17 JApAN DArUM GeHt’S MiSSioN weltweit 5–6/2016 Thomas und Irene Beck leben seit 1992 in Japan und haben vier kinder. Seit 2011 gründen sie eine Gemeinde in tokaichiba im Großraum Yokohama. Davor Gemeindegründung in Minamino und Gemeindearbeit in kamisakunobe. thomas hat nach dem Abitur das theologische Seminar der liebenzeller Mission besucht, irene war postbeamtin von Beruf. Fotos: tHomas BeCK Was in Japan gar nicht geht Japan gilt als schamorientierte Gesellschaft: Was erlaubt oder verboten ist, ist weniger wichtig als die Frage, was sich gehört oder als unanständig gilt. Die öffentliche Wertschätzung ist das höchste Gut, nicht das ruhige Gewissen. Letztlich entscheidet nicht die Wahrheitsfrage, sondern die Harmonie, und dabei ist das kollektive Empfinden ausschlaggebend, nicht das individuelle. Deutlich wurde mir dies bei einem Gespräch in unserer ersten Gemeinde: Eines Tages bat mich ein Ältester, ihn von seinem Amt zu entbinden. Er würde sich nicht mehr in der Lage sehen, es auszuführen und schäme sich, der Gemeinde vorzustehen. – Was war geschehen? Ich rechnete mit einem Schuldbekenntnis: Täuschung, Diebstahl, Ehebruch oder dergleichen. Doch zu meiner Überraschung berichtete er, dass er einem Arbeitskollegen vor versammelter Mannschaft so richtig die Meinung gesagt hätte. – Ich konnte nicht recht erkennen, warum ihn das disqualifizieren sollte. Doch er war der Überzeugung: Ein derartiges Verhalten darf einem Christen nicht passieren, schon gar nicht, wenn er eine Leitungsfunktion innehat. Er habe die Harmonie zerstört, die öffentliche Wertschätzung eines Kollegen beschädigt und damit selbst das Gesicht verloren. Der Kollege kam nicht mehr zur Arbeit und bat später um seine Versetzung. Wir haben lange geredet und uns mit dem Evangelium und mit der Frage nach Schuld und Sünde beschäftigt. Es hat einige Wochen, viele Gespräche und gemeinsames Gebet erfordert, aber der Älteste hat sein Amt weiterhin ausgeführt und das mit großer Hingabe, Liebe und Geduld. – Damals wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie schwierig es für Christen in Japan ist, sich öffentlich zum Glauben zu bekennen. Denn damit stoßen sie an, sie verletzen die Harmonie, sie verhalten sich anders als erwartet wird. Familie K. durchbricht ein Tabu Gerade deshalb freuen wir uns, dass sich das Gemeindegründungsteam in Tokaichiba von Anfang an zu einem klaren Bekenntnis entschieden hat. Unser erstes Jahresthema wählten wir in Anlehnung an Römer 1,16: „Wir schämen uns des Evangeliums nicht.“ Familie K., die zum Gründungsteam gehört, lebt nach diesem Motto. Seit Beginn der Arbeit haben sie in ihrer Nachbarschaft, in ihrem Bekanntenkreis und in ihrer Familie ihren Glauben bezeugt und ohne Scham in die Gemeinde eingeladen. Frau K. setzt ihre musikalische Gabe ein, um andere auf Jesus hinzuweisen. Mit drei weiteren Frauen bietet sie Konzerte in Gemeinden an und lädt dazu ihre Nachbarinnen ein. Auch in Tokaichiba hatten wir schon zwei Konzerte und dazu jeweils 6000 Einladungen verteilt. – Unermüdlich lud Frau K. eineBekanntezurGemeindeein. Siebetete fürdie Frau, bezeugte ihren Glauben, lebte Gastfreundschaft, eine Freundschaft entstand. Als diese Bekannte sich letztlich entschied, ganze Sachemit Jesus zu machen und sich taufen lassen wollte, war das für Frau K. ein riesiges Geschenk. Das gute Vorbild der Mutter hat auch die erwachsenen Töchter animiert. Sie laden auf eine ganz natürliche Art ihre Kollegen oder Nachbarn ein. Diese sind meistens gleichaltrig, eine gute Voraussetzung, eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen und den eigenen Glauben zu bekennen. Wir sind sehr dankbar für die Zusammenarbeit mit Familie K. und beten, dass Gott ihr zeugnishaftes Leben segnet und reichlich Frucht schenkt. Thomas Beck ● Mithelfen: sPendenCode 1340-32 Japan Wertschätzung und Harmonie sind hohe Güter und ziele in Japan. thomas Beck schildert, wie sich das auswirkt – und was passieren kann, wenn man „mal so richtig seine Meinung sagt“. Die Gemeinde in Tokaichiba: bei der Gründung (oben in der Mitte in der hinteren Reihe: die Töchter von Familie K.) und heute
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