MISSION weltweit – Ausgaben 2016

1 DAS emPfeHlen Wir miSSion weltweit 1–2/2016 Gott sei Dank! Lebensstil Dankbarkeit aUSGaBe 1/2 – JanUaR / FeBRUaR 2016 www.liebenzell.org MISSION Mit Gastbeiträgen von Thomas eger und Henning Freund Deutschland: Danke für 25 und 14 Jahre Burundi: Wie kann man (da noch) dankbar sein? Mit impact erlebt: Zehn Monate teameinsatz in Japan – was bleibt?

2 14 10 4 Gott sei Dank! Lebensstil Dankbarkeit Martin Auch 5 Zentralasien: Wir brauchen eine neue Dankbarkeit Andreas 6 Burundi: Wie kann man (da noch) dankbar sein? Samuel Anderson 8 Russland: Gott sei Dank für das, was geht Schwester Sabine Matthis 9 Mittlerer Osten: (Un)erfüllte Wünsche – wenn Gott (schweigt) handelt Paulus Hieber 10 Deutschland: Danke für 25 und 14 Jahre Christoph Scharf 12 Malawi: Dankbar für ein Schuldach Tobias und Sarah Müller 13 Japan: Vom Hotel zur Kirche – Before and After Susanne Schlotz 14 Burundi: Perspektivenwechsel Ina Schütte 17 Frankreich: Dankbarkeit verändert Peter und Sigrun Rapp gastbeitrÄgE 18 Denken, danken, dichten Thomas Eger 20 Dankbarkeit für Fortgeschrittene Henning Freund klartext 3 Das habe ich mir verdient Detlef Krause mit impact erlebt 22 Zehn Monate Teameinsatz in Japan – was bleibt? Johannes Koch ihl konkret 23 Studienabschluss in Bad Liebenzell 24 Neue Studenten an der IHL ita konkret 25 Neue Studenten an der ITA liebenzeller mission aktuell 23 Neue Gemeinde in San Pedro 23 Danke für Ihre Unterstützung! 27 „Mission weltweit” wird 20 persönliches 26 Jubilare 27 Abschied und Neuanfang 28 Missionare unterwegs 29 Geburten · Hohe Geburtstage · Verstorben das empfehlen wir 16 Buchtipps 29 Medien der Liebenzeller Mission da bin ich willkommen 28 Tipps und Termine die lm im tv 31 TV-Programm Januar/Februar was macht eigentlich … 32 … Hannelore Laukemann 31 Impressum darum geht’s: Gott sei Dank! Lebensstil Dankbarkeit Das erwartet mich 6 Titelbild: Junge von der Insel Hawai auf Manus/Papua-Neuguinea Foto: Benjamin Kress

miSSion weltweit 1–2/2016 22 Das haben wir uns verdient! Es ist etwas Wahres dran. Wir liegen nicht auf der faulen Haut. Wir haben hart gearbeitet, wenig geschlafen, waren sparsam und zuverlässig. Es stimmt, unser Erfolg hat etwas mit unserem Lebensstil und unserer Arbeitsmoral zu tun. Aber ist das alles? Was wäre, wenn uns jährliche Erdbeben unsere Häuser zerstörten, Waldbrände große Flächen abfackelten und Trockenheit und Überflutungen unsere Ernten vernichteten? Könnten oder sollten wir nicht manchmal fragen: Womit haben wir das verdient? Gerechte Bezahlung ist ein Dauerbrenner in unserer Gesellschaft. Doch was ist eine gerechte Bezahlung? Wenn wir von leistungsbezogenen Gehältern sprechen – was meinen wir damit? Was ist denn gerecht? Leistet der Landwirt, der zwölf Stunden am Tag seinen Acker bewirtschaftet, weniger als einer, der bei einem Siebeneinhalb-Stunden-Tag in einem Büro Anträge bearbeitet? Warum verdient jemand in der Automobilbranche bei gleicher Stundenzahl mehr als ein Zimmermann? Was ist gerecht? Wenn wir uns mit Menschen in anderen Gesellschaften vergleichen, dann bricht die Frage der Gerechtigkeit noch einmal vehementer auf. Menschen müssen dort nicht nur acht, sondern zehn und mehr Stunden am Tag unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten, damit billig produziert werden kann. Was ist gerecht? Was hat der Einzelne wirklich verdient? Es geht mir nicht darum, jemandem den Appetit zu verderben oder ihm ein schlechtes Gewissen hinsichtlich seines Besitzes oder seiner Möglichkeiten zu machen. Der Apostel Paulus hat einen Rat für Besitzende: „Schärfe denen, die es in dieser Welt zu Reichtum gebracht haben, ein, nicht überheblich zu sein und ihre Hoffnung nicht auf etwas so Unbeständiges wie den Reichtum zu setzen, sondern auf Gott; denn Gott gibt uns alles, was wir brauchen, in reichem Maß und möchte, dass wir Freude daran haben. Ermahne sie, Gutes zu tun, freigebig zu sein und ihren Besitz mit anderen zu teilen. Wenn ihr Reichtum in solchen Taten besteht, ist das im Hinblick auf ihre Zukunft eine sichere Kapitalanlage, und sie werden das wahre Leben gewinnen.“ 1. Timotheus 6,17–19 (Neue Genfer Übersetzung) Gott gönnt uns den Luxus und den Genuss. Gleichzeitig sollen wir uns daran erinnern, dass auch materieller Besitz nicht nur unser Verdienst, sondern Gabe Gottes ist. „Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ Bescheidenheit ist angesagt und Großzügigkeit eine angemessene Lebenshaltung. Ihr Pfarrer Detlef Krause Direktor Das habe ich mir verdient AKtUelle infoS O im Internet unter: www.liebenzell.org O in der wöchentlichen Gebetsmail (bitte anfordern): www.liebenzell.org/ gebetsanliegen O vomBand abhören: telefon 07052 17-111 SPenDen liebenzeller mission Sparkasse Pforzheim calw iBAn: De27 666500850003 3002 34 Bic: PzHSDe 66 Die liebenzeller mission ist als gemeinnützig anerkannt. Spenden, Schenkungen und Vermächtnisse müssen nicht versteuert werden. Bitte vermerken Sie den beim Artikel angegebenenSpendencode auf ihrer Überweisung, wenn Sie diese Arbeit unterstützen möchten. Herzlichen Dank! Mithelfen: SPenDenCoDe 1440-32 Mithelfen: SPenDenCoDe 1440-32 3 Klartext So denken nicht nur zeitgenossen, die sich nach einem langen Arbeitstag in die heiße Wanne legen. Das haben wir uns verdient! So denken mitteleuropäer und besonders wir Deutsche, wenn wir uns unsere sauberen Straßen, unsere Konten, unsere Krankenhäuser und all das anschauen, was zu unserem System gehört.

