Missionare in Bangladesch sehr geschätzt
Missionsleiter Dave Jarsetz war im Januar in Bangladesch. Warum er dorthin reiste, was er erlebt hat und was für Missionare in Bangladesch wichtig ist, erzählt er im Interview.
Dave, wie kam es zu deiner Reise nach Bangladesch?
Ich wurde von der „Bangladesh Baptist Church Sangha“, unserer Partnerkirche, zu ihrer Kirchenkonferenz eingeladen. Diese Tagung findet alle vier Jahre statt und es standen unter anderem Neuwahlen an. Ich durfte als Gastredner die Predigten halten und war bei der Einsetzung dabei. Die Veranstaltungen fanden in einem großen, offenen Zelt statt und es kamen bis zu 800 Besucherinnen und Besucher. Dem Baptistenverband gehören rund 400 Gemeinden an. Sie zählen 250 Pastoren und aktuell über 50 Evangelisten. Die Kirche hat etwa 40.000 Mitglieder und bildet in dem Land mit rund 170 Millionen Einwohnern daher eine Minderheitenkirche.
Deine Reise war im Vergleich zu deinen anderen Missionsreisen ziemlich beschwerlich …
Ich war insgesamt mit An- und Abreise sechs Tage unterwegs, denn es sind ein paar Flüge ausgefallen. Dadurch konnte ich geplante Anschlussflüge nicht erreichen. Einige Nächte verbrachte ich auf Flughäfen. Positiv war, dass ich beim Warten viele Menschen kennengelernt habe. Die Reise war auch deshalb sehr herausfordernd, weil ich fast direkt nach meiner Ankunft auf die Bühne durfte, um meinen Vortrag zu halten. Das ist natürlich nach über 24 Stunden Anreise nicht unbedingt die beste Voraussetzung. Aber immerhin merkt man, wie Gott hilft und beisteht. Da auch in Bangladesch zurzeit Winter ist, war es mit 10 bis 12 Grad relativ kalt und nachts fror ich ziemlich. Das war nicht gerade erholsam.
Wie ist die Lage der Christen in dem Land, dessen Einwohner zu rund 90 Prozent Muslime und 9 Prozent Hindus sind?
Solange die Kirchen ein Stück weit unter sich bleiben, können sie sich innerhalb der Kultur behaupten. Die Christen sind stark in Schul- und Erziehungsprogrammen aktiv, die zum Teil auch von Kindern mit muslimischem Hintergrund besucht werden. Das wird von der Gesellschaft und dem Staat durchaus geschätzt. Schwierig wird es für Kirchen und Christen, sobald sie aktiv für ihren Glauben werben und Mission betreiben.
Vor welchen Herausforderungen stehen die einheimischen Christen?
Der Gemeindeverband berät zurzeit intensiv, wie seine Evangelisten besser die Menschen erreichen und wie die Christen im Glauben wachsen können. Die einheimischen Missionare stoßen auch immer wieder auf Widerstand und von daher ist es gar nicht so einfach, das Evangelium in Wort und Tat weiterzugeben. Der Verband steht ebenso vor großen finanziellen Herausforderungen: Er ist auf Geldgeber vom Ausland angewiesen und hier sind wir einer der verlässlichen Partner. Aber immer mehr Organisationen fahren die finanzielle Unterstützung zurück, weil der Gemeindeverband lernen muss, sich längerfristig eigenständig zu finanzieren. Die Kirchenleitung berichtete mir zudem, dass sie in den nächsten zehn Jahren einen großen Pastorenmangel erwartet. Sie benötigen rund 200 Theologen. Deshalb wird gerade überlegt, ein weiteres Ausbildungsangebot anzubieten, das dann neben der bisherigen außerschulischen theologischen Ausbildung (TEE) ein zweites Standbein bilden soll. Dieses Angebot soll dualer, intensiver und praxisorientierter sein, damit die Absolventen als hauptamtliche Pastoren und Evangelisten arbeiten können.
Wie helfen die Liebenzeller Missionare dem Kirchenverband?
Unser Missionarsteam hat sich in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Gründen stark verkleinert. Wir haben aktuell mit Micha und Katrin Ulmer sowie Benedikt und Verena Tschauner zwei Missionarsfamilien im Einsatz. Micha Ulmer leitet unser Kinderdorf in Khulna. Er steht dort den Einheimischen mit Rat und Tat zur Seite. Benedikt Tschauner lebt als Teamleiter in der Hauptstadt Dhaka. Er berät sehr stark die einheimische Kirchenleitung. Er hilft auch bei dem Sozialzweig der Kirche, einer eingetragenen Nichtregierungsorganisation. Dort gibt es viele sozialmissionarische Programme, zum Beispiel Kinderdörfer und Schulen. Benedikt Tschauner ist zudem für die Beratung und die konzeptionelle Weiterentwicklung zuständig sowie für die Begleitung der Mitarbeitenden.
Was schätzen die Bangladescher an der Arbeit der Liebenzeller Missionare?
Die Kirchenleitung lobte mehrfach, dass wir da sind und die Christen unterstützen. Sie haben uns gebeten, weiterhin Missionare zu senden und ganz konkret in Schlüsselpositionen der Kirche zu investieren, um Mitarbeitende für die Leitung auszubilden. Das gilt auch für den Pastoral- und Bildungsbereich. Hier können wir einen wichtigen Beitrag leisten. Wir werden zudem deshalb sehr geschätzt, weil wir die gewisse Neutralität von außen mitbringen. Wir können oft beratend zur Seite steht und ermutigen, auch, weil wir nicht Teil des Kirchensystems sind.
Was muss ein Missionar für Bangladesch besonders mitbringen?
Neben dem sehr guten Beherrschen der Sprache muss ein Missionar definitiv immer flexibel sein und bleiben. Er muss Spannungen aushalten können, besonders, was sein Anstellungsverhältnis im Land betrifft. Denn in den vergangenen Jahren hatten wir viele Schwierigkeiten, Visa zu erhalten. Und er muss bereit sein, mobil zu sein. Unsere Missionare arbeiten in dem Land sehr weit geografisch auseinander. Das bedeutet, dass sie viel reisen müssen und oft getrennt von ihren Familien sind. Das fordert vor allem junge Familien heraus. Unsere Missionare müssen ebenso eine hohe interkulturelle Sensibilität mitbringen, besonders im Umgang mit den einheimischen Partnern. Dazu zählt Einfühlungsvermögen und zur rechten Zeit das Richtige sagen zu können. Und klar: Unsere Mitarbeiter benötigen die Liebe zu Jesus Christus und die Gabe, das Wort Gottes weitergeben und einheimische Multiplikatoren für die Mission und Evangelisation auszubilden zu können.