MISSION weltweit – Ausgaben 2016

8 Bachit, ein stiller 14-jähriger Teenager aus einem kleinen Dorf in den Bergen Zentralasiens, kommt freudestrahlend auf mich zu. Aufgeregt und ausgelassen erzählt er mir, dass er ein kleines Brüderchen bekommen hat. Bis dahin hatte er einen älteren Bruder und drei jüngere Schwestern. Eigentlich war er noch nie so fröhlich. Aber heute ist für ihn ein Tag der Befreiung! Bis vor wenigen Stunden war er, als der jüngste Sohn seiner Eltern, der Haupterbe der Familie. Dieses „Privileg“ beinhaltet jedoch die Verpflichtung, dass er für die Altersversorgung seiner Eltern zuständig ist. Das wiederum heißt, dass er bis an deren Lebensende bei ihnen zu wohnen hat. Das aufregende, so ganz andere Stadtleben, von dem die Dorf-Teenager mit sehnsüchtiger Stimme schwärmen, war bis heute für Bachit unerreichbar. Aber jetzt ist sein kleiner Bruder geboren! Müssen wir Eltern unseren Kindern eigentlich etwas vererben? Könnte es sein, dass wir Deutschen – im Gegensatz zu vielen anderen Völkern – unter einem inneren Druck stehen, etwas vererben zu müssen? Vor Jahren habe ich ein Lebensbild über den Liederdichter Paul Gerhardt gehört. Ein Satz davon hat mich tief getroffen. Als Paul Gerhardt zwölf Jahre alt war, lag sein Vater auf dem Sterbebett und sagte seinen Kindern, „dass er nichts weiter zu vererben hätte als seinen Namen, aber der sei ein ordentlicher“. Damals dachte ich: „Wow, so ist es richtig!“ Was bleibt, wenn ich einmal gehe? Ich persönlich möchte meinen Kindern und Enkeln auf demSterbebett gerne sagen können: „Ich habe richtig gelebt!“ Damit meine ich nicht, dass ich nicht gesündigt hätte, aber dass ich in Raikin und Uta Dürr sind seit vielen jahren in der gemeinde- und Schulungsarbeit in Zentralasien tätig und seit 2008 mit der Liebenzeller mission im Einsatz. im oktober 2015 haben sie die gemeindearbeit in der sibirischen großstadt jekaterinburg übernommen. ihre drei Söhne leben in Deutschland bzw. Südkorea. Raikin war früher pastor in mecklenburg und vor der erneuten ausreise gemeinschaftsprediger in filderstadt. Uta ist Zahntechnikerin von beruf. Was ist schöner: erben oder vererben? ist unser Leben so geordnet, dass uns weder das eine noch das andere unverhofft überraschen kann? ich habe mir gedanken gemacht zum Erbenwollen, Erbendürfen und Vererbenmüssen. früchte genießen, für die andere hart gearbeitet haben – wer würde das nicht gerne tun! Generationenvertrag in Zentralasien: Der jüngste Sohn versorgt die Eltern. DaRUm gEhT’S RUSSLaND

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