5 mISSIon weltweit 11–12/2016 mAlAWI DARum gEHt’S Foto: elke pFrommer Naja, je länger das Studium dauerte, umso mehr Zeit verbrachte ich in diesem „Wohnzimmer“, und ich kam an diesem „Paradies“ nicht vorbei. Heute, 13 Jahre später, leite ich eine kleine Bibelschule in Malawi auf einem sehr schönen Hochplateau. Wie gerne hätte ich nun Zugang zu diesem Paradies. Gerne würde ich die diversen Schätze öffnen, um mein Wissen zu erweitern und meinen Schülern zu helfen, die biblischen Wahrheiten besser zu verstehen. Ich habe wenigstens ein paar gute deutsche und englische Bücher in meinem Büro, die mir immer wieder weiterhelfen, wenn ich mit meinem Latein am Ende bin. Aber was mache ich, wenn das Chichewa meiner Studenten am Ende ist? Oder wenn ich diverse biblische Wahrheiten nicht in dieser Landessprache übermitteln kann? Dann hilft „nur“ noch die Bibel, sola scriptura. Aufschlagen und lesen. Die meisten unserer Schüler sprechen die Landessprache Chichewa und eventuell noch ihre Stammessprache. Ganz selten findet sich bei uns ein Schüler ein, der Englisch spricht und es auch noch lesen kann. Chisomo – so heißt unsere kleine Bibelschule, die von der Liebenzeller Mission schon seit 20 Jahren unterstützt wird – hat zwar eine kleine Bibliothek, doch leider stehen in diesem „Wohnzimmer“ so gut wie keine Bücher in Chichewa. Quasi ein Wohnzimmer ohne Regal, ohne Sofa, nur mit alten, vermoderten Kisten – das ist die Wahrheit über unsere „Schätze“ in der Bibliothek. In unserer Landessprache gibt es nur wenig christliche Literatur. Gerade deshalb beschäftigen wir uns im Unterricht fast ausschließlich mit der Bibel. Sie ist unser wahrer Schatz, nicht Kommentare und Lexika. Nein, nur das Wort. Geduld und Ausdauer sind gefragt, wenn wir mit unseren Schülern in der Bibel lesen. Jeder würde zwar behaupten, er kenne die Bibel, er kenne Jesus. Doch beim genaueren Lesen wird schnell klar, dass die Bibel bisher nicht als der so große Schatz betrachtet wurde. Also versuchen wir, ihnen in den zehn Monaten, die sie am Chisomo-Zentrum verbringen, zu helfen, Gottes Wort besser zu verstehen. Den Frauen unserer Schüler wird zunächst beigebracht, wie man überhaupt liest. Für sie steht ein chronologischer biblischer Unterricht auf dem Stundenplan. Sie sollen ein Verständnis für die Heilsgeschichte erhalten oder mindestens einen „Rundflug“ über die biblischen Zusammenhänge unternehmen. Ihre Ehemänner tauchen tiefer ein. Viele von ihnen verstehen es sehr gut, einzelne Bibelstellen aus ihrem Kontext zu entwurzeln und sie abenteuerlich mit anderen zu kreuzen. Die meiste Zeit des Unterrichtes verbringen wir damit, ihnen den innerbiblischen Kontext aufzuzeigen und ihnen zu helfen, Zusammenhänge auch über biblische Bücher hinweg zu erfassen. Kurz: Wir helfen ihnen, mit der Bibel zu arbeiten. Sola scriptura. Denn andere Bücher gibt es nicht (viele). Und so begeben wir uns jedes Jahr neu auf eine Schatzsuche mit neuen Schatzsuchern, die gar nicht wissen, welchen Schatz sie in Händen halten. Wissen Sie es? Joachim Berger ● Joachim und Mirjam Berger sind seit august 2011 für die theologische und handwerkliche ausbildung malawischer pastoren am chisomo-zentrum verantwortlich. zuvor haben sie zwei jahre die sprache chichewa und die kultur des landes kennengelernt. vor seiner theologischen ausbildung in bad liebenzell war joachim kfz-mechaniker. mirjam ist pharmazeutischtechnische assistentin. Die beiden haben drei töchter. Ein gutes Buch … … ist ein wahrer Schatz, stellte der lyriker friedrich Haug fest. Ich hörte am Anfang meines Studiums in Bad liebenzell Aussagen wie: „Die Bibliothek wird euer neues Wohnzimmer“, oder: „Seht ihr dieses paradies voller Bücher?“ ganz ehrlich: Ich sah es nicht und fasste den Vorsatz, möglichst wenig Zeit in diesem paradies zu verbringen. mithelfen: spenDencoDe 1671-32 malawi Schatzsuche an der Bibelschule Chisomo
RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=