DArum GeHt’S jAPAn 10 in Shingo/japan gibt es diese Gedenkstätte, das sogenannte „Grab von Jesus“. Viele glauben, dass er 106 jahre alt wurde und im norden japans starb. Sein bruder hätte den kreuzestod erlitten. Selten habe ich mich mit einem Thema so schwer getan.AuchinJapanwirdgescheitert,aberesfällt mir schwer, die treffenden Worte dafür zu finden. Gesellschaftlicher Druck Fehlerlos zu sein und sich nichts vorwerfen zu müssen, ist inder japanischenGesellschaft einhohes und – nach ihren Maßstäben – vielfach auch erreichtes Ideal. Der hohe moralische Standard macht den Umgang mit Versagen nicht einfach. Vor einigen Jahren wurde ein Mitglied einer sehr berühmten Musikgruppe festgenommen. Er steht wie die anderen Bandmitglieder seit vielen Jahren auf der Bühne, ist im Fernsehen und der Öffentlichkeit wohlbekannt. Was war passiert? Er war betrunken gewesen, hatte sich mitten in der Nacht nackt ausgezogen und in einem Park in Tokio herumgelärmt. Die Folge war, dass die Band ihre Konzerte und Auftritte für einige Zeit absagen musste. Sämtliche Werbeverträge des „Täters“ wurden gekündigt und gedrucktes Werbematerial im Wert von Millionen Yen eingestampft. Interessant war, dass eine Gruppe von Fans um eine „mildere Behandlung“ des Sängers bat. Schließlich hätte er bei der nächtlichen Aktion seine Kleidung schön ordentlich zusammengelegt liegen gelassen … Gruppenorientiertes Denken Einmal war ich bei einer Generalversammlung des Gemeindeverbandes Zeuge davon, dass der komplette Vorstand einer Mission lange und auffallend tief verbeugend seinen Rücktritt bekannt gab. Ein Missionar – er war weder anwesend noch wurde sein Name genannt – hatte einen Fehltritt getan und wurde von der Kirche um räumliche Distanz gebeten. Ähnliche Rücktritte wurden uns auch von anderen christlichen Organisationen berichtet. Für uns als Liebenzeller Mission wäre ein solcher Vorfall undenkbar. Er würde das Ende der Missionsarbeit in Japan bedeuten. Wenn unser Vorstand zurücktreten müsste, hätten wir keine Missionare mehr, die Verantwortung übernehmen. Deshalb bleibt uns nur die Bitte um Bewahrung in jeglicher Form. Gemeinde soll Lasten tragen Vergebung zu leben und jemandem nach einem Fehltritt eine zweite Chance zu geben – das scheint hier sehr schwierig zu sein. Leider ist es für manche Japaner sogar undenkbar. Es gehört aber meiner Meinung nach zum Zeugnis der Gemeinde Jesu, auch Schmach zu tragen und sich zu Sündern zu stellen, die ihre Taten bereuen. Ebenso sollen Christen Menschen, die versagt haben, nicht abschreiben. Als jemand, der selbst in vieler Hinsicht Gottes Gnade und Treue erlebt hat, habe ich mir vorgenommen, besonders zu einem ehemaligen Pastor Kontakt zu halten und für ihn zu beten. Er ist nach einem Fehltritt von seinen Kollegen und Freunden ins Abseits gedrängt worden. Auch wenn ich nur ein unbedeutender Missionar in der japanischen Kirchenlandschaft bin, merke ich an seinen Reaktionen, wie hilfreich und ermutigend meine Bemühungen für die ganze Familie sind. Es ist eine große Herausforderung, als Christ konsequent in der Auferstehungswirklichkeit zu leben, Vergebung sichtbar werden zu lassen und die Gemeinde als Zusammenkunft von geretteten Sündern zu sehen. Denn: „Ist Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden.“ (1. Korinther 15,17) Wir wünschen uns sehr, dass in der Gemeinde Jesu in Japan das gegenseitige Lastentragen, wie es uns von Paulus in Galater 6,1-2 geboten wurde, noch mehr gelebt und praktiziert wird. Gerd Strauß l Gerd und Heike Strauß arbeiten seit 1996 in japan, jetzt unter betroffenen der Dreifachkatastrophe des 11. märz 2011. ihre drei kinder leben im Schülerheim in nakamachidai. Vor der Ausbildung am theologischen Seminar der liebenzeller mission war Gerd kfz-mechaniker, danach war er in der Gemeinschaftsarbeit tätig. Heike ist Hotelfachfrau. Die zweite Chance: undenkbar!? keine Verfehlung und kein Versagen, das es nicht auch in unserem einsatzland gäbe. Aber die unterschiede im umgang damit sind zwischen Deutschland bzw. europa und japan gewaltig. FotoS: GErD StrAUSS Mithelfen: SPEnDEncoDE 1340-32 Japan Galater 6 in einer japanischen Bibel
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