Eine Fußball-Liga für über 80-jährige Männer
Männer über 80 Jahre, die in einer eigens im Januar gegründeten Liga hinter einem Fußball hinterherjagen? Undenkbar? Nicht in Japan! Das berichtet der Liebenzeller Missionar Thomas Beck. In keinem Land leben so viele alte Menschen, über 90.000 der rund 124 Millionen Japaner zählen über 100 Jahre, Tendenz steigend. Nirgends gibt es derzeit prozentual mehr Hundertjährige.
Die Sterberate ist dabei so hoch wie nie, gleichzeitig sank die Geburtenrate auf ein Niveau, das eigentlich erst für 2033 prognostiziert wurde. Laut der Regierung hat ein veränderter Lebensstil infolge der Corona-Pandemie und der wachsende Trend, später oder gar nicht zu heiraten, zu diesem signifikanten Geburtenrückgang geführt.
2021 ist die Zahl der Eheschließungen zudem aufgrund der Pandemie auf den niedrigsten Stand seit Ende des Zweiten Weltkriegs gesunken. Laut einer aktuellen Umfrage möchte die Hälfte der Unverheirateten unter 30 Jahren keine Kinder. 53 Prozent der Männer und 46 Prozent der Frauen wollen nicht Eltern werden. Bei den verheirateten Paaren sieht es auch nicht besser aus, nur 48 Prozent geben an, dass sie gerne Kinder hätten. Begründet wird das mit Zukunftsängsten und finanziellen Aspekten.
Die Zahlen zeigen, dass Japan mit einer doppelten Herausforderung zu kämpfen hat: Zum einen werden immer weniger Kinder geboren, zum anderen altert die Bevölkerung immer mehr. Das bedeutet aber auch, dass Japan noch eine sehr rüstige und aktive ältere Generation hat, die nach wie vor offen und interessiert ihre Umwelt wahrnimmt.
„Für uns als Gemeinde heißt das auch, dass wir diese Generation nicht vergessen dürfen. Auch ihnen gilt der Auftrag, das Evangelium zu verkündigen und ihnen von der Rettung durch Jesus Christus zu erzählen“, sagte Thomas Beck. Die Gemeinde dort hat einen Abholdienst eingerichtet, damit auch ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, am Gottesdienst teilnehmen können. „Außerdem machen wir in der Gemeinde immer wieder deutlich, dass unser Lebenswert nicht vom Tun her definieren ist, sondern von unserem Sein. Gerade den älteren Menschen machen wir immer wieder deutlich, dass uns ihr Dabeisein wichtig ist und uns deshalb kein Weg zu schade ist, um sie abzuholen.“ Daneben kann jeder nach dem Gottesdienst einen Ausdruck der Predigt erhalten, um sie noch einmal nachlesen zu können. Außerdem gibt es besondere Gebetseinheiten, in denen ganz speziell für die älteren Besucher und ihre eigenen Anliegen gebetet wird.
Thomas und Irene Beck sind seit fast 30 Jahren in Japan vor allem in der Gemeindegründungsarbeit aktiv. Das Ehepaar mit vier fast erwachsenen Kindern ist seit 2012 in Tokaichiba im Einsatz. Thomas leitet daneben als Geschäftsführer die religiöse Körperschaft der Liebenzeller Mission in Japan, die unter anderem 16 Gemeinden und ein Freizeitheim umfasst. Rund ein Prozent der rund 124 Millionen Japanerinnen und Japaner sind Christen, davon sind 680.000 Evangelisch. Die Liebenzeller Mission ist seit 1924 mit Missionaren in dem Land tätig.