Schwesternportraits

Von wegen „graue Mäuse”!

Missionsschwestern – alles andere als langweilig

Kro­ko­di­le auf einer Süd­see­insel, eine Bekeh­rung im Kran­ken­wa­gen, eine wag­hal­si­ge Flucht aus der DDR oder Got­tes­diens­te in einem Gast­haus. Unse­re Mis­si­ons­schwes­tern haben schon viel erlebt. Sie haben ihr Leben in den Dienst für Jesus gestellt und sind mit ihm für die Men­schen unter­wegs – in Deutsch­land und auf der gan­zen Welt. Hier stel­len wir euch eini­ge unse­rer Mis­si­ons­schwes­tern mit kur­zen Por­träts vor. Wir sind uns sicher: Ihr wer­det stau­en! Es wür­de uns freu­en, wenn ihr euch moti­vie­ren lasst, für Jesus im Ein­satz zu sein. Viel Freu­de und Gewinn beim Lesen!

Schwester Elsbeth Reumann
In der Südsee Streit unter messerstechenden Männern geschlichtet

 

Mit klop­fen­dem Her­zen sitzt Els­beth vor der Wohn­zim­mer­tür des Bau­ern­hau­ses. Auf Zehen­spit­zen hat sie sich her­ein­ge­schli­chen. Nicht eine Sekun­de will sie verpassen.

Trotz der Win­ter­käl­te hat sie sich auch an die­sem Mor­gen frü­her aus dem Bett gestoh­len und ist durch die gehei­men Win­kel eini­ger Gär­ten zu ihrem Arbeits­platz bei einer Bau­ern­fa­mi­lie gekom­men. Sie lauscht. Nie­mand kann sie hören. Kei­ner weiß, dass sie frü­her da ist. Sie ist gekom­men – um nichts zu verpassen!

Als wäre es ges­tern gesche­hen, so berich­tet Els­beth Reu­mann aus ihrer Kind­heit. Vie­le Jah­re – mit Jesus an ihrer Sei­te. Wie sie ihn ken­nen­lern­te? Gott hat­te schon bei ihr „ange­klopft“, als sie noch klop­fen­den Her­zens vor der Holz­tür saß und sich nicht trau­te, anzu­klop­fen. Aber mit gespitz­ten Ohren lausch­te sie: Els­beth hör­te die Mor­gen­an­dacht der Bauernfamilie!

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Nur kur­ze Zeit spä­ter, wäh­rend ihrer Aus­bil­dung zur Kran­ken­schwes­ter, fin­det sie eine Bibel und liest in ihr. Sie lernt Jesus ken­nen, über­gibt ihm ihr Leben. Und sie liest einen Vers im Buch Jesa­ja, der sie nicht mehr los­lässt. Da heißt es in Kapi­tel 42,Vers 12: „Sie sol­len dem HERRN die Ehre geben und sei­nen Ruhm auf den Inseln ver­kün­den!“ Die jun­ge Frau lernt die Lie­ben­zel­ler Schwes­tern­schaft ken­nen und will unbe­dingt ein­tre­ten. Und tat­säch­lich ist es 1947 so weit. Nach sie­ben Jah­ren Kran­ken­haus­dienst und eige­ner schwe­rer Krank­heit darf sie auf die Bibel­schu­le – und spä­ter auf eine Insel­grup­pe im wei­ten Pazifik!

In der Süd­see: Schwes­ter Els­beth wird aus dem Schlaf geris­sen und in gro­ßer Auf­re­gung geweckt. Sie lebt zwi­schen Pal­men, kunst­voll gebau­ten Holz­häu­sern und Sand­strand. Doch es ist kein Urlaub, ihr vol­ler Ein­satz ist gefragt. Seit sie über New York hier­her nach Palau gekom­men ist, arbei­tet sie an der Mäd­chen­schu­le „Betha­nia“.

Die­se eine Nacht wird sie nicht ver­ges­sen. Sie müs­se drin­gend kom­men, es habe eine Mes­ser­ste­che­rei gege­ben! Sofort macht sie sich auf den Weg, einen Urwald­pfad ent­lang. Es raschelt im Busch. „Nur ein Kro­ko­dil“, winkt ein Ein­hei­mi­scher gelas­sen ab. Die Mis­si­ons­schwes­ter trifft auf zwei betrun­ke­ne Män­ner – einen von ihnen hat es am Kopf erwischt. „Er wur­de halb skal­piert“, erin­nert sich Schwes­ter Els­beth. Doch sie kann hel­fen. Nach ihrer Not­be­hand­lung wird der Mann per Boot ins Kran­ken­haus beför­dert – und kehrt gesund wie­der zurück. Die zier­li­che deut­sche Frau steht inmit­ten einer Schar von Män­nern und for­dert die bei­den Streit­häh­ne auf, ein­an­der zu ver­ge­ben. Und Jesus schenkt ihnen Frieden!

Vie­le Jah­re gehen ins Land – oder in die Insel. Schwes­ter Els­beth unter­rich­tet in „Betha­nia“ bis zu 140 Mäd­chen. Sie erlebt Aben­teu­er und Bewah­rung. Zwei­mal ver­sucht ein Mann aus dem Nach­bar­dorf, „Betha­nia“ anzu­zün­den. Ein­mal hört ihn ein Mäd­chen nachts und kann ihn abhal­ten. Ein zwei­tes Mal geht der Mann auf das Dorf zu. Doch er stockt. Alles, was er sieht: Was­ser. Ein Kom­pli­ze kommt, fragt, was los sei. „Guck!“, lau­tet die fas­sungs­lo­se Ant­wort. Auch er schaut um sich. Und sieht nichts als Was­ser – dort, wo sonst die Häu­ser stehen!

Schwes­ter Els­beth strahlt mich an: „Ich könn­te noch Stun­den erzäh­len!“ Sie sitzt da und berich­tet aus der Zeit in Mikro­ne­si­en, dass einem das Herz klopft.

Schwester Margarete Hofacker
Gott dienen – ja. Aber als Schwester?

 

Der Motor des Mopeds tuckert. Wie immer. Die 18-jäh­ri­ge Mar­gret mag ihr Gefährt – seit drei Jah­ren düst sie auf zwei Rädern zur Arbeit bei der Kran­ken­kas­se. Der Fahrt­wind weht ihr ent­ge­gen, es scheint ein Tag wie jeder ande­re zu sein. Sie ahnt nicht, dass der nächs­te Moment ihr Leben völ­lig ver­än­dern wird.

Man schreibt das Jahr 1939, als Mar­ga­re­te Hof­acker in Ell­wan­gen zur Welt kommt. Als die Fami­lie spä­ter nach Reut­lin­gen zieht, macht sie ers­te Erfah­run­gen mit dem EC* und der Süd­deut­schen Gemein­schaft. Sie merkt, wie Gott durch Bücher zu ihr redet. Ganz beson­ders durch ein Gedicht von Oswald Smith, in dem es heißt: „Hast du Jesu Ruf gehört? Geh, lass alles, was dir wert.“ Alles los­las­sen? Gott die­nen – ja. Aber als Schwes­ter? Noch nicht. Sie ent­schei­det sich dazu, den Kin­der­got­tes­dienst zu lei­ten – und ihr Moped zu genießen.

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Ohne Helm und doch behü­tet
Mar­ga­re­te erwacht im Kran­ken­haus und weiß nicht mehr, was gesche­hen ist. Ihr wird berich­tet, dass sie ohne Helm mit dem Kopf in das Fahr­zeug vor ihr geflo­gen ist. Die­ses hat­te unver­mit­telt gebremst. „Die Ärz­te haben gesagt, dass es schlimm aus­sieht“, erin­nert sich Schwes­ter Mar­ga­re­te Hof­acker heu­te. Die Wun­den am Kopf waren gra­vie­rend. Sie bete­te: „Lie­ber Gott, wenn ich noch ein­mal gesund wer­den darf, dann will ich dir die­nen, und zwar ganz!“ Und sie wur­de gesund.

