Das Radio läuft auch in der Corona-Zeit

Paul und Doro­the Kränz­ler sind ganz schön in Afri­ka rum­ge­kom­men und gehö­ren zu den lang­jäh­rigs­ten Mis­sio­na­ren der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on. Von 1988 bis 1990 waren sie in Libe­ria, von 1991 bis 1992 in Gui­nea und von 1993 bis 2006 in Mala­wi im Ein­satz. Nach einer Zeit im Gemein­de­dienst in Öster­reich reis­ten sie 2016 erneut nach Mala­wi aus. Ihre Lei­den­schaft ist immer noch die­sel­be: Vie­le Men­schen sol­len Got­tes Lie­be erfah­ren. Zur­zeit sind Doro­the und Paul im Hei­mat­auf­ent­halt in Deutsch­land und berich­ten von ihrer Arbeit in Mala­wi. Wir haben ihnen eini­ge Fra­gen gestellt.

Ihr habt weit mehr als 20 Jah­re in Afri­ka gelebt und gear­bei­tet. Fühlt ihr euch mehr als Deut­sche oder als Afrikaner?
Wenn wir in Afri­ka sind, mer­ken wir immer noch sehr, dass wir Aus­län­der sind. Und wenn wir in Deutsch­land sind, haben wir das Gefühl, dass wir auch nicht ganz rein­pas­sen. Wir leben schon irgend­wie zwi­schen den Kulturen.

Ein Schwer­punkt für euch ist die Arbeit bei Radio L. War­um ist die Radio­ar­beit bei der Gemein­de­grün­dung unter den Yao so wichtig?
In der Man­go­chi-Regi­on leben über eine Mil­li­on Men­schen. Die meis­ten Dör­fer sind isla­misch geprägt. Dort rein­zu­kom­men, ist schwie­rig. Und es bräuch­te sehr sehr vie­le Mis­sio­na­re, um die Men­schen zu errei­chen. So vie­le Mis­sio­na­re gibt es lei­der nicht. Das Radio kommt über­all hin. Unse­re Pro­gram­me kön­nen als Anstoß zum Glau­ben die­nen. Die Leu­te hören die Sen­dun­gen, möch­ten mehr erfah­ren und fra­gen nach. Ein wei­te­rer Vor­teil ist, dass Mus­li­me christ­li­che Sen­dun­gen hören kön­nen, ohne auf­zu­fal­len. Denn der sozia­le Druck ist für sie oft sehr stark. Durch Coro­na muss­ten vie­le mis­sio­na­ri­sche Aktio­nen vor Ort aus­fal­len. Da war es umso wich­ti­ger, dass die Radio­pro­gram­me weiterliefen.

Kürz­lich hat­tet ihr einen Minis­ter bei euch in der Radio­sta­ti­on zu Besuch, der dann spon­tan gleich mal auf Sen­dung ging. Wie kam es dazu?
Mitt­ler­wei­le waren es sogar zwei Minis­ter. Der ers­te Besuch war vom Infor­ma­ti­ons­mi­nis­ter. Er woll­te sich ein­fach Pro­jek­te in sei­nem Land anschau­en. Der zwei­te hat­te als Poli­ti­ker im Wahl­kampf Coro­na geleug­net. Dann ist er Minis­ter gewor­den und durch sei­ne neue Ver­ant­wor­tung muss­te er dann dafür wer­ben, dass die Leu­te die Coro­na-Regeln ein­hal­ten. Er war bei uns live auf Sen­dung, wor­auf vie­le Zuhö­rer ange­ru­fen haben und ihn auf­ge­for­dert haben, Stel­lung zu bezie­hen. Das hat er dann auch gemacht.

Euer Radio strahlt in einer über­wie­gend mus­li­misch gepräg­ten Regi­on aus. Wie kommt ein christ­li­cher Radio­sen­der dort an?
Am Anfang gab es schon kri­ti­sche Stim­men und War­nun­gen, unser Radio nicht zu hören. Die gibt es mitt­ler­wei­le – soweit wir wis­sen – nicht mehr. Es ist Ver­trau­en gewach­sen. Ein Abge­ord­ne­ter aus der Regi­on hat es kürz­lich so aus­ge­drückt: Ihr evan­ge­li­siert nicht aggres­siv, son­dern seid sehr glaub­wür­dig. Des­we­gen ist das Radio für die Men­schen wertvoll.
15 bis 20 Pro­zent der Sen­dun­gen haben christ­li­che Inhal­te. Der Rest sind „all­ge­mei­ne“ Pro­gram­me wie Gesund­heits­tipps oder Bil­dungs­an­ge­bo­te. Jeder mus­li­mi­sche Hörer kann im Zwei­fels­fall sagen, dass er nur die all­ge­mei­nen Sen­dun­gen hört. Man muss auch dazu­sa­gen, dass der Islam in unse­rer Regi­on kein radi­ka­ler Islam ist. Des­we­gen gibt es auch ein wirk­lich gutes Miteinander.

Gibt es ein Erleb­nis in den letz­ten Wochen, das euch beson­ders berührt hat?
Fran­cis soll­te eigent­lich von sei­ner Kir­che als Mis­sio­nar nach Mosam­bik aus­ge­sandt wer­den. Durch Coro­na waren aber die Gren­zen dicht. Wir wur­den ange­fragt, ob wir „Ver­wen­dung“ für Fran­cis hät­ten. Er ist Theo­lo­ge, kennt sich im Bereich Trau­ma-Seel­sor­ge aus und spricht Yao. Für uns ist er ein ech­ter Glücks­fall und ein gro­ßes Geschenk. Als für uns der Hei­mat­auf­ent­halt näher gerückt ist, hat er nach und nach eini­ges für uns über­nom­men, beson­ders die Bibel­krei­se in den Dör­fern. Dafür sind wir sehr dankbar.

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