Gottes Geist überwindet alle Grenzen – bis heute
BAD LIEBENZELL. Der Heilige Geist sprengt alle Grenzen. Das machten Rednerinnen und Redner beim Pfingstmissionsfest der Liebenzeller Mission deutlich. Es stand unter dem Motto „Grenzenlos“. Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Veranstaltung nicht wie gewohnt im Missionszelt mit mehreren Tausend Besuchern, sondern digital statt, zu dem sich mehr als 5000 Zuschauer einklinkten.
Der Theologe und Sprachwissenschaftler Roland Werner (Marburg) sagte im Gottesdienst, dass Gott den Menschen durch den Heiligen Geist Gemeinschaft mit ihm schenkt: „Sein Geist sprengt alle Grenzen und verbindet Christen weltweit miteinander.“ Gott rufe Menschen aus allen Völkern in seine Gemeinschaft. Und deshalb sei auch Mission berechtigt, wenn sie kultursensibel erfolgt. Werner rief dazu auf, die Vielfalt und den Reichtum der Völker zu schätzen. Im Himmel werde einmal ein großes „Fest der Kulturen“ gefeiert. Um mit Menschen aus anderen Kulturen ins Gespräch zu kommen, sei wichtig, lernbereit zu sein, zuhören zu wollen und das Gemeinsame zu suchen.
Lothar Sommer aus Japan gab bekannt, dass im aufstrebenden Tokioer Stadteil Inagi eine neue Gemeinde gegründet werde. Ein motiviertes Team von erfahrenen und jungen Missionarinnen und Missionaren suche den Kontakt und Wege zu den Menschen, um ihnen die beste Botschaft der Welt zu bringen.
Anna Kölbel, die im sozialmissionarischen Projekt „Oase“ in einem Plattenbauviertel in Neubrandenburg arbeitet, sagte, dass sie als Sozialarbeiterin ihre Arbeit nur in der völligen Abhängigkeit von Gott machen könne. Er helfe ihr immer wieder, Grenzen zu setzen und zu akzeptieren. Dabei erlebe sie immer wieder, dass Gott „das Leben von Menschen um 180 Grad“ wende und Gottes Möglichkeiten so viel weiter seien. Laut Aaron Köpke, der ebenfalls in der „Oase“ tätig ist, sind Kinder in sozialen Brennpunkten besonders von der Corona-Pandemie betroffen. Man habe zwar Hörspiele und Videos entwickelt, aber die Kinder nur schwer erreichen können. Er erlebe immer wieder, dass Menschen sich für den christlichen Glauben interessieren, wenn Christen diesen glaubwürdig vorleben und von ihrer biblischen Hoffnung erzählen.
Reinhard und Cornelia Frey sind nach 13 Jahren Gemeindedienst in Deutschland im Herbst 2015 wieder nach Sambia zurückgekehrt. Reinhard Frey arbeitet nun in der Gemeindeleiterschulung in Sambia und dem benachbarten Kongo. Ziel sei es, afrikanische Missionare auszubilden, damit diese dann Afrikanern Gottes Wort weitergeben können. Laut Christoph Kiess, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, unterstützt die Liebenzeller Mission mehr als 200 einheimische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit finanziell.
Liebenzeller Mission zählt über 50 offene Stellen
Missionsdirektor David Jarsetz zufolge hat sich die Rolle der Missionarinnen und Missionare gewandelt. Sie sind nun mehr als Berater und Begleiter von Christen und christlichen Gemeinden und weniger als Gründer und Pioniere gefragt. Dabei sei immer wichtig, dass die Missionsarbeit auf Augenhöhe erfolge. Gesucht würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denn die Liebenzeller Mission verfüge zurzeit über 50 offene Stellen in den 20 Einsatzländern. Dem stünden 15 neue Missionskandidaten gegenüber.
Durch Pfingsten nehme Gott „die Christen mit hinein in seine weltweite Rettungsarbeit“. Pfingsten sei die Stabsübergabe Gottes: „Er rüstet seine Leute aus. Er beschenkt uns nicht mit einem Stock, sondern mit seinem Geist. Mit sich selbst. Mit Kraft aus der Höhe. Wir haben ein Mandat und die beste Ausrüstung“, so David Jarsetz.
Direktor Pfarrer Johannes Luithle zufolge arbeitet die Liebenzeller Mission weiter daran, dass alle Menschen zu Gott finden, wie es beim Bau des Missionshauses 1905 festgehalten wurde. Er gab bekannt, dass der bisherige Leiter der Christlichen Gästehäuser Monbachtal, Armin Jans, im Sommer die Leitung der Studien- und Lebensgemeinschaft von Tobias Schuckert übernimmt. Eric Bayer ist nun neuer Leiter des Monbachtals.
Hochschule startet neuen Studiengang
Der Rektor der Internationalen Hochschule Liebenzell, Volker Gäckle, kündigte an, dass in zwei Jahren der englischsprachige Studiengang „Theologie und Entwicklung“ starte: Mission habe viel mit Entwicklungszusammenarbeit zu tun und das wolle man neu erschließen. Seit über einem Jahr sei man im Studienbetrieb coronabedingt in der „Online-Lehre“. Laut Gäckle sind die Bewerberzahlen bislang verhalten, da viele erst abwarten würden, wie sich die Folgen von Corona weiter auswirken. Er verwies darauf, dass viele Absolventen neben der „klassischen Missionsarbeit“ auch unter Prostituierten oder mit schwersttraumatisierten Kindern in Deutschland engagiert seien.
Gäckle rief beim „Forum Theologie“ dazu auf, wie auch Jesus Grenzen zu akzeptieren. Er habe viele geheilt, aber nicht alle Menschen während seines Wirkens auf der Erde gesundgemacht. „Wer weiterkommen will, muss Grenzen setzen, muss auch Erwartungen enttäuschen und auch Loslassen können.“
Ulrich Giesekus, Professor für Psychologie und Counseling an der Internationalen Hochschule Liebenzell, zufolge verwechseln viele Gemeinden Liebe mit Liebsein. Dabei benötige jeder gesunde Grenzen, denn sonst drohe ein Burn-out. Viele hätten auch nicht gelernt, mit Anstand zu streiten. Hinzukomme, dass viele biblische Sanftmut mit Schwäche gleichsetzen: „Sanftmut bedeutet, kein schwaches oder hartes, sondern ein festes Herz zu haben.“
Die Liebenzeller Mission ist in etwa 20 Ländern mit rund 250 Missionarinnen und Missionaren aktiv. Unter dem Motto „Mit Gott von Mensch zu Mensch“ geben sie die Gute Nachricht von Jesus Christus weiter und helfen Benachteiligten. Als evangelische Missionsgesellschaft und freies Werk finanzieren sie diese Arbeit größtenteils durch Spenden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gründen christliche Gemeinden, bilden aus, sind in sozialen Projekten tätig und helfen in akuten Notlagen.