Von Lahr über Eng­land nach Japan
Mit 19 Jah­ren kommt sie nach Bad Lie­ben­zell. Nach ihrer Bibel­schul­aus­bil­dung macht sie sechs Jah­re Gemein­schafts­ar­beit in Lahr. Nach einem Zwi­schen­stopp in Eng­land kommt sie schließ­lich in das Mis­si­ons­land, in dem sie 30 Jah­re lang sein wird: Japan. Sie­ben lan­ge Wochen ist sie mit dem Schiff dort­hin unter­wegs. Das Spra­cheler­nen kos­tet viel Geduld. Oft hört sie von den Kin­dern, mit denen sie ger­ne arbei­ten wür­de: „Wir haben kei­ne Zeit für Gott.“ Sie gibt nicht auf. Die Blät­ter­mis­si­on blüht auf, es fin­den Evan­ge­li­sa­tio­nen, Got­tes­diens­te, Kin­der­stun­den und Jugend­krei­se statt. Spä­ter stößt Schwes­ter Karin Gaw­lik dazu, gemein­sam sind sie ein star­kes Team.

Nicht für sich selbst leben
Was an Japan am außer­ge­wöhn­lichs­ten gewe­sen sei? „Die Höf­lich­keit“, ant­wor­tet Schwes­ter Mar­ga­re­te, „wenn in Deutsch­land der Zug ein­mal fünf Minu­ten zu spät ist, ent­schul­digt sich nie­mand. In Japan ist das ganz anders, da ent­schul­digt man sich sofort.“
In der Stadt Kawa­sa­ki erlebt die Schwes­ter vie­le span­nen­de Situa­tio­nen. An die­se erin­nert sie sich ganz beson­ders: Mar­ga­re­te Hof­acker begeg­net einem Mann. Er hat in sei­ner „Furo­shi­ki“ (japa­ni­sche Tasche) zwei Bibeln. Doch nur sei­ne Frau kennt Jesus. Sie bit­tet um Gebet für ihren Mann. Kur­ze Zeit spä­ter kommt die scho­ckie­ren­de Nach­richt: Er ist tod­krank. Was die Schwes­ter dann erfährt, ver­gisst sie ihr Leben lang nicht: „Die­ser Mann hat noch im Kran­ken­wa­gen gesagt, dass er getauft wer­den will.“ Im Kran­ken­haus wird er getauft.
Die Japan-Mis­sio­na­rin im Ruhe­stand hat das, was sie in ihrem Kon­fir­ma­ti­ons­spruch erkann­te, in ihrem gan­zen Leben umge­setzt: „Chris­tus ist dar­um für alle gestor­ben, damit, die da leben, hin­fort nicht sich selbst leben, son­dern dem, der für sie gestor­ben und auf­er­stan­den ist.“ (2. Korin­ther 5,15)

Schwester Esther Hahn
Die geflohene Schwest(h)er

  

Mitt­woch.  Plau­en, DDR. Rund 40 Leh­rer sind an jenem Tag anno 1953 in der Schu­le ver­sam­melt, als das frag­wür­di­ge Doku­ment die Run­de macht. Leh­rer für Leh­rer unter­schreibt, das Doku­ment kommt näher. Die jun­ge Deutsch- und Musik­leh­re­rin Esther Hahn ist seit ihrer Kind­heit im säch­si­schen Gemein­schafts­ver­band aktiv, der EC-Jugend­bund wird vom Vater gelei­tet. Und nun die­ses Doku­ment: Der Beschluss, dass alle christ­li­chen Jugend­ar­bei­ten in der DDR ver­bo­ten wer­den. Der Nach­bar im Kol­le­gi­um hat unter­schrie­ben. Esther ist an der Rei­he, alle Augen sind auf sie gerich­tet. Sie ist gefasst, als sie zwei Sät­ze sagt: „Ihr kennt mei­ne Ein­stel­lung. Ich kann das nicht unter­schrei­ben.“ Als sie die Tür des Leh­rer­zim­mers ver­lässt, bricht sie fast zusam­men und rennt nach Hause.

Don­ners­tag.  Esther ist daheim, als ihre jün­ge­re Schwes­ter in die Woh­nung gerannt kommt: „Ich darf mein Abitur nicht machen!“ Es ver­schlägt ihr die Spra­che. Der Grund ist allen klar. Der Beschluss steht: Wir wer­den fliehen!

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Frei­tag.  Alles geht schnell. Der Vater über­legt sich eine Flucht­rou­te, Sachen wer­den gepackt.

Sams­tag.  Die damals vier­köp­fi­ge Fami­lie trennt sich, um unauf­fäl­lig nach Dres­den zu gelan­gen. Dort tref­fen sie sich wie­der und tre­ten die gemein­sa­me Fahrt nach Ber­lin an.

Sonn­tag.  Der Zug rat­tert. Es ist kei­ne fröh­li­che Fahrt: Die Lage spitzt sich zu. Im hin­te­ren Zug­teil kon­trol­lie­ren Rus­sen die Abtei­le auf Flücht­lin­ge! Vor­ne steigt die Volks­po­li­zei ein! Die Fami­lie sitzt in einer fah­ren­den Fal­le, ver­ra­ten von ihrem Gepäck. Die Rus­sen unter­hal­ten sich mun­ter. Und dann geschieht das Wun­der: Die Män­ner gehen zügig, ja flüch­tig am Abteil von Fami­lie Hahn vor­bei! Es war, als wäre dort kein Mensch gewe­sen. „Passt alles“, hört man die Rus­sen vor­ne sagen. Die Flucht nach West­ber­lin gelingt!

Vor Esther steht Schwes­ter.  Nach ihrer Geburt hat­ten die gläu­bi­gen Eltern Gott ver­spro­chen, die­ses Kind in die Aus­lands­mis­si­on gehen zu las­sen. Tat­säch­lich: Nach der Flucht bewirbt sich Esther bei der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on. Der Mis­si­ons­berg wird ihr neu­er Zufluchts­ort, zumin­dest vor­über­ge­hend. Sie ist in der Gemein­schafts­ar­beit im Karls­ru­her Bezirk tätig und lernt Kran­ken­pfle­ge­rin, bevor sie 1959 das ers­te Mal aus­reist. Über Ame­ri­ka, wo sie nach einem Jahr die Staats­bür­ger­schaft erlangt, die sie dann auf die Chu­uk-Inseln bringt. Sieb­zehn Jah­re arbei­tet sie dort als Mis­si­ons­leh­re­rin in einer Mäd­chen­schu­le und hat aben­teu­er­li­che Erleb­nis­se, bis sie schließ­lich als Eng­lisch-Leh­re­rin und stell­ver­tre­ten­de Lei­te­rin an die Bibel­schu­le nach Lie­ben­zell geru­fen wird.

Heu­te.  62 Jah­re spä­ter berich­tet mir eine hell­wa­che 91-jäh­ri­ge Schwes­ter von ihrer Flucht, als wäre sie ges­tern gewe­sen. Sie nickt nach­denk­lich: „Des­halb kann ich die Flücht­lin­ge ver­ste­hen!“ Man glaubt ihr jedes Wort. Sie erleb­te ein Schick­saal, wel­ches heu­te tau­sen­de Flücht­lin­ge tei­len. Was sie ihnen wünscht? „Dass sie hin­ein­fin­den in die ande­re Kul­tur. In ers­ter Linie geht das über die Spra­che“, meint sie. Auf der ande­ren Sei­te brau­che es Ent­ge­gen­kom­men von unse­rer Sei­te. Das hat sie damals erlebt. Man müs­se den Men­schen vor­le­ben, was ein Leben mit Chris­tus heißt. „Damit sie etwas abspü­ren von unse­rem Glau­ben, von unse­rer eige­nen Ver­bin­dung mit Jesus.“

Schwes­ter Esther Hahn ist 2022 ver­stor­ben. Wir sind sehr dank­bar, dass sie unter uns war und schät­zen ihren gro­ßen Ein­satz, den sie für die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on und die Men­schen in ihrem Umfeld geleis­tet hat.