4 DArUm GeHt‘S Menschen, die alles zu haben scheinen, sind nicht automatisch dankbare Menschen. Auffallend ist, dass die meisten Artikel in dieser Ausgabe schwierige Ausgangssituationen schildern. Sie erzählen von Schwierigkeiten, Mangel und Leid. Manchmal, aber nicht immer, verändert sich die Situation „wunder-bar“ zum Guten. Was aber alle diese dankbaren Menschen verbindet, hat nichts mit erfüllten oder unerfüllten Wünschen zu tun. Sie verbindet der wache Blick für Gottes Geschenke im Leben, die es immer und für jeden gibt. Diese zu entdecken, zu empfangen, darüber zu staunen und dafür zu danken, beeinflusst unsere ganze Lebenshaltung und formt unseren Charakter. Gottes Geist will diesen Prozess in uns gestalten und seine Früchte daraus erwachsen lassen. Ein dankbares Herz ist der beste Schutz gegen Sorge und gegen das leidige Vergleichen mit denen, die es scheinbar besser haben als wir. Dankbarkeit ehrt Gott (Psalm 50,23), bereichert mein Leben und auch das meiner Mitmenschen. Christliche Dankbarkeit legt den Fokus letztlich auf Gott selbst. Auf den ewigen König, der Ihnen täglich die Treue hält und jetzt schon für Ihr Domizil in der Ewigkeit vorsorgt. Diese kostbaren Realitäten tragen wir gerne in alle Welt! Wie das aussieht, lesen Sie auf den folgenden Seiten. Mit herzlichen Grüße vom „Missionsberg“ Ihr Martin Auch, Missionsdirektor Dankbarkeit hängt deshalb nicht von glücklichen Lebensumständen ab – obwohl sie die Anlässe zum Dank natürlich vermehren! Aber Gelingen bewirkt nicht nur Freude und Zufriedenheit, sondern kann genauso zu Stolz, Arroganz und zu dem Wunsch nach noch mehr führen. Wir selbst steuern bei diesen Entwicklungen entscheidend mit und müssen uns fragen, was in unserem Herzen gedeihen und wachsen darf. Welchen Gedanken hänge ich gerne nach, und wo gebiete ich Einhalt? Woran machen wir unsere Undankbarkeit und Dankbarkeit denn fest? Welches von beiden überwiegt in mir, und warum ist das so geworden? Es lohnt sich, darüber nachzudenken und sich selbst aufrichtig den Puls zu fühlen. Gott sei Dank! lebensstil Dankbarkeit Dankbare menschen sind menschen mit Ausstrahlung. Undankbare menschen auch. in beiden wuchs eine lebenshaltung, die nicht verborgen bleiben kann. Dankbare menschen sind sich bewusst, dass die entscheidenden Dinge im leben außerhalb menschlicher Kontrolle liegen und deshalb wertvolle Geschenke sind. in dieser einsicht liegt ein wichtiger Schlüssel. in der Dankbarkeit gewinne ich das rechte Verhältnis zu meiner Vergangenheit. in ihr wird das Vergangene fruchtbar für die Gegenwart. DIETRICH BONHOEFFER* *QUeLLe: DietRiCH BonHoeFFeR, KonSPiRation UnD HaFt 1940-1945 © 1996, GÜteRSLoHeR VeRLaGSHaUS, GÜteRSLoH, in DeR VeRLaGSGRUPPe RanDoM HoUSe GMBH

5 miSSion weltweit 1–2/2016 zentrAlASien DArUm GeHt’S Die Bibel ist voller Einladungen, Gott „Danke“ zu sagen, zum Beispiel in Psalm 106,1. Was für ein Wunder: Im Laufe der Zeit erwächst aus einer einfachen Gewohnheit ein Lebensstil der Dankbarkeit. Gott dankbar sein – für das wenige oder das Viele Es gibt in Zentralasien, besonders in den Hauptstädten, manche reiche Menschen. Aber in den Dörfern trifft man immer wieder auf Bitterarme. Eine davon ist Nina. Sie lebt in einem Holzschuppen auf sechs Quadratmetern. Das Zimmer ist provisorisch eingerichtet, hat einen Lehmboden und dient gleichzeitig als Küche, Wohn- und Schlafraum. Auch sonst hat Nina nur das zum Leben Nötigste. Das scheint bei ihr nicht viel zu sein. Kein Fernseher. Kein Internet. Kein Smartphone. Kein Auto. Kein fließendes Wasser. Keine Krankenversicherung. Eine Lebensversicherung? Auch hier Fehlanzeige. Mit Ninas monatlicher Rente von 40 Euro kann sie keine großen Sprünge machen. Wenn man aus der deutschen Konsumgesellschaft hier landet, ist man sprachlos. Geht das so? Brauche ich nicht noch dies und das, um leben zu können? Was ich bei Nina festgestellt habe, hat mich sehr berührt: Sie strahlt eine tiefe Zufriedenheit und Dankbarkeit aus. Offensichtlich hängt die nicht am Geldbeutel oder dem dicken Bankkonto. Das, was Nina zum Leben braucht, gibt ihr himmlischer Vater ihr jeden Tag aufs Neue. Ob wir nun wenig haben wie Nina oder ob wir viel haben, wie das in Deutschland der Normalfall ist: Letztlich empfangen wir alles aus Gottes Händen! Er freut sich, wenn wir ihm für alle, uns zur Selbstverständlichkeit gewordenen Dinge danken: „Sagt in allem Dank, denn das ist der Wille Gottes in Jesus Christus für euch“ (1. Thess. 5,18). Gott dankbar sein – für Gutes und Schweres im Leben Sveta* wuchs mit vier Geschwistern auf einem Bauernhof auf. Der Vater war Alkoholiker. Alles Erwirtschaftete wurde sofort in Wodka umgesetzt. Oft kam er nachts betrunken nach Hause. Es kam zum Streit, er schlug Frau und Kinder. Lange hatte die Frau Geduld mit ihrem Mann. Aber eines Tages konnte sie nicht mehr, sie nahm Reißaus. Unterschlupf fand sie in einem Kinderheim.SiearbeitetedortalsKöchin.DasHeimwurde auch Svetas Bleibe für die nächsten Jahre. Regelmäßig besuchte ein kanadischer Christ die Einrichtung. Er sorgte dafür, dass die Kinder genug zu essen hatten und erzählte ihnen von Jesus. Dafür ist Sveta noch heute sehr dankbar. Durch ihn kam sie zum Glauben, und er half ihr zu verstehen, wie man mit Jesus leben kann. Seit zwei Jahren bringt sich Sveta in einer Gemeinde ein. Sie hat eine gute Art, mit den Kindern umzugehen. „Ich bin Gott dankbar, dass ich beide Seiten des Lebens kennenlernen durfte, das Gute und auch das Schwere“, sagt sie. Es ist nicht immer leicht, beides dankbar aus Gottes liebenden Händen zu nehmen. Es geht auch nicht über Nacht. Es braucht oft einen langen Atem und das tiefe Gottvertrauen, dass Gott mich liebt und dass er es gut mit mir meint. Aber wenn ich alles dankbar annehme, kann Gott daraus Segen wachsen lassen. Ich möchte Sie einladen, Gott in Ihrem Leben täglich Danke zu sagen. Aus einer festen Gewohn- heit erwächst ein Lebensstil der Dankbarkeit. Andreas ● Andreas und Christina leben seit 2006 in zentralasien und haben vier Kinder. Auf das Sprachstudium folgte Gemeindearbeit. ihre familiäre Situation führte sie in die jetzige Aufgabe unter behinderten Kindern und ermöglicht viele Kontakte zu familien. Vor seiner Ausbildung am theologischen Seminar der liebenzeller mission war Andreas landwirtschaftsmeister, danach Prediger im Süddeutschen Gemeinschaftsverband. christina ist Sozialarbeiterin. Danke heißt im russischen Spasibo. Das Wort setzt sich aus Spasi (von Spasenija, rettung) und Bo (von Boch, Gott) zusammen. mit der Wortkreation wollte man sich jeden tag daran erinnern, dass Jesus rettet und dafür Danke sagen. Wir brauchen eine neue Dankbarkeit Kennen Sie menschen, die Dankbarkeit ausstrahlen? mir erscheinen sie wie aus einer anderen Welt. Sie strahlen solch eine zufriedenheit und solch ein Glück aus. Das hat wohl damit zu tun, dass sie täglich ihren Dank gegenüber Gott zum Ausdruck bringen. *Name geändert Mithelfen: SPenDenCoDe 1840-32 Zentralasien Nina (hier mit ihrem Enkel) lebt auf sechs Quadratmetern. Foto: anDReaS

