18 weiterdenken >> gastbeitrag von thomas eger Es war am Anfang unserer Ehe. Ruth und ich waren glücklich verheiratet. Weniger glücklich gestaltete sich die Wohnsituation. Die Wohnung, in die wir einziehen wollten, war uns ein halbes Jahr vor der Hochzeit zugesagt worden. Doch der damalige Mieter zog einfach nicht aus. Wir wurden von Woche zu Woche vertröstet. Liebe Freunde hatten uns eine Einzimmer-Dachwohnung vermittelt. Dort campierten wir die ersten Monate unserer Ehe. Das Wohnzimmer war gleichzeitig Ess- und Schlafraum. Die Betten standen auseinander an der jeweils gegenüberliegenden Wand, fest in Schränken verankert. Küche und Waschbecken galt es mit noch anderen Hausbewohnern zu teilen. Auf die Dauer trugen diese Umstände nicht gerade zu meinem seelischen Wohlbefinden bei. Im Gegenteil. Meine gute Laune sank langsam aber sicher auf unter null. In diesem Zustand las ich wie gewohnt in der Bibel. Es war ein Psalm. Welcher? Das weiß ich heute nicht mehr. Aber darin war die Rede vom Dankbarsein und Gotteslob. Beim Lesen dachte ich mir: Dieser alttestamentliche Liederdichter hat gut reden. Wenn der in meiner Situation wäre! Der nötige Blickwechsel Weiter kam ich nicht in meinen Gedanken. Es war, als würde mir plötzlich jemand einen Spiegel vorhalten: Mir wurde mein sauertöpfisches Verhalten bewusst. Ich merkte, dass meine schlechte Laune nichts anderes war als Undankbarkeit gegen Gott. In Wirklichkeit hatte ich es doch gut: Ich war mit einer lieben Frau verheiratet. Wir hatten gute Freunde. Wir hatten ein Dach über dem Kopf. Jesus Christus war Herr und Fürsorger in unserem Leben. Und noch mehr wurde mir bewusst. Jeden Morgen sah ich, wie auf der Straßenseite gegenüber jemand mit einem Rollstuhl auf den Gehweg gehievt wurde. Ich dagegen hatte gesunde Beine, konnte locker die Treppen vom Erdgeschoss in unsere Dachwohnung hoch- und hinunterspringen. Außerdem hatte ich einen Bericht über Japan gelesen, der schilderte, wie der Smog in Tokio die Luft brutal verpestete. Die Behörden hatten Sauerstoffautomaten aufstellen lassen. Für wenige Yen konnten die Bewohner kurze Zeit frische Luft einatmen. Ich dagegen musste nur das Fenster öffnen und herrliche Frischluft kam ins Zimmer! Ein Lied wird geboren Als ich darüber nachdachte, wofür ich froh und dankbar sein kann, kam eine ganze Reihe anderer Dinge dazu. Während meiner gedanklichen Rundreise durch alles Gute und Schöne in meinem Leben tauchte immer wieder der Satz auf: „Sing mit mir ein Halleluja!“ Es war wie eine zündende Idee, und ich dichtete weiter: „Sing mit mir ein Dankeschön!“ Dabei entdeckte ich: „He, du bist ja gar nicht mehr schlecht gelaunt! Du bist ja schon fast fröhlich! Was für ein Glück!“ Dann kam der nächste Gedanke: „Dankbar sein können ist ein Segen!“ Wem hatte ich alles zu verdanken? Natürlich Gott und seinem Wort aus jenem Psalm. Während meiner gedanklichen Rundreise durch alles Gute und Schöne in meinem Leben tauchte immer wieder der Satz auf: „Sing mit mir ein Halleluja! Denken, danken, dichten Gast- beitrag von Thomas Eger
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