„Was man hier lernt, kann man das ganze Leben gebrauchen“
Dass die Liebenzeller Mission von vielen geschätzt wird, liegt an der weltweiten Missionsarbeit, ihrer Missionsschwesternschaft, der Internationalen Hochschule (IHL), der Interkulturellen Theologischen Akademie (ITA) – und an ihrer hervorragenden Küche sowie freundlichen, aufmerksamen Hauswirtschaft. Das schätzen nicht nur die Mitarbeiter, Studenten und Gäste. Was viele dabei nicht wissen: das Missionswerk bildet nicht nur angehende Theologen, Sozialarbeiterinnen und ‑arbeiter sowie Gemeindediakoninnen und ‑diakone aus, sondern auch Hauswirtschafterinnen und Köchinnen. Was macht diese Berufe so reizvoll und warum gerade eine Ausbildung auf dem Missionsberg? Wir haben uns mit den fünf aktuellen Auszubildenden darüber unterhalten.
„Hauswirtschaft ist ein vielseitiger Beruf, man lernt Dinge, die man das ganze Leben gebrauchen kann“, sagt Rebekka Teske stellvertretend und voller Begeisterung: Kochen, Servieren, Waschen, Reinigen, wie man schön dekoriert und mit Gästen umgeht, gehören zum Ausbildungsprogramm, zählen die Auszubildenden auf. Ebenso lernen sie nähen, und das mit Praxisbezug. So fertigten sie in den vergangenen Wochen Mund-Nasen-Schutzmasken. Gerade diesen großen Praxisbezug schätzen die Auszubildenden sehr. Auch erhalten sie das Rüstzeug für die Pflege dann auf der Krankenstation der Schwesternschaft. In der Gärtnerei der Mission lernen sie, was bei der Gartenarbeit zu beachten ist, zum Beispiel beim Anpflanzen von Kräutern. Aber auch Einblicke in das (Küchen-)Management, der Organisation und der Kalkulation von Speisen und Festen stehen auf dem Ausbildungsplan. Alle fünf Auszubildenden besuchen neben ihrer praktischen Ausbildung block- bzw. tageweise die Berufsschulen in Calw-Wimberg und Freudenstadt. „Letztlich kann man immer die eigene Kreativität einbringen“, berichtet Rebekka Teske.
Und was muss man auf jeden Fall mitbringen, um diesen Beruf bei der Liebenzeller Mission zu erlernen? „Der Umgang mit Menschen muss einem schon liegen und Freude machen“, sagt Rebekka Teske weiter. Und ganz wichtig ist die Teamfähigkeit, ohne sie geht hier gar nichts, so die Auszubildenden übereinstimmend. Ebenso müsse man damit klar kommen, dass man viel reinigen, putzen und aufräumen müsse. Gefragt seien auch Selbstständigkeit und Kreativität.
An einem Tag mal 50 Kilogramm Rahmkraut zubereiten
Ihmke Joppien ist zurzeit die einzige Auszubildende als Köchin. Sie schätzt, dass sie auch ein auswärtiges Praktikum in einem Hotel und Restaurant absolvieren konnte. Sie lernt viele Speisen zuzubereiten, sowohl kalte als auch warme. Dazu gehören Nachtische und Salate und natürlich viele Fisch- und Fleischgerichte. Aber auch wie man die Küche und Feste organisiert, bekommt die angehende Köchin vermittelt. Besonders an der Ausbildung auf dem Missionsberg sei, dass es hier öfter große Veranstaltungen gibt und sie große Mengen an Speisen zubereiten muss: „Heute waren es zum Beispiel 50 Kilogramm Rahmkraut. Da muss man ganz schön kräftig rühren.“ Außergewöhnlich sei ferner, dass täglich 300 bis 500 Essen gekocht werden. Versorgt werden die Studenten der IHL und der ITA, die Mitarbeiter der Liebenzeller Mission, die Missionsschwestern, die Patienten der Pflegestation, die Gäste der Christlichen Gästehäuser Monbachtal, die dortigen Flüchtlinge sowie die Schülerinnen und Schüler der Reuchlin-Schule in Bad Liebenzell und der Freien Evangelischen Schule Nordschwarzwald in Calw.