Schwester Esther Glawion
Die „Tante Esther“

  

Das Herz von Esther Gla­wi­on beginnt 1938 in Schle­si­en zu schla­gen. Sie ist die Ältes­te von spä­ter fünf Kin­dern. Schon mit 15 Jah­ren muss sie mit der Schu­le auf­hö­ren, um zu arbeiten.

Doch die­se Zeit soll­te trotz aller Här­te auch ein gro­ßes Wun­der brin­gen: In den Som­mer­fe­ri­en besucht sie ihre Tan­te, und nach einer Bibel­stun­de schenkt Esther Jesus ihr Leben. Noch im sel­ben Jahr liest sie das Buch eines Mis­sio­nars und weiß: „Das wäre was für mich!“

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Erst drei Jah­re spä­ter berich­tet sie ihrem Vater davon. Die Fra­ge, wie das funk­tio­nie­ren soll, beschäf­tigt sie. Eine Bibel­schu­le besu­chen? Aber wo? Da hört sie von einer „Lie­ben­zel­ler Mis­si­on“ im Schwarz­wald. Eine Adres­se? Fehl­an­zei­ge. Doch Esther Gla­wi­on lässt sich davon nicht abhal­ten. Beherzt schickt sie ihren Brief „An die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on im Schwarz­wald“. Sie trifft ins Schwar­ze: Der Brief kommt nicht nur an, auch eine Ant­wort trifft ein, und mit nur 18 Jah­ren reist sie in den Schwarz­wald. Sie macht Nägel mit Köp­fen und tritt der Schwes­tern­schaft bei. Über das Mis­si­ons­werk sagt sie heu­te: „Ich war immer stolz auf die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on und wie sie uns Schwes­tern ver­sorgt! Das ist bis jetzt so.“

Es fol­gen vie­le Sta­tio­nen. Der lang ersehn­te Besuch der Bibel­schu­le, Gemein­schafts­ar­beit, die Aus­bil­dung zur Kran­ken­schwes­ter. Dann wird nach zehn­wö­chi­gem Auf­ent­halt in Eng­land ihr Her­zens­wunsch wahr: Sie wird Mis­sio­na­rin im Schü­ler­heim in Japan.

Mit 26 Jah­ren wird die Schwes­ter zur Tan­te: Die Kin­der nen­nen ihre Haus­mut­ter und Heim­lei­te­rin von Her­zen „Tan­te Esther“. Sie lebt zusam­men mit ihrer Kol­le­gin Esther Ben­zin­ger zunächst in Kuga­ha­ra mit fünf und spä­ter 13 Kin­dern. Als das Heim dort zu klein wird, wird es an den neu­en Stand­ort Naka­no­shi­ma ver­legt. Dort wer­den bis zu 33 Schü­ler betreut! Schwes­ter Esther hat ein gro­ßes Herz für die Kin­der der Mis­sio­na­re. „Der Herr hat mir Lie­be geschenkt“, meint sie heu­te. „Es ging ja nicht um die Auf­ga­ben, son­dern um das Zusam­men­le­ben. Wie bei einer Mut­ter: Sie ist immer da!“

Das ist sie für ihre Kin­der im Schü­ler­heim. Etwa, als einer der Jungs auf die Stra­ße rennt und ange­fah­ren wird. Sie umsorgt ihn selbst nachts, bis er wie­der gesund ist. Und wird dafür ganz fest gedrückt: „Tan­te Esther, Du bist die bes­te Tan­te der Welt!“

Es gibt vie­le Ereig­nis­se, die die Schwes­ter her­aus­for­dern. Etwa als 20 Kin­der mit Wind­po­cken ver­sorgt wer­den muss­ten. „Ich hat­te immer eine inten­si­ve Bezie­hung zu den Kin­dern, gera­de auch in Krankheitszeiten.“

Schließ­lich kommt sie nach 27 Jah­ren in Japan zurück nach Deutsch­land, um sich um ihren Vater zu küm­mern. Anschlie­ßend ist sie noch ein­mal für ein hal­bes Jahr Haus­mut­ter für Mis­sio­nars­kin­der – die­ses Mal in Papua-Neu­gui­nea. Dar­auf fol­gen zehn Jah­re in Calw-Stamm­heim als Altenpflegerin.

Jetzt ist sie im Ruhe­stand, aber sie ruht nicht: „Der Kon­takt zu mei­nen Schü­lern ist immer noch so herz­lich. Über hun­dert sind es gewe­sen.“ Mit hand­ge­schrie­be­nen Kar­ten zum Geburts­tag, E‑Mails, Tele­fo­na­ten und vie­len Gesprä­chen hält sie den Kon­takt. Was ihr jetzt bleibt? „Vor allem die Für­bit­te.“ Und sie betont: „Ich füh­le mich ganz reich beschenkt.“ Das spürt man ihr ab. Nicht umsonst kleb­te sie die mehr als 100 Por­träts „ihrer“ Kin­der in ein rie­si­ges Herz.

Schwester Gertrud Rück
Wie Gott alles zurechtrückt

  

Sich vor einem Zelt­la­ger zu drü­cken kam für Ger­trud Rück nie in Fra­ge! Schon mit acht Jah­ren ist sie voll dabei und ent­schei­det sich dort ganz bewusst für ein Leben mit Jesus. Auf­ge­wach­sen ist sie in einer gläu­bi­gen Fami­lie mit fünf jün­ge­ren Geschwis­tern auf einem Bau­ern­hof in Ils­ho­fen-Leo­fels. Im Fami­li­en­be­trieb macht sie eine Aus­bil­dung zur Haus­wirt­schaf­te­rin. Wäh­rend eines Ein­sat­zes als Dorf­hel­fe­rin wird ihr unver­mit­telt gesagt: „Du gehörst auf eine Bibel­schu­le!“ Nach einem Dia­ko­ni­schen Jahr in Bad Lie­ben­zell mel­det sie sich 1977 zur Bibel­schu­le an – auch wenn sie ins­ge­heim hofft, nicht ange­nom­men zu wer­den. Doch sie wird genom­men. Aber Schwes­ter wer­den? Kei­ne Opti­on! Ihr Plan: hei­ra­ten, Fami­lie gründen. 

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Ein fast ver­rück­tes Erleb­nis in der Zelt­mis­si­on haut Ger­trud Rück schier vom Stuhl. Sie sitzt im Zelt, als der Evan­ge­list plötz­lich stoppt und ruft: „Ich weiß nicht, war­um ich das sagen muss, aber du, jun­ges Mäd­chen, lass die Sache mit dem jun­gen Mann. Gott hat dich zur Schwes­ter bestimmt.“ Sie schaut sich um und weiß: Sie ist gemeint! Doch sie – und vor allem ihre Eltern – sind nicht über­zeugt. Erst als Gott mit einem wei­te­ren Wun­der die Mei­nung der Eltern wen­det, wird der Weg frei. So kommt es, dass sie Schwes­ter wird, zwei Jah­re lang trotz ihres jun­gen Alters die Haus­mut­ter ver­tritt und schließ­lich, wie sie es selbst for­mu­liert, mit 25 „auf die Mensch­heit los­ge­las­sen“ und in Sim­moz­heim ein­ge­setzt wird. Vor allem das Zelt­la­ger, das sie bereits als Kind begeis­tert hat, ist auch jetzt ihr Ste­cken­pferd. Ihr Auf­trag ist die Arbeit unter Kin­dern, Jugend­li­chen und Erwachsenen.

