„Auch Familien mit niedrigem Einkommen brauchen Urlaub“

Tauschten sich über das Thema Familienerholung aus: Holger Krauß (Verwaltungsleiter Christliche Gästehäuser Monbachtal), Claudia Stautner-Jersak (Assistentin des Leiters der Gästehäuser), Eric Bayer (Leiter Christliche Gästehäuser Monbachtal), MdB Lina Seitzl (Vorsitzende der Evangelischen Familienerholung), Ulrike Gebelein (Diakonie Deutschland), Doris Walz (Hauwirtschaftliche Leiterin der Gästehäuser) und Roberto Chiari (Bürgermeister Bad Liebenzell) (v.l.n.r.).
Tauschten sich über das Thema Familienerholung aus: Holger Krauß (Verwaltungsleiter Christliche Gästehäuser Monbachtal), Claudia Stautner-Jersak (Assistentin des Leiters der Gästehäuser), Eric Bayer (Leiter Christliche Gästehäuser Monbachtal), MdB Lina Seitzl (Vorsitzende der Evangelischen Familienerholung), Ulrike Gebelein (Diakonie Deutschland), Doris Walz (Hauwirtschaftliche Leiterin der Gästehäuser) und Roberto Chiari (Bürgermeister Bad Liebenzell) (v.l.n.r.).

BAD LIEBENZELL. Der Bedarf für Fami­li­en, Urlaub zu erschwing­li­chen Prei­sen machen zu kön­nen, ist enorm. Das sag­te die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Lina Seit­zl (SPD) bei ihrem Besuch der Christ­li­chen Gäs­te­häu­ser Mon­bach­tal am 31. Juli. Sie kam in ihrer Funk­ti­on als Vor­sit­zen­de der Evan­ge­li­schen Fami­li­en­er­ho­lung im Dia­ko­ni­schen Werk in den Nord­schwarz­wald und bekam einen Ein­blick in die Ange­bo­te für Kin­der und Fami­li­en bei den Christ­li­chen Gästehäusern.

31 Häu­ser von der Ost­see bis ins Alpen­vor­land sind zu den Evan­ge­li­schen Fami­li­en­fe­ri­en­stät­ten zusam­men­ge­schlos­sen. Deren Anlie­gen ist es, Urlaub für die gan­ze Fami­lie in fami­li­en­freund­li­chen Unter­künf­ten zu erschwing­li­chen Prei­sen anzu­bie­ten. Die ers­te Sta­ti­on ihrer Som­mer­tour waren für Lina Seit­zl die Gäs­te­häu­ser im Monbachtal.

Eric Bay­er, Lei­ter der Gäs­te­häu­ser, berich­te­te davon, dass sich gera­de Fami­li­en aus nied­ri­gen Ein­kom­mens­sek­to­ren einen Urlaub in den Gäs­te­häu­sern kaum mehr leis­ten kön­nen – obwohl die Prei­se im Mon­bach­tal güns­ti­ger sei­en als in einem gewöhn­li­chen Hotel. „Genau für sol­che Fami­li­en braucht es För­der­mög­lich­kei­ten“, sag­te Ulri­ke Gebel­ein, die bei der Dia­ko­nie Deutsch­land für Kin­der­po­li­tik, Fami­li­en­för­de­rung und Evan­ge­li­sche Fami­li­en­er­ho­lung zustän­dig ist. „Wir bekom­men fast jeden Tag Anru­fe von ver­zwei­fel­ten Fami­li­en auf der Suche nach För­der­pro­gram­men“, so Ulri­ke Gebelein.
Lina Seit­zl sag­te, dass die schwie­ri­ge Haus­halts­la­ge im Bund ver­mut­lich zu einer erheb­li­chen Mit­tel­kür­zung im Bereich Fami­li­en­er­ho­lung füh­ren wer­de. Sie selbst schmer­ze das und sie wer­de sich dafür ein­set­zen, dass För­der­pro­gram­me erhal­ten bleiben.
Einig waren sich Eric Bay­er, Lina Seit­zl und Ulri­ke Gebel­ein, dass das För­der­pro­gramm Coro­na-Aus­zeit ein vol­ler Erfolg war. „Durch das Pro­gramm wur­den wir förm­lich über­rannt. Es kamen Fami­li­en zu uns, die schon jah­re­lang kei­nen Urlaub mehr machen konn­ten.“ Laut Lina Seit­zl habe das Pro­gramm auch dazu geführt, dass sich vie­le der Ein­rich­tun­gen inner­halb der Evan­ge­li­schen Fami­li­en­er­ho­lung pro­fes­sio­na­li­siert haben: „Der Bund hat­te das ein­ge­for­dert und vie­le Ein­rich­tun­gen haben gelie­fert.“ Jetzt die För­der­pro­gram­me deut­lich zu beschnei­den, sei schwierig.

