„Die Flutopfer waren so dankbar“

Rund 15 Freun­de und Unter­stüt­zer der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on haben unmit­tel­bar nach der ver­hee­ren­den Flut­ka­ta­stro­phe im Juli bei den Auf­räu­mungs­ar­bei­ten gehol­fen. Dort kam es zu bewe­gen­den Begeg­nun­gen, berich­tet der tech­ni­sche Lei­ter der Hilfs­ak­ti­on und Lei­ter der Män­ner­ar­beit „Stron­ger“, Stef­fen Cramer.
An die­ser Stel­le sagen wir noch­mals herz­lich Dan­ke für alle Spen­den für die Flut­hil­fe-Opfer. Mitt­ler­wei­le kön­nen wir kei­ne pro­jekt­be­zo­ge­nen Spen­den mehr anneh­men, da der Ein­satz been­det ist. Wir freu­en uns über aber über all­ge­mei­ne Spen­den für unse­re Not­hil­fe weltweit.

Stef­fen, wie kam es zu die­sem Hilfseinsatz?
Wir waren gera­de fer­tig mit dem Dreh für einen Video­clip, der für den Män­ner­ak­ti­ons­tag wirbt, bei dem wir Män­ner auf­ru­fen, im Sep­tem­ber ande­re prak­tisch zu unter­stüt­zen. Da erreich­te uns die Nach­richt von der Flut­ka­ta­stro­phe in Nord­rhein-West­fa­len und Rhein­land-Pfalz. Ich sag­te sofort zu mei­ner Frau: „Hier müs­sen wir hel­fen. Denn wir kön­nen nicht ande­re Män­ner zu Hel­fer­ak­tio­nen auf­ru­fen und selbst nichts aktiv tun.“ Genau in die­se Über­le­gun­gen hin­ein erreich­te mich ein Anruf von Mis­si­ons­di­rek­tor Dave Jar­setz, ob wir nicht eine Hilfs­ak­ti­on star­ten soll­ten. Wir fan­den dann eine Über­nach­tungs­mög­lich­keit bei der Frei­en Chris­ten­ge­mein­de in Eus­kir­chen. Auf unse­ren Auf­ruf mel­de­ten sich rund 15 Män­ner, die meh­re­re Tage in dem Über­flu­tungs­ge­biet halfen.

Wie habt ihr geholfen?
Wir haben in Gemünd, Ivers­heim und Bles­sem vie­le Kel­ler aus­ge­räumt und teil­wei­se auch schon ent­kernt. Dabei tru­gen wir Unmen­gen Müll und Schutt auf die Stra­ßen. Es war sehr hilf­reich, dass wir unse­re Aus­rüs­tung wie Hoch­druck­rei­ni­ger, Pum­pen und Not­strom­ag­gre­ga­te dabei hat­ten. Dabei konn­ten wir vie­le Sachen direkt von unse­ren befreun­de­ten Hand­wer­kern um Bad Lie­ben­zell mit­brin­gen. Dazu erhiel­ten wir eine gro­ße Spen­de von Niklaus Bau­ge­rä­te aus Goma­rin­gen wie Gum­mi­stie­fel, Schau­feln, Besen, Hand­schu­he und Pumpen.

Kamt ihr mit den Men­schen auch ins Gespräch, war­um ihr da seid?
Ja, denn allein auf­grund unse­res süd­deut­schen Dia­lek­tes fie­len wir sofort auf. Das war unser „Tür­öff­ner“. Wie­der­holt sag­ten uns Flut­op­fer, wie krass es sei, dass wir extra aus dem Schwarz­wald zum Hel­fen gekom­men sind. Und wir konn­ten immer wie­der berich­ten, dass wir von der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on hier sind, um anzupacken.

Wie wur­det ihr versorgt?
Die Ver­sor­gung war per­fekt. Es gab vie­le Ver­pfle­gungs­sta­tio­nen, die Bun­des­wehr hat­te Gulasch­ka­no­nen auf­ge­baut. Ehren­amt­li­che lie­fen mit Geträn­ken und Kuchen durch die Stra­ßen. Du muss­test dich nur umdre­hen und hat­test Essen vor Ort. Die Hel­fer ver­brei­te­ten eine sehr gute Stim­mung – und das hat auch den Flut­op­fern enorm geholfen.

Was bleibt dir vom Ein­satz im Gedächtnis?
Drei Din­ge: Zum einen der gro­ße Gestank durch Öl, Schlamm und Fäka­li­en auf­grund der zer­stör­ten Abwas­ser­ka­nä­le. Und vor allem die Dank­bar­keit! Die Men­schen freu­ten sich so über unse­re Hil­fe. Und zum drit­ten der gro­ße Bedarf, über der Flut und die Erleb­nis­se zu reden. Und so waren wir ein­fach da und hör­ten zu, was die Flut­op­fer sehr schätzten.

Und was bleibt dir beson­ders haften?
Die Men­schen kamen durch die Flut­ka­ta­stro­phe sehr ins Fra­gen, wo Gott geblie­ben sei. So hat mich ein Land­wirt, der durch die Erft den hal­ben Hof ver­lor, gefragt, wel­che Rol­le Gott da gespielt hat. Wir spra­chen lan­ge dar­über und haben auch gemein­sam gebe­tet. Immer wie­der wur­de unser Ange­bot, für einen zu beten, sehr dank­bar ange­nom­men. So brach­te ein Mann, den die Flut schwer getrof­fen hat­te, zum Aus­druck, dass für ihn der Höhe­punkt des Tages gewe­sen sei, dass wir für ihn gebe­tet hatten.

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