Seit 90 Jahren Kindermissionsfeste in Bad Liebenzell
BAD LIEBENZELL. Darauf hatten Tausende Kinder seit Wochen hin gefiebert. Mit dem Kindermissionsfest in Bad Liebenzell im Nordschwarzwald fand am 13. und 14. Mai eine der größten christlichen Veranstaltungen für Kinder im deutschsprachigen Raum statt. Die Veranstaltung wurde an den zwei Tagen mit identischem Programm durchgeführt. Insgesamt kamen rund 4000 Besucher. Das Festival feierte in diesem Jahr Jubiläum. Seit 90 Jahren veranstaltet die Liebenzeller Mission Kindermissionsfeste.
Das Programm beim Kindermissionsfest war eine bunte Mischung: Mal sangen die Kinder fetzige Lieder mit der Band der Pforzheimer Stadtmission, mal hörten sie gebannt zu, dann lachten sie schallend auf. Zum Beispiel, als der Detektiv Danylo im Theaterstück wieder einen seiner Reime von sich gab: „Die Verbrecher machen sich in die Hose, ihre Knie zittern wie Tomatensoße.“ Das Stück wurde extra für die Veranstaltung entwickelt und war ein Zusammenspiel von Live-Elementen mit Schauspielern auf der Bühne und Video-Einspielern, die an großen LED-Wänden gezeigt wurden. Es drehte sich um das Thema „Der vergessene Schatz“. Studierende der Internationalen Hochschule Liebenzell führten es auf. Die jungen Detektive Danylo und Charlie mussten einen besonderen Fall lösen: Im Bibelmuseum wurde eingebrochen und die wertvolle Gutenberg-Bibel gestohlen. Sie fanden die Bibel, übergaben die Verbrecher der Polizei und entdeckten, dass das eigentlich Wertvolle an einer Bibel nicht die Verpackung oder das Alter ist, sondern der Inhalt.
Ziel der Veranstaltung war es, „Gott auf neue Art und Weise zu erleben“, sagte Ruth Hermann, die Leiterin des Kindermissionsfestes. Als Schwerpunk ging es in diesem Jahr um das Thema Bibel: „Es ist unser Wunsch, dass viele Kinder in der Bibel lesen und sie als Schatz für ihr Leben entdecken.“
„Aus der Bibel können wir echte Schätze heben“, sagte Tabea Ruf, Missionarin in Ecuador. Weil Gott die Menschen erschaffen habe, sei eine zentrale Aussage der Bibel: „Du bist wertvoll.“ Jeder Mensch sei ihm wichtig: „Er will dich in seinem Team haben.“ Ihr Lieblingsvers stehe im Lukas-Evangelium in Kapitel 12, Vers 34: Wo euer Schatz ist, wird auch euer Herz sein. „Was uns am wichtigsten ist, bestimmt unser Leben. Wer im Team Jesus ist, hat immer jemanden, der für ihn da ist“, so die Theologin und Sozialarbeiterin, die zusammen mit ihrem Mann in Ibarra im Norden Ecuadors ein Schutzhaus für von Gewalt bedrohte Frauen aufbaut.
In der Mittagspause konnten sich die Kinder an einer XXL-Spielstraße mit mehr als 60 verschiedenen Stationen austoben und kreative Talente entdecken: Riesen-Hüpfburgen, Action-Wald, Escape-Room, eine Station zur „Detektiv-Ausbildung“, überdimensionaler Kicker, Schatzkisten basteln, Luftballontiere knoten oder bei einer „Mega-Baustelle“ Türme aus mehreren tausend Holzklötzen bauen.
Etwa zwei Drittel der Kinder kamen mit ihren Kindergottesdienst- oder Jungschar-Gruppen zum Fest nach Bad Liebenzell. Ein Drittel kam zusammen mit ihren Familien. Die meisten Besucher reisten aus Baden-Württemberg, Hessen und Bayern an.
Das erste Kindermissionsfest fand 1933 in der Woche vor Pfingsten statt. Auf Anhieb kamen rund 500 Kinder zu Fuß und über Landstraßen durch den Wald auf den Missionsberg. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Veranstaltungszelt beschlagnahmt. Von 1948 an konnte das Fest wieder jährlich angeboten werden. 1953 kamen erstmals über tausend Besucher und es gab nun einen Lautsprecher. Seit 1972 muss das Fest der großen Nachfrage wegen an zwei Tagen stattfinden. Während der Corona-Pandemie gab es jeweils eine Online-Variante des Kindermissionsfests.
Die Liebenzeller Mission ist weltweit mit rund 250 Mitarbeitern in mehr als 20 Ländern aktiv und engagiert sich in Gemeindegründung, theologischer Ausbildung, humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Sie ist eines der größten evangelischen Missionswerke im deutschsprachigen Raum.