„Wir werden hier Omi und Opi genannt“

Albrecht und Anne­gret Hen­ge­rer sind seit mehr als 30 Jah­ren mit der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on im Ein­satz, zunächst von 1989 an in der Gemein­de­grün­dung in der Normandie/Frankreich und seit Som­mer 2017 in Burun­di. Sie unter­stüt­zen die ein­hei­mi­sche Kir­che durch Pre­dig­ten und Schu­lun­gen sowie admi­nis­tra­ti­ve und geist­li­che Beglei­tung. Der­zeit sind Anne­gret und Albrecht in Deutsch­land. Wir haben Albrecht eini­ge Fra­gen gestellt.

Ihr kommt aus Baden-Würt­tem­berg, habt vie­le Jah­re in Frank­reich gelebt und seid nun seit ein paar Jah­ren in Afri­ka. Was ist für euch eigent­lich Hei­mat, wo fühlt ihr euch zu Hause?
Bevor wir nach Afri­ka gin­gen, war Frank­reich unse­re Hei­mat. Seit wir in Burun­di sind, wis­sen wir es nicht mehr rich­tig. Auf jeden Fall haben wir uns in Afri­ka sehr gut ein­ge­lebt und haben vie­le Freun­de dort. Wir waren ja 27 Jah­re in der Gemein­de­grün­dung in Frank­reich und waren dort immer ger­ne im Ein­satz. Wenn wir in Deutsch­land waren, hat­ten wir aber nie Heim­weh nach Frank­reich. Das war schon nach einem Jahr Burun­di anders. Als wir für eini­ge Mona­te nach Deutsch­land gin­gen, hat­ten wir bereits da Heim­weh nach Afrika.

Dass ihr mal in Afri­ka im Ein­satz sein wer­det, hät­tet ihr vor zehn Jah­ren ver­mut­lich für unmög­lich gehal­ten. Was hat euch an Burun­di posi­tiv über­rascht und was for­dert euch heraus?
Nach­dem ich das Abitur bestan­den hat­te, war mei­ne ers­te Bit­te an Gott, dass ich nie wie­der etwas mit der fran­zö­si­schen Spra­che zu tun haben muss. Dann leb­ten wir 27 Jah­re in Frank­reich und heu­te fin­de ich Fran­zö­sisch eine der schöns­ten Spra­chen. Als ich mei­ne Frau Anne­gret hei­ra­te­te und wir in die Mis­si­on woll­ten, sag­te ich zu ihr: Ich gehe über­all hin, nur nicht nach Afrika.
Die letz­ten vier Jah­re unse­rer Zeit in Frank­reich hat­ten wir die Gemein­de in Alen­çon über­nom­men. 80 Pro­zent der Got­tes­dienst­be­su­cher waren Afri­ka-Stäm­mi­ge. Im ers­ten Jahr hat­ten wir rie­si­ge Pro­ble­me mit­ein­an­der, danach waren wir wie eine Fami­lie und hat­ten drei super Jah­re zusam­men. Nach den vie­len Jah­ren in Frank­reich hat­ten wir das Gefühl, dass etwas Ande­res dran war. Als dann von der Lei­tung der Mis­si­on die Anfra­ge für Burun­di kam, waren wir durch die drei guten Jah­re in Alen­çon vorbereitet.
Her­aus­for­dernd in Burun­di war für uns zu Beginn zu ler­nen, wie man dort lebt – gera­de auch im Umgang mit Kri­mi­na­li­tät und der Insta­bi­li­tät im Land. Wir haben aber eine ganz tol­le Ein­füh­rung von unse­rem Team­lei­ter Alex­an­der Bisk­up bekom­men, das war sehr wert­voll für uns. Das Wich­tigs­te in Afri­ka sind die Kon­tak­te. Geni­al ist, dass die Leu­te einen mit offe­nen Armen emp­fan­gen. So eine Herz­lich­keit wie die der Men­schen in Burun­di, habe ich zuvor noch nie erlebt. Die Burun­dier sind ein Volk, das lächelt. Und das, obwohl es vie­len Men­schen nicht gut geht.

