Dankbarkeit trotz vieler Herausforderungen
Ich bin Anna, 19 Jahre alt, und im September nach Bad Liebenzell ins Hoffnungshaus gezogen. Davor habe ich mein Abitur absolviert und mich dann dazu entschlossen, einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) hier im Hoffnungshaus zu machen. Ich finde es großartig, neue Dinge erleben zu dürfen und jeden Tag dazuzulernen. Es ist besonders spannend, im ständigen Kontakt mit unterschiedlichen Kulturen zu stehen.
Zu Beginn war es ungewohnt und herausfordernd, da ich zuvor nicht viel mit Ausländern zu tun hatte. Aber in den letzten drei Monaten habe ich einige Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, vor allem dem Nahen Osten, kennengelernt. Es ist jedes Mal faszinierend, die Unterschiede zur deutschen Kultur zu entdecken. Besonders interessant finde ich zum Beispiel die Essgewohnheiten. Wird man zum Essen eingeladen, weiß man nie, was einen erwartet. Für mich war es bisher immer eine Überraschung, da ich viele Gerichte nicht kenne, aber auch je nachdem auf dem Boden gegessen wird oder mit den Händen. Das ist im ersten Moment ungewohnt, aber ich freue mich jedes Mal, solche Erfahrungen sammeln zu dürfen und mit in die Kultur aufgenommen zu werden. Wichtig ist immer, mit einer Offenheit auf die Menschen zuzugehen und sich auf neue, ungewohnte Dinge einzulassen.
Während meiner Zeit hier lerne ich, welche Probleme und Herausforderungen die Immigranten in Deutschland haben, die auf den ersten Blick vielleicht nicht sichtbar sind. Die Arbeitssuche/-erlaubnis, Wohnungssuche und besonders Kontakte zu deutschen Mitmenschen knüpfen ist schwierig, vor allem wenn das alles mit der deutschen Sprache zusammenhängt. Ich versuche deshalb die Immigranten bei verschiedensten Problemen zu unterstützen, meistens beim Deutschlernen.
Ich lerne auch immer mehr, mich in die Leute hineinzuversetzen, vor allem wenn ich selbst mit der Migrationsbürokratie konfrontiert bin, obwohl ich selbst noch nicht viel Ahnung habe oder wenn ich mich in einer Gruppe wiederfinde, in der alle die gleiche Sprache sprechen nur ich nicht.
Kommunikation gestaltet sich oft schwierig, nicht nur wegen der deutschen Sprache, sondern auch wegen des Kommunikationsstils. In vielen Kulturen werden Dinge nicht direkt angesprochen, sondern indirekt mitgeteilt. Für mich ist es immer wieder eine Herausforderung, andere zu verstehen und selbst verstanden zu werden. Es entstehen zwar häufig Missverständnisse, gleichzeitig ergeben sich dann aber auch lustige Situationen über die gemeinsam gelacht und dazugelernt wird.
Neben der Arbeit mit den Erwachsenen nimmt auch die Kinderbetreuung einen großen Teil meiner Zeit ein. Es gibt Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe für die Kinder, aber auch kreative Nachmittage mit Malen, Backen und Spielen. Hier habe ich die Möglichkeit, kreative Ideen einzubringen und meine pädagogischen Fähigkeiten zu verbessern.
Es motiviert mich jeden Tag, mich für andere einsetzen zu können, da man so viel Dankbarkeit zurückbekommt. Ich freue mich schon auf die nächsten Monate und bin gespannt, welche wertvollen Erfahrungen noch auf mich warten.