Reden und Handeln nicht gegeneinander ausspielen
BAD LIEBENZELL. Der Frage, wie Christen anderen von ihrem Glauben weitersagen können, gingen 650 junge Erwachsene am 23. September bei der „eXchange-conference“ in Bad Liebenzell nach. Veranstalter waren der Süddeutsche und Südwestdeutsche Jugendverband „Entschieden für Christus“ (EC) gemeinsam mit der Liebenzeller Mission. Ziel dieser Konferenz ist es, junge Christen für ihren Glaubensalltag in Beruf oder Studium zu stärken und sie zu befähigen, mit anderen über ihren Glauben zu sprechen, so die Veranstalter. Das Thema der diesjährigen Konferenz war „Beyond me („über mich hinaus“).
Die amtierende Miss Germany, Kira Geiss, sprach über ihre Erfahrungen bei dem Wettbewerb. „Ich bin angetreten als Christin und darf jetzt in der säkularen Welt Zeugnis sein.“ Auch Umweltschutz sei ihr wichtig, aber eine nachhaltige Ökologie müsse auch die Menschen im Blick haben. „Sonst haben wir irgendwann eine gesunde Welt und kranke Menschen.“ Die sozialen Komponenten und Beziehungen dürften nicht aus dem Blick verloren werden. „Ich bin krass durch Jugendarbeit geprägt und habe erlebt, wie man Einfluss nehmen und junge Menschen prägen kann.“
In einer Talkrunde diskutierte Kira Geiss mit Jan Edler, Evangelist und Projektleiter der diesjährigen Jugendevangelisation „truestory“ darüber, ob das Reden oder Handeln wichtiger ist, um andere Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen. Als sie zum christlichen Glauben gekommen ist, sei das Handeln wichtiger gewesen, sagte Kira Geiss. „So wie der Jugendreferent gehandelt und gelebt hat, das hat mich geöffnet.“ Für andere Menschen sei das Reden wichtiger. „Menschen sind unterschiedlich, auf was sie ansprechen.“ Reden und Handeln müssten Hand in Hand gehen. Der Schlüssel, um Menschen mit dem christlichen Glauben zu erreichen, bestehe darin, Beziehungen zu knüpfen und zu leben: „Je länger man zu jemandem eine Beziehung hat, desto mehr hat man das Recht, in dessen Leben hineinzusprechen“, so Kira Geiss. Auch Jan Edler plädierte dafür, Reden und Handeln nicht gegeneinander auszuspielen. Christen seien zu Nächstenliebe aufgerufen. Gleichzeitig stelle er fest, „dass viele das Reden weglassen, weil man dadurch eher aneckt: Wenn ich nur handle, dann werde ich vielleicht als guter Mensch wahrgenommen. Aber wie sollen die Menschen von Jesus hören, wenn ich es ihnen nicht sage? Menschen lernen Jesus nicht dadurch kennen, dass sie mal einen coolen Christen treffen. Man muss es ihnen schon auch sagen.“ Wichtig sei, Evangelisation vielschichtig zu sehen und methodisch breit aufgestellt zu sein: „Lasst uns alle Kanäle aufmachen, um Menschen für Jesus zu erreichen.“ Veranstaltungs-Evangelisationen seien grundsätzlich eine gute Sache, aber er habe schon welche erlebt, bei denen er sich gedacht habe: „Wenn von den 60 Ehrenamtlichen zwei eine Currywurst am Imbissstand essen gegangen wären und mit den Menschen dort gesprochen hätten, wäre mehr erreicht worden.“ Auf die Frage aus dem Publikum, wie man mit einem nicht-christlichen Freund ein Gespräch über den Glauben beginnen kann, antwortete Jan Edler: „Die Challenge ist nicht ein Gespräch anzufangen, sondern es zu bemerken, wenn man eines führt.“ Christen sollten dort hingehen und sein, wo die Menschen sind: „Wenn wir als Christen von Jesus weitersagen wollen, sollten wir nicht um 21 Uhr von der Party gehen, wenn alle anderen bis 1 Uhr bleiben.“
Peter Reid, Leiter des „Bodenseehofs“ und internationaler Direktor der Fackelträger-Bewegung, sagte, dass Jesus Christus zu groß sei für ein einzelnes Leben. „Er braucht eine Vielfalt an Menschen, durch die er wirken kann. Gott hat uns in Unterschiedlichkeit und Einzigartigkeit geschaffen und das ist gut so.“ Jesus Christus habe Interesse an jedem einzelnen Menschen, aber sein Plan sei viel größer als ein einzelnes Leben. Für Christen gebe es zwei zentrale Fragen im Leben: „Was hat Jesus von meinem Leben und was haben andere davon?“ Der beste Ort, einen hellen Stern zu sehen, sei die Dunkelheit: „Dort wo die Liebe erkaltet, gibt es eine Chance für die Botschaft von Jesus.“ In der Christenheit heute gebe es viele Streitthemen. Das sei zur Zeit Jesu nicht anders gewesen. „Interessanterweise hat Jesus in den Evangelien nichts dazu gesagt. Aber Jesus hat zu den Menschen gesagt: ‚Folge mir nach.‘“ Das verbindende Element von Christen über Herkunft, Bildung, Sprache und Erfahrungen hinweg sei Jesus: „Wo Jesus in einem Menschenleben ist, wirkt sich das aus.“ Ganz nach dem Apostel Paulus sollten Christen ein „Wohlgeruch“ für andere sein: „Wir sind ganz normale Menschen, aber wir kennen Jesus. Er hat unser Leben verändert und reich gemacht“, so Peter Reid.
Teil der eXchange-conference waren auch Einblicke von Mitarbeitern der Liebenzeller Mission aus Ecuador, Deutschland und Japan. Für die Gemeindegründungsarbeit in der Region Tokio wurde eine Kollekte eingesammelt. In den letzten 70 Jahren sind durch Einsatz von Liebenzeller Missionaren dort rund 50 christliche Gemeinden entstanden.
Umrahmt wurden die verschiedenen Einheiten von einem vielfältigen Pausen- und Abendprogramm mit einer großen Foodstreet, einem eigenen Café, Kreativangeboten, Gesprächsmöglichkeiten, Worship-Night, Lagerfeuer und einer Bar mit Livemusik. So konnten die Teilnehmer diesen Tag mit einem offenen Ausklang genießen.