Auch für die Christ­li­chen Gäs­te­häu­ser Mon­bach­tal sei die­ses Jahr finan­zi­ell her­aus­for­dernd, sag­te Eric Bay­er. Durch die Infla­ti­on sei­en auch die Ein­kaufs­prei­se für die Gäs­te­häu­ser stark gestie­gen. „Eigent­lich müss­ten wir unse­re Prei­se eben­falls deut­lich anhe­ben, was wir aber nicht kön­nen und wol­len.“ Trotz­dem gebe es einen enor­men Inves­ti­ti­ons­be­darf: „Wir wol­len das Mon­bach­tal fit für die Zukunft machen. Dazu gehört es auch, Pro­zes­se effek­ti­ver zu machen“, so Eric Bay­er. Der­zeit gibt es im Mon­bach­tal zum Bei­spiel zwei Spei­se­sä­le. Die­se bei­den zusam­men­zu­füh­ren, sei not­wen­dig. „Zukünf­tig wer­den wir gar kein Per­so­nal mehr bekom­men, um zwei Spei­se­sä­le bedie­nen zu kön­nen.“ Für sol­che Maß­nah­men fehlt den Gäs­te­häu­sern aber der finan­zi­el­le Spiel­raum: „Bei För­der­pro­gram­men fal­len wir lei­der häu­fig durchs Ras­ter“, so Eric Bay­er. Bei 230 Bet­ten ver­zeich­net das Mon­bach­tal der­zeit etwa 32.000 Über­nach­tun­gen im Jahr. Vor Coro­na waren es 40.000. „Ich hof­fe, dass wir in zwei Jah­ren wie­der bei die­sen Zah­len ste­hen.“ Set­zen will Eric Bay­er vor allem auf Schu­len, Fir­men und Kurz­ur­lau­ber. Das habe das Mon­bach­tal gemein­sam mit der Stadt Bad Lie­ben­zell, sag­te Bür­ger­meis­ter Rober­to Chia­ri: „Unse­re Ziel­grup­pe sind Gäs­te, die vier bis fünf Tage Urlaub machen. Dazu bie­tet Bad Lie­ben­zell mit der Para­cel­sus-Ther­me und attrak­ti­ven Wan­der­we­gen eine idea­le Möglichkeit.“

Für die Christ­li­chen Gäs­te­häu­ser sei es ein Ziel, auf der einen Sei­te Gäs­ten sehr anspre­chen­de Unter­kunfts­mög­lich­kei­ten anzu­bie­ten, gleich­zei­tig auch sozia­len Nöten gerecht zu wer­den. „Ganz kurz­fris­tig wur­den wir ange­fragt, ukrai­ni­sche Fami­li­en unter­zu­brin­gen, deren Kin­der schwer trau­ma­ti­siert sind und die hier eine Woche Erho­lungs­ur­laub ver­brin­gen kön­nen“, berich­te­te Eric Bay­er. Mit etwas Orga­ni­sa­ti­ons­ge­schick konn­ten noch 20 Bet­ten zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie leb­ten Dut­zen­de syri­sche und afgha­ni­sche Flücht­lin­ge in den Gäs­te­häu­sern, die auf­grund von Vor­er­kran­kun­gen nicht in den kom­mu­na­len Gemein­schafts­un­ter­künf­ten unter­ge­bracht wer­den konnten.
Fami­li­en zusam­men­zu­brin­gen und zu för­dern, sei ein klas­si­sches Anlie­gen der Gäs­te­häu­ser: „Wir bie­ten Vater-Toch­ter- oder Vater-Sohn-Frei­zei­ten an, Zwei-Gene­ra­tio­nen-Tan­zen und vie­le wei­te­re Ange­bo­te für Fami­li­en.“ Die­se Pro­gram­me sei­en sehr gefragt, sag­te Eric Bayer.
Sicht­lich begeis­tert zeig­te sich Lina Seit­zl über die ver­schie­de­nen Ange­bo­te der Christ­li­chen Gäs­te­häu­ser und die idyl­li­sche Lage inmit­ten der Natur des Nord­schwarz­walds. Es sei sehr zu wün­schen, dass hier wei­ter­hin Men­schen aus ganz ver­schie­de­nen Bevöl­ke­rungs­grup­pen Urlaub machen kön­nen – die Evan­ge­li­sche Fami­li­en­för­de­rung wer­de sich auf jeden Fall dafür einsetzen.

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