6 DArUm GeHt’S BUrUnDi Die ständige Präsenz von Not und Armut, die ständige Unsicherheit, Gewalt und Angst im Blick auf die politische Situation mit Übergriffen auf die Bevölkerung lassen uns Missionare in Burundi und unsere Freunde hier oft fragen: „Wie kann man da noch dankbar sein?“ Wir haben viele Burundier kennengelernt, die uns zum Vorbild für Dankbarkeit und für „Freude im Leid“ wurden. Gerade auch in der unsicheren und friedlosen Zeit rund um die umstrittene Präsidentschaftswahl im Jahr 2015. Frau A.* wohnt in einem teilweise abgeriegelten Viertel. Schießereien waren fester Bestandteil der Tage und Nächte. An jeder Straßenecke standen Polizisten. Die alleinerziehende Mutter zweier Söhne hatte noch andere Familienmitglieder bei sich untergebracht. Nur sie als Frau konnte das Haus verlassen, doch die Lebensmittel wurden im ganzen Viertel knapp, von ihrem Geld ganz zu schweigen. Wie kann man da noch dankbar sein? Manuel* singt im Chor im französischsprachigen Gottesdienst. Er war zu Fuß unterwegs und bog gerade um eine Straßenecke, als ein lauter Knall die Luft zerriss. Eine Granate wurde auf der Nebenstraße geworfen, Menschen kamen ums Leben. Wie kann man da dankbar sein? Obwohl unser Zuhause sicher war, waren auch wir Missionare sehr herausgefordert. Wir konnten keine Hausbesuche mehr machen. An manchen Tagen war es nicht möglich, die Kinder zur Schule zu bringen. Die Betreuung der Projekte gestaltete sich schwierig, weil manche Orte nicht besucht werden konnten. Manche Freunde nahmen wir für eine Zeitlang bei uns auf. Es wurde auch in unserer näheren Umgebung geschossen. Wir litten mit den Einheimischen. Nach dem gescheiterten Putsch wurden alle privaten Radiosender zerstört oder geschlossen. Informationen waren nur noch als Gerüchte zu erhalten. Kaum eine Nacht verging, ohne dass am Morgen irgendwo Leichen entdeckt wurden. Wie kann man da noch dankbar sein? Diese Frage ist berechtigt. Aber Gott lädt uns ein, den Blick weg von den Umständen und dem Unmöglichen hin zu seinen (noch) verborgenen Möglichkeiten und himmlisch-ewigen Versprechen zu wenden. „Danke mit dem Mund, das Herz kommt nach“, hörte ich einmal. Bewusst einen Dank formulieren erreicht mein Herz und lässt das alte Sprichwort Realität werden: „Danken schützt vor Wanken und Loben zieht nach oben.“ Dankbarkeit hält mich nah am Vaterherz Gottes, während Undank mich anfällig macht für das, was der Feind Gottes in mich hineinpflanzen will: Frust, Zorn, Neid, Zynismus, Selbstgerechtigkeit, Hoffnungslosigkeit. Eine der vielen Passagen in der Bibel vom Danken spricht mich besonders an: Apostelge- Mithelfen: SPenDenCoDe 1620-32 Burundi Samuel und Sabine Anderson leben mit ihren drei töchtern seit September 2008 in Burundi und leiten seit 2013 das dortige team der liebenzeller mission. im rahmen der Partnerschaft mit der anglikanischen Kirche in Burundi sind ihre Aufgaben: Gemeindearbeit, theologische Ausbildung, mitbetreuung der Projekte und Beratung der einheimischen Kirchenleitung. Samuel ist Kommunikationselektroniker und war von 2001 bis 2006 zur Ausbildung am theologischen Seminar in Bad liebenzell. Sabine ist Krankenschwester von Beruf. Wie kann man (da noch) dankbar sein? Dankbar sein, und dann noch „in allem und für alles“, wie Paulus es in 1. thessalonicher 5,18 und epheser 5,29 empfiehlt, ist nicht immer leicht. oft genug erleben wir Situationen, die uns fordern, überwältigen oder sprachlos machen und alles andere als dankbar stimmen. *Namen geändert Viele Menschen in Burundi leben in täglicher Abhängigkeit von Gottes Versorgen. FotoS: SaMUeL anDeRSon

7 miSSion weltweit 1–2/2016 BUrUnDi DArUm GeHt’S schichte 16,16 – 40. Paulus und Silas werden zu Unrecht verprügelt und mit den Füßen im Holzblock ins Gefängnis gesteckt. Auf den ersten Blick das „Ende der Missionsbewegung“ und Grund genug, das Handtuch zu werfen … Aber nein, um Mitternacht fangen sie an zu singen. Ein ganz klarer Ausdruck von Dank und Freude! Ich singe, weil ich froh und dankbar bin oder es gerne wäre, auch wenn ich vielleicht innerlich „noch nicht da“ bin. Und dann erleben wir mit Paulus und Silas ein Singen, bis die Erde bebt, ein Danken, dass die Bude wackelt. Die beiden lassen sich nicht von den Umständen abhalten. Gottes Kraft setzt genau das in Bewegung, was der Feind Gottes zuvor verhindern wollte. Auch im Nachhinein steckt dieses Erlebnis andere an und bringt sie zu Jesus. Genau das passiert auch bei den Zeugnis- und Lobpreisgottesdiensten in Burundi. Die Menschen können im Gottesdienst das weitergeben, was sie erlebt haben. Für manche kostet es Überwindung und sie brauchen Ermutigung, aber es steckt an – auch uns. Frau A.* erzählte weiter: „Ich hatte den Eindruck, ich sollte mir ein paar Bibeln besorgen. Das habe ich getan – und es wurde für uns zum Segen. Als wir nicht aus dem Haus konnten, haben wir alle miteinander die Bibel gelesen. Meine beiden Neffen haben sich in dieser Zeit für ein Leben mit Jesus entschieden und wollen sich taufen lassen. Gott sei Lob und Dank dafür.“ Einige Tage nach der Explosion der Granate berichtete Manuel*: „Ich bin Gott so dankbar für seine Führung. Ich wollte eigentlich die Straße nehmen, in der die Granate explodierte. Auf einmal kam mir der Gedanke, einen anderen Weg zu nehmen, den ich schon länger nicht mehr gegangen war. Kurz darauf knallte es dort, wo ich eigentlich gewesen wäre.“ Auch wir danken Gott im Rückblick auf die schweren Monate des Jahres 2015: Wir erlebten seinen Schutz und Beistand, seinen Trost, den wir bei vielen Gelegenheiten weitergeben konnten. Den großartigen Rückhalt unserer Missionsleitung, die unser Team nach intensivem Abwägen für einige Wochen nach Deutschland geholt hat. Auch die Rückkehr hat sie uns ermöglicht, und das war eine große Ermutigung für unsere burundischen Schwestern und Brüder. Wir sind dankbar, dass unsere Kinder wieder in die Schule können und sich die Situation gebessert hat, auch wenn nach wie vor nicht alles gut ist. Besonders danken wir für die konsequente Gebetsunterstützung der Missionsfreunde. „Danke, HERR!“ Gott weiß, wie sich die Situation im neuen Jahr entwickelt. Wir dürfen ihm vertrauen und dafür beten, dass sich die Dinge zum Guten in SEINEM Sinne entwickeln. Danke für alle weitere intensive Fürbitte für Burundi und besonders für die Herzen, Motive und Gedanken der Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Regierung. Dankbarkeit ist und wird immer wieder eine Herausforderung sein und eine bewusste Entscheidung dazu ist nötig: 1. Eine Situation kann schwer sein. Wir dürfen uns dementsprechend fühlen und unseren Gefühlen Luft machen, auch und besonders Gott gegenüber. Das befreit. 2. In derartigen Umständen lohnt es sich immer, im Gebet und ganz bewusst nach einem Element zu suchen, wofür es sich zu danken lohnt. 3. Es gibt fast immer einen Grund zum Danken. Entweder für das, was Gott bereits getan hat, oder schon für das, was ER noch tun wird. Das möchte ich entdecken! 4. Übung macht den Meister. Das bewusste Praktizieren und (Ein-)Üben macht mich über kurz oder lang zu einem dankbar(er)en Menschen. Dazu steht Gott mit seinem Wort. Samuel Anderson ● Burundi ist seit 1962 ein unabhängiger Staat. Der ethnische Konflikt zwischen Hutu (rund 80 Prozent der Bevölkerung) und tutsi (rund 15 Prozent) forderte bei verschiedenen gewaltsamen Ausbrüchen Hunderttausende todesopfer. 1993 brach ein Bürgerkrieg aus, der erst durch das friedensabkommen von Arusha im Jahr 2000 abzuebben begann. Bei den ersten freien Wahlen 2005 wurde der langjährige rebellenführer Pierre nkurunziza zum Präsidenten gewählt. Als er sich 2015 für eine umstrittene dritte Amtszeit aufstellen ließ, begannen im April erneute Unruhen. Demonstrationen in der Hauptstadt eskalierten und wurden mit Waffengewalt aufgelöst. Der Präsident wurde im Juli dennoch mit großer mehrheit wiedergewählt. menschenrechte, meinungsfreiheit und politischer Dialog liegen, genau wie die Wirtschaft des landes, am Boden. Auch wenn die starken Unruhen nachgelassen haben, sind schätzungsweise 200.000 menschen im und außerhalb des landes auf der flucht. Das land braucht Wunder in allen Bereichen, um wieder auf die Beine zu kommen. Dankbarkeit hält mich nah am Vaterherz Gottes, während Undank mich anfällig macht für das, was der Feind Gottes in mich hineinpflanzen will: Frust, Zorn, neid, Zynismus, Selbstgerechtigkeit, Hoffnungslosigkeit Wo wir auch hinkommen, immer sind wir ein „Hingucker“. Die Zukunft des Landes ist zurzeit sehr ungewiss, aber Gottes Treue bleibt bestehen. Diesen Regenbogen über Bujumbura sahen wir nach den schlimmen Schießereien im Mai 2015.

