„39 Jahre Sambia: Wir würden es sofort wieder machen!“
Michael und Bärbel Pflaum leben seit 1986 in Sambia. Offiziell sind sie im Ruhestand, doch weiterhin sind sie für die Liebenzeller Mission und die Amano-Schule in Ndola/Sambia im Einsatz. Derzeit sind sie in Deutschland. Wir haben ihnen einige Fragen gestellt.
Ihr wart 39 Jahre in Sambia im Einsatz. Wie fällt euer Fazit aus?
Wir würden es sofort wieder machen. Es war unser Auftrag. Deshalb sind wir nach Sambia gegangen. Sambia ist unser Zuhause. In Deutschland fühlen wir uns mittlerweile als Ausländer.
Was würden die meisten Deutschen nicht von Sambia erwarten?
Die riesige industrielle und infrastrukturelle Entwicklung, die Sambia in den letzten 40 Jahren erlebt hat, ist in Deutschland vielen nicht bekannt. In Sambia gibt es mittlerweile viele Autobahnen, internationale Flughäfen, Fußballstadien und gut ausgestattete Krankenhäuser. Diese rasante Entwicklung gab es in Deutschland nicht. Aber Sambia hatte natürlich auch Aufholbedarf.
Was viele auch nicht vermuten würden: Sambia ist sicherer als Deutschland und gilt als zweitsicherstes Land in Afrika.
Missionare und Kirchen werden in Sambia oft bevorzugt behandelt. Es gibt einen landesweiten Respekt für Missions- und Gemeindearbeit, was im säkularen Europa nicht mehr gewöhnlich ist.
Wo seht ihr den afrikanischen Kontinent in zehn Jahren?
Dann wird es in Afrika mehr evangelikale Christen geben als Nordamerika Einwohner hat! Wirtschaftlich gesehen wird der Kontinent zu einem Powerhouse werden. Allein von den Ressourcen her ist Afrika ein großer Player. Zudem ist die junge Generation hochgebildet. Allerdings wird vermutlich die Korruption auch in zehn Jahren noch ein großes Problem sein.
Ihr habt die Amano-Schule in Sambia mitgegründet. Was ist euer Wunsch für die Zukunft der Schule?
Dass die Schule ihr Motto und ihre Zielsetzung nicht verliert: Dass Kinder Jesus kennenlernen und sie eine möglichst hohe Ausbildung bekommen, die ihnen eine gute Perspektive ermöglicht.
Wir haben kürzlich das neue Solarsystem von einem ehemaligen Schüler gekauft, der in dem Bereich ein richtiger Experte ist. Das zeigt, wie die Schule Akzente setzen kann, die sich gesellschaftlich auswirken. Wir wünschen uns, dass politische und industrielle Entscheidungen vom biblischen Menschenbild geprägt sind. Und dass der Präsident Sambias eines Tages von der Amano-Schule kommt!
In Sambia sind viele Menschen Christen, aber ihr Glaube ist oft nicht tief verwurzelt. Wie geht ihr als Missionare damit um?
Nominelle sind 85 Prozent der Bevölkerung Christen. Es gehen viele Leute in die Kirche, aber das sind oft „U‑Boot-Christen“. Sonntags tauchen sie im Gottesdienst auf, unter der Woche sind sie abgetaucht, betrügen den Staat oder gehen zum Zauberdoktor.
An der Amano-Schule gibt es jeden Tag biblischen Unterricht. Jedes Jahr taufen wir mehrere Schüler. Wir planen ein „Skills Training Center“, an dem sie einen Beruf erlernen können. Das alles trägt zu einem stabilen Fundament in ihrem Leben bei.
Wenn ihr zurückblickt: Was hat euch besonders gefreut und was besonders herausgefordert?
Es freut uns sehr, dass zwei von unseren vier Kindern jetzt selbst in Sambia Missionare sind – zusammen mit acht unserer Enkelkinder. Eine Tochter ist zusammen mit ihrem Mann Missionarin Japan.
Eine große Herausforderung war die Geburt unseres ersten Kindes Andrea 1986. Bärbel wäre dabei fast gestorben. Die Versorgung damals im Buschkrankenhaus war schlecht. Das überlebt zu haben, war ein Geschenk Gottes.
Trotzdem waren für uns die größten Herausforderungen nicht Krankheiten oder Unfälle, sondern, wenn Mitarbeiter uns enttäuschten. Manchmal war es sehr frustrierend, wenn wir mitbekommen haben, dass ein Pastor ein Doppelleben führte. Die großen Enttäuschungen sind die inneren Enttäuschungen. Als ich (Michael) vor vielen Jahren einmal sehr frustriert war, hat ein erfahrener afrikanischer Leiter zu mir gesagt: „Wenn du als Missionar in 50 Jahren Dienst fünf Menschen wirklich verändert hast, dann warst du ein außerordentlich erfolgreicher Missionar.“ Das hat mich ermutigt, dass die Arbeit nicht umsonst ist und ich vielleicht manchmal einfach zu viel erwartet habe.
Wie wird euer Ruhestand aussehen und wo werdet ihr leben?
Solange wir können, arbeiten wir. Im Himmel ruhen wir dann aus. Natürlich haben wir nicht mehr so viel Energie wie vor 20 Jahren. Aber dafür macht man auch nicht mehr so viele Fehler und kann seine Energie besser einschätzen. Erfahrung hilft ungemein.
Vorerst werden wir in Sambia bleiben. Gesundheitlich geht es uns gut und die medizinische Versorgung wird immer besser.