9 malawi darum geht’s Die Armen sind vor allem deshalb arm, weil sie in Beziehungsnetzwerken leben, die nicht ihrem Wohl dienen. Ihre Beziehungen sind oft von Unterdrückung und Kraftlosigkeit geprägt, was sich daraus ergibt, dass die Nicht-Armen im Leben der Armen die Rolle Gottes einnehmen. Die Beziehungen untereinander sind geschwächt und vermitteln aufgrund der nagenden Armut ein permanentes Gefühl der Machtlosigkeit. Ihre Beziehungen zu denen, die sie die „Anderen“ nennen, erleben sie als ein Ausgeschlossensein. Ihre Beziehungen zur Umwelt sind von wachsender Unproduktivität geprägt und lassen keinen Freiraum, sich um die Umwelt zu kümmern. Ihre Beziehung zu Gott, ihrem Schöpfer und Erhalter, beruht auf einem entstellten Verständnis darüber, wer Gott ist und was er für die Menschen tun möchte. Armut basiert auf einer ganzen Bandbreite von Beziehungen, die nicht das sind, was sie sein sollten. Die Beziehungen der Armen dienen nicht ihrem Wohl, weil sie selbst und andere geistlichen Werten folgen, die das Leben nicht fördern und unterstützen. Selbstsucht, Liebe zur Macht und das Gefühl, dass jemand zu einem privilegierten Leben bestimmt ist, drücken sich darin aus, dass Menschen anderen gegenüber in der Rolle Gottes erscheinen. Der Verlust von Hoffnung, Mangel an Gelegenheiten und Anerkennung zerstören die Identität der Armen. Rassismus, Ethnozentrismus** und Verachtung untergraben den beabsichtigten Segen der Kulturvielfalt. Angst vor Geistern und der Glaube an Götter, die nicht retten können, untergraben das Angebot Gottes, der die Menschen retten möchte. Unterm Strich sind die Ursachen von Armut ein geistliches Problem. Diese Beschreibung trifft zu einem großen Teil, was wir unter den Menschen in Malawi erleben. Demnach ist Armut nicht nur ein Mangel an ma- teriellem Reichtum und kann deshalb auch nicht nur durch materielle Hilfe beseitigt werden. Ungute Abhängigkeiten Arme leben in Beziehungen, die nicht frei, sondern abhängig machen. Das Denken, dass jemand aufgrund einer bestimmten Position oder Herkunft zu einem privilegierten Leben bestimmt ist, findet sich sowohl bei den Armen als auch bei den „Nicht-Armen“ der Gesellschaft. Arme sehen in dem, der mehr hat (das sind meistens Personen in Leitungspositionen), ihren Helfer und ihre Zuflucht in ausweglosen Situationen. Wenn der, der dazu in der Lage ist, den Armen vor allem materielle Hilfe zukommen lässt, entsteht oft eine ungesunde Dynamik zwischen Bittsteller und Gönner. Sie befreit den Armen nicht von seiner Armut, sondern führt vielmehr in eine Abhängigkeit. Das Gefühl der Machtlosigkeit wird verstärkt und das Gefühl des Ausgeschlossenseins von einem Leben mit Privilegien bleibt bestehen. Auf der Abwärtsspirale Eine schlechte Ernte zieht nicht nur einen Saatgut-Mangel für die nächste Aussaat nach sich. Die Abwärtsentwicklung scheint unaufhaltsam, was sich auch daran zeigt, dass arme Menschen für ihren täglichen Bedarf zwar ständig Feuerholz sammeln, aber auf privater Ebene finanziell und kräftemäßig nichts übrig bleibt, um in eine Aufforstung zu investieren. Ihre Beziehung zu Gott, ihrem Schöpfer und Erhalter, ist meistens von einem schicksalhaften Glauben geprägt, der weder die Liebe Gottes noch sein Gnadenangebot in Jesus Christus kennt. Neben den ganz praktischen Hilfen ist unser Anliegen, Menschen zu begleiten, damit sie zu einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus finden und erfahren, was wahre Freiheit in einer Bindung an Jesus bedeutet: „Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei“ (Johannes 8,36). Schmieren und salben hilft allenthalben? Die Zollabwicklung des eingangs erwähnten Fahrzeugs hat zwei weitere Monate gedauert, aber am Schluss mussten wir – ganz offiziell – sogar weniger zahlen als das anfängliche „Sonderangebot“. Das war eine echte Ermutigung, auch in Zukunft von korrupten Angeboten, die eine schnelle und billige Lösung versprechen, Abstand zu nehmen. Die Lüge verschweigt, dass in der Ehrlichkeit der Segen Gottes liegt. Michael Volz l Michael und Cornelia Volz sind seit 1996 im Missionsdienst in Malawi. Ihre beiden erwachsenen Söhne leben in Deutschland, die beiden Töchter gehen in Malawi zur Schule. Zunächst war Michael als Lehrer und Leiter am theologisch-handwerklichen Ausbildungszentrum „Chisomo“. Seit 2006 ist er Teamleiter für Malawi und bildet einheimische Pastoren weiter. Vor seiner Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission war Michael Schreiner, danach Prediger im Liebenzeller Gemeinschaftsverband. Cornelia ist Industriekauffrau von Beruf. ** Form des Nationalismus, bei dem das eigene Volk als Mittelpunkt und zugleich als gegenüber anderen Völkern überlegen angesehen wird (Duden) » Am Dorfbrunnen. Schon Kinder helfen mit beim Wasserholen. Foto: Cornelia Volz Foto: manuel klein
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