Nahe­zu bedrü­ckend ist die Stil­le der Nacht, als sich in Schwes­ter Ger­truds Zim­mer eines Frei­zeit­heims plötz­lich die Tür­klin­ke bewegt. „Kein Licht“, zischt eine Stim­me. Es ist ein Mäd­chen, das Schwes­ter Ger­trud über den Glau­ben aus­fragt und sich dann wie­der aus dem Zim­mer schleicht. Spä­ter lan­det eine (Wieder-)Geburtsanzeige bei der Schwes­ter im Brief­kas­ten und sie weiß: Die­ses Gespräch war ent­schei­dend! „Das Schöns­te war, wenn Kin­der zum Glau­ben kamen“, sagt sie vol­ler Begeis­te­rung. Und das darf sie erle­ben!
Als sie 1997 in den Bezirk Emmen­din­gen wech­selt, fängt sie noch ein­mal ganz neu an. Wo anfäng­lich „nur“ Frau­en­ar­beit für sie geplant ist, ent­steht schnell wie­der eine Kin­der- und Zelt­la­ger­ar­beit. Heu­te fin­den dort jeden Som­mer Zelt­la­ger mit rund 200 Kin­dern statt.
Wie Gott sei­ne Gemein­de baut und wach­sen lässt, erlebt sie auch im Bezirk Loß­burg, in dem sie von 2009 bis 2015 arbeitet.

Neu in den Fokus rücken muss Schwes­ter Ger­trud eini­ges, als eine ein­sei­ti­ge Stimm­band­läh­mung dia­gnos­ti­ziert wird. Die bis­he­ri­ge Arbeit wird fast unmög­lich. Des­halb fängt sie mit 58 Jah­ren noch ein­mal ganz von vor­ne an und beginnt eine Aus­bil­dung zur Alten­pfle­ge­hel­fe­rin. „Ich war plötz­lich wie­der Schü­le­rin und Azu­bi in der ers­ten Klas­se.“ Doch sie nimmt die Her­aus­for­de­rung mit Wür­de an. Jetzt ist sie im Fei­er­abend­haus der Schwes­tern­schaft ein­ge­rückt, auch wenn noch lan­ge nicht Fei­er­abend ist. Sie über­nimmt dort ihre neue Auf­ga­be: Haus­mut­ter als Nach­fol­ge­rin von Schwes­ter Els­beth Pfeiff­le. Für Schwes­ter Ger­trud kein Pro­blem, denn ihr Mot­to ist: „Ich ver­mag alles durch den, der mich stark macht, Christus.“

Seit Mai 2023 ist Schwes­ter Ger­trud im Ruhestand.

Schwester Annemarie Bertschinger
Die gefragte Schwester

  

Schwa­ben sind gefragt. Anne­ma­rie Bert­schin­ger ist nicht nur eine wasch­ech­te Schwä­bin von der Alb, son­dern auch gefragt. Das zeigt ein Ein­blick in ihr Leben. In einem gläu­bi­gen Eltern­haus auf­ge­wach­sen, ent­schei­det sie sich mit zwölf Jah­ren auf einer Oster­frei­zeit für Jesus. In einer Gemein­schafts­stun­de kommt die Fra­ge nach dem Ruf zum Dienst auf: „Wen soll ich sen­den?“ Ihre Ant­wort ist kurz: „Alle, außer mir.“ Doch eine Bibel­stel­le lässt Fra­gen offen: „Die­net dem HERRN mit Freu­den“, heißt es in Psalm 100. Das hat die jun­ge Anne­ma­rie „abso­lut nicht ein­ge­plant.“ Schließ­lich wird das Fra­ge­zei­chen zum Aus­ru­fe­zei­chen: 1965 tritt sie in die Schwes­tern­schaft der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on ein. Am Abend davor wird ihr 1. Thes­sa­lo­ni­scher 5,24 zuge­spro­chen: „Treu ist er, der euch ruft, er wird’s auch tun.“

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Ob sie die Gemein­schafts­ar­beit, in die sie gesen­det wird, „hin­be­kommt“, ist für sie frag­lich: „Das schaf­fe ich nicht“, denkt sie. Doch sie erfährt, dass Jesus zu den Auf­ga­ben die Gaben gibt. In Lin­ken­heim bei Karls­ru­he arbei­tet sie vor allem und gern mit Kin­dern und Jugend­li­chen. Nach zwei Jah­ren fol­gen ein wei­te­res Jahr Bibel­schu­le und ein Jahr Kran­ken­pfle­ge­hel­fe­rin­nen-Aus­bil­dung. Wie­der wird sie für Lin­ken­heim ange­fragt. In wei­te­ren zwölf Jah­ren dort erfährt sie immer wie­der: „Was er uns gibt, macht tüch­tig zum Dienst.“ Es gefällt ihr so sehr, dass sie zögert, als sie auf den Mis­si­ons­berg soll. Aber Alfred Gajan wünscht sie als Redak­teu­rin für „Augen­blick mal“ und „Durch­blick und Dienst“.

Nach zwei Jah­ren wird sie für ande­re Büro­ar­bei­ten zustän­dig, zunächst im Schwes­tern­bü­ro bei Obe­rin Han­na Bär, dann im Sekre­ta­ri­at des Lie­ben­zel­ler Gemein­schafts­ver­ban­des (LGV). Auch für die­se jeweils sechs­ein­halb Jah­re ist es Schwes­ter Anne­ma­rie wich­tig, eine Bestä­ti­gung für den neu­en Ein­satz­or­te zu haben, „ein Ja, um ganz und gern dort zu sein“. Wäh­rend der Zeit auf dem „Mis­si­ons­berg“ macht sie 15 Jah­re Frau­en­ar­beit in Ober­len­gen­hardt und hält Gemein­schafts­stun­den im LGV-Bezirk Neu­bu­lach. Die nächs­te Anfra­ge kommt aus Back­nang. Bibel‑, Frau­en- und Gemein­schafts­stun­den sind dort ihre Auf­ga­ben. „Vom ers­ten Augen­blick an habe ich mich wohl­ge­fühlt“, sagt sie heu­te über die­se Zeit. Wie­der­um wer­den es sechs­ein­halb Jahre.

„Dann kam ein Schock für mich – die größ­te Herausforderung!“

Sie soll Obe­rin im Dia­ko­nis­sen­haus Zion in Aue/Sachsen wer­den. Ihre ers­te Reak­ti­on: „Das geht nicht, könnt ihr ver­ges­sen.“ Aber: „Ich wur­de mit ‚Fürch­te dich nicht‘ und ‚Sei getrost und unver­zagt‘ bom­bar­diert.“ Für die­sen neu­en Lebens­ab­schnitt ist sie beson­ders auf die Vor­be­rei­tung Got­tes ange­wie­sen. Wie­der ersetzt sie das Fra­ge­zei­chen durch einen Punkt und nimmt das „Vor­recht und die gro­ße Her­aus­for­de­rung“ an.

Rück­bli­ckend sieht sie alle vor­he­ri­gen Sta­tio­nen als Vor­be­rei­tung für die­sen gro­ßen Dienst­ab­schnitt. Die Auf­ga­ben, die sie seit mehr als zwölf Jah­ren über­nimmt (davon sie­ben­ein­halb Jah­re als Obe­rin), sind so viel­sei­tig, dass sie nicht in einen Arti­kel pas­sen. Höhe­punk­te sind die Gemein­schaft mit den Schwes­tern und die Schwes­tern­frei­zei­ten. Schwes­ter Anne­ma­rie zehrt von den jah­re­lan­gen Erfah­run­gen in Gemein­de und Sekretariat.

Seit April 2023 lebt Schwes­ter Anne­ma­rie im Fei­er­abend­haus auf dem Missionsberg.

Schwester Almut Gall
Frau Almut und die Syrer

  

Vor zwei Jah­ren mach­te sich Schwes­ter Almut Gall auf, um in der Bad Lie­ben­zel­ler Flücht­lings­un­ter­kunft Kon­takt mit Geflüch­te­ten zu knüp­fen. Seit­her beglei­tet sie eine syri­sche Fami­lie und gibt die­ser neben der deut­schen Spra­che auch das Evan­ge­li­um wei­ter. An Weih­nach­ten wird sie von der Fami­lie ein­ge­la­den. Auch eine wei­te­re syri­sche Fami­lie ist zu Gast. Beim Essen fragt ein Mann: „Schwes­ter Almut, wie­so bist du Schwes­ter gewor­den?“ Er kann nicht begrei­fen, wie­so eine Frau nicht hei­ra­tet. Schwes­ter Almut aber freut sich über die Fra­ge und beginnt zu erzählen …

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„Ich habe nie dar­an gezwei­felt, dass es Gott gibt. Trotz­dem fiel es mir schwer, eine Bezie­hung zu ihm auf­zu­bau­en.“ Spä­ter, als Almut in Waib­lin­gen zur Kran­ken­schwes­ter aus­ge­bil­det wird, lernt sie eine Kol­le­gin ken­nen, die Christ ist. „Ich spür­te, sie hat­te etwas, das ich nicht hat­te, und das mach­te mich neu­gie­rig“, erin­nert sie sich. Als ihre Kol­le­gin sie zur Oster­frei­zeit der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on ein­lädt, wil­ligt Almut sofort ein. Sie ahnt nicht, dass jene Frei­zeit ihr Leben auf den Kopf stel­len würde.