Ihmke Joppien schätzt die guten Arbeitszeiten bei der Liebenzeller Mission und dass sie im Gegensatz zu andern Kochauszubildenden kaum Teildienst – morgens und abends arbeiten – hat. Ein besonderer Höhepunkt war für sie die Graduierungsfeier im Missions- und Schulungszentrum für die Studierenden, erzählt sie begeistert: „Dort haben wir eng mit den Studentinnen und Studenten zusammengearbeitet und mit ihnen viel geschafft“: Dekoration mit vielen Blumen, Aufbau des Büfetts mit Fingerfood, zählt sie auf. Dass die Studierenden sehr freundlich zu den Auszubildenden waren, beeindruckte sie nachhaltig. „Und auch der Umgang hier ist viel freundlicher als im Hotel“, erklärt Ihmke Joppien. Auch das schätzen die angehenden Hauswirtschafterinnen übereinstimmend: „Man ist mit allen per Du, hilft sich gegenseitig und kann problemlos jederzeit etwas nachfragen, ohne dass jemand genervt davon ist“, stellt Leonie Bernhardt fest. Sie lobt weiter, dass man sich immer unterstützt. Wenn einem etwas zu viel ist, lassen die Kollegen ihre Dinge liegen und eilen zur Hilfe. „Man hat hier nie das Gefühl, dass man etwas falsch macht, und hört keine Vorwürfe“, ergänzt Rebekka Teske. Jessica Seidel findet vor allem das „tolle Team und Miteinander“ klasse.
Einblicke in alle Bereiche
Leonie Bernhardt hat es auch Spaß gemacht, in der Gärtnerei mithelfen und dort viel lernen zu können. Ein weiterer großer Pluspunkt sei, dass man Einblicke in alle Bereiche der Hauswirtschaft erhalte: „Es macht einfach Freude, mit älteren Menschen auf der Pflegestation und mit Studentinnen und Studenten zu tun zu haben“, so Rebekka Teske. Hinzu kommt, dass man eng mit den Christlichen Gästehäusern Monbachtal kooperiert: „Mir gefällt dort der Gästeservicebereich, die dortige Hauswirtschaft, sprich Housekeeping, sowie das Café kennenzulernen und dort mitarbeiten zu können.“ Das sei im Tal nochmals eine ganz andere Ebene. Auch Laureen Maurer und Jessica Seidel macht die Arbeit im Monbachtaler Café und der besondere Service viel Freude.
Und was gefällt den angehenden Auszubildenden weniger? Hier müssen sie nicht lange überlegen: Abgesehen vom oft zähen Unterricht und dem vielen Lernstoff in der Berufsschule: „Dass man fast ständig friert“, sagt Laureen Maurer. Und stößt auf die lachende Zustimmung aller.
Letztlich sei man hier eine „kleine Azubi-Familie“. Die Ausbildungsleiterin und Hauswirtschaftsmeisterin Silke Hofacker jedenfalls freut sich sehr über „meine Mädels“. Und man merkt unweigerlich, dass diese Freude von allen geteilt wird.
Leonie Bernhardt (19/Neubulach) lernt seit 1. September 2018 Hauswirtschafterin. Sie hat von ihrer älteren Schwester, die ebenfalls eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin absolviert, von der Ausbildungsmöglichkeit bei der Liebenzeller Mission gehört.
Ihmke Joppien (20/Neustadt an der Aisch) lernt seit 1. September 2019 Köchin. Ihre Großtante Gertrud Walz ist Missionsschwester, ihre Schwester absolvierte ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Liebenzeller Mission.
Laureen Maurer (18/Mötzingen) ist durch Missionsfeste und Veranstaltungen der Liebenzeller Mission auf diese Ausbildungsmöglichkeit auf dem Missionsberg aufmerksam geworden. Sie begann am 1. August 2018 mit ihrer Ausbildung.
Jessica Seidel (18/Wildberg) und lernt ebenfalls im dritten Jahr Hauswirtschafterin. Sie kam durch ihre Klassenkameradin Laureen zur Liebenzeller Mission.
Rebekka Teske (19/Neubulach) ist die Cousine von Leonie. Sie hat 2018/2019 ein Freiwilliges Soziales Jahr auf dem Missionsberg absolviert und ist seit 1. September 2019 in der Ausbildung.