MISSION weltweit – Ausgaben 2016

Was hat Dein Leben nachhaltig geprägt? Grundlegend war, dass ich Eltern hatte, die ihren Glauben echt und bewusst lebten. Mein Vater war eher ein Mann der Tat, meine Mutter hat mir manches erzählt. Ich war ein schwieriges Kind und als Jugendlicher unmöglich, aber ich hörte keine Vorhaltungen. Als ich mit 16 oder 17 Jahren meinen Weg alleine gehen wollte, akzeptierte es mein Vater. Er trug mir ohne Widerspruch den Koffer bis zum Bahnhof. Keiner hat mich so beeinflusst wie er – ohne dass er mich bewusst beeinflusst oder Entscheidungen für mich getroffen hat. Durch meine Eltern war trotz meiner Rebellion eine gute Grundlage gelegt, aber erst zwei lebensgefährliche Motorradunfälle brachten die Wende. Bei der Zeltevangelisation einer Baptistengemeinde in Konstanz habe ich ein neues Leben mit Jesus Christus begonnen. Mehr als 20 Jahre warst Du Pioniermissionar in Papua-neuguinea, später hast Du den Bau von Bibelschulen in Westneubritannien und Mikronesien geleitet. Wie lassen sich die Erfahrungen dieser Jahre zusammenfassen? Missionsarbeit ist ein unglaubliches Vorrecht! Man darf in ein fremdes Land gehen und trotz aller Fehler, die man macht, reiche Frucht sehen. Wir hatten damals nicht die Ausbildung und Schulung, wie sie angehende Missionare heute haben. Ich stand etliche Male vor Leuten und sagte: „Jetzt habe ich wieder einen Fehler gemacht. Soll ich nach Hause gehen?“ Immer wieder vergaben mir die Menschen! Nach ungefähr 15 Jahren hatte ich gelernt, von unserer deutschen Kultur in die neuguineische einzutauchen. Manche Einheimischen sagten mir damals: „Du kennst unsere Kultur besser als wir selbst.“ Dass Gott das so führte, war ein Geschenk. Worauf möchtest Du nicht verzichten? Ich konnte immer gut ohne die Errungenschaften leben, die einem in Deutschland das Leben einfacher machen. Wo ich war, war ich immer sehr gern. Die Erfahrungen in Papua-Neuguinea erfüllten mein Leben. Ich konnte in ganz unterschiedliche Richtungen arbeiten – geistlich, praktisch, in der Schulung, in der Planung von Projekten – und selbst Schwerpunkte setzen. Missionsarbeit war für mich die totale, unverzichtbare Lebenserfüllung. Wofür bist Du Gott momentan besonders dankbar? Nach zwei Herzinfarkten, einer großen Herzoperation und einem Schlaganfall in diesem Frühjahr kann ich immer noch Dinge tun. Gott hat meinem Leben eine Elle zugelegt, nachdem bei der letzten Operation die Atmung ausgesetzt hatte und mein Zustand sehr kritisch war. Zwar ist seither mein Gesichtsfeld eingeschränkt, aber damit kann ich leben. Meine Frau Hedy ist nun mein Chauffeur. Dein Wunsch an eine neue Generation von Missionaren? Dass sie mit Freude in die andere Kultur eintauchen und die Botschaft von Jesus Christus so sagen können, dass die Menschen darauf reagieren. Dass der Geist Gottes ihren Dienst bestätigt. Dass sie Zeuge sein dürfen dessen, was Gott tut – denn was wir selbst aus eigener Kraft tun, bleibt immer stümperhaft und armselig. Karl Kalmbachwar mit seiner frau Hedwig viele jahre im Auslandseinsatz mit der liebenzeller mission. Sie sind seit 1967 verheiratet und haben drei erwachsene kinder und zehn enkelkinder. berufsausbildung zum Schreiner, später Weiterbildung zum bautechniker. Von 1959 bis 1964 theologische Ausbildung am Seminar der liebenzeller mission. 1964 über Australien erste Ausreise nach Papua-neuguinea. Während man in Deutschland den missionsdienst oft hinterfragte und missionaren vorwarf, kulturen zu zerstören, erlebte familie kalmbach in den folgenden jahrzehnten in vielen urwalddörfern hautnah mit, dass die menschen dort weder glücklich noch bedürfnislos waren, sondern geplagt wurden von Ängsten, fehden und grausamen kulten. Sie waren ausnahmslos dankbar für die geistliche und praktische Hilfe der missionare. Karl Kalmbach im Film: bitte beachten Sie den medientipp auf Seite 24. … karl kalmbach? Was macht eigentlich… Foto: PrIvAt Das interview führte monika Weinmann, redaktion „mission weltweit“ Foto: PrIvAt Foto: PrIvAt

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