Nach dem dor­ti­gen Got­tes­dienst sagt der Pre­di­ger: „Wer mit Jesus erns­te Sache machen will, der bleibt!“ Plötz­lich hört Almut, wie jemand laut ihren Namen ruft. Erschro­cken schaut sie sich um, doch sie kennt nie­man­den. „Mir war klar: Das war Jesus. Er rief mich, wie es in Jesa­ja 43,1 steht.“ Almut ent­schließt sich zu blei­ben und ver­traut ihr Leben Jesus an.

Ihr Examen rückt näher. Eines Abends fragt die 19-Jäh­ri­ge beim Beten, wo Jesus sie nach der Aus­bil­dung haben möch­te. Sie schlägt ihre Bibel auf und liest von der Spei­sung der 5000 in Mat­thä­us 14. Als die Jün­ger das Volk weg­schi­cken wol­len, erwi­dert Jesus: „Sie brau­chen nicht weg­zu­ge­hen. Gebt doch ihr ihnen zu essen!“ Mit Wucht dringt die­ser Vers in die ange­hen­de Kran­ken­schwes­ter ein: „Solch eine Kraft habe ich nie mehr erlebt. Hät­te ich nicht gele­gen, wäre ich gefal­len.“ Drei Din­ge waren ihr schlag­ar­tig klar: Sie soll Schwes­ter wer­den, Men­schen das Brot des Lebens geben und nach Bad Lie­ben­zell gehen. Aber Almut träumt doch von Ehe und Fami­lie! Mat­thä­us 16,26 ver­schafft ihr schnell Klar­heit: „Es nutzt mir nicht, Mann, Kin­der und Zivil­klei­der zu haben, wenn ich Jesus nicht Herr mei­nes Lebens sein las­se.“ Sie bewirbt sich also bei der Schwes­tern­schaft – in stil­ler Hoff­nung, abge­lehnt zu wer­den. Doch sie erhält eine Zusa­ge, absol­viert bald dar­auf die Bibel­schu­le und ist vie­le Jah­re in der Gemein­schafts­ar­beit tätig. „Ich habe nie bereut, dass ich Gott gehor­sam war. Er wuss­te, was das Bes­te für mich war – lan­ge, bevor ich es selbst wuss­te“, blickt die Schwes­ter dank­bar zurück.

Alle am Tisch hören gespannt zu. Obwohl Schwes­ter Almut im Eng­li­schen häu­fig unsi­cher ist, spricht sie an die­sem Abend flüs­sig und feh­ler­frei. Als sie eini­ge Zeit spä­ter die Fami­lie besucht, die sie bei der Fei­er ken­nen­lern­te, sagt deren Toch­ter: „Frau Almut, ich habe gemacht, was du gesagt hast.“ Schwes­ter Almut weiß sofort, was das Mäd­chen meint. Wäh­rend die Fami­lie kocht, set­zen sich die bei­den drau­ßen auf eine Bank. „Ich war begeis­tert, dass sie sich ent­schie­den hat, mit Jesus zu leben, und erklär­te ihr, dass sie nun Got­tes Kind ist. Dafür haben wir Jesus gedankt.“

Schwester Irmgard Wieland
Ein Herz für Frauen aus Asien

  

Schon als Kind woll­te Irm­gard Wie­land Leh­re­rin wer­den, doch wegen ihres ver­kürz­ten Bei­nes soll­te sie einen sit­zen­den Beruf aus­üben. Unter Trä­nen ent­schied sie sich, Ver­wal­tungs­be­am­tin zu wer­den – und wider Erwar­ten gefiel es ihr.

Wäh­rend der Aus­bil­dung besuch­te die Sulz­bache­rin erst­mals eine Frei­zeit des EC („Ent­schie­den für Chris­tus“). Obwohl sie dach­te, sie hät­te nichts getan, wofür jemand den Tod ver­dient hät­te, wur­de der 19-Jäh­ri­gen dort klar: „Jesus muss­te auch für mei­ne Sün­de ster­ben.“ Das war der Start­schuss für ihr Leben mit Jesus. Und die­ser offen­bar­te sich ihr bald: Ver­wun­dert stell­te Irm­gard eines Tages fest, dass ihre Kno­chen­mark­ver­ei­te­rung zum Still­stand gekom­men war, und so frag­te sie sich: „Soll ich doch noch Leh­re­rin werden?“

ZieleZiele

Da sich nichts auf­tat, arbei­te­te sie wei­ter in ihrem Beruf und enga­gier­te sich in der Kin­der- und Jugend­ar­beit ihrer Gemein­de. Irgend­wann wur­de sie von der Her­aus­for­de­rung über­rascht, Lie­ben­zel­ler Schwes­ter zu wer­den. Dies ließ sie zwei Jah­re nicht los, bis sie mit Mit­te 20 als Bibel­schü­le­rin auf den Mis­si­ons­berg kam und in die Schwes­tern­schaft ein­trat. Nach ihrem Abschluss wur­de sie von der Lei­tung gebe­ten, Theo­lo­gie in Tübin­gen zu stu­die­ren, um spä­ter an der Bibel­schu­le zu unter­rich­ten. „So soll­te ich doch noch Leh­re­rin wer­den. Da habe ich wie­der erfah­ren, dass Gott Wün­sche erfüllt – auch auf Umwegen.“

Das Stu­di­um präg­te sie. Nicht nur, weil sie viel Neu­es im Umgang mit der Bibel lern­te und sich mit ande­ren Ansich­ten aus­ein­an­der­set­zen muss­te, son­dern auch wegen der Kon­tak­te, die sie knüpf­te. Als Schwes­ter Irm­gard eine japa­ni­sche Stu­den­tin zum Got­tes­dienst ein­lud, sag­te die­se: „Seit neun Jah­ren lebe ich in Deutsch­land, und nie hat mich jemand in eine Gemein­de ein­ge­la­den.“ Die­se Wor­te gin­gen der Schwes­ter zu Her­zen und waren ein Anstoß, mehr mit asia­ti­schen Frau­en ins Gespräch zu kom­men. Asi­en inter­es­sier­te sie sowie­so schon immer.

Wie Gott Wün­sche erfüllt

Als sie nach dem Stu­di­um auf den Mis­si­ons­berg zurück­kehr­te, sag­te sie zu Gott: „Herr, du weißt, hier sind kei­ne Asia­tin­nen, aber du weißt auch um mei­nen Wunsch.“ Bereits zwei Tage spä­ter begeg­ne­te sie vor der Buch­hand­lung zwei Chi­ne­sin­nen, die nach dem Weg frag­ten. Schwes­ter Irm­gard lud sie auf einen Tee ein und schenk­te ihnen eine Bibel.

