buchhandlung zwei Chinesinnen, die nach dem Weg fragten. Schwester Irmgard lud sie auf einen Tee ein und schenkte ihnen eine Bibel. Im Rückblick auf 20 Jahre Unterricht am Theologischen Seminar kann sie sich keinen erfüllenderen Beruf vorstellen. „Wenn ich heute ehemalige ‚Studis‘ bei den Missionsfesten treffe, die ich einst mit Bibelversen und Griechisch-Grammatik ‚gestriezt‘ habe, freue ich mich, denn nun stehen gestandene Missionare, Pastoren und Diakoninnen vor mir.“ Vor sechs Jahren wurde Schwester Irmgard pensioniert. Sie zog nach Heidelberg und meldete sich als Gasthörerin an der Uni an. „Nach all den Jahren des Lehrens wollte ich selbst wieder zuhören. Und vor allem wollte ich Kontakte zu Ausländerinnen knüpfen, weil mich die Worte der japanischen Studentin aus Tübingen bis heute beschäftigen.“ Und tatsächlich lernte sie einige Frauen kennen. Mit einer Asiatin liest sie in der Bibel, eine andere ließ sich sogar taufen. Beide Frauen erzählten, dass bereits ihreGroßmütterChristinnenwaren. „Gott hat das Ganze schon lange vorbereitet“, stellt die 69-jährige Schwester erstaunt fest. Neben einigen Verkündigungsdiensten hat sie viele Gespräche mit unterschiedlichsten Menschen. Sie ist gespannt, wen Gott ihr noch über den Weg schicken wird. Erst kürzlich hatte sie wieder eine interessante Begegnung in der Mensa. Sie konnte die junge Frau in den Gottesdienst einladen – und dort begrüßen! Ann-Christin Reichmannbereitet sich mit ihrem Mann Sören auf den Missionseinsatz in Sambia vor. MISSION weltweit 9–10/2018

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