18 weiterdenken >> gastbeitrag von uwe rechberger Auf den ersten Blick scheint es im Reich Gottes nicht besser zu sein. Zumindest kann das Gleichnis vom verlorenen Sohn diesen Eindruck erwecken angesichts der Schwierigkeiten, die beide Söhne mit dem Erbe und ihrer Erbengemeinschaft haben. – Doch sehen wir genauer hin. Das himmlische Erbe gibt es nur als Erbengemeinschaft Alleine alles erben: was irdisch verlockend klingt, ist himmlisch undenkbar. Denn was wäre, wenn wir im Himmel tatsächlich alleine wären? Ein Widerspruch in sich. Ein Leib und viele Glieder Mit dem Bild vom Leib Christi und seinen vielen Gliedern ist die Sache für Paulus klar: Die Gemeinschaft mit Jesus Christus gibt es wie im Himmel so auf Erden nur als Gemeinschaft der vielen Glieder des einen Leibes Christi. Was für eine Zumutung: Meine Verbundenheit mit Christus als Haupt gibt es nicht ohne meine Verbundenheit mit den übrigen Gliedern. Ich habe, nimmt man dieses Bild ernst, keine Gemeinschaft mit Christus als Haupt, wenn ich mich den anderen Gliedern entziehe oder es nicht akzeptieren will, dass auch sie zum Leib Christi gehören. Ein radikaler Gedanke, der das Bild vom Leib Christi vielleicht strapaziert und doch die Sache trifft: Das Reich Gottes empfangen wir nur als Erbengemeinschaft. Der barmherzige Vater und seine beiden Erben Oder: Wie man eine Erbengemeinschaft auch aufkündigen kann „Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie“ (Lukas 15,12). Zwei Söhne. Eine Erbengemeinschaft. Und beide verprassen ihr Erbe. Der eine fern vom Vater, der andere sogar daheim. Voller Reue kehrt der erste um und wird vom Vater wieder aufgenommen. Der andere Sohn hätte alles haben können: „Was mein ist, das ist auch dein“, versichert ihm der Vater. Sich beschenken lassen konnte er aber nicht. Und mitfeiern will er auch nicht, als sein Bruder heimkommt. Auch so kann man eine Erbengemeinschaft aufkündigen. Er bleibt draußen. Erbengemeinschaft heißt auch, sich mit unserem Vater im Himmel zu freuen, „der sich über einen Sünder, der Buße tut, mehr freut als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen“. Die heilsgeschichtliche Dimension des Erbens und der Erbengemeinschaft Gott verheißt Abraham einen leiblichen Nachkommen und Erben und verspricht ihm, ihn so zu einem großen Volk zu machen (1. Mose 12,2f; 15,4 u. a.), mehr noch: „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ Doch schon bei Abrahams Söhnen wird deutlich: Erben hat auch etwas Exklusives: „Da sagte Sara zu Abraham: Vertreibe diese Magd und ihren Sohn, Erbengemeinschaft himmlisch, irdisch, unterirdisch „Sie wurden als Erbe eingesetzt!“ Bei aller Trauer um den Verstorbenen eine großartige Nachricht. „Aber nicht alleine“, fährt der Notar fort, „Sie sind Teil einer Erbengemeinschaft.“ Schade. Das hätte nicht sein müssen. Und kompliziert wird es nun auch noch. Eine Erbengemeinschaft: keine einfache Sache. Nachfolge hört nicht beim Erbe auf, sondern fängt beim Erbe an. Gast- beitrag von Uwe Rechberger
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