„Wir haben einen ganzheitlichen Auftrag zu erfüllen“
Dietmar und Katrin Brunner arbeiten im Projekt „Hilfe zum Leben“ in Mushili, einer Stadtrandsiedlung von Ndola im Kupfergürtel Sambias. Während Dietmar für den landwirtschaftlichen Zweig und den Ausbau der Infrastruktur verantwortlich ist, setzt sich Katrin in der praktischen Arbeit im Projekt und in der Begleitung von jungen Frauen ein. Dietmar ist Kfz-Meister von Beruf, Katrin Krankenschwester. Beide haben das Bibelkolleg in Bad Liebenzell besucht und sind seit 1998 Missionare in Sambia. Derzeit sind sie in Deutschland und berichten über ihre Arbeit. Wir haben mit ihnen gesprochen und ihnen einige Fragen gestellt.
Die Situation in Sambia ist angespannt. Wie geht es den Menschen und dem Land zurzeit?
Ökonomisch ist die Situation nicht einfach. Meistens gibt es zurzeit nur 3 Stunden am Tag Strom. Viele kleine Handwerksbetriebe können so kaum arbeiten. In Sambia wird der Großteil des Stroms aus Wasserkraft gewonnen. In der letzten Regenzeit hat es viel zu wenig geregnet, so kann nur viel weniger Strom produziert werden. Der ausbleibende Regen hat auch mit der großen Abholzung zu tun. Es gibt Statistiken, die nahelegen, dass in Sambia mehr Bäume abgeholzt werden als in vielen Ländern Südamerikas. Weniger Bäume haben Auswirkung auf den Wasserzyklus. Und 80 Prozent des verbleibenden Stroms gehen in Sambia an die Kupfer‑, Kobalt- und Smaragdminen.
Wie würdet ihr jemandem, der noch nie von eurem Projekt gehört hat, den Ansatz von „Foundations for Farming“ erklären?
Wenn wir es in eine Überschrift packen würden, wäre das „Das Evangelium in der Landwirtschaft“. Es geht um alternative Anbaumethoden, die sich auf biblische Prinzipien gründen. Technologien stehen weniger im Vordergrund. Wir wollen die Botschaft von Jesus durch landwirtschaftliche Prinzipien weitergeben.
Wie groß ist die Bedeutung der Landwirtschaft für den Alltag und das Leben der Menschen in Sambia?
80 Prozent der Menschen bebauen Felder, 65 Prozent müssen sich vom Feldanbau ernähren. Die Durchschnittsernte für Körnermais liegt ca. bei 1,5 Tonnen pro Hektar. Das ist leider ein sehr niedriger Wert. Durch unseren nachhaltigeren Ansatz sind bis zu 8 Tonnen möglich. Manche Kleinbauern versuchen, durch Kunstdünger ihre Erträge zu steigern. Das klappt zwar oft auch, aber die Preise für den Dünger sind so hoch, dass bei den Menschen meistens dann sogar noch weniger übrigbleibt.
Wir empfehlen den Menschen meistens, nur ein kleines Stück Feld für Maisanbau zu nutzen und nach den Prinzipien des alternativen Feldanbaus auch andere Pflanzen anzubauen. Derzeit entwickeln wir ein Agroforst-System, das den Anbau von Feldfrüchten ergänzen soll.
Welche Rolle habt ihr im Projekt und gelingt es, auch Sambiern Verantwortung zu geben?
Während wir in Deutschland sind, führen die sambische Mitarbeiter die landwirtschaftliche Seite des Projekts weiter. Es freut uns, dass das Projekt nicht abhängig ist von uns. Unsere Rolle als Missionare im Projekt besteht mittlerweile hauptsächlich darin, den sambischen Mitarbeitern den Rücken freizuhalten, wenn sie Druck von ihren Familien bekommen, doch wieder andere Methoden einzusetzen – und um ihnen zu helfen, ihre guten Ideen auch umzusetzen.
Was ist euer Wunsch für die Menschen in Sambia?
In Sambia kennen viele Menschen zwar Jesus. Aber wir wünschen uns, dass sie ein Zeugnis für ihre Mitmenschen sind und sich auch für andere einsetzen. Jesus hat in seinem Leben und Dienst Geistliches und Praktisches verbunden. Wenn die Kirchen in Sambia sich wieder von Herzen für Arme und Benachteiligte einsetzen würden, könnten sie wieder eine größere Strahlkraft bekommen.
Wir sehen, dass der Islam in Sambia auf dem Vormarsch ist. Viele Muslime bauen Brunnen in den Dörfern und verteilen Almosen an die Armen. Als Gemeinde Jesu haben wir einen ganzheitlichen Auftrag zu erfüllen. Das wieder neu zu erkennen und zu erleben, wäre unser Wunsch für die Menschen in Sambia.
Du willst die Missionsarbeit von Dietmar und Katrin mit einer Spende unterstützen? Dann kannst du das über diesen Link tun.