8 Mich erstaunten diese Worte. Meistens vermutet man, dass für Kirche keine Offenheit da ist. Dass die Menschen Vorurteile haben. Oft wird in der russischen Gesellschaft alles Fremde und NichtOrthodoxe mit Skepsis angesehen. Kann es aber sein, dass ich meine Umwelt durch die Brille der Vorbehalte wahrnehme und nicht die Chancen sehe, die sich uns als Gemeinde bieten? „Vergesst nicht, auch für uns zu beten, dass Gott uns viele Gelegenheiten schenkt, sein Geheimnis weiterzusagen: Die Botschaft von Christus“, Kolosser 4,3a (NeuesLeben.DieBibel).Wieoftbetenwirfürdiese Möglichkeiten, erkennen aber nicht die vorhandenen oder sind nicht bereit, sie wahrzunehmen? welche Möglichkeiten hat Gott bereits gegeben? Ich denke an die Einladung zu einer Veranstaltung in der Schule. Sie kommt überraschend. Die Lehrer präsentieren ihre Arbeit, um anderen Kollegen Anregungen zu geben, und sie bitten um unsere Unterstützung. Wir erläutern, wie wir unser Weihnachtsstück vorbereiten und durchführen. Die Lehrerin drückt ihre Wertschätzung über die Zusammenarbeit aus. Was mich aber am meisten beeindruckt ist ihre Feststellung: „Die Schüler haben die Scheu vor Ausländern verloren.“ Das verdanken wir unserer Arbeit an der Schule mit den impact-Teams, Kurzzeitmitarbeitern der Liebenzeller Mission. Dadurch ist auf beiden Seiten Vertrauen und Wertschätzung gewachsen – und es gibt die Möglichkeit, Jesus Christus bekanntzumachen. Geschenke an weihnachten, Nebeneffekt an Ostern Eine andere Möglichkeit entstand durch ein kleines Problem. Es waren weniger Kinder zur Weihnachtsfeier gekommen, als gedacht. Was sollten wir mit den übrigen Geschenken machen? Ich erinnerte mich, dass es in der Nähe ein Heim für Kinder gibt. Wir nahmen Kontakt mit der Leitung auf und fragten, ob Interesse besteht. Und ob! Die Leitung war offen dafür und freute sich, dass jemand an sie denkt. So gab es eine kleine Feier für die Kinder, und wir konnten die Geschenke und auch einige Kinderbibeln für die Gruppen übergeben. Als es auf Ostern zuging, fragte ein Gemeindeglied, ob wir wieder etwas für das Kinderheim machen würden – sie möchte sich finanziell beteiligen. So kam der Anstoß nicht mehr von mir. Andere haben ein Herz und einen Blick für die Kinder bekommen. Danke, Herr, dass etwas in Bewegung kommt! Es sind, wenn ich darüber nachdenke, nicht die geplanten Ereignisse, sondern die spontanen Gelegenheiten, die uns die Möglichkeit geben, von Jesus Christus zu erzählen. Diese verschiedenen Begebenheiten zeigen: Wir werden als Gemeinde wahrgenommen. Die Menschen sehen uns und unser Verhalten. Ich kann Impulse geben, die auch aufgenommen werden. Es ist wichtig, dass wir uns sehen lassen und die Möglichkeiten nutzen, die Gott schenkt. Schwester Sabine Matthis ● DArUm GeHt’S rUSSlAnD Schwester Sabine Matthis lebt seit September 2006 in russland. nach dem Sprachstudium arbeitete sie in der Gemeinde in Jekaterinburg mit. Seit 2009 ist sie in der Gemeindegründung in Berjosowski engagiert. ihr Beruf ist Altenpflegerin, ihre Berufung führte in die Ausbildung an der Bibelschule und in die Schwesternschaft der liebenzeller mission. Von 1989 bis 2005 war Schwester Sabine in der Gemeinschaftsarbeit in Deutschland tätig. Berjosowski ist eine Stadt am ostrand des mittleren Urals und hat rund 64 000 einwohner. Sie entstand als Bergarbeitersiedlung nach der entdeckung von Gold mitte des 18. Jahrhunderts. – Die Gemeindegründung unter der russischen Bevölkerung begann 2009, im märz 2012 wurde sie offiziell registriert. Gott sei Dank für das, was geht „es ist gut, dass ihr euch zeigt!“ Das meinte eine Vertretung aus der Stadtverwaltung, als wir uns bei der jährlichen Weihnachtsfeier begegneten. Sie fand in öffentlichen räumen statt. FotoS: S. Git Bild links: Überraschung im Kinderheim durch unerwartete Weihnachtsgeschenke Bild rechts: Schwester Sabine bei der Weihnachtsfeier in einer Bibliothek Mithelfen: SPenDenCoDe 1820-32 Russland