Im Rück­blick auf 20 Jah­re Unter­richt am Theo­lo­gi­schen Semi­nar kann sie sich kei­nen erfül­len­de­ren Beruf vor­stel­len. „Wenn ich heu­te ehe­ma­li­ge ‚Stu­dis‘ bei den Mis­si­ons­fes­ten tref­fe, die ich einst mit Bibel­ver­sen und Grie­chisch-Gram­ma­tik ‚gestriezt‘ habe, freue ich mich, denn nun ste­hen gestan­de­ne Mis­sio­na­re, Pas­to­ren und Dia­ko­nin­nen vor mir.“

Vor sechs Jah­ren wur­de Schwes­ter Irm­gard pen­sio­niert. Sie zog nach Hei­del­berg und mel­de­te sich als Gast­hö­re­rin an der Uni an. „Nach all den Jah­ren des Leh­rens woll­te ich selbst wie­der zuhö­ren. Und vor allem woll­te ich Kon­tak­te zu Aus­län­de­rin­nen knüp­fen, weil mich die Wor­te der japa­ni­schen Stu­den­tin aus Tübin­gen bis heu­te beschäf­ti­gen.“ Und tat­säch­lich lern­te sie eini­ge Frau­en ken­nen. Mit einer Asia­tin liest sie in der Bibel, eine ande­re ließ sich sogar tau­fen. Bei­de Frau­en erzähl­ten, dass bereits ihre Groß­müt­ter Chris­tin­nen waren. „Gott hat das Gan­ze schon lan­ge vor­be­rei­tet“, stellt die Schwes­ter erstaunt fest.

Neben eini­gen Ver­kün­di­gungs­diens­ten hat sie vie­le Gesprä­che mit unter­schied­lichs­ten Men­schen. Sie ist gespannt, wen Gott ihr noch über den Weg schi­cken wird. Erst kürz­lich hat­te sie wie­der eine inter­es­san­te Begeg­nung in der Men­sa. Sie konn­te die jun­ge Frau in den Got­tes­dienst ein­la­den – und dort begrüßen!

Seit Sep­tem­ber 2023 lebt Schwes­ter Irm­gard im Fei­er­abend­haus auf dem Missionsberg.

Schwester Tabea Schmolz
Von Herzen gern Gemeinschaftsschwester

  

Auch die Arbeit in der Küche ist okay, aber Schwes­ter Tabea Schmolz hegt einen Traum: wie­der nah an den Men­schen sein und sie zu Jesus ein­la­den. Das kann sie – in den Haßbergen.

Durch ihre Eltern lernt sie früh Jesus ken­nen. Elfrie­de, ihre ein­zi­ge Schwes­ter, reist als Mis­sio­na­rin der Deut­schen India­ner Pio­nier Mis­si­on nach Para­gu­ay. Tabea dage­gen ist zunächst „Haus­toch­ter“ im Mon­bach­tal und lernt die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on durch deren Zelt­mis­si­on ken­nen. Bei zwei Mis­si­ons­fes­ten hat die 16-Jäh­ri­ge den Ein­druck: „Da oben wer­de ich auch mal eingesegnet.“ 

Doch sie soll zunächst einen Beruf erler­nen. Sie wird Haus- und Fami­li­en­pfle­ge­rin auf dem Roß­bühl in Korn­tal und tritt dort als „Haus- und Land­schwes­ter“ ein. Aber an ihrem Ein­satz­ort auf der Schwä­bi­schen Alb gibt sie es auf, sich ein­zu­re­den, dass die­ser Weg der rich­ti­ge ist. Sie bewirbt sich an der Bibel­schu­le in Bad Lie­ben­zell und will hier Schwes­ter werden.

ZieleZiele

Nach dem Prak­ti­kum bleibt sie zwei Jah­re in Büchen­bronn bei Pforz­heim. „Dort hat es mir total viel Freu­de gemacht, neue Kin­der- und Jung­schar­stun­den zu begin­nen und Mäd­chen­frei­zei­ten anzu­bie­ten.“ Doch sie soll sich zur Haus­wirt­schafts­lei­te­rin wei­ter­bil­den und ins Haus Saron wech­seln. „Die 13 Jah­re in der Küche waren nicht immer leicht, aber ich bin in mei­ner Per­sön­lich­keit gereift“, meint sie im Rück­blick. Aber die Sehn­sucht wächst, wie­der raus­zu­ge­hen zu den Menschen.

Ob sie sich eine Auf­ga­be in den Haß­ber­gen in Unter­fran­ken vor­stel­len kön­ne, fragt der Lie­ben­zel­ler Gemein­schafts­ver­band an. Da wäre sie „allein auf wei­ter Flur“, 80 Kilo­me­ter ent­fernt von den nächs­ten Kol­le­gen. Wie es die mitt­ler­wei­le ver­wit­we­te Mut­ter ver­kraf­ten wür­de, zumal Elfrie­de damals noch in Para­gu­ay war? Schließ­lich war der Tipp, ein­fach täg­lich mit der Mut­ter zu tele­fo­nie­ren, die Lösung. Und auch beim ers­ten Besuch in den Haß­ber­gen wird klar: „Das passt!“

Got­tes­dienst und Kin­der­stun­de im Gasthaus

An kei­nem ihrer ins­ge­samt neun Ein­satz­or­te gibt es alles: hier ein Kin­der­kreis, da eine Jung­schar, dort ein Teen­k­reis. Durch die mis­sio­na­ri­schen „Ich glaub’s“-Aktionen und jun­ge Hel­fer las­sen sich Kin­der und Jugend­li­che ein­la­den. Zudem gibt es an ver­schie­de­nen Orten Bibel­krei­se und Frau­en­früh­stücks­tref­fen, ein­mal im Monat einen Bezirks­nach­mit­tag. Schwes­ter Tabea geht auch unkon­ven­tio­nel­le Wege: Nach einer Wan­de­rung lernt sie in einem Gast­haus die gläu­bi­ge Wir­tin ken­nen – und es ent­steht dort ein Got­tes­dienst. Das viel­sei­ti­ge Pro­gramm mit Mit­bring-Brunch ist nied­rig­schwel­lig. Es kom­men auch Leu­te, die sonst kei­ne from­me Ver­an­stal­tung besu­chen wür­den. Am Stamm­tisch kann die Kin­der­stun­de statt­fin­den. Wenn Mis­sio­na­re aus ihrer Arbeit berich­ten, sind die Kin­der begeis­tert! Etli­che Jah­re kann noch die Mut­ter aus der Fer­ne regen Anteil nehmen.

Es fällt Schwes­ter Tabea leicht, Men­schen ein­zu­la­den und Kon­tak­te zu pfle­gen. Ihr ist wich­tig, auch neue Ideen aus­zu­pro­bie­ren. An kei­nem Ort gibt es ein Gemein­schafts­haus, selbst der frü­he­re Tanz­saal in einem Pri­vat­haus wur­de schon genutzt. „Du musst immer schau­en, wie man Leu­te errei­chen und inter­es­sie­ren kann“, ist ihr Rat. Seit einem Homi­le­tik-Semi­nar* traut sie sich auch an schwie­ri­ge­re Tex­te: „Die Bibel reden las­sen, dar­auf reagie­ren die Zuhö­rer. Nicht auf mei­ne Mei­nung kommt es an.“

Ihre Pri­vat­woh­nung in Ebern, ide­al am Markt­platz gele­gen, ist auch Gemein­de­raum. Hier lädt sie ein zum Lob­preis- und Gebets­abend, zum Frau­en­früh­stücks­tref­fen und Bücher­ca­fé. Freund­schaf­ten sind ihr wich­tig, denn „man muss auch auf sich selbst ach­ten. Ich bin hier zwar auf ein­sa­mem Pos­ten, aber nicht einsam!“

Schwester Renate Graf
Mutter, Pflegerin, Gemeinschaftsschwester

  

„Der Weg, den man im Gehor­sam gegen­über Jesus geht, ist der ein­zi­ge Weg, der wei­ter­hilft und inne­ren Frie­den schenkt!“ Davon ist Schwes­ter Rena­te Graf fel­sen­fest überzeugt.

Mit 17 Jah­ren erleb­te sie eine ein­schnei­den­de Beru­fung: Nach dem Bibel­le­sen hör­te sie plötz­lich eine Stim­me: „Gib mir dein Leben ganz!“ – „Es  ag unglaub­lich klin­gen, aber für mich war das ganz klar die Stim­me von Jesus“, so Schwes­ter Rena­te. Sei­ne Auf­for­de­rung führ­te dazu, dass sie mit 23 Jah­ren in die Lie­ben­zel­ler Schwes­tern­schaft eintrat.

