„Wir wollen ein Segen sein für die Menschen in Avranches“
Peter und Sigrun Rapp leben seit 1991 in der Normandie. Nach dem Sprachstudium haben sie zunächst eine Gemeinde in Alençon gegründet. Seit August 2012 sind sie für die Gemeindearbeit in Avranches verantwortlich. In den nächsten Wochen ist Peter in Deutschland unterwegs, um von seiner Arbeit zu berichten. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.
Wie ist die Nach-Corona-Lage bei euch: Füllt sich euer Gemeindehaus wieder?
Wir haben während der ganzen Corona-Zeit keinen Gottesdienst ausfallen lassen, online gab es immer ein Angebot. Die meisten kommen mittlerweile wieder zum Präsenz-Gottesdienst, andere schauen noch online. Wir wollen die Übertragung per Video-Plattform beibehalten. Dadurch können sich die Leute besser beteiligen und der Gottesdienst wird interaktiver. Die Pandemie hat bei uns dazu geführt, dass wir täglich eine halbe Stunde gemeinsame Gebetszeit haben. Zwischen zwei und 13 Personen nehmen daran teil. Auch die älteren Menschen sind regelmäßig bei den digitalen Angeboten am Start. Bei uns hat der Lockdown dazu geführt, dass wir eher Leute dazugewonnen als verloren haben.
Was schätzt du an den Menschen in der Normandie besonders?
Eigentlich treten die Menschen in der Normandie nicht so schnell in eine Beziehung. Aber wenn Du eine Beziehung zu jemandem hast, dann hält sie auch. Das schätze ich sehr.
Wie kann man bei den Franzosen am besten mit dem Evangelium „andocken“?
Was wir erleben ist, dass Leute neugierig sind, wenn wir einen Stand auf dem Markt haben und Bibeln verschenken. Da gibt es zwar manchmal auch kritische Nachfragen. Aber oft ist das auch ein Einstieg in ein gutes Gespräch.
Es ist hilfreich, gemeinsame Interessen mit den Menschen zu finden. Deshalb engagieren wir uns auch in verschiedenen Vereinen. Alles funktioniert über persönliche Beziehungen. Wenn die da sind, lassen sich die Menschen auch einladen. Die tiefgehendsten Gespräche hatten wir beim Essen. Die Menschen genießen es, wenn man sich Zeit nimmt. Und sie schätzen auch das deutsche Essen: „Himmel im Mund“ – dieser Buchtitel beschreibt das eigentlich ganz gut.
Gibt es ein Erlebnis in eurer Gemeinde in der letzten Zeit, an das du besonders gerne zurückdenkst?
Vor vier Wochen kam eine junge Frau zu uns in den Gottesdienst. Sie trug ein Kopftuch und niemand kannte sie. Es stellte sich heraus, dass sie zu einer Familie verfolgter Christen gehört, die aus Pakistan in die Ukraine geflüchtet waren. Durch den Kriegsausbruch in der Ukraine mussten sie auch von dort fliehen und landeten in Frankreich. Sie strandeten in Paris und wurden dann nach Avranches verlegt. Im Internet hat die junge Frau nach einer Gemeinde gesucht und uns gefunden. Jetzt ist sie bei uns im Lobpreis-Team mit dabei. Wir beten dafür, dass die Familie in Frankreich ein Bleiberecht bekommt.
Neben Deiner Hauptarbeit als Pastor und Gemeindegründer hast du ja auch noch einen weiteren interessanten Einsatzbereich.
Ja, ich bin seit einiger Zeit als evangelischer Gefängnis-Seelsorger in Coutances im Einsatz. Dazu musste ich auch eine staatliche Prüfung machen. Bei dieser Arbeit begegne ich Menschen aus vielen Nationen und Gesellschaftsschichten. Darunter sind Diebe, Räuber, Drogenhändler und Mörder. Besonders nahe ging mir die Begleitung eines Mannes, der zu 28 Jahren Gefängnis Haft verurteilt wurde. In seiner Haft hat er sich völlig verzweifelt für Jesus geöffnet und einen Schritt zu ihm gemacht. Er liest jeden Tag in einem christlichen Kalender und sucht das Gespräch mit dem Gefängnisseelsorger.
Auch mache ich eine Fortbildung für die Krankenhaus-Seelsorger. Ich wurde gebeten, eine evangelische Krankenhaus-Seelsorge in Avranches aufzubauen. Dafür ist ebenfalls eine universitäre Diplomprüfung nötig, auf die ich mich derzeit vorbereite. Dieses Einsatzgebiet finde ich wichtig, denn auch die Kranken brauchen Beistand und den Zuspruch von Jesus.
Wenn du dir eure neue Gemeinde in Avranches in fünf Jahren vorstellst: Wie sieht sie aus?
In vier Jahren werde ich in den Ruhestand gehen. Bis dahin wünsche ich mir, dass die Gemeinde auf eigenen Füßen steht. Dass sich unsere Gottesdienstbesucher-Zahl von derzeit 15–35 auf 50 erhöht. Dass sich eine lebendige Jugendarbeit entwickelt hat und wir noch mehr Menschen in unserem Stadtviertel erreichen. Dafür wollen wir noch eine ganze Reihe an Motten-Aktivitäten starten.
Was meinst Du mit Motten-Aktivitäten?
Das war ein kleines Wortspiel. Der Stadtteil, in dem unser Gemeindehaus steht, heißt „Motté“. Wir wollen ein Segen sein für die Menschen in Avranches, besonders in Motté.
Du willst die Missionsarbeit von Peter und Sigrun Rapp mit einer Spende unterstützen? Dann kannst du das über diesen Link tun.