9 miSSion weltweit 1–2/2016 mittlerer oSten DArUm GeHt’S Foto: Sat-7 Ich zitierte mein Tagebuch, das von meinen inneren Kämpfen berichtet, mit über 40 Jahren noch nicht verheiratet zu sein. 2010 begann ich, täglich für eine Ehefrau zu beten und ich wusste, dass viele mitbeten. Der Apostel Paulus ist mir ein großes Vorbild. Egal, in welcher Situation er sich befand: Er war zufrieden und dankbar. Ganz eindrücklich betont er das in Philipper 4,4, indem er sogar Freude befiehlt: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“ Daraus ist abzuleiten, dass Paulus von einer grundsätzlichen Dankbarkeit geprägt war. Inzwischen sind eineinhalb Jahre vergangen. Gott hat meinen unerfüllten Wunsch gesehen und die zahlreichen Gebete vieler Menschen erhört. Seit Mai 2015 bin ich mit Gabi Nonnenmann verlobt und wir planen zurzeit unsere Hochzeit. Auch Gabi betete jahrelang für einen Ehepartner. Sie dankte auch Gott ganz bewusst dafür, dass er handeln würde. Darauf vertraute sie felsenfest. erste Begegnung bei der JUMIkO Am 4. Januar 2015 arbeiteten Gabi und ich auf der Jugendmissionskonferenz in Stuttgart für unsere jeweilige Organisation. Dort treffen wir uns zum ersten Mal. Wochen später spricht eine gemeinsame Bekannte Gabi auf mich an. Daraufhin erinnert sich Gabi an den oben genannten Artikel. Sie liest ihn noch einmal und ist tief beeindruckt von der Offenheit und der Person hinter dem Artikel. Sie tritt mit mir in Kontakt. Am 6. Februar 2015 schreibe ich in mein Tagebuch: „Vielleicht sollte ich alle Gedanken und Wünsche, die ich über meine Frau habe, über Bord werfen und mich einfach darauf einlassen. Natürlich unter der Leitung Gottes.“ Das tue ich und wir vertiefen den Kontakt. Beim ersten Treffen lasse ich mir von Gabi ein Trinkglas geben. Ich fülle es mit Papierschnipseln, die symbolisch für meine Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen an meine Ehefrau stehen. Ich leere den Inhalt des Glases in den Papierkorb. Am Wasserhahn fülle ich das Glas wieder. Ich erkläre Gabi, dass es sich lohnt, alle meine Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen für sie auszuleeren und mich von Gott mit ihr beschenken zu lassen. Am 17. Februar 2015 schreibe ich über Gabi in mein Tagebuch: „[Sie ist] eine wertvolle Perle, ein Schatz, ein unbeschreiblich kostbares Geschenk von Gott.“ Freundschaft und Vertrauen wachsen. Immer mehr erkennen wir, wie wunderbar Gott uns über all die Jahre geführt und füreinander vorbereitet hat. Dankbar erkennen wir, wie ergänzend unsere von Gott gegebenen Gaben sind. Meine Schwächen sind Gabis Stärken und umgekehrt. Sehr dankbar bin ich, dass ich im Frühjahr 2016 gemeinsam mit Gabi ins Sendegebiet von SAT-7 zurückkehren kann. Dort unterstützen wir das einheimische Team dabei, TV-Sendungen für die Persisch sprechende Welt herzustellen. Gott hatte und hat einen Plan für unser Leben. Er wird’s wohl machen. Das steht fest. Paulus Hieber ● Mithelfen: SPenDenCoDe 1920-32 Mittlerer osten Paulus Hieber arbeitet seit September 2009 beim christlichen fernsehsender SAt-7 in der Produktion von fernsehsendungen für die persischsprachige Welt. nach dem Heimataufenthalt wird er im nahen osten mitarbeiter für die fernseharbeit schulen. Vor seiner theologischen Ausbildung in Bad liebenzell war Paulus elektroinstallateur, danach vorwiegend im medienbereich tätig. Paulus Hieber und seine Verlobte Gabi nonnenmann heiraten im märz. Dankbare Zuschauerreaktion an SAT-7 von einer frau aus dem iran: „ich möchte euch danken für eure Sendungen. ich sehe sie jeden tag und sie helfen mir viel. ich habe kürzlich Jesus in mein Herz eingeladen und bin sehr interessiert, mehr über den christlichen Glauben zu lernen. Bitte betet für meinen ehemann, dass er auch den Herrn kennenlernt.“ r t Unerfüllte Wünsche – wenn Gott schweigt Vielleicht erinnern Sie sich an meinen Artikel in „mission weltweit“ Juli/August 2014. Das thema der Ausgabe war: „Unerfüllte Wünsche – wenn Gott schweigt“. Damals schrieb ich, wie ich damit umgehe, als Single in der missionsarbeit zu stehen. Paulus Hieber hilft mit, dass Menschen im Nahen und Mittleren Osten durch christliches Fernsehen das Evangelium hören. handelt E

10 DArUm GeHt’S DeUtScHlAnD Im November 2001 saßen meine Frau Inka und ich vor der Missionsleitung in der Villa Lioba in Bad Liebenzell. Ich war „Seminarist“ und in der theologischen Ausbildung. „Könnt ihr euch vorstellen, eine Arbeit zu beginnen, bei der ihr eventuell zehn Jahre lang keine Frucht, keinen geistlichen Fortschritt am Einsatzort erkennen werdet?“, lautete eine Frage. Als deutsch-deutsches Ehepaar – ich aus (West-) Berlin, Inka aus „Meck-Pom“ – sahen wir damals schon unsere Zukunft in Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings wussten wir noch nicht, in welches Dorf oder in welche Stadt uns der nächste Umzug bringen würde. Jesus ist der, der handelt Meine Antwort an die Missionsleitung war spontan: „Nein! Natürlich bin ich bereit, an die Ostsee zu ziehen. Aber ich glaube, dass man immer etwas mit Jesus erleben wird.“ Schon damals war mir klar, dass – egal, was passiert – Jesus der Handelnde sein würde. Und Frucht sieht man immer. Es müssen ja nicht die großen Zahlen sein, weil es um jeden einzelnen Menschen geht. Wachstum beginnt immer erst bei uns selbst, in der Familie, dann bei Mitarbeitern und schließlich bei den Menschen, die wir erreichen wollen. Das muss wohl eine gute Antwort gewesen sein, denn schon einen Tag später haben wir erfahren, dass wir uns nach einer Wohnung in Schwerin umschauen sollen … Am 2. Januar 2002 machten wir uns auf denWeg in unsere künftige Welt. Mittags landeten wir in Schwerin in einem Fast-Food-Restaurant. Nur 300Meter weiter fandenwir eineWohnung in der Plattenbausiedlung auf dem großen Dreesch. Von August 2002 bis Sommer 2010 arbeiteten wir dann im Gemeindeaufbau in Schwerin. Ich habe in diesen Jahren vor allem viel gelernt An der Seite des inzwischen verstorbenen Predigers Martin Zimmermann habe ich mich um die Menschen und um Aufgaben außerhalb des Gemeindehauses gekümmert: Sportarbeit mit Kindern und Jugendlichen, Kinderturnen, Aufbau einesgroßenJugendgottesdienstes,Projektarbeiten an einer städtischen Grundschule. Innerhalb der Gemeindetüren war ich in der EC-Jugendarbeit dabei. Von 2003 bis 2005 haben wir versucht, eine Gemeinde im Stadtteil Neumühle zu gründen. Dasmusstenwir leiderwieder beenden. Aber die Folge war, dass wir uns um die Schelfstadt in der Schweriner Innenstadt gekümmert haben, in der auch das Gemeindehaus steht. Danke für 25 und 14 Jahre im oktober 2015 haben wir 25 Jahre Deutsche einheit gefeiert. im Jahr 2016 blicken wir als familie dankbar zurück auf 14 spannende Jahre im Gemeindeaufbau und der Gemeindegründung in mecklenburg. Jesus sei Dank: Die teilung ist Geschichte, die Aufbrüche im nordosten Deutschlands sind Gegenwart. Hörendes Gebet ist die Bitte um das offenbarende reden Gottes. Wir können Gott nur darum bitten, erzwingen können wir es nicht. Wenn es Gott ist, der durch seinen Heiligen Geist zu uns redet, tut er das immer im einklang mit seinem Wort. Gottes persönliches reden zu uns ist nicht wertvoller oder höher zu werten als das, was er uns in der Bibel sagt. Luftballonstart beim Gemeindefest