ZieleZiele

Das Leben wird auf den Kopf gestellt

Nach ihrer drei­jäh­ri­gen Bibel­schul­aus­bil­dung kam sie 1966 in die Gemein­schafts­ar­beit nach Lahr. Die sechs Jah­re waren eine prä­gen­de Zeit, denn sie war auf sich gestellt und es gab dort noch kei­nen Pre­di­ger. Von 1972 bis 1979 arbei­te­te sie in Söl­lin­gen, bevor sie 1979 nach Lien­zin­gen bei Mühl­acker ver­setzt wur­de. Dort soll­te sie im Jugend­bund die 21-jäh­ri­ge, hoch­schwan­ge­re Chris­ti­ne Brötz­mann ken­nen­ler­nen, die ihren wei­te­ren Lebens­weg maß­geb­lich bestimm­te. Nach der Geburt erkrank­te die jun­ge Mut­ter – und die unheil­ba­re Krank­heit ver­schärf­te sich nach der Geburt des zwei­ten Mäd­chens. Chris­ti­ne Brötz­mann wur­de zu einem Pfle­ge­fall – und die Ehe ging in die Brü­che. Schwes­ter Rena­te, die immer mehr die Pfle­ge über­nahm, erkämpf­te mit Chris­ti­ne Brötz­mann deren Sor­ge­recht für die Töchter.

Die größ­te Auf­ga­be im Leben

Chris­ti­ne Brötz­mann wur­de im Lau­fe der Zeit als christ­li­che Autorin und Male­rin bekannt. 20 Jah­re lang betreu­te Schwes­ter Rena­te die schwerst­be­hin­der­te Frau und ihre Kin­der. „Das war mei­ne größ­te Auf­ga­be im Leben, doch ich wur­de dafür nie aus­ge­bil­det.“ Bis 1989 hat­te sie ihre vol­le Stel­le in der Gemein­schafts­ar­beit, dann konn­te sie auf eine 50-Pro­zent-Stel­le nach Tann in die Rhön wech­seln. Sie wohn­te zusam­men mit Chris­ti­ne Brötz­mann und den bei­den Kin­dern im Gemein­schafts­haus. „Es ist ein­fach unbe­schreib­lich, was wir an Wun­dern erleb­ten“. So wur­de dank der Für­spra­che von Poli­ti­kern der Bau einer auf­wen­di­gen Ram­pe in das Haus bewil­ligt. Ein Arzt setz­te sich dafür ein, dass Chris­ti­ne Brötz­mann, die inzwi­schen bett­lä­ge­rig war und eine Rund-um-die-Uhr-Pfle­ge benö­tig­te, einen Spe­zi­al­roll­stuhl erhielt. Mit die­sem war sie auch lie­gend mobil und „damit haben wir die gan­ze Rhön durch­fors­tet“, meint Schwes­ter Rena­te lächelnd.

2000 starb Chris­ti­ne Brötz­mann im Alter von 43 Jah­ren. Schwes­ter Rena­te blieb in der Rhön und erleb­te, wie die Frau­en­ar­beit in Tann auf­blüh­te: Jeden Diens­tag kamen rund 25 Frau­en in die Frau­en­stun­de – „und nicht nur From­me. Eines Tages erkann­te ich: Damit hat mir Jesus selbst als Dan­ke­schön ein gro­ßes Geschenk gemacht!“ Im Rück­blick ist sie Gott dank­bar, dass die bei­den Töch­ter sich auch für ein Leben mit Jesus Chris­tus ent­schie­den. Sie sind inzwi­schen ver­hei­ra­tet und Schwes­ter Rena­te hat nun fünf Enkel­kin­der: „Für sie bin ich ihre Oma.“

Neue Auf­ga­be auf dem Missionsberg

2008 kehr­te Schwes­ter Rena­te nach Bad Lie­ben­zell zurück und fand im Fei­er­abend­haus eine wei­te­re Beru­fung: Sie betreu­te sechs Jah­re lang eine schwer psy­chisch erkrank­te Mit­schwes­ter, fand zu ihr Zugang und ging jeden Tag mit ihr spa­zie­ren. Nie wie­der muss­te die­se Schwes­ter zurück in die Klinik.

Ob Schwes­ter Rena­te etwas bereut oder im Rück­blick anders gemacht hät­te? „Nein, ich habe nichts in mei­nem Leben ver­misst und konn­te für ande­re da sein! Ich erleb­te: Man wird reich geseg­net und beschenkt, wenn man Jesus vertraut.“

Schwester Erika Leimenstoll
„Schwester wollte ich eigentlich nicht werden“

  

Mis­si­ons­schwes­ter woll­te Eri­ka Lei­men­stoll eigent­lich nicht wer­den – wur­de es aber den­noch – und hat es nie bereut.

„Zur Über­ra­schung mei­ner Eltern wur­de ich am 7. Dezem­ber 1945 in Wald­kirch gebo­ren“, so blickt Schwes­ter Eri­ka Lei­men­stoll auf ihren Geburts­tag zurück. Denn mit ihr rech­ne­te an die­sem Tag kei­ner: Ihre Eltern erwar­te­ten nur ein Kind – und dem Sohn folg­te zur Über­ra­schung aller weni­ge Minu­ten spä­ter noch ein Mäd­chen: Eri­ka. In der schwe­ren Nach­kriegs­zeit wuchs sie mit sie­ben Geschwis­tern in Denz­lin­gen auf. Ein ers­ter tie­fer Ein­schnitt in ihrem Leben bedeu­te­te der Tod eines ihrer Brü­der im Alter von zwei Jah­ren, den sie als Sechs­jäh­ri­ge erleb­te und tief erschütterte.

ZieleZiele

„In der Mis­si­on die­nen, indem ich einen Mis­sio­nar heirate“

Mit zwölf Jah­ren fand die Süd­bad­ne­rin bei einer Evan­ge­li­sa­ti­on zum Glau­ben. „Aus Dank­bar­keit woll­te ich ein­mal Jesus in der Mis­si­on die­nen – indem ich einen Mis­sio­nar hei­ra­te.“ Als sie ihre Aus­bil­dung zum Groß­han­dels­kauf­mann (so hieß es damals noch) abge­schlos­sen und bereits drei Jah­re im Beruf gear­bei­tet hat­te, erin­ner­te sie Gott immer wie­der an ihr Ver­spre­chen. Vor allem Psalm 32, 8 wur­de für sie weg­wei­send: „Ich will dich unter­wei­sen und dir den Weg zei­gen, den du gehen sollst; ich will dich mit mei­nen Augen lei­ten.“ Ihr Weg führ­te sie nach Bad Lie­ben­zell. „Aber Schwes­ter woll­te ich nicht wer­den.“ Eigent­lich woll­te sie nur die Bibel­schu­le besu­chen. „Nach man­chem inne­ren Kampf“ wur­de Schwes­ter Eri­ka dann doch klar, dass sie in die Schwes­tern­schaft ein­tre­ten soll­te. 1966 war es so weit, und mit Freu­de absol­vier­te sie die Aus­bil­dung. „Gott sei Dank habe ich erfah­ren, dass Jesus nie­mand in eine Schwes­tern­schaft ‚zwingt‘. Natür­lich gab es auch Pro­ble­me, und über man­ches ärger­te ich mich. Aber das half mir, als Per­son und im Glau­ben zu reifen.“

