pApuA-neuGuineA DArum Geht’S 15 miSSion weltweit 9–10/2016 Insgeheim hatte ich mit dem üblichen Nachlass im Bereich von fünf bis zehn Prozent gerechnet. Als der Sachbearbeiter wiederkam, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Für uns gab es nicht nur die erhofften fünf bis zehn, sondern sage und schreibe 60 Prozent! Der Sachbearbeiter hatte die Frachtpapiere für mich schon fertig ausgefüllt, sodass ich jetzt nur noch das Geld für die restlichen 40 Prozent einzahlen musste. Auf dem Weg aus dem Büro der Reederei warf ich noch mal einen Blick auf die Frachtpapiere. Mit Erschrecken stellte ich fest, dass der Mann das Volumen nicht wie auf meiner Aufstellung erfasst, sondern um 60 Prozent reduziert hatte: Statt 20 Kubikmetern standen nur acht in den Frachtpapieren! Es misst auch keiner nach … Ich kehrte sofort um und ging wieder zum Sachbearbeiter. Der sagte, ich solle mir keine Gedanken machen und alles sei okay. Er hätte seinen Staplerfahrern in den Lagerhallen schon Bescheid gegeben, und es würde auch niemand nachmessen. Für mich war das inakzeptabel. Ich hatte doch lediglich um einen Nachlass im Ermessen der Reederei gebeten, und nicht um die Fälschung der Frachtpapiere! Folglich rechnete ich die Summe für die Transportkosten des gesamten Baumaterials aus und gab diesen Betrag dem Sachbearbeiter mit der Bitte um Korrektur des tatsächlichen Volumens. Kopfschüttelnd und aufgelöst verkroch er sich dann hinter seinem Schreibtisch. Nach einer langen Wartezeit bekam ich die korrigierten Frachtpapiere und die Quittung für die Einzahlung der Gesamtsumme. Ich bin mir ganz sicher, dass er dachte: „Dieser spießige Weiße versteht aber auch gar nichts! Da will man die gute Sache uneigennützig unterstützen, und der Missionar macht einen Aufstand.“ Mir wiederum gingen Gedanken wie Korruption und Schuld durch den Kopf. Wie könnte ich mit getürkten Frachtpapieren vor unsere Sponsoren treten? Mehr noch, wie könnte Gott ein Projekt segnen, wenn schon bei der Verschiffung des Baumaterials betrügerisch gehandelt wurde? Während ein schuldorientiertes Gewissen jede Manipulation von Frachtpapieren ausschließt, schlägt das schamorientierte Gewissen offensichtlich nicht so sehr wegen Zahlen auf einem Papier oder zwölf extra Kubikmetern Fracht. Hätte ich jedoch den Beamten vor Mitarbeitern und Kunden im Büro lautstark zur Rede gestellt, hätte er sein Gesicht verloren und fürchten müssen, dass er damit seine Clan-Leute ins Gerede bringt. Mit dieser Scham zu leben oder die anderen am gemeinsamen Projekt im Stich gelassen zu haben, wäre für ihn unerträglich. Wie man Fehl- und korrektes Verhalten versteht, hat sehr viel mit kultureller Orientierung zu tun. Bernd Mortsiefer l mithelfen: SPenDenCoDe 1220-32 Papuaneuguinea Wie könnte Gott ein Projekt segnen, wenn schon bei der Verschiffung des Baumaterials betrügerisch gehandelt wurde? imKorruptionswahrnehmungsindex (Cpi) sind 168 länder erfasst. Dänemark führt als das land mit der niedrigsten korruption, Deutschland liegt auf platz zehn. Die Schlussplätze nehmen der Sudan, Afghanistan, nordkorea und Somalia ein. papua-neuguinea liegt auf platz 139. Quelle: www.transparency.org Kina, die Währung von Papua-Neuguinea. Ein Kina entspricht 30 Cent. Manus hat traumhafte Strände. Studenten der Bibelschule auf Manus Foto: Simon Herrmann Foto: DaViD JarSetz
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