11 miSSion weltweit 1–2/2016 DeUtScHlAnD DArUm GeHt’S 2009 kam der Hilferuf aus Bad Doberan Das Freizeitheim des Mecklenburgischen Gemeinschaftsverbandes sollte im Zuge des G8Gipfels 2007 in Heiligendamm verkauft werden. Dieses Vorhaben ist – Gott sei Dank! – gescheitert und der Weg wurde frei für eine Gemeindegründungsarbeit innerhalb des Mecklenburgischen Gemeinschaftsverbandes im damaligen Freizeitheim „Haus Gottesfrieden“. Seit 2010 leben wir hier nahe der Ostsee und bauen Gemeinde als „Ableger“ der Landeskirchlichen Gemeinschaft Rostock. Vieles hat sich in den vergangenen fünf Jahren getan. Wir können DANKE sagen für: ● eine wachsende Gemeinde; die Zahl der Gottesdienstbesucher ist von 20 auf durchschnittlich 55 Personen gewachsen ● den Aufbau und die Förderung eines Mitarbeiterkreises ● einen motivierten Leitungskreis ● Menschen, die nach unseren Angeboten fragen ● eine Sportarbeit ● die Arbeit unter Kindern, Jugendlichen, Frauen und Senioren ● Schwester Hilde Häckel, die sich im Februar 2014 mit 69 Jahren noch in diesen Dienst rufen ließ und von Bad Liebenzell an die Ostsee zog ● eine gute Zusammenarbeit mit der örtlichen Kirchengemeinde, der Baptistengemeinde, aber auch der Stadt selbst ● die Möglichkeit, bei stadtweiten Veranstaltungen wie dem Kindertag, dem Weihnachtsmarkt, der Kulturnacht und dem Tag des offenen Denkmals unsere Türen zu öffnen. Dank an den himmlischen Arbeitgeber Bei den Reisediensten in den vergangenen Jahren ist mir aufgefallen, dass nach einem Missionsabend die Gespräche im Anschluss auch manchmal in Richtung „Gemeindeberatung“ gingen. Vieles, was wir an Veränderungen im Osten erleben, wird in etablierten Gemeinden als hilfreich angesehen. Ich bin unserem himmlischen Arbeitgeber sehr dankbar, dass Netzwerke entstehen und wir voneinander und miteinander lernen. Das Jahr 2015 hatte es besonders in sich. Neben den „normalen“ und jährlichen Festtagen und Aktionen konnten wir die erste Gemeindefreizeit durchführen. Thema war „Hörendes Gebet“, und im Hören auf Gottes Stimme gewannen wir zwei neue Mitarbeiter für die Arbeit mit Kindern dazu. Seit drei Jahren haben wir bei unseren Gemeindefesten musikalische Highlights, zu denen viele gemeindefremde Menschen kommen. Nach Andi Weiss und Sefora Nelson war 2015 Sarah Kaiser in Bad Doberan zu Gast. Aber ein ganz besonderes Ereignis war die Evangelisationswoche „ProChrist Live“ mit Ulrich Parzany im Doberaner Kino. Schon allein bei den Vorbereitungen für diese evangelistischen Tage erlebten wir, dass Jesus an unserer Seite ist und segnet. Für besondere Veranstaltungen ist das Kino mit seinen 220 Sitzplätzen eine willkommene Alternative zum Gemeindesaal. Im Herbst begannen Baumaßnahmen im Evangelischen Gemeindehaus der Münster-Kirchengemeinde. Deshalb beherbergen wir seit November die Suppenküche, in der rund 120 bedürftige Menschen von Montag bis Freitag ein warmes Mittagessen bekommen. Darunter sind zahlreiche Flüchtlinge, die bei uns in Bad Doberan gelandet sind. Insgesamt sind wir sehr DANKBAR, was Jesus hier in Bad Doberan aktuell tut, aber auch in diesem Bundesland in den vergangenen Jahren getan hat. Er baut Gemeinde, und wir dürfen ihm treu helfen. Danke, dass Sie als Missionsfreunde treu für uns und die Menschen im Nordosten Deutschlands beten. Im Mai 2016 bin ich wieder im Reisedienst, vorwiegend in Süddeutschland, unterwegs. Gerne komme ich auch in Ihre Gemeinde! Christoph Scharf ● Christoph und Inka Scharf leben seit Sommer 2010 in Bad Doberan an der ostsee und sind in der missionarischen Gemeindearbeit tätig. zuvor arbeitete familie Scharf in Schwerin. christoph stammt aus Berlin, ist Krankenpfleger und hat die Ausbildung am theologischen Seminar der liebenzeller mission absolviert. inka kommt aus mecklenburg-Vorpommern und ist Krankenschwester von Beruf. Die beiden haben fünf, zum teil erwachsene Kinder. Der Reisedienst der Missionare wird in Bad liebenzell koordiniert. Bitte rufen Sie an (telefon 07052 17-108) oder schreiben Sie an renate. anderson@liebenzell.org Abenteuer erleben beim Vater-Sohn-Ausflug Mithelfen: SPenDenCoDe 162-32 Deutschland Sarah Kaiser singt im Gemeindesaal von „Haus Gottesfrieden“ in Bad Doberan. FotoS: CHRiStoPH SCHaRF

12 DArUm GeHt’S mAlAWi Viele Jahre versuchten sie, ihren Kindern einen guten und nahe gelegenen Ort zu bieten, an dem sie zur Schule gehen könnten. So fand der Unterricht in den vergangenen Jahren in einem provisorischen Gebäude oder in einer Kirche statt. Vor zwei Jahren wurde eine dauerhafte Lösung des Problems gesucht und man bat um Hilfe. Nach einigen Treffen stand fest, dass die Dorfgemeinschaft für den Bau des Schulgebäudes verantwortlich sein sollte. Unser Dorfentwicklungsprojekt Ubwenzi würde die Kosten für das Wellblechdach übernehmen. So fingen die Dorfbewohner an, Steine aus Lehm zu formen und sie nach aufwändiger Arbeit zu brennen. Dann begannen die Maurerarbeiten. Immer wieder wurde Geld gesammelt, um die Arbeiter zu bezahlen. Als das Schulgebäude stand, wurde Holz für den Dachstuhl gesägt. Während der Dacharbeiten kam der Dorfhäuptling von Jailos zu uns, um über die Übergabe des Wellblechs zu sprechen. Am festgelegten Tag versammelte sich das ganze Dorf, um es entgegenzunehmen. Schon bei der Planung war die Vorfreude des Häuptlings spürbar gewesen. Er freute sich sehr über das, was das Dorf in Eigenregie erreicht hatte. Das Wellblech wurde in einer feierlichen Zeremonie an das Dorf übergeben. Die Veranstaltung stand unter dem Thema „Dankbarkeit“, und wir Ubwenzi-Missionare erinnerten die Menschen daran, was sie gemeinsam bewältigt hatten, und wir ermutigten sie mit dem Wort Gottes. Gott ist nicht nur das Fundament der Gemeindearbeit, sondern auch der, der den gesellschaftlichen Aufschwung durch die Schule schenkt. Viele Malawier denken, dass ihnen die Möglichkeiten und Finanzen zur Umsetzung ihrer Träume fehlen und sie etwas Derartiges nicht leisten können. Aber dieses Dorf hat gezeigt, was möglich ist, wenn man zusammenhält und an einem Strang zieht. Es ist ein Vorbild für andere Dörfer in ihrer Umgebung. Die Bewohner von Jailos sind unglaublich dankbar. Nicht nur für das Wellblech, sondern auch dafür, dass das Schulgebäude demnächst fertiggestellt wird. Wir Missionare sind Gott dankbar für das, was das Dorf dazu beigetragen hat und dass wir Menschen in Malawi helfen können, ihre Gaben und Möglichkeiten einzusetzen. Gott ist es, der uns die Ideen gibt, der bei der Umsetzung hilft, der bewahrt und der Menschen bereit macht, für solche und ähnliche Projekte Geld zur Verfügung zu stellen. Jetzt können Kinder in nächster Nähe in einem guten Schulgebäude lesen und schreiben lernen. Das ist nicht nur die Grundlage für alle weitere schulische Bildung, sondern auch dafür, Gott beim Lesen der Bibel kennenzulernen. Solche Entwicklungen mitzuverfolgen ist eines der schönsten Erlebnisse im Missionsdienst. Als Lehrer haben bisher freiwillige junge Leute aus der Umgebung unterrichtet, deren Gehalt von den Eltern der Schüler finanziert wurde. Die weitere Übernahme ist eine große Herausforderung für die Eltern. Wir hoffen deshalb, dass die Schule bald staatlich anerkannt wird und ausgebildete Lehrer bekommt, deren Gehälter vom Staat finanziert werden. Tobias und Sarah Müller ● Mithelfen: SPenDenCoDe 1673-32 Malawi Tobias und Sarah Müller leben seit August 2011 in malawi. nach dem Sprach- und Kulturstudium leiteten sie für ein Jahr das Ausbildungszentrum chisomo. Seit September 2014 sind sie mitarbeiter im Dorfentwicklungsprojekt Ubwenzi. zu ihren Aufgaben gehört u. a. die theologische Schulung. tobias ist elektroinstallateur, hat die Ausbildung am theologischen Seminar der liebenzeller mission absolviert und war danach Gemeinschaftspastor mit Schwerpunkt Jugendarbeit im raum Herrenberg. Sarah ist Jugend- und Heimerzieherin von Beruf. Die beiden haben einen Sohn. Dankbar für ein Schuldach Können Sie sich vorstellen, dass ihre Kinder oder enkel bis zu sechs Kilometer und mehr zur Schule laufen? So war es in Jailos der fall, einem ort in unserer nähe. Die menschen dort beeindruckten uns durch ihre motivation und leistung. Zu den Aufgaben von Tobias Müller in Malawi gehören Gespräche mit Dorfhäuptlingen, Pastoren und Projektmitarbeitern. Foto: eLKe PFRoMMeR