Got­tes Wege sind oft unver­ständ­lich – aber gut

Nach der Bibel­schul­aus­bil­dung war Schwes­ter Eri­ka zunächst in Hei­del­berg in der Gemein­de- und Jugend­ar­beit tätig. Für sie zunächst unver­ständ­lich, wur­de sie nach acht Jah­ren wie­der auf den Mis­si­ons­berg ver­setzt: ins Büro des Lie­ben­zel­ler Gemein­schafts­ver­ban­des als Sekre­tä­rin des dama­li­gen Inspek­tors Alfred Gajan. „Dort habe ich viel gelernt und die Arbeit mach­te mir Freu­de.“ Nach 15 Jah­ren folg­te die nächs­te Auf­ga­be: als Rei­se- und Seel­sor­ge­schwes­ter sowie stell­ver­tre­ten­de Obe­rin. Nach drei Jah­ren wuss­te sich Schwes­ter Eri­ka nach Frank­reich beru­fen. Mit fast 50 Jah­ren begann sie mit dem Sprach­stu­di­um in Mas­sy bei Paris. Dann erreich­te sie die Bit­te, im afri­ka­ni­schen Burun­di für fünf Mona­te Iris Vat­ter zu unter­stüt­zen. Anschlie­ßend arbei­te­te sie in Mor­ta­gne und Alen­con in der Nor­man­die. 2000 ereil­te sie dann der Ruf als Obe­rin: „So sind die Wege Got­tes: oft über­ra­schend und zunächst nicht ver­steh­bar. Aber ich kann nur stau­nen und dan­ken. Es war mir eine gro­ße Freu­de, für die Schwes­tern da zu sein.“

Das größ­te Geschenk

Wich­tig wur­de ihr ein Lied­vers des Arz­tes und Schrift­stel­lers Paul Fle­ming (1609–1640): „In allen mei­nen Taten lass ich den Höchs­ten raten, der alles kann und hat; er muss zu allen Din­gen, soll‘s anders wohl gelin­gen, mir sel­ber geben Rat und Tat.“ Schwes­ter Eri­ka: „Es ist so ein gro­ßes Geschenk, Kind Got­tes sein zu dür­fen, Ver­ge­bung mei­ner Schuld zu emp­fan­gen und die Hoff­nung auf das ewi­ge Leben zu haben. Jesus Chris­tus wird mich und alle die Sei­nen ans Ziel brin­gen. Das will ich wei­ter­sa­gen.“ Wür­de sie im Rück­blick etwas anders machen? „Ich wür­de bes­ser hin­schau­en und mehr Zeit für Ein­zel­ne neh­men. Aber ich wür­de mich wie­der sen­den las­sen. Das waren geseg­ne­te Wege, die mich der Herr führte.“

Schwes­ter Eri­ka Lei­men­stoll ist 2022 ver­stor­ben. Wir sind sehr dank­bar, dass sie unter uns war und schät­zen ihren gro­ßen Ein­satz, den sie für die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on und die Men­schen in ihrem Umfeld geleis­tet hat.

Schwester Lydia Kehr
Ein Schritt, den sie nie bereute

  

„Ich wür­de den Weg, den Gott mir zeigt, immer wie­der gehen. Auch als Lie­ben­zel­ler Schwes­ter.“ Das sagt Schwes­ter Lydia Kehr, die weni­ge Woche vor dem Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges am 20. März 1945 als „wasch­ech­te Hes­sin“ auf die Welt kam.

Mit drei älte­ren Brü­dern wuchs sie auf einem Bau­ern­hof in der Nähe von Darm­stadt auf. Früh muss­te sie auf den Fel­dern und im Stall mit­hel­fen. Über­schat­tet wur­de ihre Kind­heit vom frü­hen Tod ihres Vaters, der mit 48 Jah­ren über­ra­schend an einer Herz­krank­heit auf dem Feld starb. Schwes­ter Lydia Kehr war damals zehn Jah­re alt.

ZieleZiele

„Hat der Hei­land auch schon dein Herz aufgetan?“

Kurz zuvor besuch­te sie mit ihm zum ers­ten Mal das Pfingst­mis­si­ons­fest. Die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on hat­te sie schon frü­her durch Pre­di­ger und Mis­si­ons­schwes­tern ken­nen­ge­lernt. Auch Mis­sio­na­re waren oft zu Gast bei ihren Eltern, die die Gemein­schafts­stun­de des dama­li­gen Star­ken­bur­ger Gemein­schafts­ver­ban­des (heu­te Evan­ge­li­scher Gemein­schafts­ver­band Rhein-Main) besuch­ten. Ein wenig pein­lich war ihr dabei immer wie­der, wenn sie auf­grund ihres bibli­schen Vor­na­mens gefragt wur­de, ob „der Hei­land“ wie bei der Pur­pur­händ­le­rin Lydia (Apos­tel­ge­schich­te 16) „ihr Herz schon auf­ge­tan habe“, erin­nert sie sich. 

Schwes­ter zu wer­den, war nicht ihr ursprüng­li­cher Wunsch fürs Leben

Schwes­ter bei der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on zu wer­den, war eigent­lich nicht ihr Wunsch fürs Leben. „Aber ich woll­te ganz nach dem Wil­len Got­tes leben“. Bei einem Mis­si­ons­vor­trag wur­de ihr bewusst: „Gott hat etwas mit mir vor!“ Nach einem Gespräch mit dem dama­li­gen Bezirks­pre­di­ger wur­de ihr klar, dass sie sich als dia­ko­ni­sche Hel­fe­rin in Bad Lie­ben­zell bewer­ben soll­te. Und so kam sie 1968 auf den Mis­si­ons­berg. Von den jun­gen Mis­si­ons­schwes­tern wur­de sie herz­lich auf­ge­nom­men, was sie sehr beein­druck­te. „Will Gott, dass ich auch zu ihnen gehö­re?“, frag­te sie sich. Im inten­si­ven Reden mit Gott bekam sie eine unüber­hör­ba­re, ein­deu­ti­ge Ant­wort. Und so trat sie 1969 in die Schwes­tern­schaft ein.

Als Dank zu vie­len Hoch­zei­ten eingeladen

Die­sen Schritt hat sie nie bereut: „Mei­ne Arbeit war sehr viel­sei­tig.“ Zunächst arbei­te­te Schwes­ter Lydia Kehr in der Zen­tral­kü­che mit, wo sie viel ler­nen konn­te. Danach war sie 20 Jah­re als Gemein­schafts­schwes­ter in Ebhau­sen bei Nagold und im frän­ki­schen Was­ser­trü­din­gen tätig. Beson­ders freu­te sie sich, die Fro­he Bot­schaft an Kin­der wei­ter­ge­ben zu kön­nen. Eben­so beglei­te­te sie jun­ge Men­schen sehr ger­ne auf ihrem Weg und stand ihnen bei Lebens­fra­gen bei. Und das hat­te Fol­gen: „Als Dank war ich zu vie­len Hoch­zei­ten ein­ge­la­den“, blickt sie lachend zurück. Von 1995 bis 2003 war sie schließ­lich als Haus­mut­ter der Bibel­schu­le für die Stu­den­tin­nen zuständig.

„Das hät­te ich vor 25 Jah­ren nie­mals zu träu­men gewagt!“

Wich­tig war ihr bei der Arbeit, dass Jesus immer unent­behr­li­cher und die Freu­de an ihm „mir zu täg­li­chen Stär­kung wird“. Beson­ders der Lied­vers von Peter Strauch „Jesus, wir sehen auf dich. Dei­ne Lie­be, die will uns ver­än­dern, und in uns spie­gelt sich dei­ne Herr­lich­keit“ ist ihr zu einem Her­zens­an­lie­gen gewor­den. Heu­te ver­bringt sie ihren Ruhe­stand im Fei­er­abend­haus auf dem Mis­si­ons­berg. Am liebs­ten geht sie früh mit einem span­nen­den Buch ins Bett, lei­den­schaft­lich ger­ne liest sie Bio­gra­fien und christ­li­che Roma­ne. Sie ist nach wie vor froh, Teil der Schwes­tern­schaft und der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on zu sein. „Es wäre fatal, wenn die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on auf dem Stand wie vor 50 Jah­ren wäre. Ver­än­de­run­gen gehö­ren zum Leben und ich stau­ne immer wie­der über die vie­len Mit­ar­bei­ter auf dem Mis­si­ons­berg. „Dass ein­mal so vie­le jun­ge Men­schen bei uns stu­die­ren wür­den, hät­te ich vor 25 Jah­ren nicht zu träu­men gewagt.“

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