Wie muss Kirche sein, damit die Leute hingehen?
- 14.11.2022
- 09:36
Nathanael und Mirjam Bader sind mit viel Leidenschaft in der Gemeindeaufbauarbeit im Osten Berlins im Einsatz. Sie lieben ihren „Kiez“ und freuen sich, dass eine frische lebendige Gemeinde entstanden ist. Die Gottesdienste finden jeden Sonntag im Kino statt. Ein „normales“ Kirchengebäude würden viele Ost-Berliner nicht betreten. Wie geht Gemeindebau in Berlin und was ist typisch Berlin? Wir haben Mirjam und Nathanael einige Fragen gestellt.
Ihr lebt schon über zehn Jahre in Berlin. Fühlt ihr euch mittlerweile mehr als Berliner oder immer noch als Schwaben?
Wenn wir in Berlin sind, fühlen wir uns nicht mehr wie in unserer Anfangszeit dort. Wir sind selbst mutiger und unkonventioneller geworden. Wir fühlen uns in Berlin sehr wohl und nicht mehr fremd. Das Leben in Berlin ist eine andere Kultur und fast auch schon eine andere Sprache. Wenn wir dann mal wieder in Süddeutschland sind, ist das manchmal fast ein Kulturschock. Aber wir können dann auch gut switchen und sind natürlich auch gerne wieder bei Verwandten und Freunden im Süden. Was wir auf jeden Fall gemerkt haben: Es braucht Zeit, Liebe und Wollen, sich auf die Leute einzulassen.
Was ist das Spannende am Gemeindeaufbau in Berlin?
Dass wir mutig Neues ausprobieren und Dinge auch wieder sein lassen können, wenn mal etwas nicht funktioniert. Wir wollen immer wieder von den Leuten aus denken: Wie muss Kirche sein, damit die Leute hingehen? Da ist die Dynamik der Stadt hilfreich. Hier ist immer was in Bewegung.
Habt ihr das Gefühl, heute sind mehr Menschen auf der Suche nach Gott als vor zehn Jahren?
Absolut. Die streng-atheistisch geprägten Personen werden weniger. Viele junge Leute sind spirituell auf der Suche. Sie suchen nicht unbedingt Gott, aber irgendwas Spirituelles. Da kann man gut andocken. Was uns auffällt: Die Nöte mit Pandemie, Ukraine-Krieg und Flüchtlingswelle haben dazu geführt, dass Menschen eher auf der Suche nach Hoffnung sind. Und wir merken, dass die Kinder sehr offen sind. Sie stellen viele Fragen. Wir verschenken zu Kindergeburtstagen manchmal Kinderbibeln, wenn die Eltern das möchten. Danach erzählen uns die Eltern, dass sie abends ihren Kindern daraus vorlesen. Das ist echt genial.
Mit Max und Bille Seifert sind zwei junge Menschen, die bei euch zum Glauben gekommen sind, jetzt Missionare in Japan. Hättet ihr damals, als sie Teenies waren, damit gerechnet?
Auf keinen Fall. Wir haben nicht damit gerechnet und ehrlich gesagt auch nicht dafür gebetet. Das war jenseits unserer Vorstellungskraft. Wir waren sehr überrascht und gleichzeitig freuen wir uns natürlich sehr. Die Geschichte von Bille und Max ist vermutlich die bewegendste in unserer Zeit in Berlin. Es ist ihre Geschichte, aber sie hat so viel Auswirkung auf die Gemeinde, ihren Freundeskreis, ihre Familie. Wir können nur staunen.
Was liebt ihr an den Menschen in Berlin am meisten?
Man kann superschnell mit ihnen ins Gespräch kommen. Ihre Direktheit und wie sie über das Leben nachdenken, ist oft sehr humorvoll. Sie sind ein meist sehr direkt, aber bei ihnen gibt es keine Fassade. Sie sind authentisch und einfach sehr nahbar. Die Berliner lieben das Leben, feiern gerne, lieben Gemeinschaft. Man weiß bei ihnen immer, wo man dran ist.
Berlin ist bunt. Das gefällt uns. Bei uns lebt zum Beispiel eine syrische Familie im Haus. Wenn die auf den Ur-Berliner im Haus trifft, ist das schon spannend. Aber das ist eine Vielfalt, wie Gott sie sich ausgedacht hat. Man kann hier so sein, wie man ist.
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