13 JAPAn DArUm GeHt’S miSSion weltweit 1–2/2016 Häuser mit morschen oder angefressenen Holzträgern, Wohnungen mit gefährlich steilen Treppen, enorm wenig Lichteinfall, alten sanitären Anlagen. Man wird mit dem Ist-Zustand vertraut gemacht. Dann wird ein Architekt vorgestellt, der die Missstände des renovierungsbedürftigen Objektes mit den Finanzen behebt, die vom Besitzer bereitgestellt werden. Als wir im Sommer 2012 in die ländlich geprägte Stadt Chikusei zogen, fanden wir ein desolates Kirchengebäude vor: Der Putz bröckelte, die Außentreppe war rostig, die Wände und die Innendecke hatten Risse, die sanitären Anlagen waren primitiv und das Dach war seit dem schweren Erdbeben im März 2011 undicht. Wir waren hergezogen, um Menschen mit dem Evangelium bekannt zu machen, aber es fiel uns schwer, unter diesen Um-/Zuständen Menschen in die Kirche einzuladen. Wir waren ratlos und baten Gott um Wegweisung. Etliche Wochen später wurde mein Mann auf eine Immobilie aufmerksam, die zum Verkauf stand: ein vierstöckiges, zentral gelegenes Gebäude, das als Hotel gebaut und geführt worden war. Von da an öffneten sich viele Türen. Im Vertrauen auf Gottes Führung wurde der Kauf beschlossen, ein großes Projekt für die kleine Gemeinde! Aber dann kam es faustdick: Es fehlte die Bauabnahme des Hotels und für die Gebäudegröße war das Grundstück zu klein. Die rechtlichen Probleme schienen unüberwindbar. Doch auch hier erlebten wir, dass unser Herr viel größer ist als alle Hürden! Der beauftragte Rechtsanwalt war uns freundlich gesinnt. Ein gläubiger Architekt, mit dem wir schon zuvor gute Erfahrungen gemacht hatten, und eine Baufirma, deren Chef Christ ist, sagten zu, den Umbau in den beiden unteren Etagen zu verantworten. Meine Dankbarkeit wurde wiederholt auf harte Proben gestellt: Das riesige, mit verwohnten Möbeln, altem Geschirr, großen Elektrogeräten hoffnungslos überfüllte Hotel mussten wir selbst räumen. Den Umbau der beiden oberen Stockwerke sollten wir in Eigenleistung bewältigen. Und der viele Baudreck … Immer wieder haben mich Sorgen eingeholt. Aber unser Vater im Himmel hat viele Helfer bereit gemacht: unsere Kinder, die Mitmissionare, das impactTeam, Verwandte und Freunde, die als Bauhelfer kamen. Mit großer Hingabe und vollem Einsatz wurde tatkräftig angepackt. Andere haben gebetet und Darlehen bereitgestellt. Am 14. Oktober 2013 konnte die Gemeinde mit vielen Gästen die Einweihung feiern und inzwischen ist die Gemeinde zahlenmäßig gewachsen! Unser Gebäude mit seinem rot-weißen Schild fällt auf. Es liegt gegenüber vom Rathaus, nur sechs Gehminuten entfernt vom Bahnhof und drei Minuten von einem großen Supermarkt. Nahe unserem Haupteingang müssen die Autofahrer an einer Fußgängerampel anhalten. Täglich gehen viele Oberschüler vorbei, die unseren Schaukasten betrachten. Dankbar gestaunt haben wir auch, als uns einer der reichsten Männer am Ort den angrenzenden Parkplatz kostenlos zur Verfügung stellte. Und nach zweieinhalb Jahren konnte endlich unser altes, etwas abgelegenes Grundstück verkauft werden, sodass jetzt ein Großteil der Darlehen für die Renovierungskosten zurückgezahlt werden kann. Gott hat uns besonders geführt. Before and After. IHM sei Dank! Susanne Schlotz ● Peter und Susanne Schlotz leben seit 1992 in Japan, haben drei, zum teil erwachsene Kinder und sind in der Gemeindegründung und im Gemeindebau tätig. zusammen mit Schwester Gretel ruoff arbeiten sie seit Herbst 2012 in chikusei. Vor seiner Ausbildung am theologischen Seminar der liebenzeller mission war Peter Bankkaufmann, Susanne ist Kinderkrankenschwester von Beruf. Vom Hotel zur Kirche – Before and After eine Sendung im japanischen fernsehen schauen wir uns gerne an: Before and After, vorher und nachher. Als zuschauer bekommt man einblick in abenteuerliche Wohnverhältnisse. FotoS: PeteR UnD SUSanne SCHLotZ Bild links: Desolate Zustände im ehemaligen Hotel Bild Mitte: Fröhliche Helfer, links Jael Schlotz, rechts Herr Yoshida aus der Nachbargemeinde Bild rechts: Die umgebaute Kirche, optimal gelegen Mithelfen: SPenDenCoDe 1340-32 Japan

