„Auch Familien mit niedrigem Einkommen brauchen Urlaub“
BAD LIEBENZELL. Der Bedarf für Familien, Urlaub zu erschwinglichen Preisen machen zu können, ist enorm. Das sagte die Bundestagsabgeordnete Lina Seitzl (SPD) bei ihrem Besuch der Christlichen Gästehäuser Monbachtal am 31. Juli. Sie kam in ihrer Funktion als Vorsitzende der Evangelischen Familienerholung im Diakonischen Werk in den Nordschwarzwald und bekam einen Einblick in die Angebote für Kinder und Familien bei den Christlichen Gästehäusern.
31 Häuser von der Ostsee bis ins Alpenvorland sind zu den Evangelischen Familienferienstätten zusammengeschlossen. Deren Anliegen ist es, Urlaub für die ganze Familie in familienfreundlichen Unterkünften zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Die erste Station ihrer Sommertour waren für Lina Seitzl die Gästehäuser im Monbachtal.
Eric Bayer, Leiter der Gästehäuser, berichtete davon, dass sich gerade Familien aus niedrigen Einkommenssektoren einen Urlaub in den Gästehäusern kaum mehr leisten können – obwohl die Preise im Monbachtal günstiger seien als in einem gewöhnlichen Hotel. „Genau für solche Familien braucht es Fördermöglichkeiten“, sagte Ulrike Gebelein, die bei der Diakonie Deutschland für Kinderpolitik, Familienförderung und Evangelische Familienerholung zuständig ist. „Wir bekommen fast jeden Tag Anrufe von verzweifelten Familien auf der Suche nach Förderprogrammen“, so Ulrike Gebelein.
Lina Seitzl sagte, dass die schwierige Haushaltslage im Bund vermutlich zu einer erheblichen Mittelkürzung im Bereich Familienerholung führen werde. Sie selbst schmerze das und sie werde sich dafür einsetzen, dass Förderprogramme erhalten bleiben.
Einig waren sich Eric Bayer, Lina Seitzl und Ulrike Gebelein, dass das Förderprogramm Corona-Auszeit ein voller Erfolg war. „Durch das Programm wurden wir förmlich überrannt. Es kamen Familien zu uns, die schon jahrelang keinen Urlaub mehr machen konnten.“ Laut Lina Seitzl habe das Programm auch dazu geführt, dass sich viele der Einrichtungen innerhalb der Evangelischen Familienerholung professionalisiert haben: „Der Bund hatte das eingefordert und viele Einrichtungen haben geliefert.“ Jetzt die Förderprogramme deutlich zu beschneiden, sei schwierig.
Auch für die Christlichen Gästehäuser Monbachtal sei dieses Jahr finanziell herausfordernd, sagte Eric Bayer. Durch die Inflation seien auch die Einkaufspreise für die Gästehäuser stark gestiegen. „Eigentlich müssten wir unsere Preise ebenfalls deutlich anheben, was wir aber nicht können und wollen.“ Trotzdem gebe es einen enormen Investitionsbedarf: „Wir wollen das Monbachtal fit für die Zukunft machen. Dazu gehört es auch, Prozesse effektiver zu machen“, so Eric Bayer. Derzeit gibt es im Monbachtal zum Beispiel zwei Speisesäle. Diese beiden zusammenzuführen, sei notwendig. „Zukünftig werden wir gar kein Personal mehr bekommen, um zwei Speisesäle bedienen zu können.“ Für solche Maßnahmen fehlt den Gästehäusern aber der finanzielle Spielraum: „Bei Förderprogrammen fallen wir leider häufig durchs Raster“, so Eric Bayer. Bei 230 Betten verzeichnet das Monbachtal derzeit etwa 32.000 Übernachtungen im Jahr. Vor Corona waren es 40.000. „Ich hoffe, dass wir in zwei Jahren wieder bei diesen Zahlen stehen.“ Setzen will Eric Bayer vor allem auf Schulen, Firmen und Kurzurlauber. Das habe das Monbachtal gemeinsam mit der Stadt Bad Liebenzell, sagte Bürgermeister Roberto Chiari: „Unsere Zielgruppe sind Gäste, die vier bis fünf Tage Urlaub machen. Dazu bietet Bad Liebenzell mit der Paracelsus-Therme und attraktiven Wanderwegen eine ideale Möglichkeit.“
Für die Christlichen Gästehäuser sei es ein Ziel, auf der einen Seite Gästen sehr ansprechende Unterkunftsmöglichkeiten anzubieten, gleichzeitig auch sozialen Nöten gerecht zu werden. „Ganz kurzfristig wurden wir angefragt, ukrainische Familien unterzubringen, deren Kinder schwer traumatisiert sind und die hier eine Woche Erholungsurlaub verbringen können“, berichtete Eric Bayer. Mit etwas Organisationsgeschick konnten noch 20 Betten zur Verfügung gestellt werden. Während der Corona-Pandemie lebten Dutzende syrische und afghanische Flüchtlinge in den Gästehäusern, die aufgrund von Vorerkrankungen nicht in den kommunalen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden konnten.
Familien zusammenzubringen und zu fördern, sei ein klassisches Anliegen der Gästehäuser: „Wir bieten Vater-Tochter- oder Vater-Sohn-Freizeiten an, Zwei-Generationen-Tanzen und viele weitere Angebote für Familien.“ Diese Programme seien sehr gefragt, sagte Eric Bayer.
Sichtlich begeistert zeigte sich Lina Seitzl über die verschiedenen Angebote der Christlichen Gästehäuser und die idyllische Lage inmitten der Natur des Nordschwarzwalds. Es sei sehr zu wünschen, dass hier weiterhin Menschen aus ganz verschiedenen Bevölkerungsgruppen Urlaub machen können – die Evangelische Familienförderung werde sich auf jeden Fall dafür einsetzen.