MISSION weltweit – Ausgaben 2016

pApUA-NeUGUiNeA DArUM GeHt’S 9 MiSSioN weltweit 5–6/2016 Fotos: anette und david JaRsetZ gelobte Besserung. Wir dachten, damit wäre alles wieder im Lot. Doch wenige Tage später verschwand Ben sang und klanglos aus unserem Leben. Hatten wir etwas falsch gemacht? Hätten wir diesen Bruch verhindern können? Wie sollten wir dieses Verhalten verstehen? Wie würden Sie diese Situation deuten? Wir denken nicht, dass Ben uns eins auswischen wollte, weil er über die „spießigen Deutschen“ verärgert war. Wir vermuten, dass das Gegenteil der Fall war: Gerade weil Ben uns sehr schätzte, war ihm bewusst, wie sehr er uns enttäuscht hatte. So sah er keine Möglichkeit, dies wiedergutzumachen und verschwand. Ein typisch schamorientiertes Verhalten. – Leider konnten wir Ben nicht finden; bis heute schlugen alle Bemühungen fehl, ihn per EMail, Telefon oder leibhaftig zu erreichen. Wie gerne hätten wir unsere Beziehung „gerettet“. Der richtige Umgang mit unseren Mitmenschen ist nicht einfach. Vor allem, wenn es sich um kulturübergreifende Beziehungen handelt. Wenn Scham- auf Schuldorientierung trifft, ist viel Feingefühl, Empathie und Gebet gefragt. Zwischen „Beziehung schützen“ und „Wahrheit sagen“ entsteht ein enormes Spannungsfeld. Trotzdem sind wir von unserem Herrn dazu aufgerufen, aus Liebe die Wahrheit zu sagen (Epheser 4,15; Jakobus 5,19-20). Deshalb ist es uns wichtig, zunächst in die Beziehung zu investieren, damit eine Basis entsteht, auf der in Liebe ein Missstand angesprochen werden kann. Natürlich gibt es selten einfache Lösungen. Das Risiko, dass Verletzungen oder Brüche entstehen, ist nicht vermeidbar. Wir sind darüber traurig, wie es mit Ben lief. Doch in Dutzend ähnlich heiklen Gesprächen haben wir erlebt, wie das liebevolle Ansprechen der Wahrheit unsere Mitarbeiter förderte und unsere Beziehung sogar vertiefte. Anette Jarsetz ● Zwischen „Beziehung schützen“ und „Wahrheit sagen“ entsteht ein enormes spannungsfeld. in papua-Neuguinea befindet sich die weibliche Schamgrenze zwischen Bauchnabel und knie. Dieser Bereich wird bedeckt und auch nicht durch enge kleidung betont. Das zeitalter der kurzen röcke, engen Jeans und leggins führt zu größeren irritationen, vor allem in der Männerwelt. Sind schamorientierte Menschen unehrlich? es ist ein Vorurteil, dass zum Beispiel Japaner nie ihre ehrliche Meinung sagen würden. Allerdings gibt es eine Bedingung: Die Beziehung muss stimmen. Bei Bekannten nimmt man sich zurück, um die Beziehung nicht zu gefährden. Doch unter echten Freunden ist man sehr offen. einen einblick in die herausfordernde Arbeit im projekt „Shape life“ gibt dieser kurzclip: www.liebenzell.org/shapelife Mitarbeiterteam von Shape Life Die seit über einem Jahr anhaltende politische Krise in Burundi macht den Menschen, den Kirchen und der Missionsarbeit schwer zu schaffen. Unsere Mitarbeiter können sich nur eingeschränkt im Land bewegen, viele Ausländer haben Burundi verlassen. Familie Biskup, die zusammen mit Ina Schütte vor Ort ist (Familie Anderson ist im Heimataufenthalt), berichtet: „Nach langem Warten konnten wir nach Buta aufbrechen. Rund 30 Leiter der örtlichen Jugendarbeiten in unserer Diözese haben sich vier Tage lang weiterbilden lassen. Wir blicken voller Dankbarkeit auf erfüllte Tage zurück. Gemeinsam haben wir uns Gedanken gemacht, was denn Gott von uns in der Jugendarbeit möchte. Neben verschiedenen Themen war der Bericht von Vater Zacharie ein Höhepunkt. Als Augenzeuge berichtete er über die Geschichte von Buta. In den 1990er-Jahren kamen bei ethnischen Konflikten 40 Schüler ums Leben, weil sie sich geweigert hatten, sich nach den Volksgruppen Hutu und Tutsi zu trennen. Sie standen zusammen und wurden deshalb umgebracht. Gleichzeitig ist Buta ein Ort der Versöhnung, denn trotz allem haben die Menschen hier gelernt zu vergeben. Besonders im Hinblick auf die aktuelle Lage in der Hauptstadt Bujumbura gab uns das Zeugnis von Zacharie viele Gedankenanstöße und Impulse, weil wir als Christen eine Botschaft des Friedens und nicht des Hasses haben. – Wir möchten euch Danke sagen für eure Fürbitte. Trotz aller Bedenken war die Fahrt mit so vielen Jugendlichen problemlos verlaufen. Wir hoffen und beten, dass diese Impulse nachwirken und Früchte bringen in den örtlichen Jugendarbeiten.“ lieBeNzeller MiSSioN AktUell krise in Burundi Jugendkreisleiter besuchten die Gedenkstätte in Buta. Foto: aleXandeR BisKuP

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