14 DArUm GeHt’S BUrUnDi FotoS: ina SCHÜtte Mithelfen: SPenDenCoDe 1620-32 Burundi Perspektiven wechsel Als Kind kletterte ich gerne auf Bäume. Auch hier in Burundi sieht man immer wieder Kinder, die es sich in den Höhen der Bäume gemütlich machen und dort eine Weile bleiben. Wenn es etwas zu sehen gibt, können sie dort auch Stunden ausharren. Was zieht diese Kinder in die Baumkronen? Die Kletterei gibt ihnen einen Blick auf die Dinge, die ihnen durch ihre Körpergröße und die Höhe der zäune sonst verwehrt bleiben – sie bekommen eine andere Perspektive. In meiner Kindheit war es eines der wichtigsten Dinge, die mir meine Mutter mit auf den Weg gab: „Sag Danke!“ und „Sei dankbar!“ Es ist eine Kunst in den Wirren des Alltags, noch die Dinge zu sehen und zu finden, die unser Leben schön machen und für die wir Gott danken können. Meckereien und Beschwerden kommen einem viel zu leicht über die Lippen. Irgendwie lernte ich diese Lebenslektion. Und doch komme ich mir, seit ich in Burundi arbeite, unglaublich undankbar vor. Zu viel, zu wenig, überhaupt nichts Acht Monate verbrachte ich hier im Landesinneren, wo ich einiges in Sachen „Dankbarkeit“ dazugelernt habe. Vermutlich war die erste Woche in Bukeye die allerhärteste. Mir schien, als würde alles Wasser, das eigentlich durch die Wasserhähne im Hof hätte kommen sollen, vom Himmel herunterströmen. Nicht selten kam der Wasserstand der Türschwelle beträchtlich nahe. Meine Toilette gab, wie auch schon die Dusche, ihren Geist auf. Abgesehen davon kam sowieso kein fließendes Wasser. Der Strom fiel fast komplett aus, und auch mein (neuer) Gasherd ging nicht. Zu guter Letzt hatten es sich einige Tiere „freiwillig“ in meinem Haus bequem gemacht – Begeisterte Batimbos (Trommler) in Burundi. Akrobatische Einlagen gehören dazu.

15 miSSion weltweit 1–2/2016 BUrUnDi DArUm GeHt’S Ratten. Vielleicht können Sie sich vorstellen, dass das keine Hochgefühle in mir auslöste. Es gab Herausforderungen zu meistern, denen ich mich zu dieser Zeit ganz und gar nicht gewachsen fühlte. Besuch bei Mary Jeden Donnerstagnachmittag gingen wir zu einem „outreach“ ins Dorf, das heißt wir besuchten Menschen in ihren Häusern, kamen mit ihnen ins Gespräch und beteten für sie. Ich erinnere mich ganz genau an den Tag, als wir Mary besuchten. Mary ist eine Frau in den Fünfzigern, die ihren Mann während des letzten Bürgerkrieges verloren hat. Sie schlägt sich mehr oder weniger alleine durch, und oft geht es bei ihr mehr ums Überleben als ums Leben. Als wir zu dritt vor ihrem Haus standen, holte sie noch schnell von den Nachbarn eine kleine Holzbank, die sie ins Haus stellte. Dann bat sie uns herein. Ihr Haus würden wir wohl eher als dunkles Loch bezeichnen. Man konnte in dem Raum aus Lehm kaum etwas erkennen, und die Luft war durchzogen von unterschiedlichen Gerüchen nach Asche, Tieren und Erde. In einer Ecke des Raumes konnte ich erkennen, dass zwei Reihen Steine aufeinandergestapelt waren. Dann hörte ich auch schon das Quieken der Meerschweinchen. Es waren rund 15 Tiere, mit denen sie diesen Raum teilte, und die sie als Unterstützung für ihren Lebensunterhalt geschenkt bekommen hatte. Viel gab es nicht außer den Meerschweinchen. Ein dreckiger Ölkanister zum Wasserholen und eine Bambusmatte zum Schlafen – das war alles! Ich ging schweren Herzens nach Hause. Dort musste ich feststellen, dass mal wieder kein Strom da war. Ich ärgerte mich – und schämte mich in diesem Moment fast dafür, dass ich mich ärgerte. Sollte ich nicht dankbar sein, dass ich überhaupt Zugang zu Strom habe? Sollte ich nicht dankbar sein, dass ich überhaupt sauberes Wasser trinken kann und nicht jeden Tag weit laufen muss, um es vom Brunnen zu holen? Es gäbe so viele Dinge, die ich hier auch noch nennen könnte ... Wenn ich an Mary denke, dann sehe ich ein vor Freude strahlendes Gesicht vor mir. Sie beschwerte sich nicht, und ist dankbar für das, was sie hat. Sie hinterließ einen bleibenden Eindruck bei mir. Keine zwei Wochen nach unserem Besuch fanden wir sie schwer krank. Sie hatte schon fünf Tage lang nichts gegessen. Wir pflegten sie und versorgten sie mit Nahrung, bis sie wieder ganz genesen war. Mit den einheimischen Mitarbeitern des Projektes gab es alle zwei Wochen ein Treffen, bei dem wir gemeinsam Gott lobten, in der Bibel lasen und uns über das Gelesene austauschten. Bei einem dieser Treffen ging es um das Thema „Dankbarkeit“. Jede einzelne Person sollte etwas nennen, für das sie oder er Gott besonders dankbar ist. Ich grübelte und war unschlüssig, was ich nennen sollte. Über die Antworten der burundischen Mitarbeiter war ich umso mehr erstaunt, denn jeder Einzelne gab dieselbe Antwort: „Ich danke Gott, dass ich heute Morgen lebend und gesund aufgewacht bin!“ Wow! Das brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Hochklettern, zuschauen, lernen Das Leben im Landesinneren, der Kontakt mit den Menschen dort und der Einblick in ihr Leben, den sie mir gegeben haben, hat meine Sicht auf die Dinge verändert. Für mich ist es nicht mehr selbstverständlich, einfach den Wasserhahn aufzudrehen und das Wasser zu trinken oder es sogar noch warm aus der Leitung zu bekommen, ohne dass man vorher ein Kohlefeuer gemacht und zum Brunnen gegangen ist. Das Leben hier hat mir gezeigt, was wirklich wichtig im Leben ist und mich wieder neu dankbar gemacht Gott gegenüber, der mir dieses, mein Leben geschenkt hat, der mich gesund hält, der mich beschützt, der mich jeden Morgen wieder neu aufwachen lässt. Hier in Burundi zu arbeiten hat meinen Horizont erweitert und mir eine neue Perspektive für „Dankbarkeit“ gegeben. Es ist, als wäre ich wie die burundischen Kinder auf einen Baum geklettert, um zu sehen, was hinter dem Zaun passiert. Man klettert hoch, man schaut zu – und man hat etwas Neues dazugelernt. Was ich besonders schön finde: Als Missionarin habe ich nicht nur etwas zu geben. Ich kann auch viel von den Menschen hier lernen. Ina Schütte ● Ina Schütte lebt und arbeitet seit mai 2014 in Burundi, wo sie zunächst im landesinneren die Sprache Kirundi sowie die Kultur des ostafrikanischen landes kennenlernte. Jetzt engagiert sie sich in der Hauptstadt Bujumbura in der Sonntagsschularbeit unserer Partnerkirche. ein Schwerpunkt bildet die Arbeit mit traumatisierten Kindern. ina Schütte ist erzieherin und hat die Ausbildung am theologischen Seminar der liebenzeller mission absolviert. Für mich ist es nicht mehr selbstverständlich, einfach den Wasserhahn aufzudrehen und das Wasser zu trinken oder es sogar noch warm aus der Leitung zu bekommen, ohne dass man vorher ein Kohlefeuer gemacht und zum Brunnen gegangen ist. in der Landessprache kirundi gibt es kein direktes Wort für „Danke“. man benutzt „Urakoze“ (mit summendem „z“ gesprochen), das bedeutet wortwörtlich: „Du hast gearbeitet“. es gibt noch andere formen, Dankbarkeit oder Wertschätzung auszudrücken. Diese hören wir oft bei den typischen „Amajambo“ – den reden, die teil eines jeden Besuches und auch bei festlichkeiten üblich sind. als Missionarin habe ich nicht nur etwas zu geben. ich kann auch viel von den Menschen hier lernen.

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