Burun­di taucht regel­mä­ßig in der Lis­te der ärms­ten Län­der welt­weit auf. Wie nehmt ihr die Armut im Land war und wie geht ihr damit um?
Armut ist immer schwie­rig. Als Euro­pä­er könn­test du in Burun­di alles Geld, das du besitzt, an einem Tag den Armen geben. Die Not ist groß. Über­all im Land sieht man arme Men­schen. 80 Pro­zent leben unter der Armuts­gren­ze. Dazu ist Burun­di eines der gebur­ten­reichs­ten Län­der der Welt. Aber natür­lich gibt es auch Rei­che im Land – wie über­all auf der Welt. Als Lie­ben­zel­ler Mis­si­on haben wir Pro­jek­te, die gezielt armen Men­schen hel­fen, zum Bei­spiel BAHO – ein Pro­gramm, das den Kin­dern ermög­licht, zur Schu­le zu gehen und den Eltern, mit dem vor­han­de­nen Geld ver­ant­wort­lich umzu­ge­hen. Aber es ist uns bewusst, dass wir nicht allen Men­schen hel­fen können.

Was sind eure Plä­ne, wenn ihr wie­der zurück in Burun­di seid?
Wir beka­men eine Anfra­ge vom Bischof in Bujum­bu­ra, in die „TEE-Arbeit“ (außer­schu­li­sche theo­lo­gi­sche Aus­bil­dung) ein­zu­stei­gen. Ziel soll sein, ein­hei­mi­sche Mit­ar­bei­ter zu schu­len. Gemein­sam in Part­ner­schaft zu arbei­ten, ist uns wichtig.
Außer­dem wer­den wir wie­der viel zu Wochen­end­schu­lun­gen von Jugend­lei­tern unter­wegs sein. Älte­re Men­schen wer­den in Burun­di sehr geehrt. Wir lie­gen mit unse­rem Alter über der durch­schnitt­li­chen Lebens­er­war­tung in Burun­di. Jun­ge Men­schen fra­gen uns nach Bera­tung und sagen: „Ihr habt so viel Lebens­er­fah­rung.“ Manch­mal wer­den wir lie­be­voll Omi und Opi genannt. Vor eini­ger Zeit kam ein jun­ger Mann auf mich zu, der gera­de eine Aus­bil­dung zum Pas­tor mach­te. „Darf ich Papa zu dir sagen?“, frag­te er mich. Er fühl­te sich unsi­cher, hat­te vie­le Fra­gen und bat mich, ihm zu hel­fen. Zeit für die Men­schen zu haben, ist etwas sehr Wert­vol­les. Des­we­gen besu­chen wir vie­le Men­schen und neh­men uns Zeit für Gesprä­che – vom klei­nen Ange­stell­ten bis zum Bischof. Wenn man dann wie­der geht, ist ein ande­res Ver­hält­nis entstanden.

Gibt es eine Begeg­nung in den letz­ten Mona­ten, die euch beson­ders bewegt hat?
Wir haben über eine Bekann­te eine Frau ken­nen­ge­lernt, die häu­fig zu Anne­gret kam, um Deutsch zu ler­nen. Da erga­ben sich immer gute Gesprä­che. Als wir dann in Deutsch­land waren, haben wir erfah­ren, dass sie eine Ent­schei­dung für Jesus getrof­fen hat. Unse­re Kol­le­gin Ange­li­ka Süss­koch hat­te sich in den letz­ten Wochen viel um sie geküm­mert. Das hat uns sehr bewegt. So sehen wir auch unse­re Auf­ga­be in Afri­ka: Hel­fen, dass Men­schen zu Jesus finden.

Du willst die Mis­si­ons­ar­beit von Anne­gret und Albrecht mit einer Spen­de unter­stüt­zen? Dann kannst du das über die­sen Link tun.

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